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"Wir haben abgetrieben" – Geschichte eines Bluffs

In Deutschland war es nicht immer möglich eine Abtreibung vornehmen zu lassen, ohne eine strafrechtliche Verfolgung zu fürchten. Das änderte sich mit der Kampagne "Wir haben abgetrieben". Dabei waren viele der Frauen, die sich für das Magazin Stern ablichten ließen, gar nicht schwanger.

Die Idee zu der Kampagne hatte die Journalistin Alice Schwarzer aus Frankreich mitgebracht: 1970 hatten sich dort 343 Französinnen in der Zeitschrift „Le Nouvel Observateur" der Abtreibung bezichtigt, darunter Simone de Beauvoir und die Schauspielerin Catherine Deneuve.

Die Kampagne im „Stern“

Am 6. Juni 1971 veröffentlichte der „Stern“ auf seinem Titel mit der Schlagzeile „Wir haben abgetrieben“ die Bilder und Namen von 28 Frauen. Im Heftinneren beschrieb Alice Schwarzer die Kampagne und ihr Ziel („Wir fordern das Recht auf die von den Krankenkassen getragene Schwangerschaftsunterbrechung“). Angefügt war eine Unterschriftenliste mit insgesamt 374 Namen, darunter Prominente wie Romy Schneider und Carola Stern. Später räumten viele Beteiligte ein, gar nicht wirklich abgetrieben zu haben.

Reaktionen auf die Kampagne

Die Aktion löste landesweit Diskussionen um Paragraf 218 und die Freigabe der Abtreibung aus. Während die Kirchen die Kampagne verurteilten („neues Euthanasieprogramm“), wurde sie in den Medien unterschiedlich bewertet. Von „Exhibitionismus“ sprach die „Süddeutsche Zeitung“, räumte aber ein: „Unbehagen bereitet freilich vor allem der Zustand einer Gesellschaft, in der solche Proteste offenbar nötig sind.“ „Warum aber soll der Paragraf 218 nicht ersatzlos gestrichen werden?“, fragte die „Welt am Sonntag“. Die „Bild“ ließ einen Arzt anonym gestehen: „Ich habe 120 Mal abgetrieben und würde es immer wieder tun.“

Strafrechtliche Folgen

Für die meisten Teilnehmerinnen blieb die Aktion folgenlos. Gegen einige wurde Strafanzeige erstattet. Die Verfahren wurden jedoch eingestellt.

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