„Wadʿ“ – Versionsunterschied
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'''Wadʿ''' ({{arS|وضع|d=waḍʿ|b=Setzung, Aufstellung, Prägung}}) ist ein Begriff der [[Arabische Sprache|arabisch]]-[[Islam|islamischen]] [[Sprachphilosophie]], der große Bedeutung auch innerhalb der islamischen Rechtstheorie (''[[Usul al-fiqh|uṣūl al-fiqh]]'') erlangt hat. Er bezeichnet den Akt, durch den eine Lautgruppe (''
== Begrifflichkeit ==
Durch den Wadʿ wird zwischen Lautgruppe und Bedeutung eine Zeichenbeziehung (''dalāla'') hergestellt, innerhalb derer die Lautgruppe als das [[Signifikant|Bezeichnende]] (''dāll'') und die Bedeutung als das [[Signifikat|Bezeichnete]] (''madlūl'') fungiert. Eine Lautgruppe, der eine bestimmte Bedeutung zugewiesen worden ist, wird ''mauḍūʿ'' ("aufgestellt, geprägt") genannt, die Bedeutung, der die Lautgruppe zugewiesen wurde, als ''mauḍūʿ la-hū'' ("Gegenstand der Aufstellung, Prägung").<ref>Vgl. Haarmann 153.</ref> Eine Lautgruppe, der keine Bedeutung zugeordnet ist, wird als ''muhmal'' ("vernachlässigt, ungenutzt") bezeichnet.<ref>Vgl. Fleischer 488.</ref>
== Die arabischen Theorien über den Ursprung der Sprache ==
Die Vorstellung vom Wadʿ als einer primären Setzung von Sprache hat sich erst im Laufe der Zeit gegenüber anderen Theorien durchgesetzt. Bis zum frühen 10. Jahrhundert war die "naturalistische" Theorie vorherrschend, wonach die Zeichenbeziehungen zwischen Lautgruppen und Bedeutungen durch natürliche Affinität (''munāsaba ṭābiʿīya'') entstehen.<ref>Vgl. Weiss 1974, 37.</ref> Als Hauptvertreter dieser naturalistischen Theorie gilt der [[Muʿtazila|Muʿtazilit]] ʿAbbād ibn Sulaimān (
Neben der naturalistischen und der konventionalistischen gab es noch eine revelationistische Theorie über den Ursprung von Sprache, die sich an der [[koran]]ischen Aussage in Sure 2:31, wonach Gott [[Adam im Islam|Adam]] die Namen aller Dinge gelehrt hat, orientierte. Hauptverfechter dieser Theorie, nach der Gott selbst für die Herstellung der Zeichenbeziehungen zwischen Lautgruppen und Bedeutungen verantwortlich ist, war der Muʿtazilit al-Dschubbāʾī (
In späterer Zeit gab es viele Versuche, die konventionalistische und die revelationistische Sicht zum Ausgleich zu bringen. So meinte zum Beispiel der Gelehrte al-Mutahhar ibn Tāhir al-Maqdisī (
== Wadʿ in der islamischen Rechtstheorie ==
Innerhalb der islamischen Rechtstheorie erhielt das Wadʿ-Konzept deshalb eine wichtige Bedeutung, weil hier der Grundsatz entwickelt wurde, dass bei der Interpretation von Koran und [[Sunna]] zunächst die durch Wadʿ begründete eigentliche Bedeutung (''haqīqa'') der Wörter
== ʿIlm al-wadʿ als eigene Disziplin ==
Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich die Reflexion über Wadʿ zu einer eigenen sprachwissenschaftlichen Disziplin, die als ''ʿilm al-wadʿ'' bezeichnet wurde. Als das grundlegende Werk gilt ein kurzer Traktat mit dem Titel ''ar-Risāla al-wadʿīya'' von [[ʿAdud ad-Dīn al-Īdschī]] (
== Literatur ==
* M. Mohamed Yunis Ali: ''Medieval Islamic Pragmatics. Sunni Legal Theorists' Models of Textual Communication.'' Richmond, Surrey 2000.
* [[Heinrich Leberecht Fleischer]]: "Bemerkungen zur arabischen Grammatik" in ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'' 30 (1876)
* Ulrich Haarmann: "Religiöses Recht und Grammatik im klassischen Islam" in Wolfgang Voigt (Hrsg.): ''Vorträge / Deutscher Orientalistentag: vom 1. bis 5. Oktober 1972 in Lübeck.'' Wiesbaden: Steiner, 1974, (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft / Supplement
* Bernard G. Weiss: ''Language in orthodox Muslim thought: a study of "waḍ' al-lughah" and its development''. Dissertation, Princeton 1966.
* Bernard G. Weiss: "Medieval Muslim Discussions of the Origin of Language" in ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'' 124 (1974)
* Bernard G. Weiss: "ʿIlm al-waḍʿ. An introductory account of a later Muslim philological science" in ''Arabica'' 34 (1987) 339-56.
* Bernard G. Weiss: Art. "Waḍʿ al-Lu<u>gh</u>a" in [[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]] Bd. XI, S. 7.
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