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„Reaktivität (Chemie)“ – Versionsunterschied – Wikipedia

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In der Chemie ist '''Reaktivität''' die Fähigkeit eines [[Stoff (Chemie)|Stoffes]], eine [[chemische Reaktion]] einzugehen. Sie ist weder eine [[Thermodynamik|thermodynamische]] noch eine [[Kinetik (Chemie)|kinetische]] Größe, sondern eine qualitative Bezeichnung für die Stabilität oder Reaktionsfreudigkeit einer Substanz. Stabile Substanzen werden auch als wenig reaktionsfreudig klassifiziert.
{{QS-BKS|Knacknüsse=ja}}
Der Begriff '''Reaktivität''' wird allgemein als Maß zur Beschreibung von [[Reaktion]]en verwendet, und zwar in unterschiedlicher Bedeutung in der [[Soziologie]], in der [[Chemie]], in der [[Physik]] (Kerntechnik) und in der [[Medizin]] ([[Pathophysiologie]] und [[Radiologie]]).
 
== Sozialwissenschaften ==
{{Hauptartikel|Reaktivität (Sozialwissenschaften)}}
Bei den Methoden der [[Empirische Sozialforschung|empirischen Sozialforschung]] und der [[Psychologie]] werden reaktive Verfahren und nichtreaktive Verfahren unterschieden. Reaktive Verfahren sind Methoden, bei denen die Messung oder Beobachtung das Verhalten der Beobachteten beeinflussen kann; bei nichtreaktiven (verdeckten) Verfahren ist dies ausgeschlossen.<ref>[[Jürgen Bortz]]: ''Lehrbuch der empirischen Forschung''. Springer-Verlag 1984, ISBN 3-540-12852-2. S. 197.</ref> Zu den nichtreaktiven Verfahren gehören beispielsweise
* die Beobachtung durch [[Einwegspiegel]] oder versteckte Videokameras,
* die (heimliche) [[teilnehmende Beobachtung]],
* die Analyse von [[Verhaltensspur]]en, die das interessierende Verhalten hinterlassen hat, wie Umsatzzahlen oder Abnutzungen uvm.<ref>Übersicht bei E. J. Webb et al.: ''Nichtreaktive Meßverfahren'', Beltz 1985, ISBN 3407570031 und bei W. Bungard, H. E. Lück: ''Forschungsartefakte und nicht-reaktive Messverfahren'', Stuttgart: Teubner 1974, ISBN 351900027X.</ref>
 
=== Psychologie ===
{{Hauptartikel|Reaktivität (Psychologie)}}
Dass die ''Ergebnisse'' einer psychologischen Untersuchung durch die ''Anwendung'' eben dieser Methode beeinflusst und eventuell verzerrt werden, ist ein zentrales Problem der empirischen Psychologie. Als Reaktivität oder ''methodenbedingte'' Reaktivität werden alle Zustandsänderungen des Erlebens und Verhaltens bezeichnet, die durch das Wissen, psychologisch untersucht zu werden, und durch die gewählte Methodik in der speziellen Untersuchungssituation bedingt sind.
 
== Chemie ==
{{Belege fehlen|Die Relevanz des Begriffs in der Chemie (evtl. für einen eigenen Artikel) wie auch die Aussagen müssten mit Quellen belegt werden. --[[Benutzer:SpecMade|SpecMade]] ([[Benutzer Diskussion:SpecMade|Diskussion]]) 14:24, 27. Dez. 2013 (CET)|Dieser Abschnitt}}
In der Chemie ist Reaktivität die Fähigkeit eines [[Stoff (Chemie)|Stoffes]], eine [[chemische Reaktion]] einzugehen. Sie ist weder eine [[Thermodynamik|thermodynamische]] noch eine [[Kinetik (Chemie)|kinetische]] Größe, sondern eine qualitative Bezeichnung für die Stabilität oder Reaktionsfreudigkeit einer Substanz. Stabile Substanzen werden auch als wenig reaktionsfreudig klassifiziert.
 
Beispiele:
 
# Legt man [[Chemisches Element|elementares]] [[Kalium]] an normale Luft, reagiert es z.&nbsp;T. unter Entzündung mit der Luftfeuchtigkeit. Das Kalium hat eine hohe Reaktivität, ist reaktionsfreudig.
# Legt man es unter [[Argon]] oder [[Petrolether]], erfolgt keine merkliche Reaktion. Unter Argon hat Kalium eine geringe Reaktivität, ist also stabil.
#Die Elemente der [[Edelgase]] sind besonders reaktionsträge. Da sie keine Verbindungen eingehen, liegen Edelgase immer einatomig vor.
 
Möchte man die Reaktivität über physikalische Größen beschreiben, so hängt sie [[Thermodynamik|thermodynamisch]] von der [[freie Enthalpie|freien Enthalpie]] oder [[Gibbs-Energie]] ab. Diese gibt vereinfacht ausgedrückt an, wie viel [[Energie]] einem Stoff zur Freisetzung zur Verfügung steht., Diesund ist eine Eigenschaft des Stoffes[[Stoffeigenschaft]].
 
