Wie haben sich Klima, Bevölkerung und Arbeit entwickelt? Wie Freizeit, Gesundheit und Sozialleistungen? "Deutschland in Daten" liefert Zeitreihen zu zentralen Themenstellungen.
Thomas Rahlf
Einleitung
Statistiken machen die Welt beschreibbar. Lange Datenreihen sind somit auch für Historiker interessant. Doch wie jede historische Quelle bedrüfen auch historische Statistiken der Interpretation und kritischen Nachfrage.
André Steiner
Die DDR-Statistik: Probleme und Besonderheiten
Gesamtdeutsche Statistiken für die Zeit vor der Wiedervereinigung haben ein zentrales Problem: An Erhebungen über Wirtschaft oder Bevölkerung mangelt es aus der DDR-Zeit keineswegs - aber in der ostdeutschen Planwirtschaft hatten diese Zahlen einen politisch legitimierenden Charakter. Von Manipulation muss ausgegangen werden. Das Kapitel blickt auf Möglichkeiten und Grenzen der Auswertung dieser Daten.
Paul Erker
Umwelt, Klima und Natur
Statistische Daten zur historischen Entwicklung von Klima, Umwelt und Natur wurden vereinzelt schon im 18. Jahrhundert gesammelt. Als systematische Erhebungen oder Rückberechnungen liegen sie erst seit jüngster Zeit vor. Die Umwelthistoriker stehen vielfach noch am Anfang, dieses Datenmaterial auszuwerten. Die große Ära der Umweltstatistik hat erst begonnen – und damit die Möglichkeit einer Umweltgeschichte.
Franz Rothenbacher/Georg Fertig
Bevölkerung, Haushalte und Familien
Im 19. und 20. Jahrhundert hört das Bevölkerungswachstum auf, die Wirtschaft zu belasten. Geburtenraten nehmen ab, die Kindersterblichkeit wird überwunden und die Lebenserwartung nimmt zu, sodass die Bevölkerung altert. Ehe und Familie werden für das soziale und wirtschaftliche Leben jenseits der Privatsphäre weniger bedeutsam, im späten 20. Jahrhundert dann auch quantitativ weniger wichtig.
Jochen Oltmer
Migration
Migration bildet seit jeher ein zentrales Element gesellschaftlichen Wandels. Unzählige Beispiele belegen das Ausmaß, mit dem räumliche Bewegungen, insbesondere seit dem frühen 19. Jahrhundert, die Welt veränderten. Auch Vergangenheit und Gegenwart Deutschlands sind durch vielfältige und umfangreiche grenzüberschreitende Ab- und Zuwanderungen sowie interne räumliche Bewegungen gekennzeichnet.
Volker Müller-Benedict
Bildung und Wissenschaft
Bildung ist für Menschen in Deutschland heute unverzichtbarer Bestandteil ihrer Lebensplanung. Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind Bildungsbeteiligung, Bildungsniveau und wissenschaftliche Forschung stark gewachsen. Dabei wurden einige soziale Ungleichheiten fast beseitigt, wie die Beteiligung der Geschlechter oder der Stadt-Land-Gegensatz, andere nur wenig ausgeglichen, wie die Beteiligung unterschiedlicher sozialer Schichten.
Reinhard Spree
Gesundheitswesen
Unter dem Begriff "Gesundheitswesen" werden häufig sehr verschiedene Aspekte gemeinsam behandelt. Sie alle eint das Ziel, Gesundheit zu erhalten oder (wieder) herzustellen. Der Beitrag stellt die langfristige Entwicklung der "Volksgesundheit" dar. Anschließend werden die Faktoren der großen Veränderungstendenzen diskutiert, um die Leistung des Gesundheitswesens und seiner wichtigsten Akteure und Institutionen zu klären.
