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Aus für Pumpspeicher-Kraftwerk am Jochberg
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Aus für Pumpspeicher-Kraftwerk am Jochberg

Der Gipfel des Jochbergs am Walchensee im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Der Gipfel des Jochbergs am Walchensee im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. © dpa

München/Jachenau - Die Pläne für ein Pumpspeicher-Kraftwerk am Jochberg sorgten für viel Wirbel. Jetzt verabschiedet sich die Staatsregierung von der Idee. Die Anlieger reagieren erfreut, bleiben aber ein wenig misstrauisch.

Der Empfang für Ilse Aigner (CSU) war nicht gerade freundlich. „Kein Pumpspeicherwahnsinn!“ stand auf den Plakaten, mit denen die Wirtschaftsministerin Ende November des Vorjahres am Walchensee begrüßt wurde. 5000 Menschen hatten sich in eine Unterschriftenliste eingetragen, es gab mahnende Worte und flehende Bitten. Würde Aigner am Wochenende wieder an den Jochberg fahren, bekäme sie wohl Applaus: Die Pläne für das Kraftwerk sind beerdigt.

Schrittweise hat sich das Ministerium von der Technik der Pumpspeicherkraftwerke verabschiedet. Anfangs schien es keine andere Wahl zu geben, als überschüssige Energie auf diesem Wege für schwache Zeiten zu sichern. Aigners Haus gab eine Studie in Auftrag, deren Ergebnis lange auf sich warten ließ. Nun bahnt sich die Veröffentlichung an. Aigner: „Die Potenzialanalyse wird gerade um den wirtschaftlichen Aspekt ergänzt. Das Ergebnis ist eindeutig: Es gibt unter diesen Marktbedingungen keine wirtschaftliche Basis.“

Damit ist klar: Die Staatsregierung sieht auf absehbare Zeite keine Chance für Pumpspeicherkraftwerke. Auch nicht am Jochberg, wo die Energieallianz Bayern, ein Zusammenschluss von 37 meist kommunalen Unternehmen, große Pläne hatte. Ein klitzekleines Hintertürchen bleibt natürlich offen, falls sich die Situation grundlegend ändert – was derzeit sehr unwahrscheinlich ist. Eher könnte noch der Fortschritt zu einem Umdenken führen: „Wenn sich in den nächsten Jahren durch Forschung neue Möglichkeiten für Speichertechnologien ergeben, werden wir uns das natürlich anschauen“, sagt Aigner, die nie viel vom Standort am Jochberg gehalten hat. „So eine gewaltige Baustelle wäre über die enge Jachenau schwierig zu erschließen.“

Die Bürgermeister der unmittelbar betroffenen Gemeinden Kochel am See und Jachenau nehmen Aigners Äußerungen erleichtert auf. „Dann passt’s ja“, kommentierte der Jachenauer Rathauschef Georg Riesch trocken. Er habe immer gesagt, dass zunächst die Politik klarstellen müsse, „wo sie hin will“. Dies sei nun zumindest bei der Staatsregierung der Fall. „Da sind wir froh. Jetzt kann wieder Ruhe ins Dorf einkehren.“

Auch der Kochler Bürgermeister Thomas Holz bezeichnet Aigners Aussagen als „positive Nachricht“: „Es fällt einem wirklich ein Stein vom Herzen.“ Fürs Erste könne die Gemeinde aufatmen. „Aber ich würde mich nicht trauen zu sagen, dass die Sache komplett für alle Zeiten erledigt ist. Wer weiß, was in ein paar Jahren ist.“ Anders als Riesch und Holz stand der Tölzer Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) dem Jochberg-Projekt „verhalten positiv“ gegenüber, wie er sagt. „Aber wenn die Politik sagt, dass die nötigen Speicherkapazitäten in unmittelbarer Nachbarschaft bereitgestellt werden können, umso besser.“ Auf lange Sicht hält auch Niedermaier es für möglich, dass die Projektidee eines Tages wieder aufgegriffen wird. „Aber mittelfristig ist es vorbei, unsere Politikergeneration muss sich damit nicht mehr auseinandersetzen.“

Die anderen Speicherkapazitäten sollen nun die Österreicher bereit stellen. Aigner war am Freitag in Kaprun zu Gast, wo sie mit dem österreichischen Vize-Kanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) eine Erklärung über künftige Zusammenarbeit unterzeichnete. „Die Kraftwerke in Österreich haben erhebliche Überkapazitäten, die wir nutzen können. Wir müssen noch etliche Details beim Marktdesign und den Ausschreibungen klären“, sagte die bayerische Ministerin. Aber: „Grundsätzlich stimmen wir da überein.“

Für die Grünen im Landtag denkt Aigner zu kurz. Fraktionschef Ludwig Hartmann warnt davor, dass deutscher Überschussstrom über Polen und Tschechien nach Österreich transportiert wird, dort gespeichert wird und dann teuer nach Deutschland verkauft wird. „So treibt man elegant die Kosten der Energiewende nach oben und spart sich landschaftsschädliche Investitionen im eigenen Land.“ Zudem müsse Aigner klar sein: „Je mehr in Österreich gespeicherte Energie nach Deutschland kommt, um so mehr Stromleitung müsste man auch in Bayern bauen.“ Das ein oder andere Pumpspeicherkraftwerk werde Bayern brauchen.

Für die Staatsregierung hat die langfristige Versorgungssicherheit Priorität. Und Aigner sieht den Freistaat auf einem guten Weg: „Nach klarer Aussage der Netzagentur werden wir hier bis 2021 keine Probleme bekommen.“ Sowohl für die Abschaltung von Grafenrheinfeld, als auch von Gundremmingen B im Jahr 2017 sei die Versorgung „unter allen Bedingungen für Bayern gesichert“. Deshalb könne man sich auch bei der Debatte um Stromtrassen im Norden noch etwas Zeit lassen. Aigner spricht von einem „Vierteljahr“. Vielleicht muss sie noch ein paar heikle Ortstermine mehr absolvieren.

Mike Schier und Andreas Steppan

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