Baustein 1: Umfrage Jugendpolitikbarometer
Der erste Baustein untersucht, wie Jugendliche im Hinblick auf die Bundestagswahl 2017 und Politik generell "ticken". Ausgehend von Karikaturen mit provokanten Aussagen über "die Jugend" führen die Schülerinnen und Schüler eine Jugendbefragung durch, um zu überprüfen, ob diese Aussagen zutreffen. Die Datenerhebung und -auswertung sowie Einordnung mittels Vergleichsdaten ermöglichen einen methodischen Einblick in die empirische Sozialforschung und helfen den Jugendlichen, sich politisch zu verorten und über die eigenen Einstellungen kritisch zu reflektieren.Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler- setzen sich mit ihren eigenen Meinungen und Einstellungen im Hinblick auf Wahlen, Politikinteresse und politischer Informiertheit auseinander.
- ermitteln Zusammenhänge in Bezug auf Herkunft, bzw. sozialem Milieu, politische Einstellungen etc.
- planen gemeinsam das methodische Vorgehen für die Beantwortung sozialwissenschaftlicher Ausgangsfragen.
- erheben Daten und untersuchen Zusammenhänge, indem sie eine Befragung mithilfe der Software GrafStat durchführen.
- werten die Daten fragegeleitet im Hinblick auf Aussage- und Geltungsbereiche, Darstellungsarten, Trends und Gesetzmäßigkeiten aus.
- vergleichen Daten der eigenen Erhebung mit Daten anderer Erhebungen, um eine Einordnung vornehmen zu können.
- stellen selbst erarbeitete Sachverhalte korrekt und verständlich mithilfe ausgewählter Präsentationsformen dar.
Einstieg
Zum Einstieg in den Befragungsbaustein sind die Schülerinnen und Schüler in einer Karikaturenrallye aufgefordert, sich ausgewählte Karikaturen (M 01.01) anzuschauen und in einer Art kreativem Brainstorming mögliche Aussagen dieser Karikaturen zu formulieren und aufzuschreiben (bei schwächeren Lerngruppen kann der Einstieg ggf. auch auf nur eine Karikatur (z.B. Karikatur 5) erfolgen):Karikatur 1 Die Karikatur ... sagt aus/ unterstellt /behauptet, dass Jugendliche ...
- ... sich nur mit Casting-Shows auskennen.
- ... kein Interesse für Politik, sondern nur für andere Dinge haben.
- ... nicht wissen, wie Wahlen ablaufen.
- ... keine Ahnung von Wahlen haben und daher nicht wissen, was sie wählen sollen.
- etc.
- ... kein Interesse haben, sich zu beteiligen oder ihre politischen Ansichten einzubringen.
- ... andere Interessen (z.B. Computerspiele) haben, als politisch aktiv zu sein.
- etc.
- ... über Politik nicht informiert sind.
- ... keine Ahnung - selbst zu den Wahlbasics - haben.
- ... eine eigene Interpretation von politischen Sachverhalten haben.
- etc.
- ... eine eigene Interpretation von Politik haben.
- ... andere Formen der politischen Meinungsäußerung haben.
- etc.
Im Anschluss an die Karikaturen-Rallye werden die Ergebnisse gemeinsam im Unterrichtsgespräch besprochen. Die Ergebnisse zu den Aussagen der Karikaturen werden sich vermutlich auf folgende Kernaussagen konzentrieren lassen:
- Jugendliche haben kein Interesse an Politik bzw. interessieren sich eher für andere Dinge als Politik.
- Jugendliche sind nicht oder nur schlecht über Politik informiert.
- Jugendliche haben eine eigene Form, bzw. Interpretation von Politik und politischer Meinungsäußerung.
