Das Urteil der Nachwelt interessiere ihn nicht, hat Jean-Pierre Ponnelle einmal gesagt, seine Arbeiten lebten im Augenblick ihrer Auff&uuml;hrung. Nun sind Entw&uuml;rfe und Auff&uuml;hrungen des 1988 verstorbenen Regisseurs und B&uuml;hnenbildners im Museum zu sehen, dem klassischen Ort des Nachruhms, und dennoch ist man angeregt und ber&uuml;hrt. Die Berliner Akademie der K&uuml;nste, deren Mitglied Ponnelle war, stellt in ihrem Haus in Tiergarten B&uuml;hnen- und Kost&uuml;mentw&uuml;rfe aus, dazu sind Statements des Regisseurs plakatiert, Videos einiger Opernauff&uuml;hrungen sind zu sehen. Der erste und andauernde Eindruck ist der von Ponnelle als bildendem K&uuml;nstler. In den ausgestellten Entw&uuml;rfen dienen Oper, Schauspiel und Ballett vor allem einmal als Anregung f&uuml;r Figuren, R&auml;ume, Landschaften und auch f&uuml;r Stile. Ponnelle hatte Unterricht bei Jonny Friedl&auml;nder, f&uuml;r kurze Zeit auch bei Fernand L&eacute;ger - der Schluss, Ponnelle habe auch bildnerische Stile inszeniert, ist vielleicht etwas theatralisch, auf ein bestimmtes Idiom ist er aber nicht festzulegen. Mozart immerhin ist f&uuml;r Ponnelle zun&auml;chst ein recht originalgetreu nachempfundenes Rokoko, der B&uuml;hnenentwurf f&uuml;r &quot;Cos&igrave; fan tutte&quot; 1955 an der St&auml;dtischen Oper Berlin ist ganz in hellblau, wei&szlig; und grau gehalten, &auml;hnlich, nur in den Formen robuster ist der Entwurf f&uuml;r den &quot;Figaro&quot; am gleichen Haus. Ponnelles &quot;Rosenkavalier&quot; f&uuml;r Hamburg zwei Jahre sp&auml;ter &uuml;bernimmt die Welt des Rokoko ungebrochen, die B&uuml;hne zu Boris Blachers &quot;Der Mohr von Venedig&quot;, 1956 f&uuml;r Berlin entworfen, imaginiert er in der Art Magrittes.Die Ausschnitte aus den Inszenierungen erwecken zun&auml;chst einen anderen Eindruck. Hier kommt die Musik ins Spiel, die dem Regisseur bekannterma&szlig;en viel bedeutete: &quot;Ich f&uuml;hle mich verpflichtet, eine Oper musikalisch genauso gut kennen zu lernen wie die S&auml;nger und der Dirigent.&quot; In der Ausstellung werden Video-Ausschnitte aus &quot;Rigoletto&quot; vorgespielt (hinrei&szlig;end der j&uuml;ngere Pavarotti 1982 in der bacchanalartig aufgemachten ersten Szene), aus den Z&uuml;richer Monteverdi-Auff&uuml;hrungen Ende der 70er-Jahre mit Harnoncourt, aus &quot;Cardillac&quot; und dem Bayreuther &quot;Tristan&quot;, 1983 mit Barenboim. Auch die Rossini-Arbeiten mit Abbado an der Scala sind in Ausschnitten zu sehen, der &quot;Barbiere&quot; aus dem Jahr 1974, &quot;La Cenerentola&quot; von 1981. Nicht zuletzt in diesen Rossini einmal ernst nehmenden, kaum wieder erreichten Produktionen wird deutlich, was Ponnelle meinte, wenn er, gegen jede vordergr&uuml;ndige Aktualisierung, von den Protagonisten der Oper als von &quot;klassischen Figuren&quot; sprach: Ponnelle war tats&auml;chlich von jenem Humanismus erf&uuml;llt, der &quot;den Menschen&quot; in den Mittelpunkt stellte; in der &quot;lyrischen Kunst&quot; des Musiktheaters dr&uuml;cke der Mensch mit Notwendigkeit aus, was er zu sagen habe. Gleichzeitig l&ouml;st der bildende K&uuml;nstler Ponnelle in seinen B&uuml;hnen-Menschen das Pers&ouml;nliche wieder auf, zu wirklichen Figuren - und Ponnelles Menschen werden wieder zum Ornament. (kgk.) Akademie der K&uuml;nste, Hanseatenweg 10. Bis 3. M&auml;rz. Katalog 39 Euro.

