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Partnerschaft: Kevinismus, vermeidbare Kinderkrankheit - WELT
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Kevinismus, vermeidbare Kinderkrankheit

Model released MODELS:Yvonne,Stefan & Son Simon Model released MODELS:Yvonne,Stefan & Son Simon
Es ist gar nicht so einfach einen passenden Namen für das Kind zu finden
Quelle: chromorange
Die Namenssuche für das ungeborene Kind ist die eigentliche Herausforderung für junge Paare. Seltsame Vorlieben der Menschen kommen dabei zum Vorschein. Das Schicksal des Nachwuchses kann jedoch von der Namenswahl abhängen. Drei Regeln, die man dabei beachten sollte.

Am Anfang reicht ein „es“. Ist der Schwangerschaftstest gerade erst gemacht, braucht das Kind noch keinen Namen. Wer es plastischer mag, spricht zu jenem Zeitpunkt vielleicht von der „Bohne“, denn nach viel mehr sieht das unbekannte Wesen, das da heranwächst, schließlich nicht aus. Doch spätestens der zweite Ultraschall, der Arme zeigt, Beine und ein Herz, das wie verrückt schlägt, macht es unvermeidbar: Ein kleiner Mensch will benannt sein.


Von nun an wird es also ernst, geradezu schicksalhaft ernst, das behauptet zumindest der amerikanischen Namensforscher Kelsie B. Harder (sic!): „Wir sind der Gnade unserer Namensgeber ausgeliefert. Die Bestimmung unseres Namens beeinflusst unser ganzes Leben, aber wir können nichts dafür tun.“


Und es kommt noch schlimmer: Namen, so fanden kürzlich Wissenschaftler der Universität Chemnitz heraus, sind keineswegs Schall und Rauch, sondern tragen wesentlich dazu bei, wie jemand von anderen eingeschätzt wird. Wer Manuela, Silke, Uwe oder Olaf heißt, wird demnach als alt wahrgenommen, und damit als wenig attraktiv und intelligent. Mit Lara, Lukas und Finn wird dagegen genau das Gegenteil assoziiert – weil es moderne Namen sind. Die Barclays Bank ging sogar so weit, unter ihren Kunden die Vornamen derjenigen zu suchen, die am häufigsten reich sind, und fand heraus: Nennen Sie ihr Kind David und Susan, und es hat ausgesorgt.

Es ist verdammt schwer, es besser zu machen

Die Verantwortung, die auf Eltern lastet, ist also enorm. Fast neidvoll denkt man da an die eigenen Erzeuger, die es sich scheinbar leicht machten, indem sie den Namen wählten, den schon Dutzend andere Kinder trugen. (Wie sonst erklärt sich, dass ganze Jahrgänge mit einer Handvoll Namen wie Sabine, Susanne, Birgit, Christian, Markus oder Michael auskamen?)

Die Suche beginnt also und fördert oft Erstaunliches zutage. Seltsame Vorlieben der Menschen, die einem nahestehen, und die Erkenntnis: Es war einfach, die Eltern für den eigenen, einfallslosen Namen zu verfluchen; es ist verdammt schwer, es besser zu machen. Auch Verwandte und Freunde sind oft keine Hilfe. Die Frage „Und, habt ihr schon einen Namen?“, gefolgt von: „Paul finde ich toll. Aber Alexander geht gar nicht“, ist genauso beliebt wie überflüssig.

Der größte Fehler, den werdende Eltern dann begehen, ist tatsächlich, ungefiltert Namen, die ihnen gefallen, in den Raum zu werfen. Spätestens danach sind sie unbrauchbar. Es findet sich nämlich immer jemand, der einen Onkel selben Namens mit gemeinem Charakter hat oder eine Exfreundin, die so hieß und unter Putzsucht litt. Apropos: Namen von Exfreundinnen oder Exfreunden, das versteht sich von selbst, sind tabu.

Regel Nummer eins lautet daher: über Favoritennamen schweigen – am besten bis das Kind auf der Welt und der Name vergeben ist. Die wenigsten trauen sich dann noch, offen ihr Missfallen kundzutun. Wenn Großtante Gertrud nur kurz nickt und brummt: „Detlef wäre auch ein schöner Name gewesen“, weiß man ohnehin Bescheid. Aber wen interessiert das dann noch?

