PARIS/BERLIN, 21. Juni. Angesichts umfangreicher Wahlversprechen und der Stabilit&auml;tszusagen an die EU-Partner will die neue franz&ouml;sische Regierung offenbar so schnell wie m&ouml;glich weitere Staatsbeteiligungen ver&auml;u&szlig;ern. Nach Angaben der Gewerkschaft Force Ouvri&egrave;re wird der liberal-konservative Regierungschef Jean-Pierre Raffarin bereits bei seiner Regierungserkl&auml;rung in der neu gew&auml;hlten Nationalversammlung am 3. Juli die Teilprivatisierung des Energiekonzerns Gaz de France bekannt geben. Den Informationen zufolge ist geplant, 49,9 Prozent des ehemaligen Staatsmonopolisten &uuml;ber die B&ouml;rse zu verkaufen. Analysten sch&auml;tzen den Wert des Pakets auf bis zu vier Milliarden Euro.Wie aus dem Pariser Finanzministerium &uuml;berdies verlautete, stehen auch andere Beteiligungen auf dem Pr&uuml;fstand. So ist der Staat noch Alleingesellschafter des gr&ouml;&szlig;ten europ&auml;ischen Stromkonzerns &Eacute;lectricit&eacute; de France. Auch Post und Bahn sind in Staatshand. &Uuml;berdies h&auml;lt er ma&szlig;gebliche Anteile an Konzernen wie France T&eacute;l&eacute;com (54 Prozent), Air France (56), Renault (44), dem Triebwerksbauer Snecma (96) oder der Gro&szlig;bank Cr&eacute;dit Lyonnais (10).Widerstand der Gewerkschaften Die Regierung in Paris ist dringend auf neue Einnahmequellen angewiesen, da der wiedergew&auml;hlte Staatspr&auml;sident Jacques Chirac im Wahlkampf umfangreiche Steuersenkungen in Aussicht gestellt hatte. Diese Versprechen kollidieren allerdings mit der Zusage Frankreichs an die europ&auml;ischen Partner, im Rahmen des Euro-Stabilit&auml;tspakts in zwei Jahren nahezu keine neuen Schulden mehr aufzunehmen. Im Vorfeld des EU-Gipfels im spanischen Sevilla hatte Frankreichs Finanzminister Francis Mer seinen Kollegen in der Nacht zu Freitag faktisch eine Aufweichung des Stabilit&auml;tspaktes abgerungen. Danach bleibt es bei der genannten Verpflichtung. Sie gilt f&uuml;r Frankreich aber nur, wenn die Wirtschaft des Landes in den kommenden beiden Jahren jeweils um mindestens drei Prozent w&auml;chst.Die Privatisierungsbem&uuml;hungen in Frankreich sind nicht neu. Auch die abgew&auml;hlte sozialistische Regierung hatte zuletzt im gro&szlig;en Stile Staatsbeteiligungen ver&auml;u&szlig;ert. In der Praxis ist der Verkauf staatlicher Unternehmen allerdings &auml;u&szlig;erst schwierig, da sich die Gewerkschaften erfahrungsgem&auml;&szlig; mit aller Macht dagegen wehren. So hat etwa die Force Ouvri&egrave;re f&uuml;r den Fall einer Teilprivatisierung der Gaz de France bereits massiven Widerstand angek&uuml;ndigt.

Regierung braucht Geld für versprochene Steuerreform: Neue Runde der Privatisierung in Frankreich

