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Trauer um Knuts Pfleger Thomas Dörflein

Er gab Knut seinen Namen und sorgte dafür, dass der kleine Eisbär im Berliner Zoo auch ohne seine Mutter überlebte. Nun ist Tierpfleger Thomas Dörflein gestorben. Er wurde nur 44 Jahre alt. Berichten zufolge soll er seit längerem krank gewesen sein.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat sich bestürzt über den plötzlichen Tod von Knut-Tierpfleger Thomas Dörflein geäußert. „Der Berliner Zoo hat einen Sympathieträger verloren“, sagte Wowereit laut einer Mitteilung. „Thomas Dörflein wurde als „Pflegevater“ von Knut weit über Berlin hinaus bekannt als eine sympathische, engagierte Persönlichkeit. Ich bin bestürzt über seinen plötzlichen Tod und hoffe, dass wir in den nächsten Tagen etwas mehr zu den Todesumständen erfahren.“ Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), der Pate von Eisbär Knut war, reagierte mit Betroffenheit.

Knut war sein Segen und sein Fluch zugleich. Den "Höhepunkt meines Berufslebens“, so nannte Thomas Dörflein das Jahr an der Seite des berühmten Eisbären, das am 5. Dezember 2006 begann. Doch der Zögling entwickelte sich auch zum Fluch für den Mann, der sich selbst nie ins Rampenlicht gedrängt hätte. Mit Knut wurde der Reviertierpfleger des Berliner Zoos, der immer nur seine Arbeit machen wollte, über Nacht weltberühmt – und Dörflein zum Frauenschwarm. Groupies verfolgten ihn bis zu seiner Haustür.

Jetzt ist Thomas Dörflein tot. Der 44-Jährige ist nicht am Arbeitsplatz gestorben, sondern bei Freunden in Wilmersdorf. Polizei und Feuerwehr waren Montagmittag alarmiert worden. Der Notarzt konnte bei seinem Eintreffen nur noch den Tod des Mannes feststellen. Die Ursache ist ungewiss, ein plötzlicher Herztod möglich. Dörflein soll an Krebs erkrankt gewesen sein. Heute hätte er sich einer Meniskus-Operation unterziehen sollen.

Kräftige Oberarme, dunkler Vollbart, lockiger Zopf – "ein Mann wie ein Baum“, das haben viele Berliner gedacht. Leser der Berliner Morgenpost und Hörer des Radiosenders 94.3 Rs2 hatten ihn sogar zum Berliner des Jahres 2007 gekürt. Dörfleins Tod kommt überraschend, nicht nur wegen seines Alters, sondern auch, weil unzählige Bilder Dörflein als muskulösen Hünen bei der Arbeit zeigen. Wie er kraftvoll in Knuts Wassergraben springt, um sein Ziehkind zum Schwimmen zu animieren. Wie er kiloweise rohes Fleisch über einen Zaun wirft, um Hyänenhunde und Wölfe zu füttern. Wie er sich in aller Ruhe seine halblangen schwarz-braunen Haare hinters Ohr streicht und dann mit seinen Kollegen Marcus Röpke und Ronny Henkel über einen Knut-Witz lacht. Er hat den kleinen Bären geliebt, ihn erst "Klein" genannt und ihm dann den Namen Knut gegeben, „weil er wie einer aussah“. Dörflein, auch für das Schlachthaus zuständig, war sichtlich stolz, als Knut Karpfen aus seinem Wassergraben fischte und tötete – zum Missvergnügen von Tierschützern. Aber er hat nicht abgöttisch an dem Rabauken gehangen. "Verzogen“ sei Knut und „ganz schön anspruchsvoll“, hat er über ihn zu Protokoll gegeben.