Marcel Boldorf
Sozialpolitik
Staatliche Sozialpolitik ist der wichtigste Mechanismus zur Umverteilung gesellschaftlichen Wohlstandes. In ihren Anfängen war sie in den meisten Bereichen als finanziell sich selbst tragendes System konzipiert, wurde aber im 20. Jahrhundert zunehmend durch erhebliche Staatszuschüsse geprägt. Auch weiteten sich die sozialpolitischen Felder immer mehr aus, und die Zahl der Leistungsberechtigten nahm zu.
Mark Spoerer
Öffentliche Finanzen
In den öffentlichen Finanzen spiegelt sich der Bedeutungszuwachs des Staates seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wider. Während militärische Aufgaben in den Hintergrund rückten, nahmen die Kosten für Soziales und Ausbildung zu. Entsprechend stieg die steuerliche Belastung der privaten Haushalte von etwa 5 Prozent Mitte des 19. Jahrhunderts auf knapp über 20 Prozent seit den 1930er Jahren.
Marc Debus
Politische Partizipation
Demokratie benötigt politische Beteiligung der Bürger. In diesem Beitrag wird nachgezeichnet, wie sich der Anteil der Wahlberechtigten an der Bevölkerung in Deutschland zwischen 1871 und 2013 entwickelt hat, welche Veränderungen es in der Wahlbeteiligung im Zeitverlauf gab und wie groß der Stimmenanteil war, den die ideologischen "Lager" bei Wahlen zum Reichstag und Bundestag auf sich vereinigen konnten.
Dietrich Oberwittler
Kriminalität
Von der Armuts- zur Wohlstandskriminalität, von Todes- und Gefängnisstrafen zu Geld- und Bewährungsstrafen – Kriminalität und Strafverfolgung unterliegen dem sozialen Wandel. Während die Jugend scheinbar immer krimineller wurde, ging die tödliche Gewalt in Deutschland langfristig deutlich zurück. Historische Kriminalstatistiken können vieles über die Entwicklung sozialer Probleme und die gesellschaftlichen Reaktionen verraten.
Toni Pierenkemper
Arbeit, Einkommen und Lebensstandard
In modernen Marktgesellschaften bedürfen die Menschen zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage regelmäßiger Einkommen. Diese erzielen sie in der Regel durch Erwerbstätigkeiten verschiedenster Art, in ihrer Mehrzahl durch Lohnarbeit. Ihr Lebensstandard hängt von Art und Umfang der Güter und Dienste ab, die sie mit ihrem Einkommen erwerben können.
Deutschland in Daten
Kultur, Tourismus und Sport
Das Kapitel zu Kultur, Freizeit und Sport betritt Neuland. Alle Themen sind lange Zeit nur sporadisch von der Statistik erfasst worden. Zum ersten Mal wird der Versuch unternommen, lange Reihen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart darzustellen. Nicht nur Reihen zu Zeitungen, Theatern, Kinos, Büchern, Tourismus sowie Sportvereinen liefern neue Einsichten, sondern auch der Vergleich verschiedener Freizeitaktivitäten.
Thomas Großbölting/Markus Goldbeck
Religion
Religion spielt in der Geschichte der Menschheit eine zentrale Rolle. Sie prägt Weltbilder, strukturiert soziales Miteinander und beeinflusst Gesellschaft und Politik in vielfacher Form, aber auch wechselnder Intensität. Der Beitrag bietet einen Überblick über Stellenwert und Erscheinungsformen von Religion in Deutschland in den letzten 150 Jahren und geht den statistisch messbaren Veränderungen des religiösen Feldes nach.
Rainer Metz
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen
Der Beitrag behandelt die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland anhand langer, rekonstruierter Reihen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Produktion werden Wachstum und Konjunktur, Krise und Strukturwandel als Grundformen der Wirtschaftsentwicklung erläutert. Dabei zeigt sich, dass insbesondere die Zeit nach 1950 historisch beispiellos dynamisch war.
