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Neu im Kino: „Liebe halal“: Das Klischee vom heißblütigen Orient | Film - Frankfurter Rundschau
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Film

06. Juli 2016

Neu im Kino: „Liebe halal“: Das Klischee vom heißblütigen Orient

 Von Frank Olbert
Sattsam klischeebeladen: Tischszene in „Liebe halal“.  Foto: dpa

Assad Fouladkars Episodenfilm „Liebe halal“ lässt einige westliche Vorurteile platzen – ist aber dann doch zu sehr auf harmlos und lustig getrimmt.

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Das Liebesleben von Muslimen fordert bei manchen Christen die Fantasie heraus, und dies mitunter recht fiebrig: Hält sich nicht jeder muslimische Mann, der es sich leisten kann, einen Harem? Derlei Stereotype geradezurücken, und dies auch noch mit den Mitteln der Komödie, hat sich der libanesische Filmemacher Assad Fouladkar vorgenommen. Er stiehlt sich sozusagen mit der Kamera in die Schlafzimmer von drei Paaren, die allesamt in Beirut leben.

Der Wohnort ist dabei fast schon die einzige Gemeinsamkeit, die sie in Fouladkars Episodenfilm haben. Und natürlich eine gewisse Spannung zwischen Realität und Koran.

Denn dass der Regisseur westliche Vorurteile wie Seifenblasen platzen lässt, bedeutet nicht, zugleich die skurrilen Seiten im islamischen Verständnis von Ehe und Beziehung zu leugnen. So begegnen wir dem hitzköpfigen Mokhtar, dem die Eifersucht eine Scheidung von seiner geliebten Batoul beschert. Fouladkar schildert die Ehe der beiden wie eine Naturkatastrophe – genauso laut und genauso schicksalhaft. Eigentlich wollen Mohktar und Batoul gerne wieder zusammensein, doch bevor es zur erneuten Hochzeit kommen kann, muss die Frau nach religiösem Gesetz einen anderen Mann heiraten und sich von diesem wieder scheiden lassen.

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Solch spitzfindige Gebrauchsanweisungen und Auslegungen des Korans in Sachen „Liebe halal“ durchziehen auch die beiden anderen Geschichten: In der einen sucht eine sexuell überforderte Ehefrau zwecks Entlastung eine Zweitfrau für ihren Gatten – in der anderen hofft die attraktive und alleinstehende Loubna auf feste Bande mit dem Gemüsehändler Abou Ahmad, der allerdings gar nicht daran denkt, aus dem Seitensprung mehr zu machen. Schließlich kann er sein Verhalten von einer Sure absegnen lassen, zumindest, wie er sie interpretiert.

Freilich sind all diese Fälle viel zu gutmütig und aufs Humoristische getrimmt, als dass sie tiefere Einblicke in den Eros des Islam eröffneten. Am ehesten berührt Loubnas Geschichte, weil sie die zwiespältigste ist: Die pfauenhafte Eitelkeit ihres Auserwählten bringt Fouladkar mit einer bürgerlich-sittsamen Gesellschaft in Verbindung, in der es weibliche Singles nicht nur schwer haben – sie werden auch einer besonderen moralischen Prüfung ausgesetzt. Hier ist die Grenze zwischen Komik und Tragik äußerst schmal.

Doch viel zu oft lässt Fouladkar seine Akteure übertreiben, weil das lustig sein soll, gar zu gern pflegt er selbst das Klischee vom heißblütigen Orient. Beirut allerdings fängt er dabei wunderbar ein, als eine Metropole mit vielen Gesichtern, die ebenso lässig wie sinnlich im levantinischen Sonnenlicht daliegt. Hätte er sich davon doch mehr inspirieren lassen.

Liebe halal. Deutschland/Libanon 2015. Regie: Assad Fouladkar. 91 Min.

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