Anzeige

Lautlose Killer Wie Mäh-Roboter zur tödlichen Falle werden

Rasenmähroboter
Hilfreich, aber gefährlich für Kleintiere: Mähroboter
© mauritius images / Zoonar GmbH / Alamy
Wenn im Frühling der Rasen wächst, machen sich viele Gartenbesitzer über das Mähen Gedanken und sehen sich nach praktischen Gartenhelfern wie Mährobotern um. Doch Mähroboter können Igeln und anderen kleinen Tieren zum Verhängnis werden. Vor allem nachts und in der Dämmerung

Sie sind der Frühlings- und Sommerhit in jedem automatisierten Garten: Mäh-Roboter sorgen fast lautlos für einen gleichmäßig kurzen Rasen: eine Arbeit, die analoge Gartenbesitzer jede Woche mehrere Stunden kosten kann. Besonders praktisch: Die Automaten mähen nur in einem abgesteckten Bereich, lassen sich auf Mähzeiten programmieren und fahren zum Aufladen selbsttätig zur Ladestation.

Aber sind sie auch sicher? In den Gebrauchsanweisungen findet sich regelmäßig der Hinweis, dass Mäh-Roboter nicht unbeaufsichtigt werkeln sollen, wenn Kinder oder Haustiere in der Nähe sind. Sehr zu Recht. Denn nicht alle Geräte reagieren auf Hindernisse gleich sensibel – und legen den Rückwärtsgang ein. Das kann auch Wildtieren im Garten zum Verhängnis werden. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass keines von 18 getesteten Modellen junge, weniger als 200 Gramm schwere Igel erkennen konnte.

Fehlender Fluchtinstinkt: Junge Igel besonders gefährdet

Besonders für junge Igel, die bei Gefahr nicht schnell das Weite suchen, sondern sich einfach zusammenrollen, ist die Gefahr groß, bei einer Begegnung mit einem automatischen Rasenmäher verletzt oder getötet zu werden. "Die Roboter richten die Igel grausig zu", sagt Katrin Pichl, Fachreferentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. "Die scharfen Klingen zerschneiden Schnauzen oder Füßchen, trennen Stacheln, Hautschichten oder Gliedmaßen sogar komplett ab. Der Großteil der verletzten Tiere wird vermutlich gar nicht entdeckt: Die Igel schleppen sich ins Dickicht, wo sie an den Folgen der Verletzungen, wie Infektionen oder Fliegenmadenbefall, unbemerkt und qualvoll sterben."

Die meisten jungen Igel kommen im August zur Welt, darum ist besonders in diesem Monat Vorsicht beim Einsatz von Mährobotern geboten. Vor allem in der Dämmerung und nachts sollten Mähroboter pausieren: Dann macht der Igel-Nachwuchs mit seiner Mutter die ersten Ausflüge.

Verletzter Igel durch Rasenmähroboter
Igel laufen vor Mäh-Robotern nicht weg, sondern rollen sich zusammen. Das wird ihnen zum Verhängnis, wenn der Roboter sie nicht als Hindernis erkennt
© Karin Oehl/LBV

Neben Igeln sind auch andere Tiere, wie Blindschleichen, Kröten, Spinnen und Insekten in Gefahr. Zumal viele Gartenbesitzer ihre elektronischen Helfer gerne auch nachts laufen lassen. Doppelt ärgerlich findet das der Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Denn Gärten gehören zu den letzten Rückzugsflächen für Igel und andere Wildtiere. Durch den Boom der lautlosen Häcksler werden sie vielerorts auch noch von den verbliebenen Rasenflächen vertrieben.

Hinzu kommt: Das häufige Mähen, oft in chaotischen Bahnen, verhindert auch, dass sich Blüten bilden können - etwa von Klee. Damit entfällt eine wichtige Nektarquelle für Insekten.

In puncto Bequemlichkeit dürfte der Mäh-Roboter für viele Gartenbesitzer eine willkommene Alternative zum Elektro- oder Benzin-Rasenmäher darstellen. Und, ja, er ist leise. Für die Artenvielfalt im Garten allerdings ist er der Super-Gau. "Den meisten Menschen ist gar nicht klar, welchen Bärendienst sie der Natur mit den Mährobotern erweisen", sagt Igel-Schützerin Monika Neumeier von Pro Igel e.V.

Aktualisiert am 16. August 2022.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel