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Winterkalte Steppen, Halbwüsten und Wüsten (Zonobiom VII)

Materialien zur Forstwissenschaft

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2. Das Ökosystem Wald

9. Die Wälder der Zonobiome

7. ZB VII: Winterkalte Steppen, Halbwüsten und Wüsten


von Margarete Payer

mailto: payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 -- >: Materialien zur Forstwissenschaft. -- Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 7. ZB VII: Winterkalte Steppen, Halbwüsten und Wüsten. --  Fassung vom 16. Dezember 1997. -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0209.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 16. Dezember 1997

Anlaß: Lehrveranstaltung 1997/98 an der HBI Stuttgart: Informationsnetze, Projekt CIFOR

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Übersicht



Da unter Steppe die baumlosen Grasländer der gemäßigten semiariden Klimazone verstanden werden, ist Zonobiom VII definitionsgemäß fast waldfrei: "Die typische Steppe ist ein sehr produktives Grasland, wobei zwischen Gräsern und Kräutern ein ähnlicher Antagonismus besteht wie zwischen Gräsern und Bäumen der Savanne [Zonobiom II]. Im Gegensatz zu dieser sind in der Steppe Gehölze als Inseln auf günstige Standorte (z.B. um gut drainagierte Schmelzwasserbecken) beschränkt, keinesfalls 'diffus' verteilt." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S 283.]

"Mit dem Begriff 'Steppe' verbindet man bei uns vielfach die Vorstellung einer öden, armen Vegetation ... Für die nördlichen Varianten der osteuropäischen Steppen ist das Gegenteil der Fall. Sie sind heute die fruchtbarsten Teile des Landes mit den besten Schwarzerdeböden; im natürlichen Zustand übertreffen sie unsere üppigsten Wiesen an Blütenpracht. Nur im Herbst machen sie einen trockenen Eindruck."  [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen .-- 6., verbesserte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 269]


1. Klima


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Abb.: Beispiele zum Klimatypus von ZB VII: Zentralasien (stark kontinental), Argentinien (ausgeglichener), USA

[Quelle der Abb.: Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-W.: Ökologische Grundlagen in globaler Sicht. -- 2., bearb. Aufl. -- Stuttgart : Fischer, ©1991. -- (Ökologie der Erde ; Bd. 1). -- ISBN 3-437-10454-8. -- S. 21]


2. Verbreitung


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Abb.: Zonobiom VII und seine Übergangsgebiete [Quelle der Abb.: Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S 284f.]

Zonobiom VII umfaßt den kontinentalen Teil Eurasiens von den Steppengebieten nördlich des Schwarzen Meeres über die Trockengebiete Mittelasiens bis zu den zentralasiatischen Wüsten und den Hochländern Tibets und des Pamir. In Nordamerika gehört dazu der Mittlere Westen sowie die Trockengebiete des Great Bassin. Den südrussischen Steppen entsprechen mehr oder weniger die amerikanischen Prärien (Hochgrasprärien) und Great Plains (Kurzgrasprärien). Auf der Südhalbkugel gehören hierher die südamerikanische Pampa, Patagonien sowie die südöstliche Küstenzone der Südinsel Neuseelands.


3. Warum ist die nordamerikanische Prärie baumlos?


"Die Frage, weshalb die Prärie trotzdem [trotz geeigneter Böden] baumlos ist, wurde experimentell durch Auspflanzen von Baumsämlingen mit und ohne Wettbewerb der Graswurzeln beantwortet. Das Ergebnis war, daß Baumwuchs durchaus möglich ist, wenn die Konkurrenz der Gräser ausgeschaltet wird. Nachdem die Präriebrände aufgehört haben, rückt bei der Ausschaltung jeglicher Eingriffe der Wald mit einer Gebüschzone als Vorhut langsam, etwa 1 m in 3 - 5 Jahren, gegen die Prärie vor. Aber eine genaue Statistik ergab für das Jahr 1965, daß im Mittel pro Jahr ein Blitzschlagfeuer auf je 5000 ha Präriefläche kommt; das Feuer ist im Präriegebiet somit ein natürlicher Umweltfaktor zugunsten der Gräser. Man muß auch berücksichtigen, daß die Prärievegetation früher durch die weidenden großen Bisonherden begünstigt wurden. Dazu kommt noch als Naturexperiment die katastrophale Dürre 1934 - 41, deren Auswirkung auf die Prärievegetation noch 1953 zu erkennen war. Solche periodisch alle Jahrhunderte wiederkehrende Dürreperioden sind sicher für die Baumlosigkeit der Prärie mit verantwortlich."  [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen .-- 6., verbesserte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 273]


4. Wälder der kaltariden Hochgebirge


Hochgebirge im Zonobiom VII sind u.a. Karakorum, Transhimalaya, Kwenlun, Nanschan, Pamir, Tienschan, Hindukusch, Himalaya, Altai. All diesen Hochgebirgsregionen eigentümlich ist eine untere Waldgrenze, d.h. Wald beginnt erst ab einer bestimmten Höhe. Außerdem sind diese Wälder oft extrem von der Lage zu Sonne, Wind usw. abhängig ausgebildet.