Planungsgespräch
Um das Planungsgespräch einzuleiten, fragt die Lehrperson die Schülerinnen und Schüler nach der Auswertung der Karikaturenrallye, ob die Aussagen denn so stimmen und wie man überprüfen könnte, ob Jugendliche wirklich kein Interesse an Politik haben, schlecht über Politik informiert sind etc.? Die Klasse trägt Mittel der Überprüfung zusammen, wobei die Schülerinnen und Schüler vermutlich u.a. einen Wissenstest oder auch eine Umfrage oder Befragung als Möglichkeiten nennen werden. Die Möglichkeiten werden im Hinblick auf ihre Durchführung und die Qualität der gewonnen Daten und Fakten gemeinsam diskutiert: Wo liegen die Grenzen eines Wissenstests bzw. einer Befragung etc.? Welche Daten erhalte ich bei Quiz respektive Umfrage? Wen muss ich befragen? (Zielgruppe) Welche Aussagekraft haben die erhobenen Daten? (Repräsentativität für alle Jugendliche?) etc.Exkurs – Hintergrundinformationen zur Bundestagswahl Die Möglichkeit einer Überprüfung mittels Wissenstests kann – sofern gewünscht und zeitlich machbar - schon in der eigenen Klasse anhand eines Lückentextes (M 01.02) zu den wichtigsten Hintergrundinformationen zur Bundestagswahl durchgeführt werden. Auf diese Weise können die Kenntnisse der Klasse über die Bundestagswahl sowohl getestet als auch, sofern erforderlich, sichergestellt werden, indem die Schülerinnen und Schüler mithilfe einer Linkliste per Internetsuche sich fehlende Informationen selbst erarbeiten. Je nach Leistungsstärke der Klasse kann alternativ zunächst auch ein Basistext mit Hintergrundinformationen zur Bundestagswahl (M 01.03) erarbeitet und die Erkenntnisse anschließend mithilfe des Lückentexts gesichert werden. Der Lückentext wird in der Klasse besprochen und die Schülerinnen und Schüler können ihre Ergebnisse abgleichen und ggf. korrigieren.
Planung einer Jugendbefragung
Zur Überprüfung der eingangs formulierten Thesen in einem etwas größeren Kontext soll eine Umfrage an der Schule durchgeführt werden. In einem Planungsgespräch besprechen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit der Lehrkraft, wie die eigene Befragung von Jugendlichen zu ihren politischen Einstellungen an der Schule durchgeführt werden soll:- Auswahl der Befragungsart
- Besprechung des Fragebogens (Musterfragebogen M 01.04)
- Auswahl der Art der Ergebnispräsentation
- Aufgabenverteilung
- Zeitplan erstellen
Auch die Wahl der Befragungsart sollte vorab besprochen werden. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten der Befragung, die jeweils mit gewissen Vor- und Nachteilen verbunden sind. In der Klasse sollte diskutiert werden, welche Umfrageart für das eigene Befragungsprojekt geeignet ist, da sich je nach Ziel bzw. Zielgruppe der Befragung unterschiedliche Befragungsarten anbieten.
- Telefonbefragung: Am besten geeignet für: Repräsentative Befragung der Wählerschaft, aber recht aufwändig in der Vorbereitung und Durchführung
- Straßenbefragung: Am besten geeignet für: Erfassung von Stimmungsbildern der Bevölkerung bzw. von Jugendlichen zu ausgewählten Themen. Ist durch den Kontakt zur den Befragten sehr beliebt, muss aber auch sorgfältig vorbereitet werden, um die Datenqualität sicherzustellen.
- Schriftliche Befragung: Am besten geeignet für: Befragungen mit großen Stichproben und Vollerhebungen, da viele Personen in vergleichsweise kurzer Zeit befragt werden können (z.B. Schülerbefragung). Je nach Zielgruppe können aber erhebliche Kopier- und Portokosten anfallen.