"Ich spreche durch die Augen": der Opernregisseur Jean-Pierre Ponnelle in einer Ausstellung der Akademie der Künste: Wirkliche Figuren

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BERLIN, 25. Januar. &Ouml;ffentlich ge&auml;chtet, privat begehrt - &uuml;ber die Aktien der Sex-Industrie mag kaum ein Investor viele Worte verlieren. In die Wertpapier-Depots wandern sie dennoch. Tabus hin, moralisch motivierter Protest her: Die Branche w&auml;chst kr&auml;ftig, wirft ordentliche Gewinne ab und sichert sich damit das Interesse von Anlegern. An den US-B&ouml;rsen legten die Papiere von Anbietern wie Playboy und New Frontier Media im vergangenen Jahr trotz der Krisenstimmung an den Aktienm&auml;rkten kr&auml;ftig zu. Playboy steigerte seinen B&ouml;rsenwert seit Jahresbeginn 2001 um rund 60 Prozent, New Frontier liegt rund 40 Prozent im Plus. Die an den Neuen Markt strebende Private-Media-Gruppe brachte es 2001 auf einen Kursgewinn von rund 25 Prozent.Kaum ein Gesch&auml;ftszweig profitiert so stark von der Anonymit&auml;t des Vertriebskanals Internet wie die versch&auml;mt umschriebene &quot;Erwachsenenunterhaltung&quot;. Die Porno-Branche verdient dort sogar mit Bezahl-Angeboten ordentlich Geld; bei anderen Web-Offerten halten Internet-Kunden dagegen eher ihre Taschen zu. Am Gesch&auml;ft mit dem Online-Sex wollen auch Internet-Provider und klassische Verlage teilhaben. So ging T-Online im vergangenen Jahr eine Kooperation mit Private Media ein. Der Heinrich Bauer Verlag schluckte die Zeitschrift Coup&eacute; samt ihres lukrativen Internet-Ablegers.Die Branche ist zwar krisenfest und konjunkturunabh&auml;ngig. F&uuml;r Investoren lauern aber auch Gefahren: Die Aussicht auf saftige Profite lockte in den vergangenen Jahren immer mehr Anbieter ins Internet. Zu viele, wie manche in der Branche meinen. Um die Gunst der Surfer buhlen Millionen von Web-Seiten. Deshalb sehen Marktbeobachter die Gewinnerwartungen vieler Firmen unter Druck. Der Verdr&auml;ngungswettbewerb ist in vollem Gange. Wie in der Musikindustrie wollen die Gro&szlig;en vor allem Tauschb&ouml;rsen im Stile Napsters zum Abschalten zwingen.Fehler bei der Internet-Strategie k&ouml;nnen denn auch f&uuml;r Unternehmen und Investoren teuer werden. Playboy verlor online im vergangenen Jahr rund 23 Millionen Euro und rechnet auch in diesem Jahr mit einem Verlust. Besonders hart traf es Mitte 2001 die deutsche Lust-Aktie Beate Uhse. Probleme mit der Online-Sparte dr&uuml;ckten den Gewinn. Prompt sackte das Papier um gut ein Drittel ab. Die Verluste hat die Uhse-Aktie bislang nur teilweise wieder wettmachen k&ouml;nnen. (hhe.)BLZ/PUSCH Beate Uhse 25.7.01-25.1.02

