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'''Digitale Kunstgeschichte''' ist ein Forschungsgebiet, das sich mit der Entwicklung, Anwendung und Theorie digitalerdigitale Methoden und Verfahren infür Bezugdie aufUntersuchung [[Kunstgeschichte|kunsthistorischekunsthistorischer]] FragenFragestellungen undverwendet. AufgabenstellungenSofern befasst.noch nicht vorhanden werden auch neue digitale Verfahren für einen Untersuchungszweck entwickelt.
 
Mit dieser Ausrichtung wird das Forschungsgebiet meistens als Teil der [[geisteswissenschaft]]lichen Disziplin Kunstgeschichte aufgefasst; enge inhaltliche wie personelle Beziehungen bestehen darüber hinaus zu dem jungen, interdisziplinären Fach der [[Digital Humanities|digitalen Geisteswissenschaften]] (engl. Digital Humanities).
 
Verwandt, aber nicht deckungsgleich sind die Begriffe kunsthistorische Fachinformatik, Kulturinformatik sowie [[Digitale Kunst]] und [[Medienkunst]].
 
== Geschichte/Entwicklung des Fachgebiets ==
In der Kunstgeschichte entstanden die ersten Aktivitäten auf dem Gebiet der „Digitalen[[Digital Geisteswissenschaften“Humanities|digitalen Geisteswissenschaften]] im Rahmen von Forschungsprojekten, wie dem ''Census of Antique Works of Art and Architecture Known To The Renaissance''<ref>http://www.census.de/</ref> oder Marilyn Aronberg-Lavins ''The Place of Narrative: Mural Painting in Italian Churches''<ref>{{Internetquelle |autor=Marilyn Aronberg-Lavins |url=https://archive.org/details/placeofnarrative0000lavi/page/n5/mode/2up |titel=The Place of Narrative: Mural Painting in Italian Churches |sprache=en |abruf=2022-11-23}}</ref>, heute bekannt als ''The Piero Project/ECIT – Electronic Compendium of Images and Text''. <!---<ref>http://etcweb.princeton.edu/art430/</ref> Beleg fehlt: Toter link --->
 
In den 1990er Jahren begannen Archive und Bibliotheken, ihre vorhandenen Bestände in digitalen Datenbanken zu erfassen und Bildmaterial zu digitalisieren. In der deutschen Kunstgeschichte war hier federführend das [[Bildarchiv Foto Marburg]] (''Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte''), das ab den 1990er Jahren die ältere Verfilmung der umfangreichen Bildbestände führender deutscher Archive, Bibliotheken und Museen auf [[Mikroform|Mikrofiches]], den sogenannten ''[[Marburger Index]]'', in digitaler Form aufbereitete und Ende der 1990er Jahre auch online zugänglich machte. Diese digitale Sammlung kunsthistorisch relevanten Bildmaterials wurde nach der Jahrtausendwende zum allgemein zugänglichen ''Nationalen Bildarchiv der Kunst und Architektur''<ref>[http://www.bildindex.de/ Bildindex der Kunst und Architektur]</ref> ausgebaut.
 
Dieses eher zentralistisch organisierte Kooperationsmodell wurde 2001 ergänzt durch ''prometheus – Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre''<ref>[http://www.prometheus-bildarchiv.de/ Prometheus-Bildarchiv]</ref>, mit dem auch die universitären Aktivitäten im Bereich der digitalen Kunstgeschichte Gestalt annahmen. ''Prometheus'' wurde im Rahmen eines vom [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] aufgelegten Förderprogramms '"Neue Medien in der Lehre'" realisiert, das gleichzeitig die ersten intensiven Bemühungen zur Förderung von [[E-Learning]] in der Kunstgeschichte (Kooperationsprojekt unter dem Titel ''Schule des Sehens''<ref>[http://www.schule-des-sehens.de/ Schule des Sehens]</ref>) ermöglichte.
 
