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Copy-Paste-Affäre um Grünen-Kandidatin : Jetzt sind es schon 43: Plagiatsprüfer findet neue, auffällige Fragmente in Baerbock-Buch
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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Annalena Baerbock stellt Buch vor
Christoph Soeder/dpa

Die Debatte um das Buch von Annalena Baerbock bekommt neues Feuer. Inzwischen haben Plagiatsforscher bereits 43 auffällige Textstellen gefunden, teils sollen fast ganze Seiten abgeschrieben sein. Plagiatsjäger sprechen inzwischen klar von "Täuschungsabsicht".

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+++ Update, 5. Juli, 23.25 Uhr +++

Der Plagiatsforscher Stefan Weber hat in einer neuen Analyse von Baerbocks Buch weitere plagiierte Textpassagen gefunden. Er spricht nun von 43 auffälligen Fragmenten im Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern". Weber hebt zwei Stellen besonders hervor:

In einem "taz"-Interview vom 1. November 2020 sagte die Nachhaltigkeitsforscherin Maja Göpels den Satz:

"Aber man sollte nicht den Wunsch nach Stabilität mit dem Wunsch nach der alten Version der Gesellschaft verwechseln."

Daraus wurde in Baerbocks Buch der Satz:

"Zugleich sollte man die Sehnsucht nach Stabilität nicht mit dem Wunsch nach einer früheren Version der Gesellschaft verwechseln."

Plagiatsforscher Weber hatte aus dieser Quelle bereits ein anderes Plagiat entdeckt. Ein weiteres Beispiel, dafür, dass Baerbock abgeschrieben hat, findet Weber in ihrer Schilderung eines Unternehmensbesuchs. In einem ganzen Absatz findet er dabei nur einen Halbsatz, der nicht von der Website der betroffenen Firma "50 Hertz" paraphrasiert ist, nämlich: "Wir diskutierten damals rauf und runter, […]".

Danach heißt es beispielsweise bei Baerbock:

"Denn die Energie, die aus Windkraft oder Fotovoltaik erzeugt wird, unterliegt wetterbedingt teils starken Schwankungen."

Auf der Website von "50 Hertz" heißt es:

"Aus regenerativen Quellen erzeugte Energie wie Windkraft oder Photovoltaik unterliegt wetterbedingt teils starken Schwankungen."

Weber nennt die Parallelen "grotesk". Er vermutet, dass auf Quellennennungen absichtlich verzichtet wurde, "weil die Rezensenten sich ansonsten gefragt hätten, was in diesem Buch überhaupt originäre Ideen und Formulierungen von Frau Baerbock sind." Sein Fazit: "Eine Täuschungsabsicht zeichnet sich also ab." Er vermutet, dass auf diversen Seiten der Text zusammengestellt wurde wie eine Collage aus Plagiaten.

+++ Update, 2. Juli, 08.50 Uhr +++

Und schon wieder gibt es neue Textstellen - und diesmal soll es besonders dreist sein. In der Nacht zum Freitag teilte Plagiatsprüfer Weber mit, dass Baerbock gleich mehrere Passagen aus einem Gastbeitrag von Parteikollege Jürgen Trittin abgeschrieben habe. In dem Beitrag geht es um die Abhängigkeit Europas von China und den USA - und Baerbock soll sich gleich bei acht Passagen bei Trittin bedient haben. Weber schreibt dazu bei Twitter: "So eine Dreistheit und Dummheit habe ich in 14 Jahren Tätigkeit noch nie gesehen!"

Wahlauftakt Grüne Brandenburg
dpa Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin lachend vor einem Wahlkampfbus mit der Brandenburger Landesvorsitzenden Annalena Baerbock

Trittin schrieb im April in einem Gastbeitrag in der „Frankfurter Rundschau":

„Das fängt damit an, dass deutsche Polizeien die Bilder ihrer Bodycams nicht mehr bei Amazon in der Cloud speichern und die Bundeswehr ihre Daten nicht bei Microsoft.“

Folgendes schreibt Baerbock in ihrem Buch:

„Das fängt mit ganz simplen Dingen an. Zum Beispiel, dass die deutsche Polizei die Bilder ihrer Bodycams nicht mehr bei Amazon in der Cloud speichert – und die Bundeswehr ihre Daten nicht bei Microsoft.“

 

+++ Update 1. Juli, 12.15 Uhr +++

Der österreichische Plagiatsforscher Stefan Weber legt nochmals nach. Er geht nun sogar davon aus, dass Annalena Baerbock bei der Übernahme von Textstellen "bewusst getäuscht hat".

