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Weltwirtschaftsforum: Das neue Karriere-Glück des Philipp Rösler - WELT
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Das neue Karriere-Glück des Philipp Rösler

Er wirkt viel gelöster als zu seinen Berliner Zeiten: Philipp Rösler (l.), hier zusammen mit dem OECD-Generalsekretär Angel Gurría (r.) in Davos Er wirkt viel gelöster als zu seinen Berliner Zeiten: Philipp Rösler (l.), hier zusammen mit dem OECD-Generalsekretär Angel Gurría (r.) in Davos
Er wirkt viel gelöster als zu seinen Berliner Zeiten: Philipp Rösler (l.), hier zusammen mit dem OECD-Generalsekretär Angel Gurría (r.) in Davos
Quelle: AP
Für das Weltwirtschaftsforum in Davos wird Ex-Vizekanzler Philipp Rösler künftig die weltweiten Regierungskontakte pflegen. Bei seinem ersten Auftritt vor der globalen Elite wirkte er gelöst.
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José Manuel Barroso hat sein Treffen mit den Journalisten zwar weit über den Terminplan gezogen und hätte eigentlich schon längst den kleinen Konferenzraum im Kongresszentrum von Davos räumen müssen. Aber beim Rausgehen bleibt dem EU-Kommissionspräsidenten zumindest noch die Zeit, Philipp Rösler ein Kompliment zuzuraunen. Er sehe viel besser aus, seit er nicht mehr Minister sei, lobt Barroso.

„Es geht mir ausgezeichnet“, sagt der frühere Bundeswirtschaftsminister, der nach der Niederlage seiner FDP bei der Bundestagswahl im September vergangenen Jahres seinen Ministerposten und auch den FDP-Parteivorsitz abgeben musste. „Es macht mir wahnsinnig viel Spaß.“

Der Enthusiasmus scheint authentisch. Eigentlich hatte Rösler vor einigen Jahren seinen Ausstieg aus der Politik erst für sein 45. Lebensjahr angekündigt. Nun ist es deutlich schneller gegangen, unfreiwillig.

Wechsel reibungsloser als bei Pofalla

Aber Rösler ist voll in seinem Element, als er in kleiner Runde von seinem Start als Manager des Genfer Weltwirtschaftsforums (WEF) erzählt. Der Wechsel ging geräuschlos über die Bühne – ein Ex-Vizekanzler bei einer gemeinnützigen Stiftung, wenn auch auf gut dotiertem Posten, das ruft deutlich weniger Kritik hervor als etwa der geplante Wechsel des früheren Kanzleramtsministers Ronald Pofalla (CDU) ins Staatsunternehmen Deutsche Bahn.

Sehr schnell nach seiner Rücktrittsankündigung ein paar Tage nach der Bundestagswahl habe er den Anruf des WEF-Gründers Klaus Schwab bekommen, sagt Rösler. Er gehörte einst zu den Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums, einer Gruppe von Nachwuchsführungskräften. Dann habe er gemeinsam mit seiner Frau, Medizinerin wie er, lange überlegt.

Seit Januar lebt er nun in Genf, seine Frau mit den Zwillingstöchtern plant im Sommer den Umzug. Dort hat das WEF seine Zentrale. Und nicht in Davos, wie ihn mancher in Deutschland gefragt habe.

Speed-Dating am Zauberberg

Das WEF sei ja viel mehr als Davos, sagt Rösler. Und schon ist er in Fahrt. Rösler erzählt von den regionalen Foren in Panama, Nigeria, auf den Philippinen, in der Türkei und in Indien, die in diesem Jahr noch anstehen.

Der 40-jährige Mediziner und Ex-Politiker ist für das WEF nicht nur für das Management der Regionen zuständig, sondern auch für die politischen Kontakte.

Schnell musste er sich beim Davoser Jahrestreffen an das typische Speed-Dating, Treffen im 15-Minuten-Takt, gewöhnen. Ganz anders als bei Treffen unter Ministern auf internationaler Ebene: Erst Begrüßung, dann allgemeine Themen, am Ende ein Geschenk: "Da ging nichts unter einer Stunde", erzählt Rösler.

Die wichtigen Treffen in Schwabs Büro

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Auch bekomme er heute lediglich Sprechzettel von gerade einmal einer Seite zur Vorbereitung der Treffen und keine umfangreichen Dossiers wie noch als Berliner Kabinettsmitglied: "Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass etwas fehlt."

15 gemeinsame Termine habe er mit WEF-Chef und Gründer Schwab auf dem bis zum Samstag andauernden WEF-Jahrestreffen. Die finden in Schwabs Büro statt.

Weitere 25 Treffen mit regionalen Politikern werde er in den fünf Tagen des Kongresses absolvieren. Da müsse er die Nachfrage nach dem Forum als Veranstalter eher dämpfen als befördern.

Das WEF sei wegen seiner Neutralität begehrt. Dabei gehe es nicht um regionale Neutralität, sondern die Tatsache, dass die Non-Profit-Organisation Politiker, Unternehmer, Manager, Wissenschaftler und Künstler zusammenbringen könne, ohne dass einer dieser Gruppen Gastgeber ist – alle Beteiligten sind auf dem Treffen gleich.

Rote Skijacke statt dunkler Anzug

Bei dem strammen Programm bleibt so gut wie keine Zeit für die so genannten Sessions, die eigentlichen Fachdiskussionen, außer für jene, die er selber moderiert. Am ersten Tag war es ein Panel hinter verschlossenen Türen zur Ukraine.

Zumindest äußerlich hat Rösler sich schnell vom Berliner Regierungsviertel auf den Skiort Davos umgestellt. Am ersten Tag des WEF-Jahrestreffens lief er in roter Skijacke und bunten Turnschuhen durch die Flure des Kongresszentrums. Am zweiten Tag war es dann aber schon ein blauer Anzug.

Sein Politikerleben hat er vorerst abgehakt. Er sagt, es fehle ihm nicht. "Als Politiker braucht man Sendungsbewusstsein und Gestaltungswillen, beides ist auch hier erforderlich", sagt Rösler.

Junge Mitarbeiter statt rigider Bürokratie

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Aber ein Sender braucht doch auch ein Publikum, und das habe er beim WEF doch nicht, wird er gefragt. Doch Rösler will konkret nicht sagen, was ihm fehlt. Außer eben seine früheren Mitarbeiter, was man ihm nun glauben kann oder nicht – gilt doch das Wirtschaftsministerium als eines der rigidesten Häuser auf Bundesebene.

Da wundert es nicht, dass Rösler schnell über die jungen Kolleginnen und Kollegen in seiner neuen Abteilung, die rund 80 Mitarbeiter groß ist, ins Schwärmen gerät. Die seien im Schnitt 33 Jahre alt. Viele sprächen Arabisch oder Chinesisch.

Und will er denn jetzt auch eine dieser Sprachen lernen, schließlich sei das Forum ja gerade im Mittleren und Fernen Osten sehr stark. "Nein, ich muss mich gerade wieder ins Französische einarbeiten", sagt Rösler. Jetzt auch noch Arabisch oder Chinesisch zu lernen – das könne er seiner Frau und seinen Kindern nach dem Umzug nicht zumuten.

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