Vom Münchener Institut für Kunstgeschichte,<ref>http://www.kunstgeschichte.uni-muenchen.de/ifk/index.html</ref> wurde ebenfalls 2001 in enger Kooperation mit Historikern die digitale Rezensionszeitschrift [[Kunstform]] gegründet.<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://www.arthistoricum.net/epublishing/kunstform/?no_cache=1 |text=Archivlink |wayback=20090811042220 }}{{Abrufdatum |archiv-bot1=20182024-04-06 19:48:08 InternetArchiveBot 10}}</ref> In Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte entstand zudem [[Arthistoricum.net]], heute ein wichtiges kunsthistorisches Internetportal mit eigenem Blog.<ref>[http://www.arthistoricum.net/ arthistoricum.net]</ref>
 
2012 wurde in [[Nymphenburg]] bei München der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte gegründet, der seitdem die Aktivitäten im deutschsprachigen Raum bündelt und besonders von Akteuren aus dem universitären Bereich mitgestaltet wird. Etwa zweimal im Jahr finden Arbeitstreffen an verschiedenen Orten statt.<ref>http://www.digitale-kunstgeschichte.de/wiki/AK-Treffen</ref> Der Arbeitskreis betreibt außerdem ein [[Wiki]], auf dem aktuelle Informationen und Hinweise auf einschlägige Projekte und Publikationen zusammengetragen werden.
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== Zentrale Arbeitsfelder ==
=== Digitalisierung von Abbildungen, Quellendokumenten und Kunstliteratur ===
Der Bereich der digitalen Bereitstellung von ursprünglich analog vorhandenen Abbildungen, Quellendokumenten und Literatur unterscheidet sich zunächst technologisch und methodisch nicht von entsprechenden digitalen Editionsprojekten in den [[Literaturwissenschaft|Literaturwissenschaften]] und sonstigen historischen Wissenschaften; er war aber ein früher Motor für die Anwendung digitaler Instrumente in der Kunstgeschichte (elektronischewie der elektronischen Auswertung der Viten Vasaris und anderer kunsthistorischer Dokumente durch Paola Barocchi seit den 1980er Jahren).<ref>Barocchi, Paola: Vasari e il lessico tecnico, 1996, in: Bollettino d'informazioni, 6.1996, S. 25–35</ref> Dieses Aufgabenfeld wird heute überwiegend durch Bibliotheken übernommen., Imdie deutschsprachigenauf Bereichihren istWebseiten dieKataloge UBanbieten, Heidelbergin mitdenen Angebotendigitalisierte zuQuellenschriften Kunstliteraturund zuAbbildungen Architektureingesehen undwerden Gartenkunst besonders aktiv<ref>http://architectura.uni-hd.de/</ref>können. Durch die Erweiterung der technischen Möglichkeiten lassen sich inzwischen Bilddaten und Verknüpfungen zu anderen Dokumentationsformen einbeziehen.<ref>{{cite web | url=http://ta.sandrart.net | title=Teutsche Academie der Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste | publisher=Sandrart.net | accessdate=2019-03-13}}</ref>
 
Im Bereich der kunsthistorischen Diatheken und anderer Bilddatenbanken bietet das Bildarchiv [[Prometheus (Bildarchiv)|Prometheus]] die (teilweise kostenpflichtige) Möglichkeit des zentralen Zugriffs auf die Datenbestände seiner zahlreichen Mitglieder.
 
Ein frühes Experiment bildbasierter Erschließung eines kunstgeschichtlichen Gegenstandes war 1992 die Aufbereitung der Ebstorfer Weltkarte<ref>{{Webarchiv |url=http://www.leuphana.de/ebskart |text=Archivierte Kopie |wayback=20200127191406 |archiv-bot=2022-10-24 08:26:57 InternetArchiveBot}}</ref> an der [[Leuphana Universität Lüneburg|Universität Lüneburg]]. Daraus entstand die Arbeit an den komplexen Ensembles Anna Oppermanns<ref>http://www.uni-lueneburg.de/hyperimage/HI_Kunsthalle/</ref> und schließlich die HyperImage-Technik<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://hyperimage.eu/ |text=Archivlink |wayback=20130106102155 |archiv-bot=2018-04-06 19:48:08 InternetArchiveBot }}</ref> und der Dienst Meta-Image<ref>http://meta-image.de/</ref> in „prometheus“''Prometheus''.
 
