Die SPD-Politikerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hatte die Nase voll von ihrer zweifelhaften Geldanlage in Berlin. Am 1. M&auml;rz k&uuml;ndigte sie ihren Anteil an dem so genannten Gardelegen-Fonds der Berliner Bankgesellschaft und &uuml;bergab die Angelegenheit einem Rechtsanwalt. Der soll ihre 70 000-Mark-Investition von 1996 r&uuml;ckg&auml;ngig machen. Die Steuern, die sie durch die Anlage seither gespart hat, muss sie komplett zur&uuml;ckzahlen. Aber immer noch besser, als st&auml;ndig mit den so genannten &quot;Prominenten-Fonds&quot; der Pleite-Bank in Verbindung gebracht zu werden, dachte sie wohl. Eine Bundesministerin, noch dazu zust&auml;ndig f&uuml;r Entwicklungshilfe, im Geruch der Kl&uuml;ngelwirtschaft und Abzocke - das war der linken SPD-Politikerin zu viel. Sie will damit nichts mehr zu tun haben.In der &Ouml;ffentlichkeit gelten die Promi-Fonds als ein Grund, weshalb die Bankgesellschaft kurz vor dem Ruin steht und nun mit einer riskanten Garantie&uuml;bernahme vor der endg&uuml;ltigen Pleite bewahrt werden muss. Der Zugriff vor allem der Banken-Spitzenmanager auf extrem hohe Steuergutschriften und sichere Gewinne bei den Fonds zeugt von der Selbstbedienungsmentalit&auml;t der Bosse - an den Milliardenrisiken der Bank haben sie aber h&ouml;chstens einen Anteil in zweistelliger Millionenh&ouml;he.Falsche VersprechungenDer Gardelegen-Fonds ist sogar eine der weniger lukrativen Geldanlagen, die die Bankgesellschaft in den vergangenen Jahren anbot. Zwar wurde auch er zun&auml;chst nur einem ausgew&auml;hlten Kundenkreis vorgestellt. Die Rundum-Sicherheit anderer Immobilien-Fonds der Bankgesellschaft bot er aber nicht. Die insgesamt 165 Anteilseigner finanzierten den Kauf eines kleinen Gewerbegebietes mit Supermarkt und Tankstelle. Eine Mietgarantie wurde ihnen nicht gegeben. &quot;Stattdessen wurden uns Dinge erz&auml;hlt, die so nicht stimmten&quot;, sagt der Berliner Rechtsanwalt Gero Vollhardt, der 1995 einstieg. Zum Beispiel, dass das Objekt langfristig vermietet sei. Tats&auml;chlich sprang ein Tochterunternehmen der Bankgesellschaft erst mal als Mieterin ein. Die erwartete Aussch&uuml;ttung von j&auml;hrlich drei Prozent der investierten Summe werde schon seit Jahren nicht mehr gezahlt. Die Steuerersparnis durch die Anlage und die R&uuml;ckzahlung eines Kredites, den er ebenfalls in den Fonds investiert hat, ergebe f&uuml;r ihn ein &quot;Nullsummen-Spiel&quot;, sagt der Anwalt.Richtig Geld verdient haben dagegen die Anteilseigner des Gehag-Fonds. Er wurde nur intern zur Zeichnung angeboten. 40 Spitzenmanager aus der eigenen Bankgesellschaft und &quot;befreundeter&quot; Bankh&auml;user griffen freudig zu, investierten pro Nase mindestens 50 000 Euro - und sparten so viel Steuern, dass ihnen das Finanzamt praktisch die Einlage wieder zur&uuml;ckzahlte. Zu den gl&uuml;cklichen Gewinnern z&auml;hlte neben dem CDU-Bundestagabgeordneten Dankwart Buwitt auch der damalige Vorstandschef der Berlin Hyp, Klaus Landowsky, der Vorstand der Berliner Volksbank, Karl Kauermann, sowie WestLB-Chef Hans-Peter S&auml;ttele und NordLB-Vorstand Manfred Bodin.Gepriesene FondsNicht bekannt dagegen ist die Zeichnerliste des so genannten Prinzregentenstra&szlig;en-Fonds. Er wurde Ende 1994 von der Landesbank aufgelegt. Investiert wurden hier rund 22,5 Millionen Euro in ein Neubauvorhaben, dessen Kosten derart aus dem Ruder liefen, dass sie nur durch extrem hohe Mieten wieder eingespielt werden konnten. Kein Problem: Die Landesbank zog selbst ein und zahlt Mietpreise von von rund 50 Euro pro Quadratmeter und Monat. So wurde auch diese Projekt ein Erfolg f&uuml;r die Anleger - zum Nachteil des Steuerzahlers.Doch die hatten schlie&szlig;lich jahrelang selbst die M&ouml;glichkeit in todsichere Projekte zu investieren. Die LBB galt bei den geschlossenen Immobilienfonds bundesweit als Marktf&uuml;hrer. Unabh&auml;ngige Finanzdienstleister priesen jeden neuen Fonds an. Die Bankgesellschaft kaufte und baute in gro&szlig;em Stil - Wohnanlagen in Leipzig, Hotels in Berlin, Apartments in Cottbus. Zehntausende private Anleger, unter ihnen auch SPD-Chef und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder, zahlten in insgesamt mehr als 50 Immobilienfonds ein. Alles Sorglos-Pakete: Die Bankgesellschaft garantierte langfristig f&uuml;r die Miete der Objekte - und verdiente gut an den Geb&uuml;hren und Krediten f&uuml;r Fondszeichner. Vorsorgliche R&uuml;ckstellungen f&uuml;r m&ouml;gliche Verluste gab es nicht. Das muss die Bankgesellschaft nun nachholen - weshalb die Milliardenl&uuml;cke klafft. Die goldenen Zeiten f&uuml;r Anleger sind vorbei. K&uuml;nftige Fonds werden wohl schlechtere Konditionen bieten.Geschlossene Immobilienfonds // Die Bank sammelt Geld von Anlegern. Sie kauft mit diesem Geld H&auml;user. Die Mieten werden an die Anleger ausgesch&uuml;ttet. Bei geschlossenen Immobilienfonds legen sich die Anleger f&uuml;r lange Zeit fest. Offene Immobilienfonds k&ouml;nnen dagegen wie Aktienfonds gehandelt werden.Die Anleger geschlossener Fonds profitieren nicht nur von den Mieteinnahmen, sondern haben vor allem zu Beginn des Fonds auch noch steuerliche Vorteile. Beim Gehag Fonds konnten sie sogar 253 Prozent der Einlage als Verluste von der Steuer absetzen.Das Problem ist die negative Entwicklung des Immobilienmarktes. Die Bankgesellschaft garantiert Anlegern 25 Jahre lang Mieten, die teilweise nicht mehr zu erzielen sind. Zudem garantiert sie, nach 25 Jahren die Anteile zu 100 Prozent des Einstandspreises zur&uuml;ckzukaufen.LBB Wohnanalge in Lichtenberg; Wohnanlage in Leipzig; Supermarkt in Schwerin; B&uuml;rohaus in London