"Geschlossene Bergwälder treten in den Hochgebirgen des kalt-ariden Großlebensraumes entweder gar nicht, inselartig oder als breites dunkles Band an den Bergflanken auf. Nordhemisphärisch sind es durchwegs Nadelwälder, wobei Wacholder- und Kiefernarten die trockenen Außenposten, Fichten und Tannen die geschlossenen Hangwälder dominieren. Dieses Schema gilt nicht überall. In Patagonien werden Wälder von der reliktischen Austrocedrus chilensis aufgebaut, in höheren Lagen von Südbuchen [Nothofagus]. Im Gobi- und Mongolischen Altai treten Lärchen als Waldbildner in Erscheinung. Reliktisch sind auch die berühmten Wildapfelwälder der mittelasiatischen Hochgebirge im Übergangsbereich zwischen Steppe und Bergwald. Sie sind Reste der ehemaligen tertiären Mischwälder. Wilde Apfelbäume (3 Arten), Wildbirnen (2), Aprikosen (8), Sauerkirschen (4), Wildkirschen (2), Walnuß (2) und viele andere Laubgehölze bilden inselartige, selten großflächige Wälder und Gebüsche. Zahlreiche Lianen, unter ihnen Weinreben (2 Arten) charakterisieren die Wälder ebenso, besonders im Bereich von Auen. Mittelasien war die bedeutendste Ressource für die Herausbildung von Obstsorten im euroasiatischen Kulturraum." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S 299 - 301]

Die ehemalige Hauptstadt von Kasachstan heißt Alma-Ata = "Apfel-Vater", weil über ihr die Apfelwälder so stark ausgebildet ist.


5. Zono-Ökoton VI/VII: Waldsteppe


Klimatisch unterscheiden sich in Osteuropa folgende Zonen deutlich:

Das Übergangsgebiet zwischen den Laubwäldern von Zonobiom VI und den Grassteppen von Zonobiom VII ist in Osteuropa die Waldsteppe. "Sie ist keine homogene Vegetationsformation wie die klimatische, tropische Savanne, sondern ein Makromosaik von Laubwaldbeständen und Wiesensteppen. Zuerst überwiegen die ersteren und die Steppen treten inselförmig auf. Je arider jedoch das Klima wird, desto mehr kehrt sich das Verhältnis um, bis schließlich nur kleine Waldinseln in einem Steppenmeer übrig bleiben. In diesem Grenzgebiet mit einem Klima, das weder den Wald noch die Grassteppe einseitig begünstigt, gibt den Ausschlag das Relief und die Bodenart. Die Wälder findet man auf gut dränierten Standorten, auf den leichten Erhebungen, an den Hängen der Flußtäler, auf durchlässigen Böden, während die Wiesensteppen die schlecht dränierten ebenen Lagen auf relativ schweren Böden einnehmen. Es spielt auch hier der Wettbewerb zwischen der Grasnarbe und den Baumsämlingen eine Rolle. Werden die Baumpflanzen bei Aufforstungsversuchen die ersten Jahre vor dem Wettbewerb der Gräser geschützt, so können sie in der Steppe wachsen, aber sich nicht auf natürliche Weise verjüngen. Die Steppen wurden früher durch nach Blitzschlag entstehende Grasbrände und die Beweidung durch Großwild begünstigt. Heute ist die Steppe fast völlig in Ackerland umgewandelt worden."  [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen .-- 6., verbesserte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 260]

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Abb.: Abhängigkeit der Waldvegetation von Boden und Relief in der Waldsteppenzone [Quelle der Abb.: Walter ; Breckle, Bd. 3, S. 180]

Legende zur Abbildung.

"Der Wasserverbrauch der Waldbestände nimmt mit dem Alter des Bestandes zu. Aufforstungsversuche haben dementsprechend ergeben, daß junge, künstlich angelegte Forstkulturen relativ gut wachsen, aber bei älteren werden die Bäume wipfeldürr, schlagen dann wieder von unten aus, entwickeln sich also als Folge des Wassermangels nicht normal. Gute Bestände erhält man dagegen, wenn den Bäumen zusätzlich Grundwasser zur Verfügung steht. Savannenartige Gemeinschaften fehlen den Waldsteppen, weil die Laubholzarten sich einzeln nicht gegen den Wettbewerb der Gräser durchsetzen können."  [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen .-- 6., verbesserte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 262f.]


6. Weiterführende Ressourcen


Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-Walter: Ökologie der Erde. -- Stuttgart : Fischer. -- (UTB : Große Reihe)

Bd. 3. -- Spezielle Ökologie der gemäßigten und arktischen Zonen Euro-Nordasiens. -- 2., überarbeitete Aufl. -- ©1994. -- 726 S. : Ill. -- ISBN 3-8252-8022-5. -- S. 174 - 465
Bd. 4. -- Spezielle Ökologie der gemäßigten und arktischen Zonen außerhalb Euro-Nordasiens. -- ©1991. -- 586 S. : Ill. -- ISBN 3-437-20371-1. -- S. 345 -424

[Materialreiches Standardwerk]


Zu Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 8. ZB VIII: Winterkalte Nadelwaldgebiete oder Taiga (=boreales Zonobiom). -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0210.htm