=== Wissenschaftliches Dokumentieren von Objekten und Sachverhalten ===
Das Erfassen von Information über kunsthistorische Gegenstände ist eine für die weitere Analyse und Interpretation grundlegende Aufgabe. Die digitale Dokumentation wurde bislang überwiegend von einzelnen Institutionen (wie Museen, BildarchiveBildarchiven, Denkmalämter,Denkmalämtern und Forschungsinstitute)Forschungsinstituten durchgeführt. Durch interaktive Systeme werden diese Institution inzwischen stärker untereinander verbunden und die Forscher und das Publikum stärker einbezogen.
Der theoretische Aspekt des Gebietes liegt im Konzipieren von Datenmodellen und Erfassungsstandards.
 
* '''Bestandsdatenbanken'''
Mittlerweile existiert eine hohe Zahl von einzelnen, im Internet zugänglichen Katalogen, die jedoch zumeist nach unterschiedlichen Standards funktionieren. Die Verbreitung des MIDAS-Systems von Foto Marburg sorgte in einigen Bereichen zunächst für eine gewisse Vereinheitlichung (Diskus-Verbund), wurde aber nicht flächendeckend akzeptiert. In Ländern mit zentraler Kulturverwaltung wie Frankreich führte die Digitalisierung unter staatlicher Oberhoheit zu Einheitskatalogen, bei denen die Präzision der Datenbestände dennoch schwanken kann ([[Base Joconde]]). Die Tendenz geht inzwischen zu vernetztem Arbeiten oder – bei heterogenen Einzeldatenbanken zumeist unter erheblichem Komplexitätsverlust – zu Metadatenbanken.
 
Mittlerweile existiert eine hohe Zahl von einzelnen, im Internet zugänglichen Katalogen, die jedoch zumeist nach unterschiedlichen Standards funktionieren. Die Verbreitung des MIDAS-Systems von Foto Marburg sorgte in einigen Bereichen zunächst für eine gewisse Vereinheitlichung (Diskus-Verbund), wurde aber nicht flächendeckend akzeptiert. In Ländern mit zentraler Kulturverwaltung wie Frankreich führte die Digitalisierung unter staatlicher Oberhoheit zu Einheitskatalogen, bei denen die Präzision der Datenbestände dennoch schwanken kann ([[Base Joconde]]). Die Tendenz geht inzwischen zu vernetztem Arbeiten oder – bei heterogenen Einzeldatenbanken zumeist unter erheblichem Komplexitätsverlust – zu Metadatenbanken.
Ein Beispiel für vernetztes Arbeiten ist die gemeinsame Erschließung des ehemals zusammengehörigen Herzoglichen Kupferstichkabinetts durch die [[Herzog August Bibliothek]] in Wolfenbüttel und das [[Herzog Anton Ulrich-Museum]] in Braunschweig im Projekt [[Virtuelles Kupferstichkabinett]]. Die auf Initiative der EU eingerichtete Metadatenbank [[Europeana]] ist ein im Ausbau befindlicher Versuch, die inhaltliche und formale Heterogenität digitaler Kataloge zu Kulturgütern aller Art in einem europaweiten Metakatalog zusammenzufassen.
 
Ein Beispiel für vernetztes Arbeiten ist die gemeinsame Erschließung des ehemals zusammengehörigen Herzoglichen Kupferstichkabinetts durch die [[Herzog August Bibliothek]] in Wolfenbüttel und das [[Herzog Anton Ulrich-Museum]] in Braunschweig im Projekt [[Virtuelles Kupferstichkabinett]]. Die auf Initiative der EU eingerichtete [[Meta-Datenbank|Metadatenbank]] [[Europeana]] ist ein im Ausbau befindlicher Versuch, die inhaltliche und formale Heterogenität digitaler Kataloge zu Kulturgütern aller Art in einem europaweiten Metakatalog zusammenzufassen.
Ein ebenfalls als Metakatalog geführtes Projekt ist der vom Bildarchiv Foto Marburg koordinierte [[Digitaler_Portraitindex|Digitale Portraitindex]].<ref>{{cite web | url=http://www.portraitindex.de/ | title=Porträtindex | publisher=Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. | accessdate=2019-03-13}}</ref>
 
Ein ebenfalls als Metakatalog geführtes Projekt ist der vom Bildarchiv Foto Marburg koordinierte [[Digitaler_PortraitindexDigitaler Portraitindex|Digitale Portraitindex]].<ref>{{cite web | url=http://www.portraitindex.de/ | title=Porträtindex | publisher=Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. | accessdate=2019-03-13}}</ref>
 