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BERLIN, 21. Juni. Bryan Adams ist &uuml;berall, auf CDs, auf der B&uuml;hne, im Druck oder im Film. Dreimal schon wurde ein Song, den Adams f&uuml;r eine Hollywood-Produktion geschrieben hat, f&uuml;r einen Oscar nominiert (&quot;The Mirror Has Two Faces&quot;, &quot;Don Juan De Marco&quot;, &quot;Robin Hood: Prince of Thieves&quot;). Die vierte Nominierung ist nun auch schon in Sicht, denn jetzt hat Adams f&uuml;r den Disney-Konkurrenten DreamWorks einen ganzen Film besungen: In der Zeichentrickgeschichte &quot;Spirit - Der wilde Mustang&quot; sollen, wie das Presseheft erkl&auml;rt, die Gef&uuml;hle des vierbeinigen Hauptdarstellers &quot;durch die Songs von Bryan Adams . ausgedr&uuml;ckt werden.&quot; Es sind gro&szlig;e Gef&uuml;hle in opulent breiigen Arrangements - ganz Hollywood, ganz Bryan Adams. Seit zwanzig Jahren macht der 42-J&auml;hrige Musik im gro&szlig;en Stil. Seine Songs verkauften sich mehr als 55 Millionen Mal, und viele, viele Kollegen haben seine Lieder gesungen, von Barbra Streisand &uuml;ber Tina Turner, Rod Stewart bis Neil Diamond, um nur einige zu nennen. Wenn er im Wembley Stadium auftritt, ist auch das letzte der 72 000 Tickets verkauft. Dann kann man weibliche Fans mit gro&szlig;en Schildern sehen. Darauf steht: &quot;Bryan bist du genug Mann f&uuml;r uns drei?&quot; oder &quot;Bryan, ich bin noch Jungfrau&quot;. Bei so viel erotischer Zuneigung wundert es kaum, dass englische Kritiker gerne - selbstverst&auml;ndlich ironisch - auf seine k&ouml;rperlichen Qualit&auml;ten verweisen, insbesondere seine drahtige Figur und den wohl gerundeten Hintern. In Hollywood nur TouristBryan Adams geh&ouml;rte auch zu den Acts, die beim Jubil&auml;umskonzert der Queen aufspielten (&quot;Es war eher ein Fototermin&quot;, sagt er. &quot;Ich war nur drei Minuten auf der B&uuml;hne.&quot;) F&uuml;r den Papst hat er zu Weihnachten musiziert (&quot;Christmas Time&quot;). In der Liste der 100 Lieblingssongs der Briten findet man den S&auml;nger, der seine Songs selbst schreibt, gleich zweimal (Nr. 18 &quot;Everything I do, I do it for You&quot;, und Nr. 75 &quot;Summer of 69&quot;). Wenn er nicht gerade f&uuml;r die Hitlisten trainiert, dann k&auml;mpft der bekennende Veganer, der sich einen eigenen Koch h&auml;lt, um trotz fleischfreier Nahrung nicht auf Genuss verzichten zu m&uuml;ssen, f&uuml;r Greenpeace und gegen den Walfang. Auch den Anti-Krebs-Organisationen hat er seine Stimme geliehen. Neuerdings hat Bryan Adams ein weiteres Bet&auml;tigungsfeld gefunden, die Fotografie. Er macht Modebilder und portr&auml;tiert Frauen f&uuml;r einen karitativen Zweck. K&uuml;rzlich hatte das britische K&ouml;nigshaus ihn zu einem der offiziellen Jubil&auml;umsfotografen der Queen erkoren. Die Sitzung war mit zehn Minuten sehr viel schneller vorbei als die Verlesung der Berichte &uuml;ber diese Tatsache gedauert h&auml;tte. Dann war dieser Auftritt f&uuml;r Adams also nichts Besonderes? &quot;Nichts Besonderes?&quot;, fragt er mokant. &quot;Machen Sie Witze? Ich konnte die Queen fotografieren! Die Queen!&quot; &Uuml;berzeugte Punker mit ihren traditionellen &quot;God-Save-The-Queen&quot;-Verachtungs-T-Shirts m&uuml;ssen diesen Mann hassen! Er ist so salonf&auml;hig. Aber das ist nicht das einzige Problem. Es gibt viele Leute, die es lieben, Bryan Adams zu hassen, und nicht nur weil der in London lebende Kanadier so sch&ouml;n etabliert ist. Es ist die Serienhaftigkeit und Gef&auml;lligkeit seiner Musik, die missf&auml;llt.Das Musikmagazin &quot;Rolling Stone&quot; schrieb 1985 seine Songs seien von beachtlicher formaler Qualit&auml;t, aber v&ouml;llig ohne Originalit&auml;t. Netter wurde das selten gesagt. Der &quot;Guardian&quot; nannte Adams Musik &quot;McDonald s Rock&quot;! Typisch 80er-Jahre schrieb die Zeitung unl&auml;ngst, sei, dass der Musiker als Greenpeace-Aktivist die Welt retten wolle, &quot;w&auml;hrend er sie mit scheu&szlig;lichen Songs verschmutzt&quot;.Wenn man Bryan Adams trifft, gut gelaunt, freundlich zugewandt und so drogenfrei, dass selbst die Aspirin-Schachtel schamhaft err&ouml;ten m&ouml;chte, dann