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Gruppe Vermischtes
- an die große Glocke hängen
- Angst vor der eigenen Courage
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- Dienst nach Vorschrift
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- frank und frei
- Grund und Boden
- Gut gebrüllt, Löwe
- hoch und heilig
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- in Grund und Boden
- jenseits von gut und böse
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- Kapital verspielen
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- reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist
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- Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben
Gruppe zu blind
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- blinder Aktionismus
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- blindes Huhn
- ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn
- Liebe macht blind
- sich blind und taub stellen
- sich blind verstehen
Gruppe zu geistig
- geistig beweglich
- geistig gesund
- geistig zurückgeblieben
- geistige Enge
- geistige Erbauung
- geistige Frische
- geistige Getränke
- geistige Haltung
- geistige Heimat
- geistige Höhenflüge
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- geistige Umnachtung
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- geistige Welt
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- geistiger Führer
- geistiger Horizont
- geistiger Vater
- geistiger Wegbereiter
- geistiges Antlitz
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- geistiges Oberhaupt
- geistiges Vakuum
- im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte
Gruppe zu gesund
- auf ein gesundes Maß reduzieren
- auf gesunden Beinen stehen
- eine gesunde Portion
- gesund pflegen
- gesund und munter
- gesunde Härte
- gesunde Korrektur
- gesunder Hausverstand
- gesunder Menschenverstand
- gesundes Fundament
- gesundes Rechtsempfinden
- gesundes Selbstbewusstsein
- gesundes Volksempfinden
- gesundes Wohnen
- Hauptsache gesund
- im Kern gesund
- In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist
- Kunst des gesunden Wohnens
- Lachen ist gesund
- Lieber reich und gesund als arm und krank
- noch ganz gesund sein
Gruppe zu normal
Gruppe zu sanft
- die sanfte Tour
- Ruhe sanft
- sanft entschlafen
- sanft entschlummern
- sanft gleiten
- sanft renovieren
- sanfte Art und Weise
- sanfte Geburt
- sanfte Gewalt
- sanfte Ironie
- sanfte Medizin
- sanfte Mobilität
- sanfte Revolution
- sanfte Sanierung
- sanfte Töne
- sanfte Variante
- sanfter Druck
- sanfter Riese
- sanfter Tod
- sanfter Tourismus
- sanfter Übergang
- sanfter Zwang
- sanftes Ruhekissen
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Feste Wortverbindungen | |
geistige Enge |
Gebrauchsbeschreibung
Mit geistige Enge wird ein begrenztes Potenzial an geistigen Anregungen, Ideen, Vorstellungen oder auch Visionen bezeichnet. Sehr oft wird diese Begrenztheit als ein bedrückender Zustand empfunden, der offenen Gedankenaustausch, Kreativität und freies Denken und damit die individuelle Entwicklung hemmt und aus dem es sich zu befreien gilt.
"Erst im letzten DDR-Jahrzehnt wurde mir (auch unter dem Einfluss neuer Freunde aus Polen und anderen Ostblockländern) klar, dass das Leben im geistigen Schneckenhaus trotz der Ablehnung des Systems dieses durch schweigendes Funktionieren stabilisieren half."
Selbstkritisch beschreibt Jens Reich, einst ostdeutscher Bürgerrechtler, seine Einstellung zum untergegangenen SED-Staat heute. Entsetzlich hat der Naturwissenschaftler unter der "Kleinkariertheit", der "geistigen Enge" der DDR gelitten, die ihm im Rückblick als die "organisierte Langeweile" erscheint. Zu spät sei er aus der Selbstfesselung ausgebrochen, meint er; zu spät habe sich die ganze Gesellschaft befreit.
(Salzburger Nachrichten, 09.10.1999, Untertanen verließen erst spät ihre "Nischen".)
Eine Ausstellung im CaRezzonico, die am 11. September eröffnet wird, zeigt Casanova als Protagonisten eines glanzvollen Jahrhunderts, in dem noch mit dem Wort Libertin anerkennend jemand bezeichnet wurde, der für die Freiheit des Denkens eintrat und sich gegen die geistige Enge einer machtpolitisch handelnden Kirche auflehnte. Zweifellos war Casanova ein solcher Libertin, ein Freigeist, dessen Bild im Laufe der Geschichte von erotischen Banalitäten erdrückt wurde. (Kleine Zeitung, 06.09.1998, Falsche Klischees.)
Solange die Flüchtlinge noch als vereinzelte Hilfesuchende in Bern erscheinen, helfen Bürgerschaft und Rat gerne, ja anfangs enthusiastisch. Die Kollekten fließen noch reichlich. Nachtlager und Nahrung werden angeboten. Anders steht es aber gleich mit der Aufnahme in den Bürgerverband und der Erlaubnis, ein Gewerbe aufzunehmen. Die Bürger sind keineswegs bereit, sich die Laus der Konkurrenz in den Pelz zu setzen. Als die Zahlen dann ab 1687 schlagartig anwachsen, sinkt auch die spontane Hilfsbereitschaft. Nun tritt nicht nur die finanzielle, sondern auch die geistige Enge zutage, die Bern längst befallen hat. (Frankfurter
Allgemeine, 1993.)
