Kamelobooks:Ölkrise/00001001

aus Kamelobooks, der wüsten Bibliothek
Wechseln zu: Navigation, Suche


Kapitel 00001001

Franz lief zielstrebig die Gänge entlang, ohne überhaupt zu wissen, was sein Ziel war. Schließlich stolperte er über einen kleinen Angestellten, der plötzlich vor ihm auftauchte. "Guten Tag, Heinz-Dieter!", sagte er, ohne zu wissen, woher er den Namen kannte, "Komm mit mir!" Offensichtlich hatte er es recht überzeugend gesagt, denn ohne lange nachzudenken, stand Heinz-Dieter auf und folgte ihm. Nun gingen sie nach rechts in einen Teil der Pyramide, den Franz bisher gar nicht gekannt hatte. Aber dennoch hatte er das Gefühl, genau zu wissen, wo er hin musste, und auch Heinz-Dieter, dem anzumerken war, dass er sich hier genausowenig auskannte, folgte ihm weiter ohne Zögern. Schließlich kamen sie an ein Treppenhaus. Sie setzten sich auf die Rutsche, die in jedem Treppenhaus angebracht war, um schneller nach unten zu gelangen – das sparte Kosten für Aufzüge. Und so rutschten sie in Spiralen hinunter, ein Stockwerk, zwei, drei... Jetzt mussten sie bereits das Erdgeschoss erreicht haben, aber immer noch rutschten sie weiter in den Keller. Zu seiner Überraschung hörte die Rutsche – anders als die Treppe – beim eigentlich untersten Kellergeschoß nicht auf, sondern durchquerte eine getarnte Tür, um noch ein paar Runden weiter abwärts zu führen. Dort endete sie in einem nur spärlich mit Sternwerfern ausgeleuchteten Gang.

Franz betrachtete die ungewöhnliche Beleuchtung nachdenklich. Er hatte im Hinterkopf, dass ausgefallene Beleuchtung irgendein Erkennungszeichen war. Aber für wen? Vermutlich für irgendwelche Beleuchter, Experten für Illumination ... eben Leute, die wussten, wie man Licht anmacht. Illuminaten! Plötzlich fiel ihm dieses Wort ein, und schlagartig erinnerte er sich jetzt auch wieder, dass er ein Mitglied derselben war. Er wusste jetzt auch wieder, warum er nichts mehr davon gewusst hatte. Alle Erinnerungen an die Illuminaten waren verschlüsselt und steganographisch in Alltagsgedanken verborgen, damit die Atlanter sie trotz ihrer überlegenen Geistestechnik nicht aufspüren konnten. Nur in der geheimen Unterwelt Kairos, den Gängen und Räumen der Illuminaten, konnte auf diese Information dank eines Psychonenfeldes zugegriffen werden, das ständig den zugehörigen kryptographischen Schlüssel sendete. Natürlich blieb dieses Feld für Nicht-Illuminaten unbemerkbar, da es ja nicht die entsprechenden Gedankenstrukturen vorfand.

Die Illuminaten waren die heimlichen Kontrolleure des Pipeline-Netzes, und darauf bedacht, dass ihnen diese Kontrolle nicht entrissen wurde. Schließlich brauchten sie ja das Öl für ihre extravaganten Beleuchtungen und für die Produktion billiger Kunststoffkugelschreiben, mit deren Hilfe sie diese Beleuchtungen entwarfen, wenn sie diese Kugelschreiber nicht gerade verhöckerten. Seit sie es geschafft hatten, dass die Pipelines unterirdisch verlegt wurden, konnten sie im Prinzip in diesen schalten und walten, wie sie wollten. In der Praxis mussten sie natürlich aufpassen, dass ihre Aktivitäten nicht auffielen, was im wesentlichen bedeutete, dass sie überhaupt nichts ändern konnten, denn jede Änderung wäre ja oben aufgefallen. Und deshalb hatten sie auch schon seit zweitausend Jahren keinen einzigen Kugelschreiber mehr produziert, und zur Beleuchtung mussten sie auf Sternwerfer zurückgreifen, denn Sterne funktionierten ja durch Kernfusion und somit ohne Öl.


voriges Kapitel nächstes Kapitel