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Aumann im Interview: So läuft die Fan-Arbeit des FCB

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Der Mann für die Fans: Raimond Aumann im Jahr 1996 nach seiner aktiven Karriere, die er 1995 bei Besiktas Istanbul ausklingen lies.   
Der Mann für die Fans: Raimond Aumann im Jahr 1996 nach seiner aktiven Karriere, die er 1995 bei Besiktas Istanbul ausklingen lies. © dpa

München - Raimond Aumann leitet seit 18 Jahren die Fan-Abteilung des FC Bayern. Wir haben mit ihm über Stimmung in der Arena sowie über Vergangenheit und Zukunft der Fan-Arbeit gesprochen.

Fast nichts ist mehr so, wie es war, als Raimond Aumann 1996 beim FC Bayern München mit dem Aufbau einer eigenen Abteilung zur Fan-Betreuung begann. Die Zahl der Fanclubs ist seitdem explodiert und die Bayern begeistern inzwischen weltweit. Auch das Stadion ist neu, und Begriffe wie Ultras und Fan-Choreographien waren damals in Deutschland noch Fremdworte. Der ehemalige Torwart des Rekordmeisters sprach mit uns über das Verhältnis des FC Bayern zu seinen Fans und darüber, wie man den Dialog miteinander erst erlernen musste. Heute, so sagt er, könne es schöner und harmonischer fast nicht mehr sein.

Herr Aumann, können Sie kurz beschreiben, was die Fan-Abteilung des FC Bayern leistet? Was sind Ihre Aufgaben als Abteilungsleiter, und wofür ist der Fanbeauftragte Andreas Brück zuständig?

Raimond Aumann: Ich mache diesen Job seit 1996. Seitdem bin ich der Verbindungsmann, das Bindeglied zwischen Vorstand, Mannschaft und Fans. Als sich damals alles immer schneller, immer weiter entwickelt hat, war es meine Aufgabe, eine entsprechende Struktur, die es bis dahin nicht gab, zu schaffen und die Abteilung zukunftsorientiert aufzustellen. Heute habe ich als Abteilungsleiter noch zwei Assistentinnen und einen Teamleiter, der auch bei jedem Spiel anwesend ist. Und es gibt noch Andreas Brück, der der Kurvenbeauftragte ist, und explizit der Ansprechpartner für die zweite Mannschaft und deren aktuelle Fanszene. Ich glaube somit, dass die Fan- und Fanclubabteilung damit aktuell so aufgestellt ist, wie es immer unsere Vorstellung war.

Können Sie diese Vorstellung präzisieren?

Raimond Aumann: Es ging auch in der Vergangenheit immer um die Schwierigkeit, sich den jeweiligen Entwicklungen und Standards anzupassen. Als ich angefangen habe, haben wir uns in einer Größenordnung von maximal 500, bei uns registrierten, Fanclubs bewegt. Mittlerweile gibt es 3758 (beim FC Bayern offiziell registrierte, Anm. d. Red.) Fanclubs mit 292.000 Mitgliedern. Und dann natürlich die Gespräche mit den Gremien, mit denen man sich heute an einem Spieltag auseinandersetzen muss: Ordnungsdienst, Polizei, Brandschutz. Das hat sich alles erst mit der Zeit ergeben. Und das wollen wir alles gut koordinieren.

Wie würden Sie die Fanlandschaft des FC Bayern im Vergleich zu anderen Bundesliga-Clubs beschreiben?

Raimond Aumann: Ich habe ja gerade schon ausgeführt, in welcher Größenordnung wir uns bewegen. Es ist allein schon ein großer Unterschied, das perfekt umzusetzen. Und zum Vergleich mit anderen Bundesligavereinen nenne ich nur mal ein Beispiel. Und das meine ich jetzt überhaupt nicht abwertend. Der VfB Stuttgart oder SC Freiburg definieren sich vielmehr über ihre Region, während wir in Europa und mittlerweile weltweit Zuspruch genießen.

Die Zahlen, die Sie angesprochen haben, zeigen, dass viele Bayern-Fans in organisierten Strukturen vertreten sind. Das hat sicher auch mit der Hoffnung der Fans auf leichteren Zugang zu den heiß begehrten Eintrittskarten zu tun. Gibt es für den hohen Organisationsgrad Ihrer Meinung nach noch andere Gründe?

Raimond Aumann: Ich glaube, man setzt sich so regelmäßig und auch strukturiert mit dem Club auseinander aufgrund der sportlichen Erfolge in der Vergangenheit, der ganzen Historie und der handelnden Personen, die ja über 20, 30 Jahre die gleichen geblieben sind. Es ist sicher ein wichtiger Faktor und ein großes Plus, dass wir in den entscheidenden Gremien auch Personen haben, mit denen sich der Fan hundertprozentig identifizieren kann.

Neben den organisierten Fans gibt es auch mehrere gar nicht, oder nur lose organisierte Gruppierungen. Welche Wege zum Dialog und zum Umgang miteinander hat man da gefunden?

Raimond Aumann: Wir haben mit dem 2007 geschaffenen Arbeitskreis Fandialog ein wunderbares Gremium gefunden, in dem wir uns regelmäßig mit 30 Fan-Vertretern sowie der Ultra-Gruppierung Schickeria und dem Club Nr. 12 austauschen. Einen weiteren Weg geht man mit den überregionalen Fanclub-Treffen, wie gerade erst in Niederselters. Da waren 53 Fanclubs mit ca. 100 Fanclub-Vertretern bei dieser Veranstaltung beisammen. Für mich ist es genau der richtige Ansatz, mit unseren Fans vor Ort zu reden und sich deren Vorstellungen und Meinungen einzuholen, um dann zu schauen, was überhaupt machbar ist und im Sinne des Clubs das Bestmögliche umzusetzen.