Es geht um viel Wichtigeres: Um Grundpositionierungen und Grundwerte, die keine, auch nicht die kleinste Verletzung gestatten. Dazu gehört die Offenheit allem Anderem [sic!], Fremden und Neuem [sic!] gegenüber. [_] Schließlich, diese Offenheit ist nicht teilbar und ein scheinbar punktueller Verzicht auf sie bringt geistige Enge und generell Angst vor Ungewohntem, vor noch Unverstandenem, vor Alternativen mit sich. Universität, Wissen und Forschung brauchen aber Weite, Akzeptanz des radikal Anderen, das Denken in Alternativen. (Kleine Zeitung, 18.12.1997, Naivität und Verwirrtheit.)
In den IDS-Korpora tritt eine Häufung von Nebenordnungen zu geistige Enge auf, die im Gegensatz zu ihr stehen und ihr zugeschriebene Eigenschaften thematisieren:
Land vs. Stadt
Das, was Stadt und Land unterschied, mittels gegenseitiger Abkapselung, ist durch das Auto aufgehoben. Schwer zu sagen, wo das eine endet und das andere beginnt. Was zerstört, verbindet gleichzeitig. Vielleicht ist bereits der Denkansatz falsch, dieses strikt Unterscheidende. Ohnehin hat der klassische Gegensatz von Stadt und Land, von Urbanität und geistige [sic!] Enge, von Toleranz und Konformitätszwang, seine Schärfe und Unüberbrückbarkeit eingebüßt. (Frankfurter Rundschau, 16.10.1997, S. 10, Die "Zwischenstadt" als Szenario urbaner Zukunft.)
Berge vs. Ebene/Horizont
Umgeben von hohen Bergen wächst der Tiroler auf. Sie verstellen bisweilen seinen Blick, engen seinen Horizont ein, was künstlerische Naturen oft aus dieser auch geistigen Enge in luftigere Gegenden flüchten läßt. (Tiroler Tageszeitung, 05.06.1997, Bergig verstellte Horizonte.)
Südtirol geht vorsichtig, aber eindeutig von einem jahrzehntealten Dogma ab: Es solle keine eigene Universität im Land geben, damit die künftigen Akademiker zumindest während des Studiums aus der geistigen Enge der Täler hinauskommen, aber auch damit die geistige Verbindung zur "Landesuniversität" Innsbruck erhalten bleibe. (Die Presse, 11.06.1992, Bozner Kampf dem "Brain drain".)
Und wieder definiert Goisern den Heimatbegriff nicht als Ausdruck von Bodenständigkeit, sondern als Lebensgefühl. "Ich will besonders in politischen Zeiten wie diesen - keine Nabelschau halten", und Hubert von Goisern, immer wieder als Kämpfer gegen die aktuelle politische Rechtsströmung aufgetreten, fügt hinzu, dass er das nicht nur sich, sondern auch "den Leuten zeigen musste". Der geografischen und auch der geistigen Enge der heimatlichen Täler sei eben nur mit dem vorübergehenden Verlassen, mit dem Erkennen anderer Wahrheiten beizukommen. (Salzburger Nachrichten, 28.10.2000, Aufgelöste Horizonte.)
Heimatgefühl, Bodenständigkeit, Spießertum, Konservatismus, Konformitätszwang, Kleinlichkeit als Ausprägungen geistiger Enge vs. Offenheit, Toleranz
Der Konflikt zwischen dem Salzburger Erzbischof Eder und dem Gneiser Pfarrer Heinrich Wagner weitet sich aus. Der Priesterverein der Erzdiözese hat sich scharf gegen die Berichterstattung des diözesanen "Rupertusblattes" ausgesprochen und mit dem Presserat gedroht. Durch "unkritische Übernahme von Vorwürfen" werde der "üblen Nachrede Vorschub geleistet". Gleichzeitig wird Kritik an zunehmender "geistiger Enge" im Priesterseminar geübt. Wörtlich heißt es: "Wir möchten nicht, daß das Salzburger Priesterseminar zur Auffangstätte für extrem konservativ ausgerichtete Seminaristen und für Studenten in bedenklicher psychischer Verfassung wird. " (Die Presse, 23.02.1996, Priesterkonflikt ausgeweitet.)
Bei der Eröffnung der Landesausstellung rühmte Ferlachs SP-Bürgermeister Dr. Helmut Krainer die "gelebte Offenheit" der Grenzstadt, jetzt muß sich "das Tor des Südens" gegen den Vorwurf der geistigen Enge wehren: Wie berichtet, votierte der Gemeinderat in einer geheimen Abstimmung mehrheitlich gegen die von Eltern gewünschte Installierung einer zweisprachigen Gruppe im städtischen Kindergarten. (Kleine Zeitung, 15.07.1997, Krainer: "Bedaure...")
Als dritte Begründung führt der LIF-Kandidat an, daß das Land einen uneingeschränkten, offenen Dialog brauche: "In Österreich wird zu wenig gestritten." Er kämpfe gegen geistige Enge, gegen Provinzialismus, gegen das Rückwärtsgewandte. (Die Presse, 22.09.1999, Liberale Liebesaffäre: "Es dürfen nicht immer die Falschen gewinnen".)