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Zwei Drittel der Flüchtlinge sind in einem Alter unter 35 Jahren
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Asylsituation in Kempten

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Asylsuchende gegliedert nach ihren Herkunftsländern.
Asylsuchende gegliedert nach ihren Herkunftsländern. © Stadt Kempten

Ein Thema, das in letzter Zeit ein bisschen in den Hintergrund gerückt ist: Asyl.

Auf den aktuellen Stand in Kempten hat der Leiter des Amtes für Integration, Philipp Wagner, die Mitglieder des Integrationsbeirats in seiner Sitzung vergangene Woche gebracht.

Dabei, so Wagner, gelte es drei Personengruppen zu unterscheiden: 1. Personen im laufenden Asylverfahren (Asylsuchende), die in Asylbewerberunterkünften untergebracht und in der Zuständigkeit des Amtes für Integration sind (z.B. bzgl. Asylbewerberleistungen); 2. Personen mit abgeschlossenem Asylverfahren, die mit Sozialleistungsbezug der Zuständigkeit von Job-Center/Agentur für Arbeit unterliegen; und schließlich 3., als Summe beider, Personen mit Flucht-/Asylhintergrund.

Derzeit sei in Kempten mit etwa zehn bis 15 Asylsuchenden pro Monat ein „deutlicher Rückgang“ bei den Neuzugängen zu beobachten, so Wagner. Laut Stand Ende 2016 hatten von den insgesamt 1313 Menschen mit Fluchthintergrund in Kempten 806 ein bereits abgeschlossenes Asylverfahren, 507 waren noch im laufenden, im März diesen Jahres nur noch 434. Die Zahlen der Entscheidungen, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für Asylsuchende in Kempten veröffentlicht hat, zeigen: 42 Prozent mit „Flüchtlingseigenschaft“, 39 Prozent mit abgelehnten Asylanträgen, lediglich ein Prozent, die als asylberechtigt anerkannt wurden.

Woher kommen

die Menschen?

Den größten Brocken stellt ­Afghanistan mit 27 Prozent (aktuell 129 Personen), gefolgt von Syrien mit 21 Prozent und Nigeria mit 15 Prozent. Zwischen drei und fünf Prozent bewegen sich Somalia, Eritrea, Senegal und Pakistan, 20 Prozent sind unter „weitere“ und „ungeklärte“ Herkunftsländer zusammengefasst. Eine „hohe Bleibeperspektive“ nannte Wagner für die 72 Personen aus Syrien, Irak, Iran, Somalia und Eritrea; 25 Personen stammen aus sogenannten „sicheren Herkunftsländern“. Aufhorchen ließ Wagners Auskunft, dass bei mehr als 250 Personen das Verfahren bereits seit mehr als 15 Monaten laufe.

Insgesamt zeige sich „eine sehr junge Altersstruktur bei allen Gruppen“: 54 Babys mit null und einem Jahr, 46 Kleinkinder bis drei Jahre, 44 Kinder bis sechs Jahre, 91 Kinder bis 16 Jahre, 34 Jugendliche bis 18 Jahre, 201 junge Erwachsene bis 25 Jahre. Rund zwei Drittel seien damit in einem Alter „unter 35 Jahren“.

Sinkende Zahlen konnte Wagner auch bei den nur mehr „vereinzelten“ Aufgriffen sowie stagnierenden Zuweisungen unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge vermelden, von denen in Kempten derzeit 62 in Zuständigkeit des Stadtjugendamtes leben – 27 in stationärer Begleitung in Wohngruppen, 25 in ambulanter Begleitung an speziellen Standorten sowie zehn in Gemeinschafts- und dezentralen Unterkünften unter dem Trägerverbund Diakonie Kempten, Stadtjugend-

ring und Gerhardinger Haus.

95 der Kinder und Jugendlichen gehen in Kempten zur Schule, davon 30 an Grundschulen, 64 an Mittelschulen einer an die Realschule plus FOS/BOS, wo eine Integrationsklasse eingerichtet wurde. Die erste Klasse der Berufsintegrationsklassen in der Fürstenstraße sei mit 20 Schülern 2016 abgeschlossen worden, weitere drei Klassen mit rund 50 Absolventen sollen diesen Sommer fertig werden. Insgesamt besuchen über 200 Schüler aus Kempten und dem Oberallgäu in derzeit zwölf Klassen dort Berufsintegrationsklassen mit zweijähriger Berufsschulpflicht.

38 arbeitslosen und –suchenden Flüchtlingen steht die Agentur für Arbeit zur Seite, für weitere 383 (133 unter 25 Jahre) ist das Job-Center zuständig. Ein Großteil von ihnen befindet sich in der Schule, in Sprach- und Integrationskursen, 20 Personen in Elternzeit. Dass „verhältnismäßig wenig Personen“ in Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnissen seien, begründete Wagner mit noch zu wenigen Sprachkenntnissen der Menschen. Das brauche noch etwas mehr Zeit.

Eine Zukunftsprognose wollte er aufgrund der politischen Situation – unter anderem in der Türkei – sowie mit Blick auf „11,5 Millionen Syrern auf der Flucht“ und weltweit „60 Millionen Menschen“ – hierbei Nordafrika ein „großes Thema“ – nicht wagen, und auch die Flucht über das Mittelmeer „ist konstant hoch“. In Kempten sei man jedenfalls aktuell „im Abbau von Unterkünften“, aber dennoch gut aufgestellt. Einen wichtigen Termin, unter anderem für stärkere Vernetzung der hauptamtlichen Akteure im Bereich Asyl, sah er im Fachgespräch Asyl, das Ende März stattgefunden hatte.

Vor allem die vielen jungen Menschen sind aus Sicht des Gremiums eine besondere Herausforderungen für Unterbringung, Betreuung, Ausbildung und Arbeit. Vorsitzender und Integrationsbeauftragter des Stadtrats Siegfried Oberdörfer (SPD) sah unter anderem Handlungsbedarf bei Kindern in Gemeinschaftsunterkünften oder auch bezüglich der Arbeitsaufnahme. Denn die sei „theoretisch“ nach viermonatigem Aufenthalt möglich, „wenn kein Deutscher den Arbeitsplatz will oder besetzen kann“. Dennoch gebe es ein „oft langes Prozedere“ für eine Arbeitserlaubnis, so dass viele Unternehmen wegen der langen Wartezeit wieder abspringen würden. Von

allerhand Stolpersteinen bei der Beschäftigung von Flüchtlingen berichtete auch Stadtrat Hubert Wipper (FW) aus eigener Er-

fahrung in seinem Bäckereibetrieb.  Christine Tröger

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