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Walk of Fame vor der Loisachhalle: Der Ruhmesweg, den kaum jemand kennt
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Der Ruhmesweg, den kaum jemand kennt

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Ehrenplakette: Katharina Lüthi wurde für die längste Filzschnur der Welt ausgezeichnet. 	foto: archiv
Ehrenplakette: Katharina Lüthi wurde für die längste Filzschnur der Welt ausgezeichnet. foto: archiv © -

Was haben Donald Duck, Grace Kelly und Edmund Stoiber gemeinsam? Einen Platz auf dem Walk of Fame. Der Unterschied: Die Hollywood-Größen wurden in Los Angeles verewigt, der Politiker bekommt eine Plakette vor der Loisachhalle. Aber wissen die Wolfratshauser eigentlich von dem Ruhmesweg? Wir machen den Test.

Wolfratshausen – 2589 Menschen wurden in Hollywood bereits geehrt. In Wolfratshausen sind es 2587 weniger. Zwei Plaketten wurden bislang im Walk of Fame eingelassen, mit dem bedeutende Wolfratshauser geehrt werden. Wo man in Hollywood Namen wie Donald Trump, Quentin Tarantino oder die Beatles lesen kann, wird man in Wolfratshausen auf die Wirkung des Kinderchores der Musikschule und den Weltrekord von Katharina Lüthis Filzschnur aufmerksam gemacht.

Keine Ahnung vom Ruhmesweg

Drei junge Mädels nähern sich am frühen Nachmittag dem Walk of Fame. Eine trampelt auf die Filzschnur–Platte, die zweite nimmt ihre Augen nicht vom Smartphone, die dritte im Bunde schweift mit ihrem Blick ziellos über den Boden. „Wisst ihr eigentlich, dass ihr gerade einen Ruhmesweg entlang spaziert?“ Die Antwort: Drei fragende Blicke. „Nein“, meint das blonde Mädchen mit dem Smartphone in der Hand. „Ich weiß nur, dass es so etwas in Hollywood gibt.“

„Ist es das, was so aussieht wie zwei Gullys?“

Damit ist sie nicht so gut informiert wie ein älterer Herr. Der weiß nämlich genau, was die Musikschule, die längste Filzschnur der Welt und der ehemalige Ministerpräsident gemeinsam haben: „Ich habe davon schon in der Zeitung gelesen.“ Aber wo genau die Ehr-Plaketten sind, kann auch er nicht sagen. Als er seinen Blick über das Pflaster vor der Loisachhalle wandern lässt, bleibt er an etwas hängen: „Ist es das, was so aussieht wie zwei Gullys?“ Ja, ist es. Er nimmt die beiden Messingplatten in Augenschein. „Ganz nett“ sei die Idee ja, „aber es wäre doch besser, wenn man das auch findet.“ Wüsste man nicht, wo die Plaketten im Boden eingelassen sind, „hat man keine Chance, das zu entdecken“.

Ein Wolfratshauser Grundsatzproblem?

Der Meinung ist auch ein älteres Ehepaar aus Wolfratshausen. „Wieso stellt man keine Schilder auf, die darauf hinweisen?“, fragt die Frau. Ihr Gatte sieht ein Wolfratshauser Grundsatzproblem: „Das ist typisch. Genau wie mit dem Floß an der B11, das man nicht erkennt.“ Die neu entdeckte Sehenswürdigkeit regt das Paar zu Gesprächen an. „Das mit dem Weltrekord wusste ich gar nicht“, sagt die Rentnerin zu ihrem Mann. Der findet die Auswahl Stoibers besser: „Dann kann ich mal auf ihm herumtrampeln.“ Das Ziel, einzelne Wolfratshauser in den Mittelpunkt zu rücken, scheint der Weg ja zu erfüllen – Voraussetzung natürlich, man bemerkt ihn überhaupt.

Standort nur vorläufig

Das passiert gelegentlich. Dominik Tabak, Pächter der Loisachhalle, berichtet: „Manchmal bleiben schon Leute stehen und schauen sich das an.“ Dass der Weg nicht beschildert oder beworben ist, könnte laut Tabak damit zusammenhängen, dass der Standort vor der Loisachhalle nur vorläufig ist. Die Plaketten sollen Teil der Umgestaltung des Westufers werden. Wann dieses Projekt in Angriff genommen werden soll, steht übrigens genauso in den Sternen wie die Namen der Geehrten. Bis es soweit ist, müssen die sich mit dem Trottoir vor der Loisachhalle begnügen. Mancher Passant hält sogar das für zu viel der Ehre: „Wieso muss man diese Filzschnur hier in den Mittelpunkt stellen?“, fragt eine Frau. „Da gäbe es doch bessere Kandidaten.“ An wen sie dabei denkt, verrät sie jedoch nicht.

Die nächste Plakette für „den Bratwurst-Tscharlie“?

Ein junger Student, der an der Loisachhalle entlang spaziert, beweist zwar einen guten Riecher. Er gibt aber indirekt auch zu, keine Zeitung zu lesen: „Da könnte man doch Edmund Stoiber verewigen.“ Als er erfährt, dass der als nächster Kandidat vorgesehen ist, schmunzelt er: „Dann weiß ich auch keinen mehr.“ Ein hungriger Passant hat hingegen einen kreativen Vorschlag parat: „den Bratwurst-Tscharlie“. Was hält der Wolfratshauser Wurst-König denn selbst vom Vorschlag? Helmut Reischl. So heißt Tscharlie mit bürgerlichem Namen, lacht, als er von der Idee hört. „Das finde ich lustig. Dann sind meine Fußstapfen direkt neben denen von Herrn Stoiber.“ Die Ehrung wäre nicht die einzige Parallele zwischen den Wolfratshauser Urgesteinen: „Herr Stoiber hat Wolfratshausen mit einem Frühstück bekannt gemacht. Das gibt’s bei mir auch.“ Welches der beiden Frühstücke denn das bessere sei? „Das weiß ich nicht“, sagt Reischl bescheiden. Besser besucht sei das Wurst-Frühstück bei Tscharlie zumindest, wenn auch nicht immer ganz so prominent.

Von Dominik Stallein

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