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Politik

Goldhagen setzt Islamisten mit Nazis gleich

Quelle: dpa
Der US-Historiker hat die Deutschen schon einmal aufgeschreckt, als er sie als "Hitlers willige Vollstrecker" klassifizierte. Diesmal versucht er, Europa vor dem militanten Islam zu warnen. Wieder verstört er mit seinen Ansichten.

Islamismus ist ein zugkräftiges Thema, eines das polarisiert. Daniel Jonah Goldhagen, Soziologe aus Harvard ist ein umstrittener Autor. Auch er polarisiert. 1996 löste er mit seinem Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ in Deutschland eine heftige Debatte über die Ursachen des Holocaust aus. Er konfrontierte seine Leser mit der These, dass der Holocaust sei ein Produkt aus der Mitte der deutschen Gesellschaft gewesen, eine Folge des eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen. Im DBB-Forum in der Berliner Friedrichstraße sitzt Goldhagen, um über das Thema „Europa und der politische Islam“ zu referieren. Das Publikum aus Studenten, Akademikern, ein paar Antideutschen, Transvestiten, Japanern und Journalisten ist gespannt auf erschütternde Thesen. Sie werden nicht enttäuscht.

Islamismus in der Offensive

Goldhagen ist nach Berlin gekommen, um die Europäer zu warnen, das wird schnell klar. Ganz unakademisch wendet er sich an das Publikum. Er spricht möglichst einfach und allgemeinverständlich, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen: „Der politische Islam ist die gefährlichste und radikalste politische Bewegung seit dem Nationalsozialismus.“ Sein Vormarsch an den drei wichtigsten Schauplätzen der Politik, „auf den Straßen, in den Schaltzentren der Macht und an den Kriegsfronten“, zeige, dass er nun vollständig in der Offensive sei. Besänftigungspolitik würde ihn nur zusätzlich ermuntern, die dringendste Frage lautete daher: „Wie einig und entschlossen wird der Westen dem politischen Islam antworten?“

Und da hat Goldhagen so seine Zweifel. Nicht zuletzt die Idomeneo-Debatte um ein aus Sicherheitsgründen abgesetztes Theaterstück in Berlin zeige ihm Europas fehlendes Bewusstsein vom Ernst der Lage. Das Publikum wird unruhig. Doch Goldhagen, der „Genozid-Forscher“, wie er sich selbst nennt, lässt sich nicht beirren. Jahrelang habe er über den Nationalsozialismus geforscht, er sei also sehr vorsichtig, was den Umgang mit diesem Terminus angehe: „Aber Nazismus ist die korrekte Bezeichnung und der einzige Bezugsrahmen für politischen Islam.“ Es sind insbesondere zwei Merkmale, die für ihn die beiden Phänomene vergleichbar machen. Eine totalitäre und aggressive Ideologie, mehr aber noch die genozidäre, massenmörderische Mentalität der beteiligten Protagonisten. Dutzende Beispiele untermauern seine Argumentation; von der Charta der Hamas, den nuklearen Zerstörungsphantasien iranischer Mullahs und den terroristischen Wahnvorstellungen eines Osama bin Laden bis hin zu den islamistischen Gewaltprotesten gegen die dänischen Karikaturen. Mit den Anschlägen von London und Madrid sollte Europa gelernt haben, dass es nicht länger eine autonome Position einnimmt. Trotz der totalitären Bedrohung habe er jedoch die Befürchtung, Europa ließe sich lähmen, obwohl es gelte, Rückgrat zu beweisen: „Wie viele von Euch wollen auch mal über den politischen Islam schimpfen“, fragt Goldhagen rhetorisch in die Runde der rund 300 Gäste. „Und wie viele von Euch trauen sich das nicht? Wir sind jetzt alle Dänen. Wehret den Anfängen.“

Wahnsinnige beim Wort nehmen

Angesichts solch drastischer Thesen fällt der Applaus nach rund 90 Minuten verhalten aus. Ob aus Missbilligung oder Schockstarre ist allerdings nicht ganz festzustellen. Auch Cem Özdemir, der Grünen-Politiker, ist sichtlich erregt, als er seinen angekündigten Kommentar beginnt. Ob er nicht tiefgehender differenzieren solle, da er ansonsten Gefahr laufe, Islam und politischen Islam ununterscheidbar zu machen? Was denn eigentlich die Konsequenz sei aus seinen Ausführungen? Goldhagen erwidert, seine Analyse sei kein Plädoyer für einen neuen Krieg, auch wolle er nicht dem Zusammenprall der Kulturen das Wort reden: „Aber wenn Sie mich fragen, die iranischen Atomanlagen sollten bombardiert werden.“ Die Erfahrung mit Hitler hätte gezeigt, dass man auch Wahnsinnige beim Wort nehmen sollte und sicher seien könnte, dass sie alles daran setzen würden, um ihre Prophezeiungen und Wahnvorstellungen wahr werden zu lassen. „Das sollte besser verhindert werden.“

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