Am Donnerstagvormittag veröffentlichte Weber eine weitere von ihm identifizierte Plagiatsstelle in Baerbocks neuem Buch. Demnach soll sich die Grünenpolitikerin auch an den Aussagen eines Interviews mit der Nachhaltigkeitsforscherin Maja Göpel bedient haben, das am 01.11.2020 in der taz erschienen ist.

Folgende Sätze hat Göpel in dem Interview gesagt:

„Dafür müssen wir Investitionen und Innovationen auch darauf ausrichten, Corona hat doch gezeigt, dass ökonomische Instrumente Mittel und nicht Ziele sind.“ […] Frage der taz: Das BIP muss weg? „Der Wirtschaftswissenschaftler Joseph Stiglitz hat das noch vor Corona auf den Punkt gebracht: Wir haben eine Demokratiekrise, Klimakrise und Ungleichheitskrise […].“

Auf Seite 83 ist in Annalena Baerbocks Buch „Jetzt“ zu lesen:

"Dafür müssen Investitionen und Innovationen in den Dienst der sozial-ökologischen Transformation gestellt werden. Denn spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass ökonomische Instrumente Mittel und nicht Ziele sind. Ein Wirtschaftsindikator wie das BIP, der im Zuge der Produktion verursachte Umweltschäden aus den Bilanzen ausblendet und nicht erkennt, wie tief eine Gesellschaft in einer Klima- und Ungleichheitskrise oder auch Demokratiekrise steckt, hat keine Zukunft."

Im Gespräch mit FOCUS Online resümiert Weber:

Bis Mittwochabend, als ich die Stelle von Maja Göpel in Frau Baerbocks Buch gefunden habe, war ich mir nicht sicher, ob es sich bei den Plagiaten um eine Fahrlässigkeit oder eine Täuschung handelt. Dieser neue Fall aber zeigt ganz klar: Baerbock hat ganz bewusst getäuscht.

Der österreichische Plagiatsforscher hält die Übernahme für schwerwiegend. "Unabhängig davon, ob sich Maja Göpel plagiiert 'fühlt' oder nicht, liegt hier textanalytisch betrachtet ein weiteres schwerwiegendes Plagiat vor." Wie schon bei Florence Gaub habe Baerbock "eine Art Libretto-Plagiarismus" angewandt, so Weber. "Unter Vorlage anderer Texte hat sie eigene Kopfarbeit simuliert. Damit liegt genau jene Arbeitsweise vor, die alle Lehrenden im Bildungssystem Schüler*innen und Studierenden austreiben wollen, die etwas gegen die Vertreibung des kreativen Geistes aus der Textkultur unternehmen wollen." Weiter schreibt Weber: "Es wird mehr und mehr. Langsam wird ein Muster des Nicht-Selber-Denkens und -Schreibens sichtbar."

***

Der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber hat weitere Hinweise auf Parallelen zwischen dem Buch von Grünen-Chefin Annalena Baerbock und anderen Veröffentlichungen publik gemacht. In einer am Mittwoch an Journalisten versendeten E-Mail nennt Weber vier weitere Textstellen, die er "Funde" nennt. Er komme bislang auf 14 "Fragmente".

Die von Weber angeführten Passagen umfassend auch eher nüchtern und faktisch formulierte Sätze. Die Grünen und auch der Verlag, der Baerbocks Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" veröffentlichte, argumentieren, die Wiedergabe allgemein bekannter Fakten sei unproblematisch.

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Wie Baerbock Deutschland erneuern will

Baerbock übernimmt ungewöhnliche Formulierung von Forscherin

Eine ungewöhnliche Formulierung aus einem Artikel in "Internationale Politik" findet sich beispielsweise auf Seite 16 von Baerbocks Buch. Die Grünen-Chefin schreibt dort:

"Wer immer nur von der Gegenwart aus denkt, verharrt in der Kurzfristigkeit und verliert an strategischer Tiefe."

Die Forscherin Florence Gaub, die sich mit sicherheitspolitischen Fragen beschäftigt, schreibt in ihrem Artikel:

"Wer ständig in Krisen denkt, verharrt in der Kurzfristigkeit und verliert an strategischer Tiefe."