bereut man fast schon all die B&ouml;sartigkeiten, die man &uuml;ber seine Musik gesagt hat, und die Gemeinheiten der anderen, &uuml;ber die man sich so bereitwillig am&uuml;sieren konnte. Dagegen scheinen die Hinweise auf die Sch&uuml;chternheit des Stars, die in deutschen Medien recycelt werden, v&ouml;llig frei erfunden zu sein. M&ouml;glich, dass man die Abwesenheit der medien&uuml;blichen Gro&szlig;kotzigkeit als Unf&auml;higkeit, also Sch&uuml;chternheit interpretiert. Wenn er beispielsweise sagt: &quot;Ich bin in Hollywood nur ein Tourist&quot;, schwingt darin nicht die aufgedonnert plakative Bescheidenheit eines Superstars. Es klingt beil&auml;ufig. Eine Feststellung. Der Typ ist authentischer als seine Musik. Wenn er sagt, dass er Musik macht, weil sie in ihm brennt, dann meint er das so. Das ist echt.Seltsam angesichts der formelhaften Leidenschaft seiner Songs. Nach dem Motto seines Lebens gefragt, hat er einmal mit dem Titel seines Songs geantwortet: &quot;18 bis ich sterbe&quot;. Bis jetzt hat er das irgendwie geschafft. Sein Drei-Tage-Bart wirkt wie ein Kratzer auf der anhaltenden Jugendlichkeit. Das gegelte rote Haar hebt diesen Eindruck wieder auf. Er identifiziert sich mit James Dean und bewundert den Dalai Lama, sagt Adams. Wie ein eigenes AlbumZwischen diesen Polen oszilliert seine Ausstrahlung bei unserem Treffen. Der Rest ist Verkaufsroutine. Mit Bryan Adams wirbt man f&uuml;r den Film und seine Songs, obwohl der Verleih doch ein deutsches Gesangsdouble besch&auml;ftigt: Hartmut Engler, der S&auml;nger der Gruppe Pur intoniert in der deutschen Synchronversion die Gef&uuml;hle des Zeichentrick-Hengstes. Auf die Frage, wie er denn Engler finde sagt Adams: &quot;&Uuml;berall auf der Welt singt jemand anderes, und ich habe keinen Einfluss darauf, wer das tut und wie das geschieht.&quot;Kein Problem, denn wer f&uuml;r den Film arbeitet, der kennt Dem&uuml;tigungen: Den Song den Adams f&uuml;r &quot;Robin Hood: Prince of Thieves&quot; geschrieben hatte, fand er zu seiner &Uuml;berraschung ganz ans Ende, hinter den Abspann, verschoben. Hauptdarsteller Kevin Costner mochte das Lied nicht. Dann erz&auml;hlt Adams von seiner Zusammenarbeit mit Hans Zimmer. Sie haben sich zwischen London, wo Adams lebt, und L.A., wo Zimmer arbeitet, per Telefon verst&auml;ndigt und Motive und Ideen auf den Anrufbeantworter gesungen und gesprochen. &quot;Wenn man sich nicht kennt und im gleichen Raum arbeitet, dann kann das sehr stressig sein&quot;, erkl&auml;rt Adams die Vorteile fernm&uuml;ndlicher Kooperation. Und: &quot;Es ist schwieriger f&uuml;r das eigene Album als f&uuml;r einen Film zu schreiben, weil man nichts hat als ein wei&szlig;es Papier.&quot; Zu Hause angekommen lege ich &quot;Spirit&quot;, die CD zum Film auf. Sie ist wie ein eigenes Adams Album. Der Sound, wie ein schweres Parf&uuml;m, l&auml;sst fast vergessen, wie sympathisch sein Macher ist.Das Seelenleben eines Wildpferds // &quot;Spirit - der wilde Mustang&quot; ist der neue Zeichentrickfilm aus dem DreamWorks-Studio (&quot;Shrek&quot;). Der Soundtrack stammt von Bryan Adams und dem deutschen Komponisten Hans Zimmer.Die Songs sollen das Seelenleben eines Wildpferds vermitteln und hei&szlig;en etwa &quot;Get Off My Back&quot; (Runter von meinem R&uuml;cken) oder &quot;I Will Always Return&quot; (Ich werde zur&uuml;ckkehren).In der deutschen Kinofassung, die nun angelaufen ist, ist Bryan Adams nicht zu h&ouml;ren: Seine Songs werden vom S&auml;nger der Band Pur, Hartmut Engler, auf deutsch vorgetragen.Hartmut Engler war angeblich schnell von dem Projekt und seiner Rolle als &quot;singender Erz&auml;hler&quot; begeistert. Auf der Homepage von Pur outet sich Engler zudem als Bryan-Adams-Fan und schreibt: Er finde den Kanadier &quot;toll&quot;.Er ist der Held im Film und in Bryan Adams neuesten Songs: Der Mustang Spirit.AP/DREAMWORKS Er will f&uuml;r immer 18 sein: Bryan Adams.REUTERS/DANI CARDONA

Stil 21. Juni 2002

Regierung braucht Geld für versprochene Steuerreform: Neue Runde der Privatisierung in Frankreich

Bryan Adams hat die Musik für die englische Version des Kinofilms "Spirit" komponiert: Große Gefühle