Rainer Metz
Preise
Der Beitrag behandelt Preisentwicklung, Preisstruktur und Kaufkraft des Geldes anhand rekonstruierter Preis- und Preisindexreihen. Alle Reihen zeigen langfristig einen Anstieg, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Im gesamten Zeitraum beträgt die durchschnittliche Inflationsrate etwa 2 Prozent. Die Zeit nach 1950 ist von einem permanenten Preisanstieg gekennzeichnet, der sich in den letzten Jahren aber verlangsamt hat.
Richard Tilly
Geld und Kredit
Geld und Kredit sind schon seit der Antike nachweisbar. Doch erst mit der Verbreitung marktwirtschaftlicher Tauschbeziehungen in der Frühen Neuzeit wurden sie zu einem bestimmenden Faktor der Wirtschaft, und erst seit dem 19. Jahrhundert werden sie systematisch statistisch erfasst. Der Beitrag stellt "Geld und Kredit" unter verschiedenen Gesichtspunkten als wichtige quantitative Dimension der Wirtschaftsentwicklung vor.
Christopher Kopper
Verkehr und Kommunikation
Die Geschichte des 19. und des 20. Jahrhunderts ist eine Geschichte der Transportrevolution. Durch den Bau eines landesweiten Eisenbahnnetzes vervielfachten sich die Transportmengen und Entfernungen. Menschen erhielten Mobilitätsmöglichkeiten, die im Vor-Eisenbahnzeitalter undenkbar waren. Nach 1945 hob die individuelle Massenmotorisierung die Gegensätze zwischen verkehrsnahen und verkehrsfernen Räumen auf.
Daten in Deutschland
Landwirtschaft
Der Durchbruch zu einem modernen Wachstum erfolgte in der deutschen Landwirtschaft während der Industrialisierung. Entscheidend waren hierbei nicht wissenschaftsbasierte industrielle Inputs, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg das Agrarwachstum trugen, sondern der durch die boomende Lebensmittelnachfrage urban-industrieller Schichten ausgelöste Übergang zu intensiven Betriebssystemen.
Daten in Deutschland
Unternehmen, Industrie und Handwerk
Heute hat Deutschland so viele Unternehmen wie Berlin Einwohner. Sie beschäftigen knapp die Hälfte aller 16- bis 65-Jährigen. Industrieunternehmen produzieren weniger Eisen und Stahl als vor 50 Jahren, aber fünfmal so viele Pkw. Welche Dimensionen hat der industrielle Strukturwandel? Seit wann wächst der Export schneller als der Umsatz im Inland? Und Stimmt es, dass das Handwerk stirbt?
Günther Schulz
Bauen und Wohnen
Bauen und Wohnen dienen grundlegenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Versorgungsfunktionen. Zugleich sind sie durch individuelle Wünsche, politische Ziele und wirtschaftliche Interessen bestimmt. Diese Kräfte wirken in den jeweiligen Epochen unterschiedlich zusammen. Die Analyse des Zusammenspiels eröffnet den Blick auf wichtige gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen der Gesellschaft.
Markus Lampe/Nikolaus Wolf
Binnenhandel und Außenhandel
Die deutsche Wirtschaft erlebte seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine einschneidende Transformation zur international integrierten Marktwirtschaft. Mit zunehmendem Austausch von Gütern stieg auch die wirtschaftliche Bedeutung des Groß- und Einzelhandels. Zwei Globalisierungsschübe im späten 19. Jahrhundert und in der Nachkriegszeit führten zur Einbindung Deutschlands in den Welthandel und Europäischen Binnenmarkt.
Nikolaus Wolf
Zahlungsbilanz
Die Zahlungsbilanz spiegelt Deutschlands wirtschaftliche Verflechtung mit der Welt wider. Sie zeigt die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit und zugleich die wachsende Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Ausland während der letzten 130 Jahre. Die Ausbeutung Europas durch Nazi-Deutschland wird ebenso sichtbar wie deutsche Entwicklungshilfe nach 1945 und die enorme Internationalisierung der deutschen Wirtschaft.
