Wenn es doch nur schon das Endspiel gewesen w&auml;re. Im Stile eines Champions trumpfte Deutschland im letzten Vorrundenspiel der Hockey-WM auf. V&ouml;llig verdient wurde Rekordweltmeister Pakistan mit 3:2 (2:1) besiegt und damit der Einzug ins Halbfinale (gegen S&uuml;dkorea) geschafft. &quot;Gegen die S&uuml;dkoreaner haben wir gute Chancen. Wir werden uns gut vorbereiten und es schaffen&quot;, versprach der gl&uuml;ckliche Trainer Bernhard Peters nach dem Hockey-Krimi gegen Pakistan. &Uuml;ber dem n&auml;chsten Spiel liegt allerdings auch ein Fluch: Zum neunten Mal in Folge steht Deutschland in einem WM-Semifinale, doch gleich siebenmal wurde der Sprung ins Endspiel verpasst. &quot;Wenn unsere Ecken so stark bleiben wie gegen Pakistan, haben wir beste Chancen. Wir sind jetzt richtig eingespielt&quot;, glaubt Torj&auml;ger Oliver Domke. Gegen die Pakistani endete &uuml;brigens eine schwarze Serie: In den WM-Schl&uuml;sselspielen waren die Ballzauberer aus Asien seit 1975 stets als Sieger vom Feld gegangen. Diesmal gingen die Deutschen durch Sascha Reinelts (Im Bild links) von den Stuttgarter Kickers in F&uuml;hrung (20.), danach avancierte Mannschaftskapit&auml;n Florian Kunz (Gladbacher HTC) mit zwei verwandelten Strafecken zum Matchwinner (24., 50.). &quot;Irgendwann musste der Knoten platzen&quot;, freute sich Kunz, der seine ersten Tore bei dieser WM erzielte. Sohail Abbas (35., 38.) traf per Strafecke zum zwischenzeitlichen 2:2, die weiteren sechs Versuche des weltbesten Strafecken-Spezialisten meisterte der starke Torh&uuml;ter Clemens Arnold.

