Gutes erstes Quartal erwartet :
Analysten trauen Commerzbank mehr zu

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Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt
Abermals bucht die polnische Tochtergesellschaft M-Bank Kosten für Rechtsstreitigkeiten mit Franken-Kreditnehmern. Analysten von Goldman Sachs sehen aber Potential im Zinsüberschuss.

Die Commerzbank muss eine weitere Belastung durch ihre polnische Tochtergesellschaft M-Bank hinnehmen. Wegen Rechtsstreitigkeiten mit Kreditnehmern, die vor Jahren Kredite in Schweizer Franken aufgenommen haben und deren Rückzahlung sich anschließend in Zloty enorm verteuerte, musste die M-Bank im ersten Quartal 2024 weitere Kosten in Höhe von umgerechnet 320 Millionen Euro buchen. Damit sank ihr Gewinn auf rund 100 Millionen Euro, wie die M-Bank mitteilte. Dieser Quartalsgewinn aus Polen kommt der Commerzbank-Sparte Privat- und Unternehmenskunden zugute.

Die Commerzbank wird für den Konzern an diesem Mittwoch ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal vorlegen. Analysten erwarten im Konsens einen Nettogewinnzuwachs um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal von 580 Millionen Euro auf 652 Millionen Euro. Ein wesentlicher Treiber dafür ist, dass die europäische Bankenabgabe in zuvor dreistelliger Millionenhöhe wegfällt.

Analysten sehen Potential im Zinsüberschuss

2023 hatte die Commerzbank 415 Millionen Euro einschließlich der Beiträge zum Einlagensicherungssystem in Polen gezahlt. Die Analysten von Goldman Sachs sehen aber zusätzlich auch Potential im Zinsüberschuss. Hier hatte Commerzbanks Finanzchefin Bettina Orlopp im Februar die Erwartungen gedämpft und einen leichten Rückgang auf 7,9 Milliarden Euro in 2024 in Aussicht gestellt.

Goldman Sachs vermutet aber nun, dass der Zinsüberschuss von der Commerzbank in diesem Jahr bei 8,1 Milliarden Euro stabil gehalten werden kann. Denn die Sparzinsen, die das Kreditinstitut seinen Privatkunden bieten müsse, seien nach wie vor niedrig. Nur etwa 35 Prozent des Leitzinsanstiegs, den die Europäische Zentralbank seit Sommer 2022 vorgenommen hat, habe die Commerzbank an ihre Kunden weitergegeben, heißt es von Goldman Sachs. Dies liege am eher - anders als oft behauptet - niedrigen Konkurrenzkampf der Banken in Deutschland um die Sparer.

Eigentlich ist es das Ziel der Commerzbank, 2024 einen neuen Rekordgewinn zu erzielen, indem der Provisionsüberschuss gesteigert wird. Auch sollen die Sonderbelastungen in Polen durch die M-Bank, die 2023 rund 1,1 Milliarden Euro betrugen, in diesem Jahr sinken. Im Vergleich zwischen dem ersten Quartal 2024 und dem ersten Quartal 2023 dürfte das kaum zu sehen sein.

Und bis sich die jüngsten Zukäufe etwa der Fondsgesellschaft Aquila und im Zahlungsverkehr die erweiterte Kooperation mit Worldline und das Gemeinschaftsunternehmen mit Global Payments in vom Vorstand erhofften höheren Gebühreneinnahmen und damit im Provisionsüberschuss niederschlagen, wird es noch etwas dauern.