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In Staffelstein endet das Jahrtausend erst in drei Tagen

Oberfränkische Geburtsstadt von Adam Riese feiert in diesem Jahr das Millennium - Bürgermeister: Die anderen haben falsch gerechnet

Der Silvesterball in der Adam-Riese-Halle ist längst ausgebucht, die 3400 Gästebetten sind belegt: Das oberfränkische Staffelstein rüstet sich zur Jahrtausendfeier. Fast die ganze übrige Welt hatte das vergangene Jahrtausend am Silvesterabend 1999 verabschiedet, doch die 10 600 Staffelsteiner haben das Millennium um ein Jahr verschoben. "Wir feiern den Jahrtausendwechsel korrekt, also erst heuer", bekräftigt Bürgermeister Georg Müller.Der SPD-Politiker sieht sich dabei einem großen Sohn der Stadt verpflichtet: Im Kolumbusjahr 1492 wurde der Hofarithmetiker in der Obermaingemeinde geboren und hatte hier seine Jugend verbracht. Heute gibt es eine Adam-Riese-Halle, eine Adam-Riese-Schule, eine Adam-Riese-Straße, ein Adam-Riese-Stadion, sogar eine Adam-Riese-Rechenstube in der Raiffeisenbank. Auf dem Ortschild steht "Adam-Riese-Stadt".Normalerweise ist die Stadt im fränkischen "Gottesgarten", zu deren Gemeindegebiet auch der Wallfahrtsort Vierzehnheiligen gehört, nur dann in den Medien, wenn die CSU im nahen Kloster Banz tagt. Doch seit Monaten hat Staffelstein, das sich wegen des wärmsten Thermalsole Bayerns bald Bad nennen darf, eine neue Attraktion: Die Vorfreude auf die ultimative Millenniumsfeier. Das ringsum rauschend gefeierte Fest im letzten Jahr haben sie souverän boykottiert.Wie Fidel Castro. Der kubanische Revolutionär hatte die Millenniumsfeier 2000 auf der Zuckerinsel ebenfalls ignoriert und damit bei den Staffelsteinern große Zustimmung gefunden. "Wir haben ihn extra eingeladen", teilt die Stadt mit. Immerhin: "Fidel Castro hat immer noch nicht abgesagt."Bürgermeister Müller, der ein guter Mathematikschüler war und der auch als gelernter Bankkaufmann mit Zahlen umgehen kann, meint, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln: "Die Feier in diesem Jahr sind wir Adam Riese schuldig. Wir wollen niemanden belehren, aber es gab nun mal kein Jahr null, der Rest von Deutschland hat falsch gerechnet." Und errechnet vor: "Zwei Kilo Wurst sind erst voll, wenn 2000 Gramm auf der Waage liegen, nicht, wenn da erst 1999 Gramm liegen."Einstimmig hatte der Stadtrat 1999 beschlossen, aus der Reihe der "Millenniumshektiker" auszuscheren. Die Aufsässigkeit hat Tradition: Vor 100 Jahren hatte Kaiser Wilhem II. eine Anordnung erlassen, nach der in der Nacht von Silvester 1899 auf Neujahr 1900 der Jahrtausendwechsel in Deutschland zu feiern wäre. Schon damals hatte sich Staffelstein als einziger Ort in Deutschland widersetzt. Diesmal feiert wenigstens noch die Partnergemeinde Annaberg-Bucholz aus dem Erzgebirge mit: Dort war Adam Riese 1559 gestorben.Sie hatten vor einem Jahr viel Spott zu ertragen. "10 626 Besserwisser gegen den Rest der Welt", titelte die "Bild"-Zeitung, und die "Taz" lästerte, die Staffelsteiner hätten Silvester 2000 "wie die Betagten in einem Altersheim" geruht. Aber die Briefe, die im Staffelsteiner Rathaus eintrafen und in zwei prallen Din-A4-Ordnern gesammelt wurden, waren "zu 98 Prozent positiv", erinnert sich Baptist Faulstich, Müllers Amtsvorgänger bis März 2000. "Auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig und das Astronomische Recheninstitut Heidelberg haben uns bestätigt, dass wir mit unserer Zählweise richtig liegen. Und zudem hat uns die tolle kostenlose Imagekampagne in ganz Deutschland bekannt gemacht."Zum Silvesterball (Motto: Das wahre Millennium, Eintritt 95 Mark) werden 800 Gäste in der Adam-Riese-Halle erwartet, zur Millenniumsparty am historischen Rathaus sind vier beheizte Zelte aufgebaut.


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