Deutsches Hockey-Team beendet schwarze Serie

Stil

Südkorea

Pakistan

Herr Breitner, Real Madrid wird an diesem Mittwoch 100 Jahre alt. Haben Sie sich schon &uuml;berlegt, was Sie schenken?Da kann ich nix schenken. Der Klub hat mir so viel geschenkt.Und was machen Sie am Mittwoch?Ich werd einen Rioja aufmachen.Rioja. Sie haben also in Ihren drei Jahren in Madrid was gelernt.Das ist wirklich so. Ich hab bis 1974 kaum Wein getrunken, aber dr&uuml;ben ist das ja Teil des Lebens. Auch Teil des Trainingslagers, &uuml;brigens.Sie m&uuml;ssen heute also G&uuml;nter Netzer danken, dass Sie Weinkenner sind.Nein, nein, der G&uuml;nter war zwar schon in Madrid, als ich geholt wurde, aber er hatte mit dem Wechsel selbst nichts zu tun. Er war nur Dolmetscher.Was war f&uuml;r Netzer und Sie schon damals so besonders an Real?In seinen Strukturen war Real seiner Zeit weit voraus, das war ein perfekt organisiertes Unternehmen. Wir hatten 600 Angestellte, da waren dann auch 20 Schreiner dabei, 20 G&auml;rtner . . .Schreiner? G&auml;rtner?Ja, alle Arten von Handwerkern, die Sie sich vorstellen k&ouml;nnen. Die haben alles stehen und liegen lassen, wenn bei einem Spieler die Waschmaschine getropft hat oder das B&uuml;geleisen kaputt war. Wir hatten sechs verschiedene Vereins&auml;rzte, alles Spitzenleute auf ihren Gebieten, und wir waren mit weitem Abstand der erste Verein, der zweimal im Jahr einen medizinischen Komplettcheck durchf&uuml;hrte. Wenn irgendein Wert nicht stimmte, durften wir nicht in Urlaub.Ist das nicht etwas, was man heutzutage gerade kritisiert? Dass man den Spielern alles abnimmt?Das d&uuml;rfen S nicht verwechseln. Das war nicht nur ein H&ouml;flichkeitsdienst gegen&uuml;ber dem Spieler, sondern daraus ist ein Verh&auml;ltnis entstanden, ein Zusammengeh&ouml;rigkeitsgef&uuml;hl, dass sich jeder von uns mit jedem Handwerker, jedem Fan identifiziert hat. Das war wirklich so.Wenn man in den Archiven nach dem Real-Mythos forscht, trifft man immer auf die Namen Santiago Bernab&eacute;u und Alfredo di St&eacute;fano, die den Mythos angeblich begr&uuml;ndet haben.Moment, Moment, mit di St&eacute;fano h&auml;ngt das &uuml;berhaupt nicht zusammen.Nein?Nat&uuml;rlich war er ein &uuml;berragender Spieler in den &uuml;berragenden Jahren, aber da k&ouml;nnten Sie genauso einen Puskas nennen, einen Gento, einen Santamaria. Nein, den Mythos k&ouml;nnen S nur an einem einzigen Namen festmachen: Santiago Bernab&eacute;u.Bernab&eacute;u war Real-Pr&auml;sident von 1943 bis 1978. Sie haben ihn noch erlebt.Ich hatte das Gl&uuml;ck, ihn noch erleben zu d&uuml;rfen.Erz&auml;hlen Sie, wie er war.Er wurde ja oft als Tyrann dargestellt, als Despot, als Diktator. Das ist Schwachsinn hoch f&uuml;nf, das k&ouml;nnen nur Leute behaupten, die ihn nie kennen lernen durften. Ich sage Ihnen, er war das genaue Gegenteil.N&auml;mlich?Er ist der einzige Weise, den ich in meinem Leben bisher kennen gelernt habe. Ein Mensch voller W&auml;rme und Herzlichkeit, und das war eine Herzlichkeit, die dich richtig erschlagen hat. Das ging weit &uuml;ber die Mannschaft hinaus, das war bis zum allerletzten Real-Mitglied zu sp&uuml;ren.Sie schw&auml;rmen ja richtig.Das werd ich immer tun. Und dazu war er ein herausragender Pr&auml;sident. Den hast manchmal wochenlang nicht gesehen, aber wenn s eng wurde, stand er pl&ouml;tzlich da. Er war &uuml;ber alles bestens informiert und er hatte ein unheimliches Gesp&uuml;r f&uuml;r Menschen, und wenn ein Problemchen auch nur im Ansatz zu erkennen war, hat er das auf seine &uuml;berw&auml;ltigende Art sofort gel&ouml;st. Mit 80 hat der noch Stegreif-Reden gehalten, da