DIE ZEIT: Die Stadt Nürnberg bewirbt sich seit 1998 um Aufnahme in die Weltkulturerbeliste der Unesco, mit seiner Altstadt, der Stadtmauer, seinen Kirchen. Nun wagt die Stadt einen neuen Anlauf, sie bewirbt sich als Stadt der Menschenrechte. Wie soll man das verstehen?

Ulrich Maly: Den vorangegangenen Versuchen bin ich stets skeptisch gegenübergestanden. Auch weil hier im Krieg sehr viel zerstört wurde und historische Bauten nicht mehr original erhalten sind. Nürnberg als Stadt der Menschenrechte aber räume ich Chancen ein, weil es mittlerweile unstrittig ist, dass die Weltstrafgerichtsbarkeit, die sich heute in Den Haag manifestiert, im Zuge der Nürnberger Prozesse entstanden ist. Wir glauben, dass der Schwurgerichtssaal 600 im Justizgebäude, wo die Prozesse stattgefunden haben, ein kulturell und historisch einzigartiger Ort ist.