Ostarrichi
Der Artikl is im Dialekt Owaöstareichisch gschriem worn. |
Ostarrichi is de Iwasezung fum lateinischn Begrif „marcha orientalis”, mid dem zu deara Zeid s östliche Grenzgebit fum Boarischn Heazugtum untahoib fu da Enns gmoand woa. In da berümtn Uakundn fum Kaisa Otto III. fum Joa 996 noch Grisdus, wo a in Bischof Gottschalk fu Fraising im Joa 996 d Oatschoft "Niuuanhova" (Neihofn an da Ybbs) schenkt, is des Woat ostarrichi zum easchdn Moi iwalifat. S heitige Woat "Estareich" lait si fu dem o.
Inhoit fum Dokument
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]In deara Uakundn, de fum Kaisa Otto III. am 1. Nofemba 996 in Bruchsal bai Karlsruhe ausgschdöd woan is, schenkt a in Gottschalk fu Hagenau, Bischof fum boarischn Fraising, a Schdüki Laund bai da Oatschoft "Niuuanhova" (Neihofn an da Ybbs) ois Lehen. S Bisdum Fraising hod des Laund und a boa Oatschoftn in da Umgebung, de da Bischof schbeda nu dazua eawoam hod, bis zum Joa 1803 ghobt, wo s daun ins Eazheazogdum Estareich integriad woan is.
D Moakgrofschoft Ostarrichi is schbheda daun um Regionen eawaitad woan, de westlich fu da Enns woan und d Schreibwais hod si mid da Zeid zum heiding „Österreich“ (middlboarisch: Estareich) gwaundlt. 1156 is de ”Moak Ostarrîchi” fum Heazogdum Baian ogschboitn wuan und hod si söwa zu am aiganen Heazogdum dahom (Privilegium minus).
Historische Bedeitung
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]D hisdoarische Bedeitung vo dem Dokument is de, doß do zum easchdn Moi s Woat Ostarrichi iwalifat is, wos da etimologische Uaschbrung fum heitign Woat Östareich is. Wöche geografische Gegend damid owa genau gmoand is und wia gros des woa, is ned so gauns kloa. S`Dokument sogt nua, doss de Gegnd in da lokaln Schbroch aso gnend woan is, wos a bedeit, doss den Naum a schau foa 996 a Zeidl gem hod miaßad.
Woatbedeitung
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Marcha orientalis?
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]D Ostarrichi-Uakundn fu 996 sogt owa ned ausdricklich, doss des de Iwasezung fum lateinisch Woat "marcha orientalis" is, wos owa linguistisch ned waid hea ghoid wa. Mid marcha orientalis (maunchmoi a marchia) hod ma domois des östliche Grenzlaund fum Heazogdum Bayern an da Donau untahoib fu da Enns ghoassn.
Babmbeaga Laund?
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Im Joa 976 is da babmbergische Liutpald (Leopold), Grof fum "Donaugau" zum easchdn Moi ois Grof fu da Marcha orientalis gnennd woan, am Gebid wos umara 100 km laung woa und im heidign westlign Nidaestareich gleng is. Da Luitpold woa a treua Gfoigsmau fum Kaisa Otto II. und is noch da Nidaweafung fum Baiern-Aufschdaund ois Moak-Grof fu da ehemolign Awarn-Moak eigsezt woan. Es kintad oiso a sei, doss mid Ostarrichi des Heaschoftsgebid fum Bambeaga Luitpald bzw. seim Buam in Hainrich (ob 994) gmoand is.
Slawisches Ostarik?
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Auf da aundan Seitn sogt de Uakundn mea oda weniga, doss des Ostarrichi a Tei fu de Babmbeaga eanara Grofschoft is: regione vulgari vocabulo Ostarrichi in marcha et in comitatu Heinrici comitis filii Liutpaldi marchionis (de Region wo ma vulgo Ostarrichi nennt, in da Moak und in da Grofschoft fum Hainrich, Grof und Bua fum Moakgrofn Liutpald).