hast du nur mit den Ohren geschlackert, so witzig war das.Also ein Herrscher, aber ein milder und weiser.H&ouml;ren S auf, das Wort Herrscher will ich in dem Zusammenhang nicht h&ouml;ren. Das klingt viel zu negativ. Man sagt ja oft, im Alter sollte man Gr&ouml;&szlig;e gewinnen. Und Gr&ouml;&szlig;e hei&szlig;t Klasse, Gr&ouml;&szlig;e hei&szlig;t &Uuml;bersicht, Gr&ouml;&szlig;e hei&szlig;t Verst&auml;ndnis, Gr&ouml;&szlig;e hei&szlig;t Toleranz. All das war Santiago Bernab&eacute;u.Wenn man &uuml;ber das alte Real nachliest, st&ouml;&szlig;t man regelm&auml;&szlig;ig auf die Begriffe ,Stil und ,Menschlichkeit .Sehen S, das war Bernab&eacute;u. Bernab&eacute;u war Real. Und umgekehrt.Er hatte ja f&uuml;r Real zuvor auch schon Rechtsau&szlig;en gespielt.Ja, und als er in den 40ern Pr&auml;sident wurde, hat er mit einer relativ kleinen Gruppe von Mitgliedern begonnen, das Stadion zu bauen - mit eigener Hand, Sockel f&uuml;r Sockel, Trib&uuml;nenreihe f&uuml;r Trib&uuml;nenreihe, und dann hatten s irgendwann ein Stadion f&uuml;r vielleicht 5 000 Leute beieinander. Und wenn sie dann irgendwo den Betrag X aufgetrieben hatten, haben sie wieder ein paar Tausend Pl&auml;tze draufgesetzt. Erst als in den 50ern die internationalen Erfolge kamen, haben sie gesagt: So, jetzt bauen wir mit dem Geld ein richtig sch&ouml;nes gro&szlig;es Stadion.War es Ihnen denn damals schon bewusst, dass Sie ein Teil von etwas Einzigartigem waren?Ich will Ihnen mal was erz&auml;hlen: Als ich als 15- oder 16-J&auml;hriger in der Jugend von Freilassing gekickt habe, kam mein Vater, der uns trainiert hat, und hat gesagt: Leute, passt s auf, wir bekommen vom Herrn XY einen Satz neue Trikots geschenkt. Welche Farbe wollt ihr? Und bevor irgendeiner was sagen konnte, hab ich gesagt: Nat&uuml;rlich wei&szlig; wie Real Madrid.Und?Na ja, die anderen wollten s dann auch. Ab sofort waren wir ganz in Wei&szlig;.Auch die Farbe hat ja den Mythos Real gepr&auml;gt.Ganz sicher. Diese Ausstrahlung der &Uuml;berlegenheit, dieses Schwei&szlig;freie, ohne den Schmutz vom Gr&auml;tschen - das hat sicher zu all dem, was man in diesen Verein damals hineininterpretiert hatte, perfekt gepasst.Viele Berichterstatter haben auch eine N&auml;he zum faschistischen Franco-Regime in den Klub hineininterpretiert. Sie mussten sich damals bei ihrem Wechsel sogar rechtfertigen.Ach, Ihre Journalistenkollegen haben mir das damals halt s&uuml;ffisant um die Ohren gehauen: Der Breitner, hie&szlig; es, macht linke Spr&uuml;che und geht ins faschistische Spanien.Und wie haben Sie das gesehen?&Uuml;ber Reals Rolle ist immer viel Bl&ouml;dsinn verzapft worden. Das Land war ja mehr oder weniger abgeschlossen damals, und Real war fast das einzige Aush&auml;ngeschild Spaniens und weltweit geachtet. Jetzt k&ouml;nnen Sie sich denken, dass das dem Regime nat&uuml;rlich gut gepasst hat und sie Real deshalb gehegt und gepflegt haben.Das Regime hat sich Reals bedient?So k&ouml;nnte man das sagen.Andere Quellen behaupten das krasse Gegenteil. Sie sagen, Real sei seit jeher ein Klub der Linken und Republikaner gewesen und h&auml;tte auch schon immer ,linken Fu&szlig;ball gespielt.Was soll das sein, linker Fu&szlig;ball?Wenn Sie es nicht wissen .Schauen S, jetzt muss ich schon wieder auf Bernab&eacute;u zur&uuml;ckkommen. Der war ein richtiger Freidenker, und damals waren eben auch Spieler im Team, die unabh&auml;ngig gedacht haben. Ich erinnere mich an Amancio, unseren Kapit&auml;n, der uns nach dem Training einmal dazu aufrief, f&uuml;r streikende General-Motors-Arbeiter zu spenden. Wir haben das dann gemacht und Spanien gezeigt: Hoppla