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Mechanisches Doping: Droht dem Radsport der nächste Betrugsskandal? - WELT
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Droht dem Radsport der nächste Betrugsskandal?

Antriebswelle: Weltverband und Polizei überprüften die Räder nach dem Rennen auf verbotene technische Hilfsmittel Antriebswelle: Weltverband und Polizei überprüften die Räder nach dem Rennen auf verbotene technische Hilfsmittel
Antriebswelle: Weltverband und Polizei überprüften die Räder nach dem Rennen auf verbotene technische Hilfsmittel
Quelle: PA/DPA/Augenklick/Roth/ROTH-FOTO
Der Radsport-Weltverband ist in Sorge. Manipulieren die Fahrer mit unerlaubten Antriebsmethoden? Beim Klassiker Mailand-San Remo kam es zu einer groß angelegten Kontrolle mit Polizei.

Doping im Radsport ist eine nie enden wollende Geschichte. Die Skandale um Lance Armstrong, Jan Ullrich und Alberto Contador, um nur einige zu nennen, sind wohl nur die Spitze des Eisbergs. Glaubwürdige Beweise, dass die „radelnde Apotheke“ der Vergangenheit angehört, gibt es trotz diverser Beteuerungen und Selbstverpflichtungen nicht. Doch nun gesellt sich eine weitere Facette zum Betrug im Radsport: Hilfsmotoren.

Beim Klassiker Mailand–San Remo nahmen italienische Carabinieri in Kooperation mit Inspektoren der UCI 37 Räder aus dem Peloton unter die Lupe. Die Polizeibeamten zerlegten die Räder in alle Einzelteile: Sattel, Rahmen, Speichen – alles wurde minutiös untersucht. Die Ermittler fanden am Ende keine Hinweise auf einen technischen Betrug. Doch der Weltradsportverband UCI ist gewarnt. Ihr Präsident, der Ire Brian Cookson, sagte dem Portal cyclingtips.com.au: „Unsere Information ist, dass es sich um eine reale Möglichkeit handelt. Wir haben zwar keine handfesten Beweise, aber wir sind uns absolut bewusst, dass diese Produkte existieren.“

Die Öffentlichkeit wurde zum ersten Mal 2010 auf das Phänomen aufmerksam. Der Schweizer Radprofi Fabian Cancellara soll mit einem Hilfsmotor die Klassiker-Siege bei der Flandern-Rundfahrt und bei Paris–Roubaix eingefahren haben. Auf YouTube ist ein Video zu sehen, das die mechanische Manipulation belegen soll. Nachdem Cancellara eine merkwürdige Bewegung am Lenker gemacht hat, zieht er am Fahrerfeld vorbei – als hätte er einen Turbo gezündet. Das Video wurde 3,5 Millionen Mal angeklickt.

Armstrong rammt Autos und belügt die Polizei

„Einmal Betrüger, immer Betrüger“ - für einige US-Medien ist der Fall klar. Der Doping-Sünder Lance Armstrong fuhr betrunken Auto. Doch seine Freundin erzählte der Polizei etwas anderes.

Quelle: Die Welt

Der Ex-Profi und Fernsehkommentator Davide Cassani demonstrierte den Mechanismus des kleinen Elektromotors im Sattelrohr des Fahrrades. Der im Rahmen steckende Hilfsmotor, der mittels Knopfdruck am Bremshebel aktiviert wird, bringe eine enorme Leistungssteigerung – zwischen 60 und 100 Watt. Das kann auf dem letzten Anstieg entscheidend sein. Der damalige UCI-Präsident Pat McQuaid schloss die Möglichkeit eines Betrugsversuchs mit Elektromotoren aus. „Die Batterien haben die Größe eines Pakets Zucker, sie wären nicht unsichtbar“, so McQuaid. Ermittlungen gegen Cancellara wurden damals nicht aufgenommen.

Doping-Arzt Ferrari: „Wohlbekannte Ereignisse“

McQuaids Nachfolger im Amt, Brian Cookson, denkt da offenbar anders. „Vor dem Hintergrund zahlreicher Anschuldigungen, Gerüchte und Beweise, die der Unabhängigen Radsport-Reformkommission (CIRC) vorliegen, wonach es sich um ein potenzielles Gebiet des Betrugs handeln könnte, haben wir entschieden, dass das etwas ist, was wir auf regelmäßiger Basis überprüfen müssen“, sagte Cookson gegenüber cyclingtips.com.au. Die CIRC hatte im März ihren viel beachteten Bericht über Doping im Radsport vorgelegt. In dem 227 Seiten starken Dokument findet sich eine kleine Passage über Hilfsmotoren. Darin heißt es: „Die Kommission wurde über verschiedene Anstrengungen unterrichtet, technische Regeln auszuhebeln, inklusive Motoren in Rahmen.“

Ausgerechnet der berüchtigte Doping-Arzt Michele Ferrari gab den Spekulationen neue Nahrung. „Nur ein halber Satz wird den Motoren im Rahmen gewidmet“, schrieb er in Bezug auf den Report in seinem Blog, „das Problem existiert nun schon seit zehn Jahren, und die UCI hat den wohlbekannten Ereignissen keinen einzigen Kommentar gewidmet.“ Ein Doping-Arzt als Whistleblower? Gewiss, Ferrari ist alles andere als ein Ausbund von Seriosität. Doch der Italiener weiß womöglich mehr.

Bei der letztjährigen Spanien-Rundfahrt kam es zu einem kuriosen Vorfall um Ryder Hesjedal. Auf einem Video ist zu sehen, wie der Kanadier bei der Abfahrt in einer Linkskurve zu Fall kommt. Der Fahrer rappelt sich auf, doch als er sein Rennrad greifen will, dreht dieses sich plötzlich – quasi wie fremdangetrieben – um die eigene Achse. In Foren und sozialen Netzwerken wurde über einen angeblichen Hilfsmotor spekuliert. Hesjedal dementierte die Vorwürfe auf Twitter sichtlich amüsiert, der dänische Radprofi Alex Rasmussen belegte in einem YouTube-Video, wie die scheinbar von Geisterhand angetriebene Radumdrehung zustande kommen soll.

Allein, Beweis und Gegenbeweis sind im Internet bekanntlich schwierig anzutreten – am Ende bleibt die Wahrheit auf der Strecke. Die Tatsache, dass die UCI nun schärfer gegen mechanische Manipulation vorgeht, zeigt, wie ernst der Verband das Thema nimmt. Hilfsmotoren, sofern sie wirklich eingesetzt werden, sind eben auch Doping.

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