Weiter geht es auf Seite 175. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll Baerbock dort erneut von der Bundeszentrale für politische Bildung abgeschrieben haben. Konkret geht es um einen Beitrag vom April 2019 mit dem Titel "Vor 15 Jahren: EU-Osterweiterung". Im Buch der Grünen-Kanzlerkandidatin ist zu lesen:

"Mit der sogenannten Osterweiterung im Mai 2004 galt die Teilung Europas – rund 15 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – als überwunden."

Im Bericht der Bundeszentrale für politische Bildung heißt es:

"Mit der sogenannten Osterweiterung galt die Teilung Europas – rund 15 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – als überwunden."

Copy-Paste-Affäre: Auch vom "Tagesspiegel" soll Baerbock abgeschrieben haben

Auf Seite 220 soll Weber laut "Bild" den nächsten Schnitzer in Baerbocks Buch entdeckt haben. Eine Reportage des "Tagesspiegel", die sich mit den Folgen des Klimawandels beschäftigt, sei in diesem Fall die Vorlage gewesen. Die Grünen-Chefin schreibt:

"Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit dem Zyklon 'Nargis' im Irrawaddy-Delta in Myanmar. In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2008 peitschte der Wirbelsturm mit Böen bis zu 240 Stundenkilometern hohe Wellen durch die weitverzweigten Flussarme des Irrawaddy tief ins Landesinnere hinein. Nargis riss 135 000 Menschen in den Tod, zerstörte Dörfer und flutete die Reisfelder mit Salzwasser. Hunderttausende Menschen wurden obdachlos, und Millionen waren nach dem Wirbelsturm, der bis heute als der tödlichste Tropensturm gilt, auf medizinische und humanitäre Hilfe angewiesen."

Im "Tagesspiegel"-Beitrag ist verdächtig ähnlich zu lesen:

"Vor zehn Jahren verwüstete der Zyklon Nargis hier alles. In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2008 peitschte der Wirbelsturm mit Böen bis zu 240 Stundenkilometern hohe Wellen durch die weitverzweigten Flussarme des Irrawaddy bis zu 40 Kilometer ins Landesinnere. Nargis riss 140 000 Menschen in den Tod, zerstörte Dörfer und flutete die Felder der Reiskammer des Landes mit Salzwasser. 2,4 Millionen Menschen waren von dem Wirbelsturm betroffen, der bis heute als der tödlichste Tropensturm gilt."

China-Stelle ähnelt einem früheren Beitrag des ZDF

Die letzte Stelle, die Weber in seinem brisanten Bericht ergänzt haben soll, ist laut "Bild" ein Absatz auf Seite 171, der einem Beitrag des "ZDF" ähnelt. Baerbock schreibt in ihrem Buch:

"Dennoch kann es Europa nicht egal sein, dass deutsche Konzerne in der chinesischen Region Xinjiang produzieren, die für Zwangsarbeit, Überwachung und Unterdrückung von Millionen Menschen muslimischen oder christlichen Glaubens sowie Minderheiten wie den Uiguren, Kasachen, Kirgisen oder Hui-Chinesen steht. Viele, oftmals ganze Familien, landen in Internierungslagern. Sie erzählen von Foltermethoden, Erniedrigung, Vergewaltigung und Zwangssterilisation."

Beim "ZDF" ist zu lesen:

"Meist sind das Menschen, die sich verdächtig gemacht haben, weil sie dem muslimischen oder christlichen Glauben angehören oder Minderheiten, wie den Uiguren, Kasachen, Kirgisen, Hui-Chinesen. Das ist die junge Frau, die im Ausland studiert hat, der alte Mann, der seit Jahrzehnten in der Moschee sauber macht, der junge Mann, der nach Kasachstan gereist ist, um seine Familie zu besuchen. Die meisten landen in Internierungslagern und mit ihnen oftmals ganze Familien. Sie erzählen von Foltermethoden meist psychisch, Schreien aus den Nachbarzellen, Erniedrigung, Vergewaltigung, Zwangssterilisation."

Weber versichert erneut, dass er "aus Eigeninteresse" handelt

Weber versicherte in seiner E-Mail erneut: "Im Fall Baerbock prüfe ich aus Eigeninteresse und ohne Bezahlauftrag. Ich habe auch keinen Auftraggeber, mit dem vereinbart worden wäre, genau dies zu behaupten: nämlich, dass es keinen Auftrag gäbe. Das erkläre ich hiermit an Eides statt." Er wies zugleich Vorwürfe der Grünen zurück, die am Vortag von einem bösartigen Vorgehen oder Rufmord gesprochen hatten.

beb/sca/ufe/lro/dpa
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