Das Bild zeigt eine rote Ampel und einen Mercedes-Stern.
Der Autohersteller nimmt bei seinen E-Autos eine weitere Kurskorrektur vor.
Arnulf Hettrich via www.imago-im

Mercedes-Benz steht offenbar vor einer deutlichen Umstellung seiner Strategie in der Elektromobilität. Die ursprünglich geplante Elektroplattform MB.EA-Large, eine wesentliche Grundlage für die künftige Elektrifizierung von Luxusmodellen wie der S-Klasse, soll vom deutschen Autohersteller eingestellt worden sein.

Grund für die Einstellung: Laut Insidern soll der Vorstand die Entwicklung gestoppt haben, weil die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in der entsprechenden Preisklasse unter den Erwartungen geblieben sei, berichtet das Handelsblatt. Neun von zehn Neuwagen aus dem Hause Mercedes seien demnach immer noch Diesel oder Benziner.

Die ursprünglichen Pläne sahen vor, dass diese neue Plattform ab 2028 in der Produktion von Limousinen und SUVs eingesetzt wird. Die Architektur sollte dazu beitragen, den Übergang von Mercedes zu einer rein elektrischen Zukunft zu beschleunigen.

Weniger Elektro, EVA2 bleibt

Mercedes dürfte nun aber darauf umschwenken, die Integration und Weiterentwicklung der bestehenden Elektrofahrzeugarchitektur namens EVA2 voranzutreiben. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit der Vermeidung teurer Neuentwicklungen und der Nutzung bestehender Produktionseinrichtungen lassen sich die Kosten deutlich senken. Diese Veränderung geht natürlich auch damit einher, die Zielsetzung des Autokonzerns anzupassen: Bis zum Ende des Jahrzehnts soll maximal die Hälfte des Absatzes aus Elektroautos und Plug-in-Hybriden bestehen.

Die Neuausrichtung bei Mercedes umfasst dementsprechend auch eine verstärkte Konzentration auf Hybridmodelle und fortgeschrittene Verbrennertechnologien. Mercedes sieht offenbar die Notwendigkeit, eine breitere Palette von Antriebsoptionen anzubieten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Präferenzen der Kunden weltweit gerecht zu werden. Diese Flexibilität könnte entscheidend sein, um die Marktposition des Unternehmens in einer Übergangsperiode zu stärken.

Kein EQ mehr?

Künftig soll es bei Autos mit Verbrennungsmotoren und Elektroantrieb unter der Marke Mercedes auch eine einheitlichere Designrichtung geben, ähnlich wie es BMW handhabt. Die bisherige Designstrategie der EQ-Modelle von Mercedes, die durch eine aerodynamische und abgerundete Form gekennzeichnet war, hat sich nicht durchgesetzt und findet keinen Anklang bei der traditionelleren Kundschaft.

Als Konsequenz lässt man die Elektrosubmarke EQ voraussichtlich auslaufen. Stattdessen wird Mercedes seine klassische Linie weiterführen und zukünftige Elektrofahrzeuge der Marke sollen ein Erscheinungsbild mit gewohnter Designsprache erhalten.

Bekanntes Sorgenkind

Schon zuvor stellte sich heraus, dass die Auslieferungszahlen von Mercedes bei E-Autos 2024 im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gesunken waren. Insbesondere das Modell EQS soll Schwierigkeiten haben, die gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Ursprünglich wurde ein Jahresabsatz von 50.000 Einheiten anvisiert, jedoch blieben die tatsächlichen Verkaufszahlen auf den Hauptmärkten weltweit deutlich unter dieser Marke.

Als erste Reaktion auf die enttäuschenden Verkaufszahlen kündigte der Autohersteller Mercedes eine Überarbeitung seiner Modelle an, darunter die Limousine EQS und die SUV-Versionen EQS SUV und EQE SUV. Wie sich nun zeigt, dürfte das nur eine von mehreren Maßnahmen gewesen sein, um eine Kurskorrektur vorzunehmen. (bbr, 16.5.2024)