Er saß Weihnachten bei Knut und spielte Gitarre

Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde Dörflein ins Rampenlicht gedrängt. Die Geschichte um das von Mutter Tosca verstoßene Bärenkind, dessen Zwilling starb, sorgte nach dem ersten öffentlichen Knut-Auftritt am 23. März 2007 für fast schon hysterischen Trubel. Aber dank Knut verzeichnete der Zoo 2007 einen Bilanzgewinn von 6,8 Millionen Euro und zählte erstmals in seiner 164-jährigen Geschichte mehr als drei Millionen Besucher. Immer mittendrin der zurückhaltende Ziehvater, der in Knuts ersten Lebenswochen Tag und Nacht bei dem Flaschenkind gewacht, ihn alle zwei Stunden gefüttert und ihm Elvis-Songs auf der Gitarre vorgespielt hatte, vorzugsweise "Devil in Disguise". Sogar Weihnachten und Silvester – obwohl Thomas Dörflein selbst Vater einer 22-jährigen Tochter und eines 17-jährigen Sohnes war und als geschiedener Mann mit Daniela eine neue Liebe gefunden hatte. Er nannte es selbst eine "Schweinarbeit", beklagte sich aber niemals. Er nannte es "ganz klar, einen menschlichen Instinkt, dass man da unbedingt helfen will und muss".

Die Knut-Manie schwappte auf Dörflein über. Als er mit seiner Freundin und deren sechsjährigen Sohn in den Süden Berlins zog, dauerte es nur wenige Tage, bis sich auch dort Frauen jeden Morgen weit vor acht Uhr vor der Haustür zeigten, wenn er zur Arbeit aufbrach.

Er hatte ein "wahnsinniges Tiergefühl"

Thomas Dörflein kam 1963 in Wedding zur Welt und wuchs in Spandau auf. 1982 begann er seine Tierpflegerlehre im Zoo und lernte alle Reviere kennen. Er wurde für Menschenaffen, Raubtiere und Felsentiere zuständig und war seit 1987 hauptverantwortlich für das Bärenrevier und für Wölfe, später auch für Windhunde und Nasenbären.

Im Zoo wurde die Nachricht von Dörfleins Tod mit Bestürzung aufgenommen. Direktor Bernhard Blaszkiewitz sagte: "Das ist ein schlimmer Verlust für uns.“ Sein Mitgefühl gehöre all denen, die um Dörflein trauern, dessen Familie, dessen Kindern, dessen Lebensgefährtin, dessen Freunden. Bärenkurator Heiner Klös sagte, Dörflein habe ein "wahnsinniges Tiergefühl“ gehabt und immer gute Arbeit geleistet.

Thomas Ziolko von der Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo betonte: "Dörflein hat gerade im letzten Jahr mit seinem Engagement entscheidend zur Attraktivität des Zoos beigetragen und dadurch Knut zum Botschafter seiner Artgenossen gemacht.“

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Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat sich bestürzt über den plötzlichen Tod von Knut-Tierpfleger Thomas Dörflein geäußert. "Der Berliner Zoo hat einen Sympathieträger verloren.“ Dörflein sei als "Pflegevater" von Knut weit über Berlin hinaus bekannt als eine sympathische, engagierte Persönlichkeit. Wowereit hatte Dörflein im Dezember 2007 den Verdienstorden des Landes Berlin für seine Verdienste um die Stadt verliehen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), der zur Knut-Premiere die Patenschaft für den Eisbären übernommen hatte, reagierte ebenfalls betroffen. Er habe Thomas Dörflein bewundert, "wie intensiv und ausdauernd er sich um Knut und die anderen ihm anvertrauten Tiere gekümmert hat“.

Er mochte keine Interviews, aber er liebte seine Bären

Dass die Bären, die Dörflein seit rund 20 Jahren betreute, seine Lieblingstiere waren, konnte jeder sehen, der ihn bei der Arbeit beobachtete – auch wenn mal keine Kameras für Medien aus aller Welt festhielten, wie er Knut liebevoll zulächelte, mit dem zusammen er auf einer Silberprägung der Münze Berlin zu sehen ist. Dörflein hat Interviews nicht gemocht. Aber Videos von Knut hat er sich immer wieder gern angeschaut. Auch zur Premiere des Knutfilms schritt er trotz des großen Rummels mit dem Sohn seiner Lebensgefährtin über dern Roten Teppich. Die schönsten Fotos pinnte er in seinem Arbeitszimmer im Zoo an die Wand. Er sammelte sie, um später im Alter daran Gefallen zu finden, was für ein stattlicher Typ er selbst doch gewesen sei. Das geht jetzt nicht mehr. Aber seine Familie, seine Freunde, Kollegen und seine Fans werden Thomas Dörflein so in Erinnerung behalten.

Mit dpa

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