Zwischen unauffällig und ein klein wenig schnittig gibt sich der Ateca optisch.
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Škoda gegen Volvo positionieren, Seat gegen Alfa Romeo: Menschenskind, wie lange ist das schon wieder her, dass der damalige VW-Konzernlenker Ferdinand Piëch den einzelnen Marken solche strategischen Rollen zudachte. Hintergrund: Ferdinand Porsches Enkel liebäugelte immer wieder damit, Alfa aus dem Fiat-Verbund herauszukaufen, starker Name, großer Mythos, was aber, wie die Geschichte lehrt, misslang.

"Mach ich mir halt meine eigenen Alfas", spielte da vielleicht mit ins Kalkül. Übrig blieb davon immerhin, dass die ewig marode spanische Tochter sich seither als günstige und tendenziell etwas flottere, um nicht zu sagen, sportlichere Einstiegsmarke des Konzerns etablierte.

519.176 Fahrzeuge lieferte Seat 2023 aus, davon entfielen 230.739 auf die auch preislich höher positionierte junge Tochter Cupra, der Seat auch den Vorzug geben musste beim ersten Elektrofahrzeug, dem 2022 lancierten Cupra Born.

Bedienkonzept? Kein Touch-Desaster. Wenn Sie Rätselaufgaben suchen, kaufen Sie sich also ein Rätselheft.
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Und apropos "ewig marode": Die Trendwende kam mit den SUVs, drei davon hat Seat im Angebot – noch, denn der große Tarraco bekommt keinen Nachfolger, wenn er das Ende seines Modellzyklus erreicht. Seats Palette dünnt damit weiter aus, schmerzlich vermisst wird ja immer noch der superpraktische Minivan Alhambra, und übrig bleiben dann der beliebte Kleinwagen Ibiza (dessen Nachfolger auch schon überfällig ist), der Leon sowie die beiden SUVs Arona und Ateca.

Aus Europas Mitte

Um den geht es hier konkret, der Ateca ist seit seinem Marktstart im Jahr 2016 eine einzige Erfolgsgeschichte, wenn auch keine spanische, denn vom Band läuft er – als Schwestermodell des Karoq –, wie auch die Cupra-Version, im nordböhmischen Škoda-Werk Kvasiny.

Zum Test stand an der Ateca 2,0 TDI DSG FR, was aufgeschlüsselt bedeutet: 2,0-Liter-Diesel, Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Topausstattungsversion FR, was wiederum für Formula Racing steht.

Vielseitig veranlagt: Der Boden lässt sich versenken, der Kofferraum überhaupt auffallend praktisch verwenden. Überhaupt ist der sorgfältig durchdachte Ateca im Alltag beinahe so talentiert wie einst die Minivans.
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Das ist natürlich kein Auto für den Renneinsatz, sondern ein ausgesprochenes Alltagstalent, ein Auto wie ein guter Freund, allzeit hilfsbereit. Da gibt es zum Beispiel richtig großzügige Fächer in den Türen, in deren vorderen Bereich auch größere Getränkegebinde passen.

Der Kofferraum, dessen Klappe weit aufschwingt, ist so vielseitig veranlagt, wie man sich das wünschen mag, gut dazu passen würden noch die praktischen ausklappbaren Haken von Škoda, denn die in die seitliche Rahmung integrierten im Seat sind ein wenig fummelig.

Geheimfach

Praktisch auch der versenkbare Boden – entweder man nutzt das als Geheimfach unter dem in der oberen Stellung positionierten Ladeboden, oder man zieht diesen kurz raus und schiebt ihn eine Etage tiefer. Vergrößert den Kofferraum noch einmal, der, apropos, 510 bis 1604 Liter Volumen aufweist; da geht ganz schön was rein, auch ein Familienausritt ist drin, wenn sich Eltern und Kinder ein klein wenig bei der "Das muss unbedingt noch mit"-Auswahl beschränken. Die 2:1-umlegbare Rückbank mit integrierter Durchreiche sowie die seitlichen Fächer hinter den Radkästen komplettieren das Hilfreich-und-gut-Bild.

Anders als die meisten heutigen Touchkonzepte hinterlässt das Bedienkonzept keine Rätsel. Im Nu fühlt man sich heimisch und kann das meiste blind bedienen, und was das Design betrifft, so ist schnörkellos mit ein bisschen Pepp vielleicht die passendste Charakterisierung.

Motorisch stehen beim Ateca zwei Benziner und ein Diesel zur Auswahl, Erstere leisten 115 (1,0-Liter-3-Zylinder) und 150 PS (1,5-Liter-4-Zylinder), auf 150 PS kommt auch der Selbstzünder, den es obendrein ausschließlich mit Sieben-Gang-DSG gibt.

Steht Seat vor dem Ateca, ist ausschließlich Frontantrieb drin. Steht dort Cupra, wäre auch Allradantrieb verfügbar und die Option, Wald- und Wiesenwege solide zu bewältigen.
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Ist ein munteres, im Sportmodus auch recht zupackendes Antriebspaket, im Verbrauch waren wir allerdings auf größere Genügsamkeit eingestellt, so auf fünfeinhalb Liter. Knapp über sechs Liter auf 100 km gehen aber letztlich in Ordnung.

Allradantrieb gibt es übrigens nicht mehr, nur mehr beim Cupra Ateca. Der Fronttriebler kommt aber auch überall hin, wohin man mit einem Auto normalerweise gelangen möchte, nur bei Nässe schlägt das auf die Traktion durch.

Mit 4,38 Meter Länge ist der Ateca nur einen Tick länger als ein VW Golf, und löblich zu erwähnen wären noch die Sitze und der Fahrkomfort, trotz recht straffer Fahrwerksabstimmung. Da lassen sich auch längere Strecken ungerädert bewältigen. (Andreas Stockinger, 14.5.2024)