Da Linguist Otto Kronsteiger fu da Uni Soizbuag moand, doss des a Indiz fia gauns a aundare Intapretazion soai kintad, nemli, doss "Ostarrichi" fum lokaln slawonischn Woat Ostarik kimd, wos so fü wia "schbiza Beag" hoasst. Zu deara Zeid haum nemli nochgwisanamossn aa slawisch-redade Leit in deara Gegend gwond. ('schau unt bai de Beleg)
Ostarrichi is ned gleich Ostreich
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Waun des mim slawischn Uaschbrung ned schdimt, schdöd si de Frog, wos mid dem Woat im domalign geamanischn Idiom gmoand gwen is. Ostarrichi bedeit nemli ned Ost-Reich, im Sin fu Kinigreich, sondan ea so wos wia Heaschoftsbereich und in dem Foi warad da östliche Teu fum boarischn Heazogdum gmoand gwen.
Da boarisch Hisdoarika K. Bosl hod a nochwaisn kina, doss im Oidhochdeitsch s Woat riche im Lateinisch regnum entschbricht, wos so fü wia Laund unta diarekda Heaschoft fum Kini bedeit, ois Kinilaund. Dea Terminus is befoazugt woan bai slawisch bsidltn Laund, wai de boarischn Gegndn westlich fu da Enns haum olle wos mid Gau ghoassn (vom Gai = Laund kimmt), zB Huosigau, Isengau, Künziggau, Attergau, Mattiggau, Traungau, Chiemgau, Sundagau, Pongau etc. An Ostgau hod s owa ned gem.
A Parallele zua Woatbüdung Ostarriche is Charentariche oda Charintarich (regnum Carentanum), aus dem schbeda Keantn woan is.
Oid-Boarisch oda Oid-Hochdeitsch?
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]A waun fü Hisdoarika fost automatisch schreim, das Ostarriche a oidhochdeitschs Woat is, kaun s genau so guad oidboarisch soai. De Frog is: Iss im frenkischn Idiom fum Schreiba in Bruchsal bai Karlsruhe gschrim, oda do aso, wia des Dokument aundeit, im lokaln (=boarischn) Idiom fu de Leit in da Gegend wo dea Grund woa, dea heagschenkt woan is. Es gibt nemli duachaus a Uakundn aus deara Zeid, de im domolign Boarisch gschrim woan san (Exhortatio ad plebem christianam, Fraisinga Paternoster etc.) und ned im ostfrenkischn (=oidhochdeitsch).
Baides is gleich woaschainli oda unwoaschainli und, wia gsogt, slawisch kintad s jo a nu soai.
Ostmark
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Im 19. Joahundat is des Woat Ostarrichi fu deitschnazionale Linguistn ois "Ostmark" zruk iwasezt woan - am Begriff, dea so fü wia „die östliche Grenzmark des deutschen Reiches“ impliziad, wos owa hisdoarisch inkoarekt is. Waun de östliche Grenzmoak gmoand is, daun de fum Heazogdum Baiern. De Nazi haum de Intapretazion owa schbeda iwanuma, nochdem Estareich in Dritn Reich augschlossn woan is.
Oaginal-Text auf Latein
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]In nomine sanctae et individuae trinitatis. Otto divina preordinante clementia imperator augustus. Noverint omnium industriae fidelium nostrorum tam praesentium quam et futororum, qualiter nos dignis petitionibus dilectissimi nepotis nostri Baioariorum ducis Heinrici annuentes quasdam nostri iuris res regione vulgari vocabulo Ostarrichi in marcha et in comitatu Heinrici comitis filii Liutpaldi marchionis in loco Niuuanhova dicto, id est cum eadem curte et in proximo confinio adiacentes triginta regales hobas cum terris cultis et incultis pratis pascuis silvis aedificiis aquis aquarumve decursibus venationibus zidalweidun piscationibus molendinis mobilibus viis en inviis exitibus et reditibus quesitis et inquirendis omnibusque iure legaliterque ad easdem hobas pertinentibus super gremium Frigisingensis aecclesiae ad servicium sanctae Mariae sanctique Christi confessoris atque pontificis Corbiniani cui nunc fidelis noster Kotascalus venerabilis presidet episcopus, in proprium atque perpetuum usum concessimus firmiterque tradidimus nostra imperiali potentia, eo modo eoque tenore ut eadem praefata Frigisingensis aecclesia idemque praelibatus antistes Kotascalhus atque omnes sui successores libero deinceps perfruantur arbitrio haec omnia tenendi commutandi et quidquid voluerint inde faciendi. Et ut nostrae largitionis auctoritas firmior stabiliorque cunctis sanctae dei aecclesiae filiis perpetim credatur, hanc cartam inscribi iussimus anuloque nostro signatam manu propria subtus eam firmavimus. Signum domni Ottonis invictissimi imperatoris augusti. Hildibaldus episcopus et cancellarius vice Uuilligisi archiepiscopi recognovi. Data kal. nov. anno dominicae incarnationis DCCCCXCVI, indictione X, anno autem tertii Ottonis regnantis XIII, imperii vero I; actum Bruochselle, feliciter. (eLib Austria Ostarrichi etxt Link (German))
Iwasezung auf Boarisch
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- Invocatio (religiöse Aunfaungsfoami): Im Nauman fu da heiling undaildn Draifoitikaid.
