Es gibt ein neues Musikfestival. &quot;Popdeurope&quot; hei&szlig;t es, ein Name, der nicht mehr ist als ein &quot;rhetorischer Trick&quot;, wie der k&uuml;nstlerische Leiter Bj&ouml;rn D&ouml;ring zugibt. Denn die Musiker, Bands, Soundsystems und Djs, die bis August die Dachterrasse der &quot;Schwangeren Auster&quot; rocken, sind weder mit dem Begriff des Pop als einer chartkompatiblen Massenkunst noch mit &quot;Europa&quot; im Sinne eines begrenzten Kulturraums definiert. &quot;Popdeurope&quot; jongliert mit den Begriffen, stellt sie infrage, erweitert sie. Es geht um den gro&szlig;en Mix, der Genres, Kulturen und Staaten &uuml;bergreift, der Tradition und Zeitgeist zusammenbringt und neue Stile pr&auml;gt. &quot;Popdeurope&quot; k&uuml;mmert sich um &quot;migrating sounds in and out of Europe&quot; und pr&auml;sentiert Musik, die in den Plattenl&auml;den nicht obenauf liegt, die oft nur den Liebhabern und Spezialisten bekannt ist, Musik aus europ&auml;ischen und nichteurop&auml;ischen L&auml;ndern, die sich als Konglomerat verschiedenartiger Einfl&uuml;sse h&ouml;rbar macht. &quot;Asian Underground&quot; ist wohl das bekannteste, wenn auch unzul&auml;ngliche Schlagwort f&uuml;r einen Stil dieser Musikvielfalt, der, aus der Londoner Musikszene kommend, vor einigen Jahren zum Trend der Tanzfl&auml;chen &uuml;berall auf der Welt geriet. Mit Elektrogrooves unterlegte Tabla- und Sitarkl&auml;nge werden auch hier immer wieder gern geh&ouml;rt, und die Musik der indisch-pakistanischen &quot;Einwandererkinder&quot;, wie &quot;Transglobal Underground&quot;, Talvin Singh oder Nitin Sawhney, verkauft sich ordentlich. Das Festival nimmt mit den &quot;Asian Breakbeats&quot; am letzten Juniwochenende (Sa ab 15 Uhr Workshops f&uuml;r Jugendliche, Konzerte ab 18 Uhr; So ab 13 Uhr Konzert inkl. WM-Finale auf Gro&szlig;leinwand) diesen Trend zwar auf. Doch Bj&ouml;rn D&ouml;ring, der Schubladen meidet und lieber zwischen den Musikkategorien hin und her switcht, will keine tanzbare Einheitsso&szlig;e unter der Marke &quot;World Music&quot; oder &quot;Asian&quot; zeigen. Also kombiniert er die modern-tanzlastige indisch-britische &quot;Dhol Foundation&quot; eben mit der klassisch-traditionellen Musik eines Bapi Das Baul. In den Tagen danach sind franz&ouml;sisch-algerische HipHop-Bands zu h&ouml;ren, die in Berbersprache rappen, wie auch marokkanische Soundsystems, amerikanische und deutsche Djs. &quot;Popdeurope&quot; wurde vom Kulturstaatsministerium finanziert. D&ouml;ring, der mal Mitorganisator der &quot;F&ecirc;te de la musique&quot; war, ist ein erfahrener Festivalleiter. Der 31-j&auml;hrige Musikjournalist hofft, dass er sein Festival als feste Reihe etablieren kann. Das w&auml;re gut, schon wegen der Dachterrasse der &quot;Schwangeren Auster&quot;. Hier darf, nein soll man tanzen, den Blick auf Tiergarten oder Spree gerichtet. Und Tanzen macht sch&ouml;n, das wei&szlig; jeder.&quot;Popdeurope&quot;: bis 30.8., Haus der Kulturen der Welt, Tiergarten.Infos im Internet unter: www.popdeurope.comFoto: BERLINER ZEITUNG/MARKUS W&Auml;CHTER Eigentlich macht Festivalleiter Bj&ouml;rn D&ouml;ring genau das Gegenteil von &quot;Popdeurope&quot;: Musik aller Genres von &uuml;berall her.

Das neue Festival bietet Musik ohne jede Grenzen und das Haus der Kulturen der Welt als Partyort: "Popdeurope" lädt zum Tanz

