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Glonn/Bayern: Die Verkehrswende kommt vom Balkan
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Die Verkehrswende kommt vom Balkan

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Stolz wie Oskar: Firmengründer Josef Ettenhuber (li.) und Sohn sowie Firmenchef Josef mit Gattin Margot bei dem Ortstermin in Glonn. Im Hintergrund steht der 100. Solaris-Bus, der von dem Familienbetrieb gekauft wurde.
Stolz wie Oskar: Firmengründer Josef Ettenhuber (li.) und Sohn sowie Firmenchef Josef mit Gattin Margot bei dem Ortstermin in Glonn. Im Hintergrund steht der 100. Solaris-Bus, der von dem Familienbetrieb gekauft wurde. © sro

Das traditionsreiche Glonner Busunternehmen Ettenhuber investiert in die Zukunft und erweitert seine MVV-Linien. Unterstützung kommt aus Osteuropa.

Glonn – Es gibt zu wenige Pfleger im Krankenhaus, Handwerksbetriebe klagen über Nachwuchsmangel, Wirtshäuser schließen wegen fehlender Köche. Über Personalnotstand klagen auch Busunternehmen: Die Klimaprotest-bestärkte Nachfrage nach Öffentlichen Personennahverkehr steigt im Großraum München, nur: Es gibt nicht genügend Busfahrer.

Ettenhuber holt Fahrer vom Balkan

Auf der Suche nach Personal greifen Firmen zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Das Busunternehmen Ettenhuber holt Busfahrer aus Osteuropa an den Firmensitz nach Glonn, sagen die Firmenchefs bei einem Ortstermin am Mittwoch.

Bürgermeister, Landräte aus Ebersberg und München, MVV-Leiter zusammen in einer beheizten Bushalle im Ortsteil Schlacht: „Die geballte

In diesen 24 Wohncontainern mit Mehrbettzimmern schlafen die aus Osteuropa stammenden Busfahrer
In diesen 24 Wohncontainern mit Mehrbettzimmern schlafen die aus Osteuropa stammenden Busfahrer © In diesen 24 Wohncontainern mit Mehrbettzimmern schlafen die aus Osteuropa stammenden Busfahrer

Verkehrswende“ nennt das MVV-Chef Bernd Rosenbusch. Sie feiern die größte Fahrzeuganschaffung in der Geschichte des Glonner Busbetriebs. 51 neue Linienbusse wurden gekauft. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember bedienen sie für den MVV sieben Linien im Landkreis München und zwei Linien in der Ebersberger Region. Fahrzeugwert: 14 Millionen Euro. Außerdem wird bald das 75-jährige Firmenjubiläum gefeiert, die Übergabe des 100. Busses von Hersteller Solaris und und und. Gründe zu feiern gibt es an diesem Tag viele. 150 Omnibusse und 300 Mitarbeiter zählt das Familienunternehmen.

„Respekt, Chapeau“, ruft Landrat Robert Niedergesäß den Firmenchefs zu und blickt auf die in Szene gesetzten, neuen Busse. Das Buslinienangebot sei im Landkreis Ebersberg deutlich erhöht worden. „Die Landkreise liefern, jetzt brauchen wir eine stabilere S-Bahn“, sagt Niedergesäß in Richtung des MVV-Chefs.

Elektrobusse im Einsatz

Bernd Rosenbusch freut sich über drei neue Elektrobusse. Diese sind ab Freitag in Unterföhring unterwegs. „Das ist ein echtes Highlight.“ Wermutstropfen: Diese Busse sind sehr teuer.

Allein der Landkreis München hat für kommendes Jahr 40 Millionen Euro für ÖPNV eingeplant. 2019 waren es 6,4 Millionen. Geld scheint da, Probleme bereitet das Personal. Um die riesige Nachfrage des MVV bedienen zu können, braucht es Busfahrer, die es hierzulande nicht gibt.

Keine Busfahrer in der Region zu finden

40 Stellen hat die Firma beim Arbeitsamt ausgeschrieben. Ergebnis: null Bewerbungen. Dann kam die Idee. Busfahrer aus Osteuropa nach Glonn holen. Über ein Jobportal habe man Anzeigen geschaltet. Mit einem rumänischen Angestellten sei er dann nach Rumänien geflogen, berichtet Michael Ettenhuber, einer der Söhne von Firmengründer Josef Ettenhuber.

Er habe sich in ein Hotel einquartiert und eine Fahrschule gefunden, die ihm Räume zur Verfügung stellte. Mit 70 Bewerbern gab es Personalgespräche. Zudem musste jeder Anwärter eine Busfahrt machen unter den strengen Augen des rumänischen Fahrschullehrers. Der ist ehemaliger Mitarbeiter des rumänischen Geheimdienstes, sagt Ettenhuber. Bei 40 Bewerbern gab er sein Ja.

Männer wohnen auf dem Firmengelände

Die Hälfte der Männer ist bereits in Glonn. Hier gibt es busfahrerspezifischen Deutschunterricht, dreimal mehr Gehalt als im Heimatland und Betriebswohnungen. Derzeit leben die Männer in Containern mit Mehrbettzimmern. Auf dem alten Betriebsgelände wird jedoch ein großes Wohnhaus gebaut. Problem sei nur der mögliche Familiennachzug, sagt Ettenhuber. In Memmingen gebe es aber ein Flughafen mit Billigfliegern nach Hause zu den Familien.

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Die Zukunft der Firma ist rosig: Die Landkreise Mühldorf und Rosenheim sollen zum MVV dazukommen, sagt Chef Rosenbusch. Neues Geschäftspotenzial. Dann braucht es nur noch mehr Busfahrer aus dem Ausland.

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