Herrschaften, es gibt auch neuzeitliche Methoden, zu seinem Recht zu kommen.Das war doch sicher schockierend f&uuml;r das damalige Spanien.Das k&ouml;nnen Sie sich denken. Da ging ein Aufschrei durchs Land: Kommunisten! Dabei war keiner von uns ansatzweise ein Roter - es war halt nur neu, sich auch mal was zu trauen. Aber mit einem Parteibuch hatte das nix zu tun. Ich habe in den letzten 25 Jahren, glaub ich, &uuml;ber kein Thema so viel Stuss gelesen wie &uuml;ber Real Madrid.Tats&auml;chlich?Ja, auch diese neuen Parolen, Real sei pleite. Da kann ich nur lachen.Stimmt das denn nicht?Wer sich mit dem Verein besch&auml;ftigt, wei&szlig;, dass Real die einzige Gr&uuml;nfl&auml;che im Stadtzentrum geh&ouml;rt, die, sch&auml;tz ich mal, eine Milliarde Mark wert ist. Einen Teil haben sie jetzt an die Stadt verkauft, f&uuml;r eine dreiviertel Milliarde - jetzt haben sie die Schulden weg, und sie haben noch einen Teil der Fl&auml;che, und sie haben Cash und das Stadion haben s auch noch. Und wenn mir jetzt einer sagt, was ist denn das f&uuml;r ein Schrottverein, f&uuml;r den du mal gespielt hast, solche Bankrotteure, dann zeigt mir das, dass die Leut halt einfach nachplappern, ohne Hirn. Und daran, glauben Sie mir, hat die Historie Reals au&szlig;erhalb Spaniens oft gelitten.Und heute, 2002? Ist Real immer noch ein Mythos, einzigartig?Nein, das ist nur noch Kapitalismus, wie bei allen anderen auch. Real hat diesen Schritt auch gemacht, machen m&uuml;ssen, sonst hast du keine Chance mehr. Das haben sie bei Real inzwischen kapiert, zum Gl&uuml;ck - die Zeit, als die Gleichung Tradition gleich Erfolg noch aufging, ist lange vorbei.Also wird es kein zweites Real geben?In moderner Form vielleicht, und da ist der FC Bayern auf einem guten Weg. Der Uli Hoene&szlig; hat den Gedanken der Gro&szlig;familie konsequent weitergef&uuml;hrt. Er hat mich ja damals bei Real oft besucht und viel mitbekommen vom Verein und von Santiago Bernab&eacute;u, und als ich dann zur&uuml;ck in M&uuml;nchen war und er schon Manager, da haben wir uns gesagt: Lass uns ein zweites Real bauen.Und?Ich glaube, dass vieles von dem, was bei Bayern in den letzten 20 Jahren entstanden ist, auf meinen und unseren Erfahrungen aus der Real-Zeit beruht.Es ist also, &uuml;bertrieben gesagt, f&uuml;r Bayern heute noch ein Gl&uuml;cksfall, dass Sie damals bei Real waren.Das k&ouml;nnen Sie ruhig so sagen. Ohne &Uuml;bertreibung.Interview: Christof KneerReal und die Deutschen // Titel hatte Paul Breitner schon genug gewonnen, als er 1974 als Weltmeister vom FC Bayern zu Real wechselte: Der Defensiv-Spezialist, wahlweise Afro- oder Mao-Paule genannt, kam als Welt- und Europameister. Ungestillt in seinem Ehrgeiz, errang Breitner zwei Meisterschaften und einen Pokalsieg.Vier Deutsche spielten au&szlig;er Breitner bei Real: Ulli Stielike, G&uuml;nter Netzer, Bernd Schuster und Bodo Illgner. Ausgerechnet der in Madrid st&auml;ndig umstrittene einstige Nationalkeeper Illgner hatte den gr&ouml;&szlig;ten Erfolg von allen: 1998 stand er beim Gewinn der Champions League im Tor.ULLSTEIN Gl&uuml;ckwunsch an Uli und Gerd: Paul Breitner (M. ) zollt seinen ehemaligen Bayern-Kollegen Gerd M&uuml;ller (l. ) und Uli Hoene&szlig; Anerkennung, nachdem die M&uuml;nchner die Madrilenen 1976 im Europacup-Halbfinale ausgeschaltet hatten. 1974 hatte Breitner mit Bayern den Europapokal gewonnen; ein Triumph, der ihm mit Real versagt blieb.

Stil 5. März 2002

Deutsches Hockey-Team beendet schwarze Serie

Paul Breitner, einst Profi bei Real Madrid, über den Mythos des hundertjährigen Vereins: "Da ging ein Aufschrei durchs Land: Kommunisten!"