Jörg Baten/Herman de Jong
Internationale Vergleiche
Wie entwickelte sich die deutsche Volkswirtschaft über die letzten zwei Jahrhunderte im internationalen Vergleich? Das Wachstumstempo unterschied sich erheblich. Deutschland holte aber gegenüber Großbritannien und den USA im späten 19. Jahrhundert auf. Auch die Entwicklung des Lebensstandards verlief unterschiedlich. So konnte Deutschland die Gesundheit der Bevölkerung in den 1920er Jahren schneller steigern als andere Länder.
Deutschland in Daten
Wie hoch? Wie groß? Wie viele? Mit welcher Dynamik? Wie haben sich Klima, Bevölkerung und Arbeit, wie Freizeit, Gesundheit und Sozialleistungen, wie Landwirtschaft oder Industrien entwickelt? „Deutschland in Daten“ liefert Zeitreihen zu zentralen Themenstellungen.
Die soziale Situation in Deutschland
Wie sind die sozialen Aufgaben in Deutschland verteilt? Und für welche Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft müssen Lösungen gefunden werden? Das Online-Angebot hilft dabei, die soziale Situation in Deutschland besser einschätzen und beurteilen zu können.
Zahlen und Fakten 3D
Das interaktive Angebot "Zahlen und Fakten 3D" bietet die Möglichkeit, zu verschiedenen Themen auf Entdeckungsreise zu gehen. Ob Energie, CO2, Bruttoinlandsprodukt, Bevölkerung, Migration, Import oder Export: Vergleichen Sie die Regionen und Staaten der Welt miteinander und verfolgen Sie die Entwicklung über mehrere Jahre oder Jahrzehnte hinweg. Mit "Zahlen und Fakten 3D" können Sie sich Infografiken nach Ihren eigenen Vorgaben erstellen.
Europa
Zahlreiche Grafiken, Tabellen und Texte liefern Informationen zu Themen wie Migration, demografischer Wandel, Energieabhängigkeit, Armut und Arbeitslosigkeit. Sie helfen dabei, beispielsweise das Ausmaß der Zuwanderung, die Nettozahler-Debatte auf EU-Ebene oder die ausgleichende Wirkung des Sozialstaates besser zu verstehen.
Globalisierung
Kaum ein Thema wird so intensiv und kontrovers diskutiert wie die Globalisierung. "Zahlen und Fakten" liefert Grafiken, Texte und Tabellen zu einem der wichtigsten und vielschichtigsten Prozesse der Gegenwart.
Arbeitsmarktpolitik
Arbeitsmarktpolitik ist in der Bundesrepublik Deutschland eines der wichtigsten Politikfelder überhaupt. Sie ist einerseits "wahlentscheidend" und greift andererseits tief in die individuellen Belange der Bürger ein. Das Dossier stellt die theoretischen Grundlagen der Arbeitsmarktpolitik, die Ziele und die Akteure, die gesetzlichen Grundlagen und die Instrumente der Arbeitsmarktpolitik vor.
Demografischer Wandel
Zu- und Auswanderung, Geburtenrate, Sterblichkeit - die sind die drei zentralen Faktoren für die demografische Entwicklung. Der demografische Wandel wird unsere Gesellschaft spürbar verändern - ob auf Kommunal-, Landes- oder Bundesebene, im Bereich der Sozialversicherungen, der Arbeitswelt, der Infrastruktur oder der Familienpolitik. Das Dossier beleuchtet die wichtigsten Bereiche und skizziert den Stand der Debatte.
Rentenpolitik
Die Alterssicherung stellt, egal wie sie organisiert ist, in allen modernen Gesellschaften einen erheblichen Anteil an der Verwendung des Sozialprodukts dar. Sie ist quantitativ der Kernbereich des Sozialstaats.