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Herr V&ouml;ller, sind Sie froh, wenn es am Montag vorbei ist?Froh ist vielleicht der falsche Ausdruck. Aber nat&uuml;rlich ist das eine lange Zeit gewesen. Man darf ja nicht vergessen, dass wir seit dem 7. Mai zusammen sind.Sie sehen mitgenommen aus.Die Nacht nach den Spielen, da kann man nicht abschalten, da kann man nicht einfach ins Bett gehen. Aber in Korea hast du ja das Gl&uuml;ck, wenn du den Fernseher einschaltest, l&auml;uft immer irgendein Spiel, manchmal ist es sogar das eigene. Das ist dann wie eine Sucht. Im Prinzip willst du abschalten, aber du guckst das Spiel bis zum Schluss. Die N&auml;chte sind dann sehr kurz, und darunter leidest du am n&auml;chsten Tag. Du willst dann ein wenig Schlaf nachholen, aber es geht ja immer weiter, es kommen wieder die Vorarbeiten, das n&auml;chste Spiel, das ist alles eins.Es hat sich ja gelohnt. Ihr Team steht im Finale, und alle Favoriten bis auf Brasilien sind l&auml;ngst zu Hause.Das kann uns in Zukunft auch passieren. Ich denke ja nicht nur ergebnisorientiert, deswegen sage ich: Frankreich hatte hier eine bessere Elf als 1998, als sie Weltmeister wurden. Die haben das erste Spiel gegen Senegal zu leicht genommen, waren im zweiten Spiel mit zehn Mann besser als Uruguay und hatten auch mehr Chancen als die D&auml;nen, aber sie sind drau&szlig;en. Das sind Dinge, an die auch wir uns gew&ouml;hnen m&uuml;ssen, trotz unserer unglaublichen WM-Statistik. Die habe ich dieser Tage erstmals richtig wahrgenommen: Siebenmal im WM-Finale, vierzehnmal hintereinander im Viertelfinale, das ist unfassbar. Das ist aber nicht die Wahrheit.Sondern?Schon in der Vorrunde h&auml;tte es uns erwischen k&ouml;nnen. Das w&auml;re zwar nach au&szlig;en die gro&szlig;e Blamage gewesen, aber ich h&auml;tte das nicht so empfunden. Bei uns fehlt manchmal der Respekt f&uuml;r die L&auml;nder. Kamerun h&auml;tte im Halbfinale stehen k&ouml;nnen, oder auch Irland, eine tolle Mannschaft. Bei uns herrscht noch das Denken, dass es auf der Welt nur acht, zehn Mannschaften gibt - gegen die darf man verlieren, weil die 1950 oder so mal Weltmeister waren. Gegen Kamerun, Irland und S&uuml;dkorea aber darf man nicht verlieren. Oder die USA. Und wie haben sich diese Teams entwickelt!Nach dem Verlauf der WM w&auml;re es nun eigentlich kein Versagen mehr, wenn das Finale nicht gewonnen w&uuml;rde. Ist es eine Gefahr, dass sich solch ein Bewusstsein in den K&ouml;pfen der Spieler einnistet? Sozusagen das S&uuml;dkorea-Syndrom, die ja mit dem Erreichen des Halbfinales auch schon gl&uuml;cklich waren?Was Sie sagen, ist nicht falsch. Aber das Gef&uuml;hl werden die Spieler nicht bekommen. Das habe ich ihnen schon vor dem Halbfinale gesagt. Da war die Situation zwar nicht so krass, aber im Halbfinale gegen die S&uuml;dkoreaner auszuscheiden, die vorher all die gro&szlig;en Mannschaften weggehauen haben - das w&auml;re auch okay gewesen.St&ouml;rt Sie die Kritik, dass der Deutsche nicht sch&ouml;n Fu&szlig;ball spielen kann, sondern allenfalls zweckm&auml;&szlig;ig?Am besten ist nat&uuml;rlich, wenn du beides hinkriegst, so wie die Brasilianer das k&ouml;nnen. Aber wir m&uuml;ssen uns doch nicht sch&auml;men f&uuml;r das, was wir gut k&ouml;nnen. Darauf k&ouml;nnen wir sogar stolz sein. Ich komme da immer auf mein Beispiel mit Boris Becker. Das ist mir so eingefallen.. das ist Ihnen so eingefallen?Ja, letzte Woche. Becker hat uns in den 80ern doch auch immer fasziniert mit seiner Art, Tennis zu spielen. Das war die deutsche Art. Das war vielleicht nicht immer so sch&ouml;n, wie der seine Asse gehauen hat. Nat&uuml;rlich nicht immer nur mit Kraft und mit Bumm-Bumm, klar. Aber trotzdem haben viele von uns lieber dem Agassi zugeschaut, oder? Aber das deutsche Publikum hat sich mit Becker gefreut und gefeiert und es feiert auch mit uns. Es wei&szlig; genau, was m&ouml;glich ist und was nicht. Beim Becker wussten wir ja auch: Das kann er, und das nicht, und es gab sicher andere Tennisspieler, bei denen sah es eleganter aus, brasilianischer vielleicht.Sind Sie selbstbewusst genug zu sagen: Wir k&ouml;nnen Weltmeister werden oder gar: Ja, wir werden Weltmeister?Brauchen Sie eine Schlagzeile?Warum nicht?Nein, die liefere ich nicht. Ich sage nur, dass wir ein gutes Endspiel machen werden.K&ouml;nnen Sie sich auf das Spiel freuen oder ist die Anspannung zu gro&szlig;?Man freut sich, obwohl ich zugeben muss: Es bleibt kaum Zeit dazu. Das musste ich als Trainer erst lernen: Du kannst nie durchatmen, dich freuen, &auml;rgern. Du musst analysieren und mit den Spielern sprechen, dich auf den n&auml;chsten Gegner vorbereiten. Also ehrlich: Ich bin auch froh, n&auml;chste Woche ein paar Tage die Beine hochzulegen.Das Interview f&uuml;hrte Christof Kneer.

