Jede unglückliche Familie sei unglücklich auf ihre Weise, heißt es. Doch viele Deutsche werden sich wiedererkennen in Matthias Glasners Film „Sterben“ mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch. Ein Gespräch mit dem Regisseur über lieblose Mütter, das Böse in uns allen und die Misere des deutschen Kinos.
Der Pulitzerpreisroman „Der Sympathisant“ erzählte den Vietnamkrieg aus vietnamesischer Perspektive. HBO hat aus dem Stoff jetzt eine funkelnde Serie gemacht. Einziges Problem: Oscar-Preisträger Robert Downey Jr. spielt gleich vier hässliche Amerikaner. Und das auch noch viel zu gut.
Mit „Ein Glücksfall“ feiert der 88-jährige Filmemacher Jubiläum. Es ist sein 50. Film. Eine Geschichte über Glück und Eifersucht und Verbrechen. Ein klassischer Woody Allen. Hinterher möchte man vor allem eins tun.
Das Programm der 77. Filmfestspiele von Cannes ist wie ein guter Weinjahrgang, klassisch und ausgewogen. Weltpremieren feiern der neue „Mad Max“, ein epischer Western von Kevin Costner und Francis Ford Coppolas Lebensprojekt. Die Old-School-Männlichkeit wird garniert von jeder Menge globalem Süden.
Johannes Boss ist der Kopf hinter Formaten wie „Jerks“ und „Stuckrad-Barre“. In seiner Kindheit hatte er keinen Fernseher, so dachte er sich eigene Geschichten aus – daraus wurde eine Karriere. Beim Treffen erzählt Boss über seine Freundschaft zu Christian Ulmen und warum Therapie für ihn Anklänge einer Ersatzreligion hat.
Paläo-Bakterien im Darm, Nano-Chips im Hirn: Die vierte Staffel „Charité“ erkundet die Medizin der Zukunft und will trotz bedrohlicher Szenarien lieber Utopie als Dystopie sein. Soll das ein kollektiver, postpandemischer Heilversuch sein?
„Helgoland 513“ heißt die letzte deutsche Serie des Streaming-Portals Sky. Da gab es mal Großtaten wie „Das Boot“ und „Der Pass“ zu sehen. Die siebenteilige Seuchen-Dystopie auf Deutschland einziger Hochseeinsel hingegen ist ein symptomatisches Desaster.
Manche Menschen scheinen für Pornos geschaffen. Rocco Siffredi ist so ein Mensch. In den 80er- und 90er-Jahren wurde er in Rom zum größten und einflussreichsten Pornostar Europas. Eine Netflix-Serie zeigt jetzt, wie ihm das gelang.
Sein Leben war kurz, sein Nachleben war umso länger: Zu den Narreteien der Menschheit gehört, 300 Jahre lang ausgerechnet den Straßenräuber Dick Turpin nicht vergessen zu haben. Seit über 100 Jahren spukt er auch durch Film und Fernsehen. Jetzt hat es den ersten Streamer erwischt.
Zwei tote Männer liegen im kalten Ludwigshafen. Eine Rächerin mit Wollmütze geht um. Mädchen werden von fiesen Kerlen im Netz verführt. „Avatar“ ist einer der besten Fälle von Lena Odenthal seit Jahren. Das liegt aber vor allem am selbstlosen Spiel von jemand ganz anderem.
Die Regisseurin Soleen Yusef floh mit neun Jahren mit ihrer Familie aus dem Nord-Irak nach Deutschland. Im rauen Berliner Stadtteil Wedding wuchs sie auf. In der Schule interessierte Soleen vor allem: die Mädchenfußballmannschaft. Eines verletzt sie immer noch zutiefst.
Der Österreicher Josef Hader erkundet in seinem neuen Film „Andrea lässt sich scheiden“ die Abgründe des Landlebens. Im Gespräch verrät er, warum Michel Houellebecq meistens recht hat und warum er selbst ein Corona-Krisengewinnler ist.
Welcher Film lockte 2023 die meisten Menschen ins Kino? Zumindest in Italien wollte die Mehrheit nicht „Barbie“ oder „Oppenheimer“ sehen, sondern ein schwarz-weißes Nachkriegs-Melodram über das Patriarchat. Woran das liegt.
Im Frühjahr 2023 stirbt Ryuichi Sakamoto an Krebs. Kurz vor seinem Tod bittet der Musiker und Schauspieler seinen Sohn, ihn dabei zu filmen, wie er ein letztes Mal spielt. Ein Jahr später ist sein bewegender Abschied von der Welt zu sehen.
Kein Fußballclub nervt die Fans anderer Vereine mehr als der 1. FC Union Berlin. Jetzt kommen die Köpenicker auch noch deutschlandweit in die Kinos. Hier erklärt die Regisseurin Annekatrin Hendel, wie es Union so weit schaffen konnte – und was an der Alten Försterei niemand ausspricht.