War das auch ein Lernprozess? Man stellt sich das gerne so vor: Hier der FC Bayern, der auch deswegen so erfolgreich ist, weil da hochprofessionell und straff organisiert gearbeitet wird. Und dort Fan-Gruppierungen, die von ihrer Vorstellung her freier und auch spontaner agieren wollen.

Raimond Aumann: Ich selbst nehme für mich in Anspruch, dass ich jeden Tag dazulernen möchte und werde. Aber natürlich gebe ich Ihnen Recht, dass man sich auf beiden Seiten immer noch in einem Lernprozess bewegt. Aber letztlich glaube ich, dass es immer nur gemeinsam geht und alle Parteien – egal, welcher Fan, egal welche Gruppierung - nur ein großes Ziel haben, das uns alle verbindet: Und das ist der FC Bayern München. Ich glaube, wir haben jetzt wunderbare Verhältnisse geschaffen.

Können Sie da Beispiele nennen?

Raimond Aumann: Im Sinne

Gelassener und gereifter: Raimond Aumann ist heute stolz auf das, was er in Sachen Fan-Arbeit beim FC Bayern entwickelt hat.
Gelassener und gereifter: Raimond Aumann ist heute stolz auf das, was er in Sachen Fan-Arbeit beim FC Bayern entwickelt hat. © MIS

des Clubs sind die Verantwortlichen immer an Lösungen interessiert. In der Vergangenheit, gerade die letzten eineinhalb Jahren haben wir da viel erreicht: Zum Beispiel, dass wir eine von Block 109 bis 117 durchgehende Südkurve geschaffen und freien Blockzugang ermöglicht haben. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis haben wir uns das erarbeitet. Und ich denke, es ist eine Wohltat für den Fan und für die Club-Verantwortlichen, dass wir momentan gute Verhältnisse haben. Ich würde das gerne ganz lange aufrecht erhalten.

Momentan scheint der Dialog ja zu funktionieren. Und die ganz großen Fan-Probleme anderer Clubs, etwa mit einer großen rechtsradikalen Szene oder ausufernder Gewalt, hat der FC Bayern so nicht. Gibt es überhaupt noch Probleme, die der Verein in der Zusammenarbeit mit den Fans angehen muss?

Raimond Aumann: Also ich muss ganz ehrlich sagen: Im Moment sehe ich überhaupt keine großen Probleme auf uns zukommen. Vielleicht wird es sich auch mal wieder ergeben, dass man unterschiedlicher Meinung ist. Die hundertprozentige Übereinstimmung kann es ja manchmal gar nicht geben, weil da, wie Sie vorher richtig erkannt haben, unterschiedliches Denken ist. Aber es ist uns in der Vergangenheit über den ständigen Austausch mit diesen Gruppierungen im Arbeitskreis Fan-Dialog hervorragend gelungen, die Thematik anzugehen.

Vielleicht auch weil man vielleicht auch gesehen hat, wie wichtig diese Gruppen sind? Stichwort Stimmung im Stadion. Diese Diskussion gab es ja immer mal wieder.

Raimond Aumann: Dazu muss ich Ihnen jetzt mal eines klar und deutlich sagen: Ich war jetzt in Rom. Und ich kann Ihnen sagen: was ich dort an Stimmung von unseren 5000 Fans gesehen habe, das war Extra-Klasse. Ich kann Ihnen auch versichern, dass unsere Stimmung am Samstag gegen Dortmund wunderbar sein wird und wir nicht immer nur ein Stimmungsproblem haben. Ich glaube, dass wir mittlerweile in der Allianz Arena eine tolle Stimmung haben. Und das betrifft alle Fans. Es geht nicht nur um eine einzelne Gruppierung, es geht immer ums Gesamte. Und es macht mich als Verantwortlichen der Fan-Abteilung so stolz, dass momentan alle an einem Strang ziehen. Wenn man im letzten Jahr ins Stadion gegangen ist, hat man gesehen, dass wir eine wunderbare Stimmung erzeugt haben. Das hängt natürlich immer auch am sportlichen Erfolg. Da mache ich auch keinen Hehl daraus. Letztendlich glaube ich, dass sich das Zusammenspiel Fans, Club und mannschaftliche Leistung momentan widerspiegelt. Ich bin mit der derzeitigen Stimmung jedenfalls mehr als zufrieden.

Letzte Frage: Wie wird sich die Fan-Landschaft in nächster Zeit verändern? Ist jetzt beim Fanclub-Wachstum oder bei der Reichweite insgesamt ein Ende in Sicht?

Raimond Aumann: Wir machen ja keinen Hehl daraus, dass der FC Bayern München auch international gerade einen extremen Zuspruch erfährt. Wir hatten, bevor wir die USA-Reise angetreten haben ( im Juli 2014, Anm. d. Red.), in den Vereinigten Staaten zehn Fanclubs. Mittlerweile sind es mehr als 20. Ähnlichen Zuspruch wird es wohl auch in China geben, sollte die Reise im nächsten Jahr tatsächlich stattfinden. Aber in welcher Größenordnung wir uns bewegen, in zwei oder in drei Jahren, kann ich heute noch nicht sagen. Eines ist klar: kleiner werden wir nicht. Und mir ist dabei wichtig, dass es beim FC Bayern München und seinen Fans so friedlich bleibt, wie es in der Vergangenheit war.

Interview: Stefan Reich

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