Die der Reaktivität entsprechende kinetische Größe bei einer Reaktion heißt [[Aktivierungsenergie]]. Dies ist grob gesagt die Energie, die aufgebracht werden muss, um eine Reaktion „in Gang zu bringen“ und bestimmt damit die [[Kinetik_(Chemie)#Die_Reaktionsgeschwindigkeit|Reaktionsgeschwindigkeit]]. Also beantwortet sie die Frage: „In welcher Zeit wird die Energie bei dieser Reaktion abgegeben?“.
 
== Kerntechnik ==
Die '''Reaktivität''' ist in der [[Kerntechnik]] ein Maß für die Abweichung des [[Multiplikationsfaktor]]s ''k'' vom Wert ''k'' = 1.<ref>Dieter Smidt: ''Reaktortechnik'', Bd. 1, Karlsruhe 1976, ISBN 3-7650-2018-4</ref><ref>Dieter Emendörfer, Karl-Heinz Höcker: ''Theorie der Kernreaktoren'', Bd. 1, Mannheim/Wien/Zürich 1982, ISBN 3-411-01599-3</ref> Sie beschreibt damit ebenso wie der Multiplikationsfaktor die [[Kritikalität]] einer Spaltstoffanordnung, z. B. eines [[Kernreaktor]]s.
 
Die Reaktivität ''ρろー'' ist definiert als:
:<math>\rho=\frac{k-1}{k}</math>
Offensichtlich gilt demnach:
:''ρろー'' = 0 entspricht ''k'' = 1, der Reaktor ist kritisch.
:''ρろー'' < 0 entspricht ''k'' < 1, der Reaktor ist unterkritisch.
:''ρろー'' > 0 entspricht ''k'' > 1, der Reaktor ist überkritisch.
 
Gegenüber dem Multiplikationsfaktor hat die Reaktivität den Vorteil, dass sie näherungsweise additiv und damit die anschaulichere Größe ist. Werden beispielsweise zwei [[Steuerstab|Absorber]]stäbe mit bestimmten ''Reaktivitätswerten'' in den Reaktorkern eingefahren, verringert sich die Gesamtreaktivität um die Summe dieser Werte. Statt von Reaktivitätsänderung spricht man in der Praxis häufig von der ''Zufuhr'' positiver oder negativer Reaktivität zum Reaktor.
 
Die Reaktivität wird z. B. in Prozent oder auch in Cent angegeben (s. Kritikalität). Letztere Maßeinheit ist besonders anschaulich, weil 1 Dollar = 100 Cent der – für die Sicherheit wichtige – Abstand zwischen den Zuständen verzögert kritisch und prompt kritisch ist.
 
Die [[Katastrophe von Tschernobyl|Explosion des RBMK-1000 von Tschernobyl]] im Jahre 1986 beruhte auf einer ''Reaktivitätsexkursion'' in den prompt überkritischen Zustand (s. Kritikalität), bei der die Reaktornennleistung Sekundenbruchteile vor der Explosion um mehr als das Hundertfache überschritten wurde.
 
== Medizin ==
In der [[Physiologie]] und [[Pathophysiologie]] beschreibt die ''Reaktivität'' die Fähigkeiten biologischer Gewebe, auf Umwelteinflüsse differenziert zu reagieren (zum Beispiel in der [[Sinnesphysiologie]] oder als [[Immunantwort]]) und das jeweilige Ausmaß dieser Reaktionen.
 
In der [[Immunologie]] ist [[Synonymie|synonym]] auch der Begriff ''Reagibilität'' (z.&nbsp;B. als ''bronchiale Hyperreagibilität'' beim [[Asthma bronchiale]]) gebräuchlich.
 
In der [[Strahlentherapie]] und [[Strahlenbiologie]] bezeichnet ''Reaktivität'' die Empfindlichkeit von Geweben gegenüber ionisierender Strahlung. <ref name="Roche">[http://www.roche.de/lexikon/?loc=www.roche.de&content=/lexikon/main1.html Roche Lexikon Medizin, 5.&nbsp;Auflage (online-Version)] Stichwort „Reaktivität“.</ref>
 
Die der Reaktivität entsprechende kinetische Größe bei einer Reaktion heißt [[Aktivierungsenergie]]. Dies ist grob gesagt die Energie, die aufgebracht werden muss, um eine Reaktion „in Gang zu bringen“ und bestimmt damit die [[Kinetik_Kinetik (Chemie)#Die_ReaktionsgeschwindigkeitReaktionsgeschwindigkeit|Reaktionsgeschwindigkeit]]. Also beantwortet sie die Frage: „In welcher Zeit wird die Energie bei dieser Reaktion abgegeben?“.
Wenn bei vielen Patienten die Blutdruckmessung in der ärztlichen Praxis deutlich höhere Werte als bei einer Ruhemessung zu Hause oder bei einer [[Langzeitblutdruckmessung]] (ABDM) ergibt, besteht eine individuell ausgeprägte ''Reaktivität'' (siehe [[Weißkittelhypertonie]]).
 
== EinzelnachweiseLiteratur ==
* {{Gold Book|reactive (reactivity)|R05180|Version=2.3.2}}
<references/>
 
{{SORTIERUNG:Reaktivitat (Chemie)}}
[[Kategorie:Chemische Größe]]
[[Kategorie:PathophysiologieStoffeigenschaft]]
[[Kategorie:Reaktortechnik]]
[[Kategorie:Strahlentherapie]]
[[Kategorie:Strahlenbiologie]]
[[Kategorie:Sinnesphysiologie]]
[[Kategorie:Physiologische Größe]]