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Ossi-Kommentar sorgt für Aufruhr
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Ossi-Kommentar sorgt für Aufruhr

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Katrin Göring-Eckart:
Katrin Göring-Eckart: "30 Prozent mit Migrationshintergrund, Ossis nicht mitgerechnet". © dpa

Wegen eines Kommentars über Ostdeutsche ziehen Nutzer auf Facebook über die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt her. Dabei kommt sie selbst aus Gotha in Thüringen.

Von Mareike Meyer und Denise Frommeyer

„30 Prozent der Kinder und Jugendlichen heute haben bereits einen Migrationshintergrund und dabei hab ich die Ossis jetzt noch nicht mitgerechnet.“ Dieser Satz von Katrin Göring-Eckardt (Grüne), in der Generaldebatte im Bundestag am Mittwoch sorgt für Aufregung im Netz. Die Facebook-Seite „Strafantrag gegen Katrin Göring-Eckardt - GRÜNE“ zählt mittlerweile mehr als 2200 Gefällt-Mir-Angaben. Auf der Seite wird der Rücktritt der Fraktionsvorsitzenden von allen politischen Ämtern gefordert. Zudem sollen möglichst viele Menschen einen Strafantrag gegen Göring-Eckardt stellen. Eine entsprechende Online-Petition unterzeichneten bisher rund 4 900 Menschen. Göring-Eckardt kommt übrigens aus dem Landkreis Gotha in Thüringen, also aus Ostdeutschland. Und sie hat Erfahrungen mit Verunglimpfungen und Angriffen aus dem Netz.

Am Freitag, zwei Tage nach der Generaldebatte, hat sie nun ein Zeichen gegen den Hass gesetzt - mit der Kampagne „#NoHateSpeech“ („Keine Hassrede“). In einem vierminütigen Video liest Göring-Eckardt dabei Kommentare zu ihrer Person aus den sozialen Netzwerken vor und ruft Facebook dazu auf, solche Äußerungen zu löschen. „Wir leben in Freiheit und Demokratie und das was hier passiert, hat damit nichts zu tun“, sagt sie. Beschimpfungen wie „Amischlampe“ und „fette dämliche Ratte“ reihen sich ein in eine Serie von wüsten Drohungen: „Verbrennen sollte man euch, ihr Volksmörder“ und „Ich persönlich werde Sie foltern und quälen, bis Sie nicht mehr wissen, wie Sie heißen“ sind nur zwei davon.

Auch nach 25 Jahren noch Ossis und Wessis

In den sozialen Netzwerken wird das Video diskutiert. Jürgen Eckes Eckrich schreibt auf Facebook: "Erst mal vorweg, sowas is nicht akzeptabel in dieser Art und Weise seinen Unmut zu äußern, keine Frage. Aber mir stellt sich bei solchen Dingen immer die Frage 'warum' schreiben Leute sowas?" "Danke für diese klaren Worte!", schreibt Martina Schmid. Lena Paetzold fragt sich: "Was ist eigentlich mit Ihnen los? Sie unterscheiden nach 25 Jahren immer noch in Ossis und Wessis und fühlen sich über Facebook beleidigt und wundern sich?"

Auch auf Twitter äußern sich Nutzer unter dem Hashtag #NoHateSpeech. @Volker_Beck fordert etwa die Bundesregierung auf zu handeln. "Hass-Posts im Netz,eine Erfahrung,die Viele von uns machen. Nicht mit abfinden - wehren!", twittert @BriHasselmann. Und @polinomics begrüßt das Video der Politiker: "Sehr gute Aktion!"

Doch auch ohne Facebook erreichen Göring-Eckardt und sicherlich viele andere Menschen Hassbotschaften. Denn es gibt zum Beispiel auch noch Faxe. Eines davon liest die Grünen-Fraktionschefin am Ende vor. "Ich werde Sie persönlich foltern und quälen." Danach macht die Politikerin ihren Standpunkt noch einmal klar: "Ihr kriegt mich nicht klein."

"Das ist Hetze von Hassbürgern"

Auf der Facebook-Seite zu Göring-Eckardts Migrations-Zitat in der Haushaltsdebatte dürften sich mittlerweile genug digitale Beleidigungen für ein zweites Video finden lassen. Ein Nutzer schreibt beispielsweise: „Ich hoffe man hilft ihr, dass sie ihre 69% Hirn wieder findet!!“. Ein anderer kommentiert: „Scheinbar doch noch etwas hängen geblieben vom Namen Göring.“. Die Nutzer werfen der Ostdeutschen Göring-Eckardt wegen ihres Halbsatzes über die Ostdeutschen unter anderem Rassismus und Diskriminierung vor.

In einer Stellungnahme erklärte ein Sprecher der Grünen: „Wer aus der Aussage von Frau Göring-Eckardt einen solchen absurden Vorwurf konstruiert, versteht ,Migrant‘ wohl als Schimpfwort.“ Das belegen auch die Kommentare bei Facebook: „Ich unterstütze diesen Strafantrag mit vollen Herzen, da ich aufs Tiefste beleidigt bin als Migrant bezeichnet zu werden!“, ist dort zu lesen. Für den Grünen-Sprecher steht fest: „Das ist Hetze von Hassbürgern gegen Ausländer. Der Debattenkultur in Deutschland mangelt es offensichtlich an Respekt.“

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