Der Vorname sollte möglichst nicht zu exotisch sein

Doch bevor es so weit ist, müssen sich die Eltern einig sein. Und das ist häufig die wahre Herausforderung. Da wähnte man sich in großer Übereinstimmung mit dem Menschen, mit dem man seit Jahren Tisch und Bett teilt, um plötzlich festzustellen, dass er/sie ein Faible für Lili Marleen oder Fjodor hat. Nichts gegen diese Namen, aber wie hört sich das, bitte schön, zu Müller oder Schmidt an? Und: Wer mag schon auf dem Spielplatz nach Skyla oder Pankratz rufen?

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Auf die Hoffnung, deutsche Standesämter würden allzu verrückte Anwandlungen des Partners nicht durchgehen lassen, ist zudem wenig Verlass. Behörden erlauben inzwischen Pumuckl, Winnetou und Tarzan als Kindernamen. Selbst Himmelblau durften Eltern in Berlin kürzlich ihre Tochter nennen – mit dem Hinweis, schließlich gebe es ja auch den Namen Rosa. Und nachdem ein Vater in Hessen einen lebenden Menschen ausfindig machen konnte, der „et omnes sancti“ („und alle Heiligen“) heißt, durfte auch er seinem Baby diesen als dritten Vornamen eintragen lassen. Erspart blieben Kindern – zumindest vorerst noch – die Namen Borussia, Rumpelstilzchen und Whisky.

Regel Nummer zwei lautet daher: Der Vorname sollte möglichst nicht zu exotisch sein und sich auch nicht an Film- und Märchennamen orientieren. Denn wer würde schon gern wie eine Zeichentrickfigur heißen? Oder wie eine Obstsorte? Eben. Darum sollte man Schauspielern durchaus den Spleen lassen, ihre Töchter Apple (Gwyneth Paltrow) zu nennen, es ihnen aber um des Kindes willen nicht unbedingt gleichtun.

Kevinismus führt zur sozialen Isolation

Auch vor der Krankheit des „Kevinismus“ (bei Mädchen „Chantalismus“) sei gewarnt. Die satirische Internetseite Uncyclopedia definiert diese als „Unfähigkeit, menschlichem Nachwuchs menschliche Namen zu geben. Kevinismus führt bei den Erkrankten und vor allem bei deren Nachwuchs zur sozialen Isolation. Die Betroffenen entwickeln eine Psychose gegen gesunde Menschen und verkehren nur mit Personen, die ebenfalls an Kevinismus (Chantalismus) leiden.“ Und weil hier gerade von Absonderlichkeiten die Rede ist, sollte auch der Ikeanismus erwähnt werden. Kinder wie Ikea-Regale zu nennen, also Frigga, Björk, Tomte oder Tjark, mag zwar zur Zeit chic sein, nur – so zeigt die Pressspanplatten-Erfahrung – ein Leben lang taugen diese Namen nicht.

Wer nun erschöpft in Ratlosigkeit verfällt, sollte innehalten – und sich erst einmal vertagen. Denn die Herausforderung kann minimiert, ja halbiert werden, indem man abwartet, bis klar ist, ob „die Bohne“ ein Junge oder Mädchen wird.

Wenn es dann nur noch einer Variante bedarf, kommt Regel Nummer drei ins Spiel: Suchen Sie einen Namen, der schön klingt, geläufig, aber nicht gewöhnlich ist und gut zum Nachnamen passt.


Klingt leichter, als es ist? Dann versuchen Sie es mal mit Sabine, Olaf, Michael oder Claudia. Das zumindest raten die Chemnitzer Namensforscher. Denn wenn diese Namen heute auch altmodisch klingen – in einigen Jahrzehnten sollen sie das nicht mehr sein. Dann würden die Zeitgeistkinder unter der Schnelllebigkeit des Namensgeschmacks leiden und die Leos, Neles und Laras als bieder und wenig attraktiv gelten.

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