Gabriele Pauli rettet das christliche Abendland und die CSU bemerkt es nicht. Stattdessen droht der mutigen Landrätin nun der Parteiausschluss. Was für ein Trauerspiel. Dabei spricht Pauli doch nur aus, was die Partei schon immer dachte: „Die Menschen sehnen sich nach Werten in der Gesellschaft“, sagt sie. Nur die Liebe dürfe zählen. Da dürfe der Staat nicht regeln, wie die Menschen zusammenleben wollten. Freiheit, Tradition, Moral. Wenn das kein christsozialer Dreiklang ist.

Zugegeben, da ist die Sache mit der Probezeit. Die will Frau Pauli einführen – in der Ehe. Nach sieben Jahren wäre Schluss, es sei denn, beide wollen noch einmal. Stellen Sie sich das etwa so vor wie bei einem befristeten Arbeitsvertrag. Man macht dann kurz vor Fristende den gleichen Job wie heute, bekommt das gleiche Gehalt, kann aber von jetzt auf gleich rausfliegen. Oder gehen, je nachdem. Am besten natürlich: Man einigt sich auf Runde zwei. Einklagen können soll man sich allerdings wohl eher nicht.

Ein frontaler Angriff auf eine heilige Institution, wettern Partei- und Kirchenfürsten, nicht einmal wert, überhaupt diskutiert zu werden. Aber nicht doch! Zur Erinnerung: Die Ehepartner sollen erst nach Ablauf von sieben Jahren aktiv Ja sagen, wenn sie die Partnerschaft fortsetzen wollen, schlägt Pauli vor. Sieben Jahre! Ein visionärer Gedanke. Denn welche Ehe schafft es heute schon noch so lange? Die meisten geben doch schon nach zwei oder drei Jahren auf. Außerdem: Man kann ja verlängern. "Es kann also auch lebenslange Ehen geben", sagt Pauli.

Da steckt Lebensmut dahinter. Ausgerechnet im „verflixten siebenten Jahr“ will Pauli die Menschen zur Beziehungspflege zwingen. Wer da durch musste, bleibt die nächste Runde ganz sicher zusammen. Außerdem müssen Eltern endlich keine Teenagerhochzeiten mehr fürchten – solche Fehler wären ja nach absehbarer Zeit erledigt. Nach sieben Jahren sind auch die meisten Garantiezeiten abgelaufen. Da passt es dann ganz gut, wieder Hochzeit zu feiern, um die kaputte Küchenmaschine zu ersetzen.

Zugegeben, beim Geld tun sich einige Fragen auf. Kann es Ketten-Eheverträge geben? Wer zahlt die zweite, dritte Hochzeit – immer noch die Brauteltern? Selbst wenn die Scheidungskosten wegfallen, wer behält eigentlich das unbezahlte Haus?

Am tiefsten aber spricht Pauli wohl allen jungen Eltern aus dem Herzen. Denn wer eine befristete Ehe führt, muss ja wohl auch seine Kinder auf Probe bekommen dürfen. Nach sieben Jahren gibt man sie dann bei Missfallen wieder zurück. Wenn das kein Ansporn ist, kleine Bundesbürger in die überalterte Republik zu setzen! Womit wieder bewiesen wäre: Der Fortschritt kommt aus Bayern. Schon dafür müsste die Partei Pauli eigentlich zur Vorsitzenden wählen. Wenigstens auf sieben Jahre. Zur Probe.

Wozu noch heiraten?
Lesen Sie zum Thema das Dossier exklusiv in der aktuellen Ausgabe 39/2007 der ZEIT: Fast jede zweite Ehe wird in Deutschland geschieden. Finanziell hilft der Staat weniger denn je. Trotzdem lassen sich junge Paare nicht entmutigen zu heiraten. Warum nur? Von Elisabeth Niejahr