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Musical "Stars" mit Klaus Lage in Nordhausen: Der Rocker brüllt die Welt an

Musical "Stars" mit Klaus Lage in Nordhausen: Der Rocker brüllt die Welt an

Tausendmal berührt, tausendmal ist was passiert: Die Hits zündeten, die Fans tanzten, die Kasse klingelte. Was aber, wenn es eines Tages im Publikum nicht mehr "Zoom" macht? Wenn der sich treugebliebene, in die Jahre gekommene Rockstar Jüngeren mit poppigeren Nummern seinen Platz räumen muß? "Wir produzieren", krächzt TV-Moderator Harry, "doch nicht fürs Rockpalast-Altersheim." Dafür läßt ihn der alte Zenker in der Talkshow hängen, greift sich das Mikro und stapft an den Bühnenrand. "Der Sänger", singt er, "brüllt die Welt an / haut ihr sein Herz um die Ohrn / bis es keiner mehr hörn kann / dann ist er und sind alle verlorn."Rock-'n'-Roll-Endzeitstimmung am Theater Nordhausen. Der alternde Star Zenker, das ist der Rockbarde Klaus Lage, und der hat auf seiner jüngsten "Katz & Maus"-CD einen starken Song: vom "Sänger", der sich bescheiden in die lange Opfertradition von Janis Joplin über Victor Jara bis Bob Marley und Otis Redding einreiht. Der ahnt, daß Elvis "einfach nur fett sein" wollte, und weiß, daß, "wo selbst Flüstern zum Schweigen gebracht ist", Sänger sein müssen, selbst wenn sie out sind und gehn.Der Song stammt aus der Feder von Lage-Texter Diether Dehm. Und weil der so gut ins Showbusineß traf, schrieb er gleich noch eine Handvoll Songs hinterher, band sie an ein Dutzend schriller Figuren und streute etwas Dialog dazwischen: "Stars", die erste deutsche Pop-Operette, wurde in Nordthüringen uraufgeführt. Bravouröse Amateurband Da ist alles drin, was das unterhaltende Gewerbe zu bieten hat: Freude und Leid, Sehnsucht und Frust, Erfolg und Versagen. In "Stars" wird protegiert, gesoffen, gehurt, gefixt und natürlich Musik gemacht. Ursprünglich sollte eine ostdeutsche Spitzenband den Weststar begleiten, doch Pankow und Karat lehnten nach Einblick ins Textbuch ab. "Yoga", eine Amateurtruppe aus Bleicherode, sprang in die Bresche, spielte sich binnen kurzer Zeit auf Klaus Lage ein und spielt sich selbst - einzige angenehme Überraschung.Denn daß Lage-Star singen kann, haben die zahlreich strömenden Theaterfans wohl nicht erst in diesem Stück erfahren. Und auch von einheimischen Bühnen-Sternen sind muntere, mithin parodistische Gesangseinlagen zu erleben - ansonsten: Peinlichkeiten über Peinlichkeiten. Altstar Zenker muß im TV-Songwettbewerb gegen die junge, hübsch-ehrliche Corry antreten, beide geraten wechselweise in die Krise, im Finale finden sich sein Text und ihr Lied. Dies fällt um so leichter, da sich Corrys vom TV-Management angetrauter Duettpartner als Rechtsradikaler erweist und von der bis dahin zerstrittenen Sängereinheitsfront abserviert wird. Tragisch die Rolle von Star-Begleiterin Vera, das "Dings- und Bumsgirl" für alles klärt die Neueinsteigerin mit der Whiskyflasche auf. Und selbstredend kriegt die singende Boulevardpresse eine Lage ab.Aber es kommt noch dicker. Nach der Pause entpuppt sich der Musical-Autor und promovierte Heilpädagoge Dehm als alter 68er. "Hat jemals ein Lied die Welt verändert?" läßt er die verbitterte Rockerwitwe im Büßerkostüm fragen. Und auch Vera erinnert sich, wie sie ja "alle einmal beinahe Rockstars" gewesen sind. Als ihnen Zenker das Durchhaltelied singt, beißen sie vor Schmerz in die Kulissen. Zwar werden absichtsvoll die Klischees der Branche bedient, nur geschieht dies selbst allzuoft auf klischeehaft-dilettantische Weise. Regisseur überflüssig Klaus Lage ist als Sänger ein Kraftpaket, als Schauspieler ein verlorenes Häufchen. Und warum das zwischen getanzten Videoclips und didaktischen Dialogen hin- und herstolpernde Stück überhaupt einen Regisseur nötig hatte, weiß wohl nur Marcus Lachmann.Ist denn nun die ganze Nordhauser Pop-Rebellion für die Katz? Nein, das Publikum tobt vor Begeisterung. Und so glauben auch wir wieder an die unbefleckte Empfängnis und harren auf Elvis' Wiederkehr. Gern hören wir noch künftig von Klaus Lage. Nur "Stars", dieses jüngste deutsch-deutsche Possenspiel, finden wir angesichts der Tragödien um Hendrix, Joplin und Morisson ein bißchen dehmlich.Weitere Vorstellungen: 14., 15. März, 22., 23. April mit Klaus Lage; 25. April, 16., 27. Mai mit Tom Ryser. Info: O3631/34 52. +++