- Intitulatio (fu wem is des Dokument): Otto, duach foaheabschdimde götliche Milde Kaisa und Augustus.
- Promulgatio (Fakindigungsfoami): Es soin ole unsre flaissing Gedrein, de jezing wia de zukinfdign, wissn,
- Narratio (wia is zu dem Dokument kema): das mia de wiading Bitn fu unsam gliabdn Nefn in Hainrich, da Heazog fu de Bajuwarn, dafülad,
- Dispositio (wos fia Rechtsgscheft bassiad): bschdimtn Bsiz fu unsam Recht fu da Region, in foiksschbrochlicha Benenung Ostarrichi, in da Moak und in da Grofschoft fum Grofn Hainrich, in Su fum Moakgrof Liutpald (Leopold), in dem Oat dea Niuuanhova (Neihofn an da Ybbs) gnend wiad, des hoast den Hof und eam direkt aungrenzade dreisg kinigliche Huf (hoba = entweda Plural fu hov, oda Huf, wos ziaka 1000 ha waradn) mid bebaudn und unbebaudn Laund, Wisn, Woadn, Woid, Bauweak, Beleg und Wossalaif, Jogdn, Impwoadn (zidalwaidun = Zeidlwoad, Honigwoid), Fischwossa, Mün, wegsaum und unwegsaum, mid Ausgeng und Âigeng, mid Âignuman und Âiznemadn (Göd) und oim wos sunst nu zu de Huf (Hof) dazua ghead, in Schos fu da Fraisinga Kiachn, zum Nuzn fu da heiling Maria und de heiling Bekena Christi und fum Bobst Korbinian, dea jez unsa dreia Kotascalus (Gottschalk), da eawiadige Bischof, fiaschded, in aiganen und ewign Gebrauch iwalossn und mid unsara kaisalichn Mocht fest iwagem haum. Und zwoa so und auf soiche Wais, das de gnende Fraisinga Kiacha und da Foaschdea Kotascalus, genau so wia ole soaine Nochfoiga nochanaunda, noch frain Eamessn des ois bsizn, oaidauschn und damid mocha kinan wos s woin.
- Corroboratio (Beglaubigungslistn): Und damid unsare Schenkung mid schdoaka und schdabila Autoaridet fu ole Su fum Heagod seina heiling Kiacha fia oiwai glaubt wiad, hom mia de Uakundn zum schreim augschauft und nochdems mid unsam Ring signiad woan is, mid aigena Haund untn untaschrim.
- Signum (Untaschrift): Zaichn fum Hean Otto, in unbesigtn Kaisa und Augustus.
- Recognitio (Notar): (I da) Hildibald, Bischof und Kanzla, ois Fadreta fum Eazbischof Uuilligisi (Willigisi) beschdedig.
- Datum et Actum (Dog und Iwagob): Gem am easchdn Nofemba im Joa DCCCCXCVI (996) noch da Flaischweadung fum Hean, in da 10. Indikzion, aussadem im 13. Regiarungsjoa fum Otto ois Kini und seim easchdn Joa ois Kaisa, gscheng in Bruchsal (bai Karlsruhe).
- Apprecatio (Segenswunsch am Schlus): mid Glik.
Anmeakungen und Textkritik
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Leit de fia keman im Dokument
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- da Otto III. woa Kaisa fum Ostfrenkischn Reich und im Joa 996 eascht 16 Joa oid. Eascht im Joa dafoa hod a de Regiarungsgscheft söwa iwanuma. Ea is schau a boa Joa schbeda 1002 in Italien an Malaria gdschoam.