Die von der EU im 5. Rahmenprogramm geförderte, nicht nur auf Kunstgeschichte, sondern Kulturgeschichte allgemein bezogene ECHO-Initiative als Sammlung von digitalisierten Inhalten und Tools zeigt die besonders große Heterogenität bei interdisziplinären Sammlungs- und Forschungsdatenbanken.<ref>{{cite web | url=http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/home | title=ECHO – Cultural Heritage Online | publisher=Max Planck Institute for the History of Science | accessdate=2019-03-13}}</ref>
 
* '''Forschungsdatenbanken'''
 
Die spezifische Aufgabe von Forschungsdatenbanken besteht in der Speicherung und Verfügbarmachung von Forschungsprimärdaten (Bilder, Quellentexte, Sachverhalte), die (noch) nicht in Textform traditionell oder digital publiziert wurden. Im Gegensatz zu den Bestandsdatenbanken beziehen sie sich meistens nicht nur auf einen bestimmten Sammlungsbestand und werden für einen übergeordneten Themenbereich angelegt. Mit zunehmender Vernetzung der Struktur und Inhalte von Dokumentationssystemen verwischen die Grenzen zwischen Bestands- und Forschungsdatenbanken jedoch zusehends.
Aufgrund der großen Heterogenität des Gegenstands kunsthistorischer Forschung (Architektur und Artefakte aller Art und Beschaffenheit in ihren jeweiligen historischen Zusammenhängen) sowie durch die vielfachen Verbindungen zu Nachbardisziplinen (Archäologie, allgemeine Geschichte, historische Soziologie) bestehen nach wie vor erhebliche Herausforderungen in der Verarbeitung kunsthistorischer Gegenstände und Sachverhalte in digitalen Systemen.
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Parallel dazu hat das [[International Committee on Documentation]] (CIDOC) des [[International Council of Museums]] das [[CIDOC Conceptual Reference Model]], ein Beschreibungsmodell, entwickelt, das sich völlig vom bisherigen Paradigma einer Auflistung von Beschreibungskategorien für den einzelnen Gegenstand aus, sondern beschreibt den Gegenstand in seinem historischen Kontext durch ein sog. Ereignisbasiertes Modell. Es ist nicht auf kunsthistorische Anwendung beschränkt, sondern kann auch nahezu alle historischen Sachverhalte abbilden.<ref>Karl-Heinz Lampe (Hrsg.): Definition des CIDOC Conceptual Reference Model. Berlin: ICOM Deutschland, 2010</ref>
 
Eine der ersten kunsthistorischen Datenbanken ging zugleich über das reine Erfassen und Beschreiben von Objekten hinaus. Der Census of Works of Arts Known to the Renaissance dokumentiert die Rezeption der Antike anhand von Renaissance-Kunstwerken und schuf dafür ein diese Beziehungen abbildendendesabbildendes Datenmodell.<ref>{{cite web | url=http://www.census.de/ | title=Census of Works of Arts Known to the Renaissance | publisher=Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Humboldt-Universität zu Berlin | accessdate=2019-03-13}}</ref> Auch das Regelwerk MIDAS (Marburger Informations-, Dokumentations- und Administrations-System) erhob den Anspruch, Kulturgüter aller Art wissenschaftlich zu erfassen und zu verwalten, erforderte dabei aufgrund der beschränkten technologischen Rahmenbedingungen ein strenges Regelwerk und eine zentrale Administration, die vernetztes Arbeiten nur bedingt erlaubte. Das im Kontext von Einzelprojekten zur römischen Kunstgeschichte an der [[Bibliotheca Hertziana]], MPI, hervorgegangene Datenbanksystem Zuccaro versucht eine generische und an den Ideen des CIDOC CRM orientierte Grundlage zur Erfassung kunsthistorischer Sachverhalte zu schaffen.<ref>ZUCCARO. Ein Informationssystem für die historischen Wissenschaften, in: IT Information Technology 51 (2009), pp. 207–215</ref> Bislang existieren nur vorläufige Arbeitsumgebungen. Eine frei einsetzbare Software, die auch vernetztes und interaktives Arbeiten ermöglichen soll, ist in Entwicklung.
 