Der Kulturausschuss des Bundestages traf sich, um über die Antisemitismusdebatte im Kontext der vergangenen Berlinale zu sprechen. Welche Aufarbeitung hat seit Februar stattgefunden? Kaum eine. Was Claudia Roth und Tricia Tuttle vorhaben, um Antisemitismus zu verhindern.
„Schokolade zum Frühstück“ war 2001 ein Kino-Hit, die Film-Saga um die chaotische Journalistin Bridget Jones (Renée Zellweger) ein Welterfolg. Nach zwei Fortsetzungen wird nun überraschend noch einmal gedreht – doch wo ist einer der Hauptdarsteller?
Weil das Kino sich keine neuen Geschichten einfallen lassen kann oder will, erzählt es zunehmend die Biografien berühmter Persönlichkeiten nach. Jüngster Fall ist das Leben der Amy Winehouse. Ein berühmter Philosoph ist der Verlierer der Welle.
Oscar-Gewinner Steven Zaillian hat den erfolgreichsten Roman von Patricia Highsmith für Netflix als Achtteiler verfilmt. In Schwarz-Weiß. Und mit Andrew Scott in der Rolle, die schon Matt Damon und Alain Delon spielten. Man bekommt gar nicht genug davon.
„Schau mich an“ heißt der neue Münchner „Tatort“. Ein Serienmörder treibt darin sein Unwesen. Es geht um das Darknet und unser aller Voyeurismus. Eine Zeitenwende ist der 95. Fall von Leitmayr und Batic aus genau zwei Gründen.
Kann man die Flüchtlingskrise cineastisch erzählen? Der italienische Meisterregisseur Matteo Garrone hat es gewagt – und gewinnt. Ihm gelingt ein Dokudrama, das an zeitlose Epen statt an Fernsehnachrichten denken lässt.
Regisseurin Jessica Hausner hat den Ernährungskult auf die Spitze getrieben: Was, wenn wir einfach gar nicht mehr essen? In „Club Zero“ werden Internatsschüler von einer gruseligen Lehrerin dazu verführt. Das anzusehen, ist schwer verdaulich.
Von der „Assi-Schule“ in die Welt der Prinzessinnen, Hexen und Ritter: Jella Haase als Chantal muss sich diesmal im Märchenland durchschlagen, wo nicht nur fehlendes WLAN ihr Probleme bereitet. Zum Glück ist „Habibi Blocksberg“ dabei.
Millennials erinnern sich: Durchzockte Tage und Nächte, um sich endlich den Anbau für seine Sim-Familie leisten zu können. Nun soll das beliebte Computerspiel von Hollywood verfilmt werden. Das ist der logische nächste Schritt nach „Barbie“.
Als Hollywood rief, hatte er im deutschen Fernsehen zu tun. Fritz Wepper wurde zum Vorabendseriengesicht, zum Harry vom Dienst. Dass er schon mal den Wagen holen solle, hat zwar nie jemand gesagt – aber sein Publikum liebte ihn dafür, dass er es jederzeit getan hätte.
Umberto Ecos Privatbibliothek war legendär. Jetzt ist sie ein letztes Mal zu sehen, im Kino. Die Familie erzählt von Ecos Vorliebe für okkulte Wissenschaften. Der Enkel verrät, vor welchem Werk aus Opas Sammlung er sich als Kind gruselte.
Der japanische Filmregisseur Hirokazu Kore-edas ist berühmt für seine warmherzigen Außenseiter-Porträts. Im Mittelpunkt stehen häufig Kinder, weil in der Kindheit die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. „Die Unschuld“ ist Kore-edas sehr menschliches Meisterwerk.
Nach fünf Jahren Beziehung mit einem sogenannten Vanilla Boy, also einem weichen, lieben Mann, sehnte ich mich allmählich nach jemand Härterem. Mein Freund und ich nahmen eine Auszeit voneinander. Dann traf ich einen „Alpha“. Und alles änderte sich.
Was sind die wahren Gefahren für die westlichen Demokratien? Slimane Zeghidour, in Algerien aufgewachsen und in Frankreich eine Reporterlegende, erklärt die alternative Globalisierung des Südens, Ursula von der Leyens Doppelmoral – und welches eigene Problem Europa am meisten unterschätzt.
Emma Becker kam 2013 aus Frankreich nach Berlin. Dann fing sie an, als Hure zu arbeiten. Ein Gespräch über ihre Erfahrungen als „Mittelstandsprostituierte“, ein halbes Dutzend Männer am Tag und darüber, was Huren beim Oralsex anders machen.
Lässt sich die Lust in unsere bürgerliche Gesellschaft vollständig integrieren? Nein, sagt die Philosophin Theodora Becker – und glaubt deshalb auch nicht daran, dass die Prostituierte verschwindet. Die „Hure“ verkörpere „das Utopische dessen, was Sexualität sein könnte“.
Gegen die dramatisch sinkende Geburtenrate hilft nur: Kinder kriegen! Aber wie viele Kinder sind ideal? Werden Einzelkinder wirklich intelligenter? Machen zwei Kinder wirklich nur anderthalb so viel Arbeit wie eins? Und kann man mit drei Kindern echt noch Karriere machen?