- da "Hainrich, Heazog fu de Bajuwarn" woa da Hainrich II. ausn Haus fu de segsischn Liudolfinger und woa da Nef fum Kaisa Otto, seid 995 ois Heazog fu Bayern oaigsezt und is nochn Dod fu seim Onki den soai Nochfoiga ois Kaisa fum Ostfrenkischn Reich woan.
- da "Grof Hainrich, Su fum Moakgrof Liutpald" is da Bambeaga Hainrich I. dea fu 994 bis 1018 regiad hod.
- da "Kotascalus" woa da Gottschalk von Hagenau, fu 994 bis 1006 Bischof fu Fraising.
- da Bobst (pontifex) Corbinianus dea do fia kimd, is da heilige Korbinian, Missionar und easchda Bischof fu Fraising, dea gauns sicha nia Bobst woa. Des is a Iadum fum Schreiwa, wai a da Begrif Pontifex ned aundas iwasezt wean kau und neta im Bobst in Rom zua schded.
Geamanische Weata
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Des gaunze Dokument is duachgehad auf Latein, neta 4 Weata san ned Latein (Ostarrichi, Niuuanhova, hoba, zidalweidun). De 4 Weata san woaschainli ole midanaund geamanische Weata, gleich ob s jez frenkisch (oidhochdeitsch) oda oid-boarisch san. Waun oans dafau slawisch warad, wa des im Dokument woaschainli nu amoi exdra gsogt woan. So kau ma argumentian, das si ois auf oa "vocabulo vulgari" beziagt.
- zidalweidun - hoast Zeidlwoad, Honigwoid noch n Köbler, Gerhard, Althochdeutsches Wörterbuch, (4. Auflage) 1993 und hod schau an dipisch boarischn Diftong (weidun, ned widun). A genaue Schlusfoigarung is owa schwiarig, wai des Woat sunst neta in oan aundan Dokument fum Joa 1025 fia kimd. Im Woat zidalweidun is übrigens a des oanzige Zet im Text!
- hoba - hoast Hof, Huf, Bauanhof und schdegt in fü "Hub" Oatsnaumen drin.
Bsondaheit fu da Ostarrichi-Uakundn
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]Bis auf de Dodsoch, doss des Woat Ostarrichi in deara Uakundn zan easchtn Moi iwalifat is, is an dem Dokument eigentli nix bsondas. Es gibt Duzade soiche Uakundn, de zimli gleich han, wo s a um iagendwöche Gschenk an Kiachn und Bischof ged, de a fum Text und de Foamuliarungen hea maistns fost identisch san - neta d Naumen und da Oat san aundas.
Intresant zum wissn
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- D Ostarrichi-Uakundn ligt übrigens heit im Boarischn Hauptschdodsarchiv in Minga (sic!).
- Im Joa 1996 hod Estareich weng da Eawenung in dem Dokument sein 1000-jarign Naumensdog gfeiad.
- In Neihofn an da Ybbs gibt s a peamanete Ausschdölung dazu: OSTARRICHI: „Entdecke Österreich“
Beleg
[Werkeln | Am Gwëntext werkeln]- en.Wikipedia-Artikl iwa Ostarrichi (08.10.2007)
- de.Wikipedia-Artikl iwa de Marcha orientalis (08.10.2007)
- Ostarrichi-Aindrog baim AEIOU-Lexikon
- Ostarrîchi 996 - 1996 Tausend Jahre Name Österreich (Uni Klognfuat)
- Iwasezung fu da Uni Graz auf Hochdeitsch
- Hinwais auf an meglichawais slawischn Uasprung fum Naum (Uni Graz)
- Zöllner, Erich [Hrsg.]: Der Österreichbegriff: Formen und Wandlungen in der Geschichte / Wean: Verl. für Geschichte u. Politik , 1988 - ISBN 3-7028-0274-6
- Diplomatik fu da Uni Bambeag - Formularaufbau eines Diploms
- Köbler Gerhard, Althochdeutsches Wörterbuch, (4. Auflage) 1993
- Online Latein-Weatabuach
Dea Artike is ois berig in de Hall of Fame (Ruhmeshoin) aufgnumma worn.
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