* '''Regelwerke, Thesauri, Normdaten'''
 
* Regelwerke, Thesauri, Normdaten
Das [[Getty Research Institute]] trägt zu den Möglichkeiten digitaler kunsthistorischer Dokumentation insbesondere mit der Entwicklung von Vokabularien und [[Thesaurus|Thesauri]] bei, die als Referenzdaten für kunsthistorische Datenbankprojekte eingesetzt werden können ([[Getty Thesaurus of Geographic Names]], [[Union List of Artist Names]], [[Art and Architecture Thesaurus]]). Mit diesen Datenbanken und insbesondere dem Provenance Index zur Provenienz von Kunstwerken erarbeitet Getty zudem bedeutende Datenbestände zu historischen Sachverhalten.
Als eigener Zweig hat sich die Erfassung von ikonographischen Inhalten – eine bedeutende Forschungsrichtung innerhalb der Kunstgeschichte vor allem in der Mitte des 20. Jahrhunderts – herausgebildet. Mit dem vom Dewey-Dezimal-System abgeleiteten Klassifikationssystem [[Iconclass]], das Henry van de Wall seit den 1950er Jahren entwickelte, lassen sich ikonographische Inhalte systematisch und sprachunabhängig erfassen.<ref>Straten, Roelof van: Iconography, indexing, iconclass. A handbook. Leiden Foleor Publ., 1994</ref>
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=== Visuelle Methoden in der Forschung ===
* '''Bildanalyse'''
 
Die automatisierte Analyse von Bildern ist ein Anwendungsfeld für die formale Untersuchung und Gruppierung. Die dafür notwendigen Technologien sind jedoch derzeit noch nicht fachspezifisch entwickelt bzw. der Wissenschaft nicht frei zugänglich. Die kulturhistorischen Aspekte, also das Erkennen der Inhalte und Bedeutungen, lassen sich durch automatische Analyse bisher erst ansatzweise erfassen.
 
* '''Virtuelle Modelle und Rekonstruktionen'''
 
Unter diese Kategorie fallen vor allem digitale (d.&nbsp;h. virtuelle) Modelle einzelner Bauwerke und Bauwerksgruppen und ihres Umraumes, die auch [[CADきゃど]]-Modelle genannt werden. Der Begriff des Virtuellen spielt hier auf die Differenz zu „echten“, d.&nbsp;h. physischen Modellen an.
 
Das zumindest im deutschen Raum bekannteste Zentrum für die virtuelle Rekonstruktion historischer Architektur ist der Lehrstuhl des 2011 verstorbenen Professors für Architektur, Manfred Koob (Fachbereich Architektur der TU Darmstadt).<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://www.architektur.tu-darmstadt.de/ueberuns/aktuelle_profs/manfredkoob/index_koob.de.jsp |text=Archivlink |wayback=20110807075320 }}{{Abrufdatum |archiv-bot1=20182024-04-06 19:48:08 InternetArchiveBot 10}}</ref>
Unter dem Titel „Architectura Virtualis“<ref>http://www.architectura-virtualis.de/</ref> wurde hier seit 1990 ein veritables Museum rekonstruierter Architektur erstellt, das von der in der französischen Revolution zerstörten Kathedrale von Cluny, über die verschiedenen Baustadien und Entwürfe des Speyerer Doms, des Klosters Lorsch, der Stadt Bensheim, der Aachener Kaiserpfalz und des vatikanischen Palastes bis hin zu im Nationalsozialismus zerstörten [[Synagoge]]n<ref>{{Webarchiv|url=http://www.cad.architektur.tu-darmstadt.de/synagogen/inter/start_de.html |wayback=20111129024427 |text=Archivierte Kopie }}{{Abrufdatum |1=2024-04-10}}</ref> bis zum Dresdener Schloss geht. In neuerer Zeit wurden die virtuellen Modelle mittels [[Rapid Prototyping]] wieder in materielle Modelle überführt und zudem interaktive Karten erstellt. Im Jahr 2000 wurde in Darmstadt erstmals im deutschen Sprachraum eine Tagung zum Thema CADきゃど und Kunstgeschichte veranstaltet, auf der methodische Implikationen des Mediums diskutiert wurden.<ref>Marcus Frings (Hrsg.): Der Modelle Tugend. CADきゃど und die neuen Räume der Kunstgeschichte. Weimar 2001.</ref>
 
