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Im "Sportstudio": Wie die Feindschaft von Daum und Hoeneß begann - WELT
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Eintracht Frankfurt Im "Sportstudio"

Wie die Feindschaft von Daum und Hoeneß begann

DAUM HOENESS DAUM HOENESS
Christoph Daum und Uli Hoeneß werden keine Freunde mehr
Quelle: AP/AP ORIGINAL zu : O:\BILDER\B_FERTIG\#29HA041.EPS
Ein Wortgefecht im ZDF-"Sportstudio" war der Beginn der Feindschaft zwischen Christoph Daum und Uli Hoeneß. Der damalige Moderator Bernd Heller erinnert sich.

Erst Mittwoch sind sie sich wieder über den Weg gelaufen. Der Zufall hat das so gewollt, oder sagen wir: das Business. Uli Hoeneß wird sich nicht schlecht gewundert haben. Die Hypobank hatte zum Dreh gebeten, ein Werbefilm, und an der Kamera stand ein alter Bekannter, ewig nicht gesehen: Bernd Heller (63). Der war früher doch vor der Kamera statt dahinter, 13 Jahre lang als Gastgeber beim „Sportstudio“ im ZDF, lang, lang ist’s her. Und doch gerade wieder im Gespräch, ganz aktuell sogar, weil der Spielplan und die aberwitzigen Entwicklungen auf dem Trainermarkt es so wollen: Eintracht Frankfurt gegen Bayern München, Bundesliga-Alltag, erst die Akteure versetzen dem Spiel die Spitze: Christoph Daum auf der einen, Uli Hoeneß auf der anderen Seite.

Wer von beiden sagt, dieses Treffen tangiere ihn nur peripher, der sagt nicht die Wahrheit. Bernd Heller jedenfalls erinnert sich noch gut genug, auch wenn 22 Jahre vergangen sind. Es war die Schlussphase der Saison, der junge Aufsteiger Daum war den arrivierten Bayern mit dem wenig spektakulären Trainerkollegen Jupp Heynckes empfindlich auf die Pelle gerückt, sportlich wie zwischenmenschlich. Daum gefiel sich als Meister der psychologischen Kriegsführung, überzog bei jeder Gelegenheit maßlos. Es hätte ihn halt mal jemand kräftig durchschütteln müssen.

Hellers Idee war es nun, die Streithähne aufeinander loszulassen, fünf Tage vor dem Spitzenspiel in Köln, als Moderator der Sendung durfte er die Gäste persönlich einladen. Alle kamen, und alles kam, wie es kommen musste, kommen sollte, „das war ja mein Plan“.

Vor laufenden Kameras ging es zur Sache. Daum beleidigte Heynckes auf unflätigste Art, der wehrte sich unwesentlich, Hoeneß übernahm die Rolle des Verteidigers. Es entwickelte sich schnell eine Diskussion von zweifelhaftem Niveau, Daum überschritt mit seinen Attacken die Grenzen des guten Geschmacks, und Hoeneß ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Heynckes hörte wangenrot mehr oder weniger bloß zu, genau wie Lattek, der frühere Bayern-Trainer war mittlerweile Sportdirektor bei den Kölnern und wusste eh nicht, was er da sollte. Hoeneß zu Daum: „Du hast über Jupp Heynckes gesagt, er könne Werbung für Schlaftabletten machen.“ Daum: „Richtig.“ Hoeneß: „Du hast gesagt, die Wetterkarte sei interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes.“ Daum: „Richtig. Dazu stehe ich auch.“ Hoeneß: „Am nächsten Donnerstag ist dein Weg zu Ende.“

Das war also der Beginn einer langen, intensiven Feindschaft, die erst elf Jahre später in der Kokainaffäre Daums ihren Höhepunkt erlebte. Hoeneß hatte die Geschichte losgetreten als Daum sich anschickte, tatsächlich deutscher Bundestrainer zu werden.

Gründonnerstag 1989 schließlich gewannen die Bayern 3:1 in Köln und wurden kurz darauf Deutscher Meister vor dem 1. FC Köln. Die Experten waren sich einig: Daum hatte mit seinem Theater nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mannschaft zu sehr unter Druck gesetzt, sie war ihm nicht gewachsen.

Moderator Heller, ehemals Stabhochspringer und Rechtsanwalt, war mit dem Verlauf der Sendung ausgesprochen zufrieden, „so hatte ich es gewollt“. Dass dabei zeitweise die Grenzen des guten Geschmacks überschritten, seriöser Journalismus auf dem Altar der Eitelkeiten geopfert wurde, dass der Anstand ungestraft mit Füßen getreten wurde, dem sichtbar überforderten Studiogast Heynckes keinerlei Hilfe seitens des Moderators zuteil wurde, all das wurde billigend in Kauf genommen, um endlich auch mal von sich reden zu machen.

Folge: Beim ZDF wurde die zweifelhafte „Sportstudio“-Ausgabe in der nächsten Montagskonferenz höchst kritisch diskutiert. Das war eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht würdig, meinten die einen. Andere meinten, das ansonsten so langweilige „Sportstudio“ mit seinen blutarmen Moderatoren habe endlich einmal Biss gezeigt.

Moderator Bernd Heller steckte die Kritik im eigenen Haus locker weg, im Gegenteil, er beteiligte sich sogar ein stückweit an ihr, nahm sich dabei selbst nicht aus. Der ansonsten so auf Seriosität bedachte Moderator bekannte damals freimütig, wie die anderen sei vielleicht auch er einen Schritt zu weit gegangen. Der Reiz war zu groß, die Versuchung ebenso, Hoeneß und Daum auch noch die Bühne zu bereiten für dieses schäbige Spiel.

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So zerfleischten sich die Streithähne gegenseitig vor den Augen einer viel zu großen Öffentlichkeit, und manch ein Erziehungsberechtigter wird froh gewesen sein, dass die Kinder bereits im Bett waren. Sie hätten am Bildschirm nichts Anständiges mehr lernen können. Allenfalls, was unter Missgunst, Verlogenheit und Respektlosigkeit zu verstehen ist. Keine Widerrede, im Gegenteil, heute gesteht Bernd Heller zu, man haben sich damals völlig unnötigerweise auf das Niveau des sogenannten Unterschichtenfernsehens herab begeben. So wurden zu jener Zeit die auf Krawall gebürsteten Nachmittags-Talkshows der Privatsender RTL und Sat.1 reichlich herablassend tituliert.

„Und trotzdem war es gut und richtig“, sagt Bernd Heller heute. Seine Gäste seien wenn auch nicht sonderlich sympathisch so doch wenigstens authentisch rübergekommen, und die Sendung werde noch lange in Erinnerung bleiben.

Bernd Heller hat sich schon vor Jahren klammheimlich vom Sport verabschiedet. Er ist noch eine Weile für die Nachrichtensender n-tv und N24 aktiv gewesen, als Börsenexperte und moderierend, also vor der Kamera. Heute hat er eine Film- und Produktionsfirma. Am liebsten dreht er Industriefilme, und wenn es sich ergibt, macht er dabei auch den Kameramann. „Sportstudio“ reloaded. Und dass die Hypobank besser bezahlt als das ZDF, davon können wir getrost mal ausgehen. Sonst wäre er Uli Hoeneß zumindest an dieser Stelle gar nicht begegnet. Christoph Daum ist übrigens nach dem heutigen Spiel im „Sportstudio“ zu Gast. Von Uli Hoeneß wird allenfalls die Rede sein.

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