- Internetbefragung: Am besten geeignet für: Befragung von konkreten Gruppen mit ausreichender Internetkompetenz (z.B. Schulabgänger-Befragung, Meinungsumfrage an der Schule etc.) Voraussetzung ist aber, dass man die Personen der Zielgruppe auch erreicht, um ihnen den Link zur Onlineumfrage zukommen zu lassen. (Weitere Informationen zur Vorbereitung und Durchführung der unterschiedlichen Befragungsarten im Rahmen von Unterrichtsprojekten mit GrafStat siehe auch http://www.bpb.de/lernen/grafstat/51681/befragung-durchfuehren)
Durchführung der Befragung
Schülerinnen und Schüler führen die Befragung an der Schule, wie geplant, durch und sichern die Daten.(Hinweise zum Einsatz von GrafStat bei der Durchführung der Befragung finden Sie hier: http://www.bpb.de/lernen/grafstat/203081/grafstat-software)
Datenauswertung und Analyse der Ergebnisse
Die erhobenen Daten werten die Schülerinnen und Schüler anschließend arbeitsteilig mit der Software GrafStat aus (Hinweise zu den Auswertungsfunktionen siehe GrafStat Handbuch oder hier http://www.bpb.de/lernen/grafstat/krise-und-sozialisation/223748/m-01-10-auswertungshilfen?p=all).Um die Aussagen der Karikaturen aufzugreifen und diese zu überprüfen, bieten sich - basierend auf den Fragen des Musterfragebogens (M 01.04) - folgende Schwerpunkthemen für die Datenauswertung in den AGs an:
- AG 1: Politisches Interesse von Jugendlichen: Politikinteresse, Parteipräferenz, Engagement (Frage 1, im Hinblick auf Engagement ggf. auch Frage 35; ergänzend - für leistungsstarke Gruppen - Frage 4 zur Parteipräferenz und Frage 21 zur Zufriedenheit mit Demokratie --> Verzahnung mit Baustein 2 möglich)
- AG 2: Wählen gehen - Wahlpflicht: Wahlabsicht, Begründung für Wahlabsicht oder Nichtwahl, Einführung einer Wahlpflicht (Fragen 2, 3, 27) --> Verzahnung mit Baustein 3 möglich
- AG 3: Politische Informiertheit: Häufigkeit der Information, Informationsmedien, Vertrauen in die Medien (Fragen 7, 28, 29, 30-34) --> Verzahnung mit Baustein 4 möglich
- AG 4: Sonstige Themen: z.B. Wichtigkeitseinschätzung verschiedener Probleme, politische Aktivitäten, Beurteilung von möglichen Maßnahmen zur Steigerung des Politikinteresses etc. Eigentlich alle Fragen des Fragebogens, die nicht schon von den AGs 1-3 abgedeckt sind, z.B. der Themenblock "Probleme" = Fragen 8-20 oder der Themenblock zu politischen Aussagen Fragen 22-27)
Für eine Einordnung der eigenen Ergebnisse können die AGs - je nach Leistungsstäke - zusätzlich ausgewählte Daten aus anderen Erhebungen für einen Vergleich nutzen. (M 01.07 Vergleichsdaten AG 1; M 01.08 Vergleichsdaten AG 2; M 01.09 Vergleichsdaten AG 3; M 01.10 Vergleichsdaten AG 4) (Methode: Statistiken und Tabellen auswerten)
Denkbar wäre auch eine hypothesengeleitete Datenauswertung, bei der die Schülerinnen und Schüler zunächst selbst Hypothesen erstellen (M 01.06), welche dann mithilfe der Daten überprüft werden (ggf. auch einsetzbar für die „freie" Arbeitsgruppe AG 4).
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollten gesichert und ansprechend wie verständlich in der Klasse oder auch in der Schule präsentiert werden.
Eine Option kann hier die Erarbeitung einer Ausstellung zum Thema „Jugend und Politik“ in der eigenen Schule sein, für die die Schülerinnen und Schüler Plakate mit der Analyse der Umfrageergebnisse (Datenanalyse, Interpretation des Vergleichs) sowie ggf. ergänzenden Informationen erstellen. Eine detaillierte Anleitung zum Erstellen einer Ausstellung auf Schautafeln (Plakaten) hierzu liegt in einer Methoden-Handreichung "Plakate-Ausstellung erstellen" vor, welche die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von praxisnahen Erläuterungen, Hinweisen und Fotos einer exemplarisch ausgearbeiteten Ausstellung beim Anfertigen der eigenen Plakate-Ausstellung unterstützt.
Da Schülerinnen und Schüler gerne auch mit neuen Medien arbeiten und hier sehr kreativ und motiviert arbeiten, sind natürlich auch andere Präsentationsmöglichkeiten für die Ergebnisse, wie z.B. eine Präsentation mit Prezi oder PowerPoint, eine Internetdokumentation (z.B. mit der Doku-Funktion in GrafStat) oder eine Multimediashow etc. möglich. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt.