Deutschland ist wieder einmal Weltmeister. Trotz anhaltender Stagnation in der Eurozone und einer gedämpften Weltkonjunktur haben deutsche Firmen im letzten Jahr Waren im Wert von fast 1,2 Billionen Euro exportiert. Zieht man die Importe von dieser Zahl ab, bleibt ein Leistungsbilanzüberschuss von 250 Milliarden Euro, was einem Anteil von 8,2 Prozent am Bruttoinlandsprodukt entspricht.
Was deutsche Konzerne freuen mag, sorgt in Europa für eine immer größere Unwucht. Eigentlich müsste die EU-Kommission die Bundesregierung jetzt zu Strafzahlungen verurteilen, da derartige Überschüsse die Eurozone destabilisieren. Doch dazu wird es nicht kommen – schließlich wird in Europa „deutsch gesprochen“, wie es der CDU-Fraktionsvorsitzende Kauder einmal in unnachahmlicher Arroganz formuliert hat. Statt die deutsche Binnenwirtschaft zu stärken wird man wieder einmal die schwächeren Volkswirtschaften zu Lohn- und Sozialkürzungen nötigen. So hat die Eurozone aber keine Zukunft, sie wird an den wirtschaftlichen Ungleichgewichten und daraus resultierenden Konflikten zerbrechen.
Fast ein Viertel aller EU-Bürger lebt heute in Armut. Gleichzeitig hat sich die Zahl der europäischen Milliardäre seit Beginn der Krise mehr als verdoppelt. Dies ist das Ergebnis einer unsolidarischen Politik, die Banken rettet und die Kosten dafür den Schwächsten aufbürdet. Einer Politik, die die Krisenverursacher aus dem Blickfeld nimmt und stattdessen die Bevölkerung verschiedener Länder gegeneinander aufhetzt. Kein Wunder, dass rechtspopulistische Parteien in Europa Zulauf haben und die EU zu einem Synonym für Zwietracht, Krise und Zerfall geworden ist.
Es ist auch kein Wunder, dass Deutschland nun vom Rest Europas in der Flüchtlingskrise allein gelassen wird. Wer ernsthaft geglaubt hat, man könne Europa von Berlin aus regieren, der darf sich nicht wundern, wenn ihm jetzt selbst der Wind ins Gesicht bläst. Und der Wind kann durchaus zum Sturm werden. Wenn die Grenzkontrollen ausgeweitet und immer neue Zäune und Mauern gegen Flüchtlinge errichtet werden, wäre das nicht nur ein moralischer Bankrott für Deutschland und Europa. Damit wäre auch ein Wirtschaftsmodell am Ende, das auf den ungehinderten Transport von Waren und Vorprodukten angewiesen ist.
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Heinz-Josef Bontrup, Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Westfälischen Hochschule und Sprecher der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Sahra Wagenknecht, Volkswirtin und Linken-Politikerin, Dierk Hirschel, Chefökonom der Gewerkschaft Verdi, Mechthild Schrooten, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Bremen und Carsten Brzeski, Chefökonom der Bank ING Diba.
Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbandes VDK, Franz Knieps, Vorstand des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen und ehemaliger Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium, Martin Staiger, Sozialrechtsexperte und Dozent an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Jens Holst, Gesundheitswissenschaftler, und Hartmut Reiners, ehemaliger Referatsleiter im brandenburgischen Gesundheitsministerium.
Experten des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, Vertreter des Food First Informations- und Aktions-Netzwerks (Fian), Thomas Gebauer von Medico International, der Handelsexperte Roland Süß (Attac) sowie Cornelia Füllkrug-Weitzel und Claudia Warning, die dem Hilfswerk von Brot für die Welt vorstehen.
Rainer Voss, ehemaliger Investmentbanker und Protagonist des Dokumentarfilms „Master of the Universe“, Lisa Mittendrein, Mitglied des Vorstands von Attac Österreich, Christophe Nijdam, Generalsekretär der Brüsseler Organisation Finance Watch, Wolf Brandes, Experte für Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Hessen, Sven Giegold, Finanzexperte und Europa-Abgeordneter der Grünen, und Helmut Creutz, Zinskritiker.
Kommunikationsberaterin Claudia Cornelsen, die Karriereberaterin Sigrid Meuselbach und als Gastautoren zahlreiche Führungskräfte aus deutschen Unternehmen. Den Anfang machen die Commerzbank-Managerin Nurten Erdogan und der Unternehmensberater Manfred Dahm, der Managern Sinn für gesellschaftliche Verantwortung nahebringt.
Christine Ax, Philosophin und Ökonomin am Sustainable Europe Research Institute, Felix Rauschmayer, ökologischer Ökonom am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, Christa Müller, Soziologin und Leiterin der Anstiftung in München, Wolfgang Kessler, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und Chefredakteur der Zeitschrift Publik-Forum, sowie Günther Moewes, emeritierter Professor, Verteilungs- und Wachstumskritiker.
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