Ähnlich wie die "Bild" hat auch die "Welt" seit Jahren mit massiven Verkaufsrückgängen zu kämpfen. Online kam man im April zwar erstmals auf mehr als 150.000 Abonnentinnen und Abonnenten, die Leserverluste im Print-Bereich tun dem Verlag und der Zeitung dennoch weh. Allein im ersten Quartal 2021 sank die harte Auflage (also Abo + Einzelverkauf) um mehr als 20 Prozent auf nur noch 42.207 Exemplare. Nun reagiert Axel Springer und hat einige Änderungen angekündigt. 

Die Rede ist von einem "neuen redaktionellen Konzept", das von Montag bis Freitag greifen soll. An diesen Tagen soll die Zeitung künftig aus "hochverdichteter Information und Debatte" bestehen. In diesem Zusammenhang wird Springer den Umfang der gedruckten "Welt" reduzieren, man spricht von einem "schlankeren Blatt". Journalistische Substanz werde man nicht verlieren, heißt es. Insofern soll es in der Redaktion auch keine Sparmaßnahmen geben, wie Springer am Dienstag in einer Pressemitteilung betont. Die einzelnen Ausgaben der Tageszeitung sollen künftig regulär 16 Seiten umfassen. 

"Die Tageszeitung fürs Wesentliche"

"Welt"-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld sagt: "Unter der Woche wünschen sich unsere Leser eine Schneise in der Informationsflut. Wir liefern künftig von Montag bis Freitag eine Zeitung, die gewichtig ist, ohne schwer zu sein. Unser Versprechen: Die Tageszeitung fürs Wesentliche. Gleichzeitig bleiben wir in allen Ressorts, von der Politik über die Wissenschaft bis hin zur Wirtschaft, der Vielfalt und Exklusivität unserer Berichterstattung treu und werden zugleich noch präziser, prägnanter und schneller."

Darüber hinaus gibt’s auch am Wochenende Änderungen. Die "Welt am Sonntag" soll künftig nämlich auch schon mit einer zusätzlichen Frühausgabe am Samstag erscheinen. Damit ersetzt man die bislang verfügbare Samstags-"Welt", die gestrichen wird. Die Hauptausgabe der "WamS" soll auch künftig am Sonntag erscheinen. "Die ‘WamS’ ist und bleibt eine Sonntagszeitung", erklärt Chefredakteur Johannes Boie. "Wir werden das Hauptprodukt der Zeitung am Samstag ein zweites Mal er- oder mindestens überarbeiten. Dazu zählt neben unserer Titelseite, dem Politikteil, dem ‚Leben‘, dem ‚Thema‘, dem ‚Forum‘ und dem Sport künftig auch der Wirtschaftsteil von ‘Welt am Sonntag’. Unsere Wirtschaftsberichterstattung wird somit aktueller sein als je zuvor, und – wie die ganze Zeitung – wesentlich aktueller als das Angebot unserer direkten Konkurrenz, die sich von Aktualität am Sonntag verabschiedet hat."

"Welt" wird durch Umstellung günstiger

Durch das neue Konzept und die Änderungen in der Erscheinungsweise, passt Axel Springer auch die Preise der Zeitungen an. Im Einzelverkauf kostet die "Welt" künftig 2 Euro, im Abo zahlt man 34,99 Euro pro Monat. Im Zuge der Umstellung des reinen Print-Abos auf das neue Markenabo erhält jeder Abonnent von "Die Welt" künftig Zugang zu allen digitalen Produkten wie "Welt Plus" bzw. die ePaper-Ausgaben. Die Umsetzung aller Änderungen soll bis Herbst dieses Jahres erfolgen.

Ulf Poschardt © Welt / Claudius Pflug / Berlin Ulf Poschardt
Intern laufen die Änderungen als Mission "5+2". Ulf Poschardt, Chefredakteur "Welt" und Sprecher der Geschäftsführung, sagt: "Für ‘Welt’ ist Print ebenso wie Digital, TV und Audio eine wichtige Säule unseres journalistischen Angebotes. Mit der Mission ‚5+2‘ spielen wir die besonderen Stärken unserer gedruckten Zeitungen noch gezielter aus und können die veränderten Print-Lesegewohnheiten in einer digitalisierten Zeit noch besser berücksichtigen. Damit stellen wir unser Print-Geschäft für die Zukunft gestärkt auf." Die Veränderungen bei den beiden gedruckten Zeitungen seien strategisch motiviert, so Poschardt. "Wir steigern die Attraktivität unserer Print-Produkte am Leser- und Werbemarkt. Davon unberührt ist unser Markenkern, der ist unverrückbar und gilt auch weiterhin für all unsere Produkte: Unabhängiger Journalismus, der leidenschaftlich, verlässlich und schnell informiert, mit einem breiten Meinungsspektrum und hochwertigen Autorenstücken."