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Springreiter Cian O'Connor muss Olympia-Gold abgeben | NZZ

Springreiter Cian O'Connor muss Olympia-Gold abgeben

zz. Nicht unerwartet muss der irische Springreiter Cian O'Connor die an den Olympischen Spielen in Athen im Einzel gewonnene Goldmedaille wieder abgeben. Das hat die juristische Kommission der Fédération Equestre Internationale (FEI) am Sonntag in Zürich entschieden. Sie belegte den

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zz. Nicht unerwartet muss der irische Springreiter Cian O'Connor die an den Olympischen Spielen in Athen im Einzel gewonnene Goldmedaille wieder abgeben. Das hat die juristische Kommission der Fédération Equestre Internationale (FEI) am Sonntag in Zürich entschieden. Sie belegte den Iren zudem mit einer dreimonatigen Sperre. Bei O'Connors Pferd Waterford Crystel waren im Blut Spuren von Beruhigungsmitteln gefunden worden, was im Gegensatz zum Fall Beerbaum, wo eine Behandlung an den Spielen in Athen nicht angemeldet worden war, auf eine bewusste Manipulation schliessen lässt. O'Connor kann das Urteil, sobald es vom IOK anerkannt wird, innerhalb eines Monates beim internationalen Sportschiedsgericht TAS anfechten.

Hält das Verdikt einer möglichen juristischen Überprüfung stand, dann «erbt» der Brasilianer Rodrigo Pessoa den Olympiasieg im Einzel, der Amerikaner Chris Kappler rückt auf den 2. und der Deutsche Marco Kutscher auf den 3. Platz vor. Für Pessoa, in dessen glanzvoller Karriere bisher nur Olympiagold fehlte, schliesst sich die Lücke damit aber kaum in der von ihm selber gewünschten Manier. Bei Waterford Crystal waren in der A-Probe die verbotenen Stoffe Fluphenazin und Zuclophenthixol gefunden worden. Das löste einen veritablen Skandal aus, zumal die B-Probe in Dublin nach einem Einbruch in die Geschäftsstelle des nationalen Reitsportverbandes auf mysteriöse Art und Weise verschwand, gleichzeitig aber einer Radiostation Unterlagen zugespielt wurden, die O'Connor mit einem weiteren positiven Fall in Verbindung brachten.

Zur Absicherung der Ergebnisse aus der A-Probe waren daraufhin die noch vorhandenen Blutproben untersucht worden. Die Ergebnisse bestätigten den Fund der Psychopharmaka. Die Geldbusse von nur 5000 Franken und die relativ kurze Sperre von drei Monaten begründete das vierköpfige FEI-Juristen-Gremium damit, dass O'Connor glaubhaft dargelegt habe, die Leistung seines Pferdes nicht bewusst beeinflusst zu haben. Der 24-jährige Springreiter hatte stets seine Unschuld beteuert und das positive Resultat mit Rückständen einer aus therapeutischer Sicht angeblich notwendigen Abgabe von Beruhigungsmitteln ohne leistungssteigernde Wirkung erklärt.

Im Fall der in Deutschland lebenden Irin Jessica Kürten wurde das Verfahren eingestellt, nachdem die B-Probe der Stute Libertina in Newmarket negativ getestet worden war. Das Pferd von Kürten war 2004 am CSIO Calgary positiv auf die Alkaloide Koffein und Theophyllin getestet worden. Die FEI hatte wegen fehlender Hinweise auf eine Leistungsmanipulation der Springreiterin einen «Deal» angeboten: eine Geldbusse von 250 Schweizerfranken, die Rückgabe des in Calgary gewonnenen Preisgeldes und Stillschweigen über das positive A-Resultat. Das liess sich Kürten freilich nicht gefallen und forderte den Fortgang des Verfahrens. Zu Recht, wie sich nun zeigt. Denn in Sachen Aufarbeitung von Dopingfällen hat die FEI schon verschiedentlich nicht die beste Figur gemacht.