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Literatur In eigener Sache

Jonathan Franzen erhält den „Welt“-Literaturpreis

Literarischer Korrespondent
Am 8. November wird dem amerikanischen Schriftsteller Jonathan Franzen, Jahrgang 1959, im Axel-Springer-Haus der "Welt"-Literaturpreis verliehen: Mit scharfem Witz und einem schonungslosen Blick auf die Lebenslügen mehrerer Generationen habe er das Genre des Familienromans neu definiert, heißt es in der Begründung der Jury Am 8. November wird dem amerikanischen Schriftsteller Jonathan Franzen, Jahrgang 1959, im Axel-Springer-Haus der "Welt"-Literaturpreis verliehen: Mit scharfem Witz und einem schonungslosen Blick auf die Lebenslügen mehrerer Generationen habe er das Genre des Familienromans neu definiert, heißt es in der Begründung der Jury
Am 8. November wird dem amerikanischen Schriftsteller Jonathan Franzen, Jahrgang 1959, im Axel-Springer-Haus der "Welt"-Literaturpreis verliehen: Mit scharfem Witz und einem schonu...ngslosen Blick auf die Lebenslügen mehrerer Generationen habe er das Genre des Familienromans neu definiert, heißt es in der Begründung der Jury
Quelle: LUZphoto / fotogloria
Am 8. November wird Jonathan Franzen der „Welt“-Literaturpreis 2013 verliehen. Die Jury würdigt ihn als „bedeutendsten Gesellschaftsromancier seiner Generation“. Die Laudatio hält Daniel Kehlmann.

Zum Beginn von Jonathan Franzens Roman „Die Korrekturen“ läutet eine mächtige Glocke. „Sie klang wie eine jener schweren schmiedeeisernen Schüsseln mit elektrischem Klöppel, die Schulkinder bei Feueralarmübungen nach draußen treiben.“ Doch, so heißt es, außer Alfred und Enid Lambert würde sie niemand hören. Sie läutet nur im Kopf der alten Eheleute.

Eine Fehlinformation, denn mit jeder Seite dieses Romans hört der Leser sie deutlicher und durchdringender, und mit jeder Wendung der mal tragikomischen, mal bitterbösen Geschichte der Lamberts und ihrer drei Kinder Gary, Chip und Denise schrillt sie lauter in den Ohren. „Es war die Alarmglocke der Angst.“

Wer Franzens Romane wie „Die Korrekturen“ oder „Freiheit“ liest, der verspürt, bei aller Komik, aller satirischen Schärfe, aller, ja, Liebe Franzens für seine Figuren, stets diese Angst, ein Leben könnte misslingen, bei aller materiellen Absicherung, bei aller Planung, aller politischen Bewusstheit, an den entscheidenden Abzweigungen auf die falsche, die schiefe Bahn geraten.

Und man würde wie Patty Berglund in „Freiheit“ erst nach Jahrzehnten merken, dass man den falschen Mann geheiratet – oder den falschen geliebt hat. Familienromane erzählen immer von der Gefährdung, der Auflösung der Familie. Von der Angst – aber auch von deren Überwindung. Denn die Alarmglocke verstummt nicht, doch sie kann übertönt werden, nicht zuletzt durch die unüberhörbare Stimme großer Literatur.

Am 8. November wird Jonathan Franzen im Rahmen eines Festaktes im Axel-Springer-Haus der „Welt“-Literaturpreis 2013 verliehen. Die Laudatio wird Daniel Kehlmann halten.

„Mit scharfem Witz und einem schonungslosen Blick“

In der Begründung der Jury heißt es: „Jonathan Franzen ist der bedeutendste Gesellschaftsromancier seiner Generation. Seine Romane zeichnen sich durch die tiefe psychologische Durchdringung ihrer Figuren sowie durch ihre gesellschaftliche Relevanz und Hellsichtigkeit aus. Mit scharfem Witz und einem schonungslosen Blick auf die Lebenslügen mehrerer Generationen hat er das Genre des Familienromans für unsere Zeit folgenreich neu definiert.

Insbesondere mit seinen Romanen ‚Die Korrekturen’ und ‚Freiheit’ hat er der Epik in Zeiten großer Rivalität durch neue Medien neue Wege gewiesen. Auch in seinen Essays hat Jonathan Franzen seine kritische Zeitgenossenschaft bewiesen und eine höchst einflussreiche Poetik des Romans formuliert, die theoretische Reflexion und soziales Engagement verbindet. Sein gesamtes Werk beweist, dass erzählerische Leichtigkeit und gedankliche Tiefe keine Gegensätze sein müssen.“

Jonathan Franzen wurde am 19. August 1959 in Western Springs bei Chicago geboren und wuchs in Webster Grove, Missouri auf. Er studierte Germanistik, unter anderem in München und Berlin. Heute lebt er in New York und dem kalifornischen Santa Cruz.

Jonathan Franzen ist der 15. „Welt“-Literaturpreisträger

Franzen hat mit „Die 27ste Stadt“ (1988), „Schweres Beben“ (1992), „Die Korrekturen“ (2001) und „Freiheit“ (2010) vier große Romane vorgelegt. 2006 erschien „Die Unruhezone. Eine Geschichte von mir“, 2002 und 2013 die Essaybände „Anleitung zum Alleinsein“ und „Weiter weg“. Soeben sind in den USA seine Übersetzungen von Karl Kraus erschienen.

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Nach Zeruya Shalev (2012), Albert Ostermaier (2011), Claude Lanzmann (2010), Philip Roth (2009), Hans Keilson (2008), Daniel Kehlmann (2007), Rüdiger Safranski (2006), Yasmina Réza (2005), Amos Oz (2004), Jeffrey Eugenides (2003), Leon de Winter (2002), Pat Barker (2001), Imre Kertész (2000) und Bernhard Schlink (1999) ist Jonathan Franzen der fünfzehnte „Welt“-Literaturpreisträger.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis erinnert an Willy Haas, der 1925 „Die literarische Welt“ gründete. Ausgezeichnet werden ein einzelnes Buch oder ein Gesamtwerk. Zur Jury gehören der britische Verleger Lord George Weidenfeld, „Welt“-Feuilletonchef Cornelius Tittel und Richard Kämmerlings, Leiter der „Literarischen Welt“.

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