BANKGESELLSCHAFT IST GERETTET - Berlin bürgt mit 21,6 Milliarden Euro für die Risiken des Kreditinstituts. Nicht nur Prominente haben lukrative Immobilienfonds gezeichnet. Vor allem die Steuervorteile lockten.: Null Risiko

Berlin

Stil

Steuern

Podcasts

B-History

Eisern

Redaktionen

E-Paper

Jobmarkt

Traueranzeigen

Whistleblowing

FAQs

Feedback zur neuen Seite

Mediakit

Karriere

Leserreisen

Widerrufsbelehrung

Datenschutzhinweise

Impressum

Kontakt

Bezirke

Politik

Wirtschaft

Kultur

Panorama

Startseite

B Plus

Open Source

News

Ukraine

Klima

1. FC Union

Debatte

Food

Ausland

Verkehr

Alle Themen

B+ plus

Wochenende

Thema des Monats

Ostdeutschland

Internationales

Bürgerrechte

Gesundheit

Ratgeber

Technologie

Sport

Reisen

Stil 9. April 2002

BANKGESELLSCHAFT IST GERETTET - Berlin bürgt mit 21,6 Milliarden Euro für die Risiken des Kreditinstituts. Nicht nur Prominente haben lukrative Immobilienfonds gezeichnet. Vor allem die Steuervorteile lockten.: Null Risiko