Sterben
«Leichte Hülle für die Trauer» – so sieht das neue Krematorium auf dem Hörnli aus

Die allerletzten Minuten eines geliebten Menschen miterleben: Für viele Familien ist der Abschied besonders wichtig. In manchen Religionsgemeinschaften ist es sogar Pflicht, dabei zu sein. Das neue Krematorium auf dem Friedhof Hörnli macht das nun möglich.

Delphine Conzelmann
Drucken
Neues Krematorium auf dem Friedhof Hörnli
10 Bilder
Angehörige können im neuen Krematorium bei der Sargeinfahrt dabei sein.
Betriebsleiter Bernhard Meister zeigt die neue Anlage.

Neues Krematorium auf dem Friedhof Hörnli

Nicole Nars-Zimmer niz

Was für die breite Öffentlichkeit oft zu morbid ist, ist für die Mitarbeiter des Krematoriums auf dem Hörnli Tagesgeschäft. An den Tod denkt man kaum, wenn man ihnen über die Schulter schaut. Vom «Wareneingang» bis zum Sortieren der Überreste: Logistische Fragen stehen im Zentrum.

Hoher technischer Standard

Im neuen Krematorium lassen sich nun grosse Teile der Arbeit automatisieren. So werden die drei Öfen, in denen im Schichtbetrieb jeweils drei Personen kremiert werden können, von einer Computeranlage aus koordiniert. Ein Mitarbeiter kann per Kamera den Verbrennungsprozess überwachen und manuelles Zutun braucht es kaum mehr. Die technische Ausstattung des Neubaus erleichtert die Arbeit: Drei Stunden dauert eine Kremation jeweils, von denen hier täglich bis zu 20 vorgenommen werden. Schwere technische Mängel im Vorgängerbau waren es auch, die den Neubau dringend notwendig gemacht haben. An der gestrigen Einweihung dankte Regierungsrat Hans-Peter Wessels deshalb jenen, die dem Friedhof in der Überbrückungszeit aushalfen: «670 Einäscherungen hat man in Zürich für uns vorgenommen. Es war also höchste Zeit».

Würdige Abschiede

Die technische Erneuerung wurde zugleich zum Anlass genommen, sich von der industriellen Atmosphäre des alten Baus zu verabschieden. Das neue Krematorium soll ein Ort für würdige Abschiede sein. Der vom Architekturbüro Garrigues Maurer entworfene, lichtdurchflutete Bau, biete, so Wessels eine «leichte Hülle für die Trauer» und Emmanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei fügt an: «Die Offenheit nach aussen, und die angenehme Atmosphäre eröffnen eine neue Dimension der Feuerbestattung». Nach zwei Jahren Bauzeit und Gesamtkosten von 17 Millionen Franken hat vor einem Monat der Probebetrieb im Krematorium begonnen, der heute ohne bisherige Störungen in den normalen Betrieb übergehen wird. Jetzt kann Basel seine Toten wieder selbst verbrennen.