Der neue Videowagen verdrängte Dealer an der Revaler Straße kurzzeitig in andere Bereiche. Polizisten äußern heftige Kritik.

Sie sollen wichtige Waffen sein, in der politischen Auseinandersetzung und natürlich bei der Bekämpfung von Kriminellen: die zwei Videowagen, die Berlin angeschafft hat, um „anlassbezogen“ an kriminalitätsbelasteten Orten Aufnahmen anzufertigen. Mit dieser Regel will Innensenator Andreas Geisel (SPD) einem Volksbegehren für mehr Videoüberwachung den Wind aus den Segeln nehmen.

Am Mittwochabend hatte die Polizei entschieden, dass es an der Warschauer Brücke neben dem RAW-Gelände in der Friedrichshainer Partyzone Anlass gebe, die neuen Videokameras einzusetzen. Der blau-weiße Wagen mit dem hohen Kameraturm und den Scheinwerfern überraschte also auf dem viel begangenen Bürgersteig. Von den Dealern, die sonst hier ihre Kunden anzusprechen versuchen, war keine Spur zu sehen. Sie hatten sich um die Ecke in die dunkleren Abschnitte der Revaler Straße zurückgezogen. Und in Kreuzberg, am Görlitzer Bahnhof, berichteten Anwohner von einer noch stärkeren Präsenz teilweise aggressiver Drogenhändler.

Der Videowagen an der Warschauer Brücke filmte jedoch gar nicht. Die Kameras werden nur angeschaltet, wenn „Gefahr im Verzuge“ ist. Polizisten bemängeln das, weil man geradezu „hellseherische Fähigkeiten“ haben müsste, um zu wissen, dass demnächst etwas Kriminelles geschehe, wie ein Beamter der Morgenpost sagte.

Mann trat kräftig gegen den Videowagen - Festnahme

Eine weitere Schwierigkeit wurde auch gleich beim abendlichen Einsatz in Friedrichshain sichtbar: Die Polizei muss Kräfte abstellen, die die teure Anlage bewachen. An der Warschauer Brücke kam es nämlich sogleich zu einem Zwischenfall. Ein unbekannter Mann schlich hinter den Videowagen und trat kräftig dagegen. Innerhalb weniger Sekunden lösten sich drei Zivilpolizisten aus dem Schatten und überwältigten den Mann. Weitere Uniformierte eilten herbei und halfen, den Täter zu Boden zu bringen und festzunehmen. Im Laufe des Abends beendete die Polizei den Einsatz des Videowagens.

Mehr zum Thema:

Polizeiwache am Alex setzt erstmals mobile Videotechnik ein

Start der mobilen Polizei-Überwachungskameras verzögert sich

Diese Videowagen sollen in Berlin vor Verbrechen schützen