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Den Sportfreunden ist er als freundlicher junger Mann bekannt, als einer, der nichts lieber tut, als &uuml;ber seine Leistungen wie die der Gegner nachzudenken, der Analysen in gef&auml;llige Worte packt und mit einem routinierten L&auml;cheln in die st&auml;ndig pr&auml;senten Kameras entschwindet. Als pflegeleicht kennt man Pieter van den Hoogenband, und so m&ouml;gen ihn seine Landsleute, ihn, der in Holland nicht nur als ein Synonym f&uuml;r den Schwimmsport gilt. Sein Status reicht beinahe an den von Johann Cruyff heran. Das war der Fu&szlig;baller, der Holland beinahe zum Weltmeister gemacht h&auml;tte.Pieter van den Hoogenband, der am Wochenende beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin starten wird, hat dem holl&auml;ndischen Schwimmsport Wettbewerbsf&auml;higkeit auf h&ouml;chstem Niveau zur&uuml;ckgegeben: Olympiasieger &uuml;ber 100 und 200 Meter Freistil war er in Sydney, und beide Male bezwang er eine Legende: Den Russen Alexander Popow, &uuml;ber ein Jahrzehnt der Inbegriff von elegantem Stil und Rekordzeiten, schlug der Holl&auml;nder &uuml;ber 100 Meter souver&auml;n; und Australiens Volkshelden Ian Thorpe schlug vor eigener Anh&auml;ngerschaft &uuml;ber 200 Meter nach ihm an.Aus solchem Stoff sind Mythen, wie der Schwimmer, seit 1996 ein Weltklasse-Athlet, bald erfuhr. In Holland, so sagt van den Hoogenband, &quot;war man stolz auf mich&quot;, und solcher Stolz vermag selbst einen mit ruhigem Gem&uuml;t auf Dauer zu peinigen. &quot;Irgendwann waren es genug Kameras. Ich bin kein Model&quot;, sagt er.Wom&ouml;glich aber ist Pieter van den Hoogenband die l&auml;ngste Zeit Projektionsfl&auml;che f&uuml;r Nationalstolz gewesen. Denn ausgerechnet in Berlin verbl&uuml;ffte der Athlet: Seitdem er mit Euro an Stelle der Gulden herumklimpern darf, habe sich auch seine Einstellung zu Nationalmannschaften und separaten Trainingsteams gewandelt. Pieter van den Hoogenband, inzwischen 23 und als Profi beim PSV Eindhoven finanziell gut gebettet, denkt nicht mehr in nationalen, sondern in kontinentalen Kategorien: &quot;Jetzt haben wir den Euro eingef&uuml;hrt, Europa w&auml;chst immer mehr zusammen. Da w&auml;re es doch nahe liegend, ein Profiteam aus mehreren europ&auml;ischen L&auml;ndern aufzustellen. &quot; Offen soll dieses Team auch f&uuml;r Deutsche sein - angesichts der herzhaft ausgetragenen sportlichen Rivalit&auml;t von Holl&auml;ndern und Deutschen eine reizvolle Vorstellung.Doch Pieter van den Hoogenband hat Gr&uuml;nde daf&uuml;r. Und die sind pers&ouml;nlicher Natur: Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Japan schwamm er Ian Thorpe, dem jungen Australier, hinterher. Leistungsf&auml;higkeit l&auml;sst sich nicht permanent steigern, ohne die Methoden in Frage zu stellen. Und als Motivationshilfe taugen ein paar ausw&auml;rtige Trainingskollegen allemal. In offizieller Darstellung h&auml;ngt Pieter van den Hoogenband dem gemeinsamen europ&auml;ischen Wettbewerbsgedanken an: &quot;Nur so k&ouml;nnen wir die Australier und Amerikaner schlagen. &quot; Na dann.

Stil 25. Januar 2002

"Ich spreche durch die Augen": der Opernregisseur Jean-Pierre Ponnelle in einer Ausstellung der Akademie der Künste: Wirkliche Figuren

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Ein europäischer Star und der Rest der Welt