Rudi Völler über den deutschen Stil im Sport: "Boris Becker hat uns doch auch fasziniert"

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Die Glasmalereien aus Frankfurt (Oder) sind in der Kunstgeschichte so gr&uuml;ndlich vergessen, dass nicht einmal mehr ihr Verlust beklagt wurde. Kein Handbuch verzeichnet sie, nur das Kunstdenkm&auml;lerinventar von 1912 erw&auml;hnt sie am Rande. Zu den wenigen, die den Zyklus noch im Original sahen, geh&ouml;rte Joachim Seeger. Er leitete im Sommer 1943 die fotografische Erfassung und eine hastige wissenschaftliche Untersuchung der Scheiben, die damals schon ausgeglast und in Kisten gepackt waren. Viele Jahre sp&auml;ter, 1977, ver&ouml;ffentlicht er nur das Antichrist-Fenster im St&auml;del-Jahrbuch.Seeger war vor allem fasziniert von der ungew&ouml;hnlichen Ikonographie der Frankfurter Fenster. In keinem anderen europ&auml;ischen Glaszyklus findet sich die Legende des Antichristen, die in der Marienkirche das rechte der drei zentralen Chorfenster einnahm. Das linke Fenster war der Sch&ouml;pfungsgeschichte aus der Genesis gewidmet, w&auml;hrend im Scheitel ein &quot;typologischer&quot; Zyklus Propheten-Szenen und Darstellungen aus dem Leben Christi gegen&uuml;berstellte. Altes und Neues Testament erscheinen hier in untrennbarer Einheit.In dieser Abfolge ersetzt die Antichrist-Legende die Weltgerichtsdarstellung, die Typologie von Altem und Neuem Bund wird zu einer zweiten Analogie erweitert. In Imitation des Lebens Jesu verk&uuml;ndigt ein Teufel mit Erzengel-Gestus die Geburt des Antichristen. Es gibt eine Geburtsszene, die Darstellung der Beschneidung, der Zeit als Wanderprediger, des ersten Auftritts im Tempel und wundersamer Taten. Dann folgen die Verf&uuml;hrungen des Antichristen, darunter auch Szenen mit Juden, die unter seinem Einfluss dem wahren Kreuz abschw&ouml;ren, schlie&szlig;lich seine Terrortaten. Am Ende f&auml;llt der Antichrist durch das Schwert eines Erzengels, als er dem Erl&ouml;ser durch eine Himmelfahrt die G&ouml;ttlichkeit streitig macht.Die Forschung kann sich nun auf ein Kunstdenkmal st&uuml;rzen, das komplexe Eigenheiten bietet, die entschl&uuml;sselt und im historischen Kontext gedeutet sein wollen. Auch die stilgeschichtliche Stellung ist bislang weitgehend unklar. Da der Zyklus sechzig Jahre nicht zu sehen war, fand er bei den Zuordnungen der ostelbischen Glasmalerei kaum Ber&uuml;cksichtigung. Wom&ouml;glich muss nun ein ganzes Kapitel der ostdeutschen Kunstgeschichte umgeschrieben werden.Der Glasmalerei-Spezialist Erhard Drachenberg, der die Scheiben in St. Petersburg begutachtete, ist mit seinem Urteil noch zur&uuml;ckhaltend. Vorsichtig bringt er den Zyklus mit dem gefestigten, k&ouml;rperhaften &quot;Parler-Stil&quot; in Zusammenhang, der sich um 1350 ausbildete. Das passt auch gut zur Baugeschichte von St. Marien, wo um 1368 der neue Umgangschor fertig gestellt und bald darauf die gl&auml;serne Bilderbibel in dessen Fenster eingesetzt wurde. Im September m&ouml;chte Drachenberg gerne mit einigen ausgew&auml;hlten Scheiben die Neugier der &Ouml;ffentlichkeit befriedigen. Die Kunsthistoriker haben bis dahin sicher mehr &uuml;ber dieses langj&auml;hrige Phantom-Monument zu berichten. (sep.)Foto: EREMITAGE ST. PETERSBURG W&auml;hrend Jesus das Kreuz nach Golgatha tr&auml;gt (links), reicht ein f&uuml;rsorglicher Teufel das kleine Antichristkind von der ermatteten Mutter an die Amme

Die Frankfurter Scheiben bieten viel Stoff für die Forschung: Sagenhafter Terror des Antichristen

Stil 28. Juni 2002

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