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Göttinger Forscher melden: Kommen bald Schnelltests für Demenz? | SVZ
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Forscher feiern Erfolg Ähnlich wie Corona-Test: Kommen bald Schnelltests für Demenz?

Von Justus Wilke | 15.10.2021, 00:19 Uhr

Corona-Schnelltests sind schon fast wieder Vergangenheit, dafür könnte die Geschichte von Demenz-Schnelltests beginnen. Forscher haben zumindest vielversprechende Erkenntnisse gewonnen – auch für eine Therapie.

Bestimmte Moleküle im Blut können eine bevorstehende Demenz verraten – sogar Jahre bevor die Krankheit überhaupt auftritt. Das haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) herausgefunden, die sich auf Untersuchungen an Menschen und auf Laborstudien stützen.

Als nächstes wollen sie mit Hilfe der Erkenntnisse einen einfachen Bluttest entwickeln, damit Ärzte leichter das Risiko ihrer Patienten für Demenzerkrankungen einschätzen können. So steht es in einer Pressemitteilung des DZNE. Der Leiter der Forschungsgruppe, André Fischer, sagte:

„Wenn sich Symptome einer Demenz bemerkbar machen, ist das Gehirn schon massiv geschädigt. Gegenwärtig geschieht die Diagnose viel zu spät, um überhaupt eine Chance auf eine wirkungsvolle Behandlung zu haben. Wird eine Demenz frühzeitig erkannt, dann steigen die Aussichten, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.“
André Fischer, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie

Deshalb brauche es Tests, die idealerweise bereits dann ausschlagen würden, wenn noch keine Demenz ausgebrochen sei. "Wir sind zuversichtlich, dass unsere aktuellen Studienergebnisse den Weg für solche Tests bereiten", sagte Fischer.

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Wie die Forschungsgruppe die Moleküle entdeckt hat

Die Forschenden sprechen von einem Biomarker, den sie im Blut gefunden haben, indem sie sogenannte MicroRNAs gemessen haben. Das sind Moleküle, die die Herstellung von Proteinen beeinflussen und deshalb eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel spielen. Das Team von André Fischer wollte herausfinden, ob die Häufigkeit bestimmter MicroRNAs im Blut und die geistige Fitness zusammenhängen.

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Blick ins Blut als Blick in die Zukunft

Dafür haben sie Menschen, Mäuse und Zellkulturen untersucht und dabei drei MicroRNAs identifiziert, deren Konzentration mit der geistigen Leistungsfähigkeit korreliert: Je niedriger der Blutwert, desto besser hätten die Studien-Teilnehmenden bei Kognitionstests abgeschnitten. Umgekehrt entdeckten die Forschenden: Rund 90 Prozent der Probanden, bei denen der Blutmarker stark erhöht war, entwickelten innerhalb von zwei Jahren eine Alzheimer-Erkrankung.

„Ein erhöhter Blutspiegel dieser drei MicroRNAs sehen wir daher als Vorbote von Demenz“, sagt Fischer. „Wir schätzen, dass dieser Biomarker beim Menschen eine Entwicklung andeutet, die etwa zwei bis fünf Jahre in der Zukunft liegt.“

Wichtige Erkenntnisse für Therapien

Das ist aber nicht der einzige Erfolg, den die Forschungsgruppe feiern kann. Nach Studien an Mäusen und Zellkulturen vermuten sie, dass die drei MicroRNAs mehr sind als nur Warnsignale für Demenz. Mit seinen Kollegen habe Fischer beobachtet, dass sich die Lernfähigkeit von Mäusen verbessert habe, wenn die MicroRNAs mit Hilfe von Arzneimitteln blockiert würden. "Das macht sie zu möglichen Ansatzpunkten für die Therapie“, sagt Fischer.

Nun will das Forschungsteam den Biomarker weiter prüfen und das Messverfahren vereinfachen. André Fischer sagt:

„Unser Ziel ist ein kostengünstiger Test, ähnlich dem Schnelltest auf SARS-CoV-2 mit dem Unterschied, dass man für unsere Zwecke einen Blutstropfen benötigen würde. Ein solcher Test könnten bei Routine-Untersuchungen in der ärztlichen Praxis eingesetzt werden, um ein erhöhtes Demenzrisiko frühzeitig zu erkennen. Menschen, bei denen die Ergebnisse auffällig sind, könnten sich dann einer aufwändigeren Diagnostik unterziehen.“
André Fischer, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie

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