Bei einer jeden solcher Rekonstruktionen ist die Quellenlage unterschiedlich, müssen bestehende Gebäudeteile, historische Fotografien, nicht ausgeführte Entwurfszeichnungen, schriftliche Quellen sowie deren unterschiedliche Interpretation in der Forschung ausgewertet und umgesetzt werden. Bei einem Projekt zur Rekonstruktion von im Nationalsozialismus zerstörten Synagogen wurden sogar in großem Maße mündliche Äußerungen von Zeitzeugen einbezogen. Gerade die kritische Auseinandersetzung mit den heterogenen Quellen und deren Abgleich im Modell oder die Visualisierung von Alternativen oder Wissenslücken sind das, was die CADきゃど-Modelle so spannend, aber auch umstritten macht.
 
Der Kunsthistoriker Hubertus Günther prägte daher um 2001 den Begriff CACV, 'computer aided critical visualization',<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://www.easyknow.ch/serlio/index.html |text=Archivlink |wayback=20080630020034 }}{{Abrufdatum |archiv-bot1=20182024-04-06 19:48:08 InternetArchiveBot 10}}</ref> um den großen Anteil an Forschung und kritischer Reflexion an diesen Modellen zu betonen. In Zürich wurde z.&nbsp;B. ein nie verwirklichtes Projekt von [[Sebastiano Serlio]] zum Bau einer Loggia in Lyon als virtuelles Modell realisiert. Dabei zeigte sich, dass das Projekt in der bekannten Planung von Serlio nur schwerlich realisierbar gewesen wäre. Günther weist darauf hin, dass gerade der Entwicklungsprozess des Modells vielfältige Einsichten in Entwurfsphasen, Konstruktionsprinzipien und Baustruktur erlaubt und daher gerade in der Ausbildung extrem gewinnbringend ist. Die Beschäftigung mit und Konzeption von Modellen verbessere die Vorstellung von Raumverhältnissen, schule das Sehen und das problemorientierte Denken. Da die Plausibilität von Thesen zur ursprünglichen Erscheinung des Baus am Modell sofort geprüft werden könne und müsse, fördere die CADきゃど-Visualisierung korrektes wissenschaftliches Arbeiten.
 
* '''Cultural and Visual Analytics'''
 
Der russisch-kalifornische Medientheoretiker [[Lew Manowitsch|Lev Manovich]] hat 2007 an der University of California (San Diego) die Software Studies Initiative gegründet, die sich u.&nbsp;a. den [[Cultural Analytics]] und [[Visual Analytics]] widmet. Hier geht es um die Nutzung informatischer Methoden für die Analyse großer Datenmengen und -flüsse, und speziell um die Analyse und Visualisierung von digitalen und digitalisierten Bildern.
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Primär auf der Analyse von Texten oder Metadaten basieren Projekte, die sich der Visualisierung von Netzwerken widmen, etwa Semaspace, ein Projekt von Dietmar Offenhuber und Gerhard Dirmoser,<ref>http://gerhard_dirmoser.public1.linz.at/</ref> in dem kulturelle, darunter auch kunsthistorisch relevante Kontexte als interaktive Netzwerke visualisiert werden, oder die Projekte des Potsdamer Medieninformatikers Moritz Stefaner im Bereich der Datenvisualisierung und Informationsästhetik.
 
* '''Rezeptionsforschung'''
 
Digitale Technologien ermöglichen es, im Sinne einer interdisziplinären Rezeptionsforschung, reale Rezeptionshandlungen von Betrachtern zu erfassen und zu analysieren.
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Immer mehr werden auch im Bereich der Kunstgeschichte digitale Publikationsmedien eingesetzt, die in einem zweiten Schritt zunehmend mit sozialen Funktionen versehen wurden.
 
2001 wurde die Mailingliste H-Arthist sowie die Online-Rezensionszeitschrift [[kunstform]] eingerichtet, gefolgt vom Themenportal [[Arthistoricum.net|arthistoricum.net]]<ref>http://www.arthistoricum.net/</ref> im Jahr 2006 und des dazugehörigen Blogs.
 
== Virtuelle Forschungsinstrumente und Arbeitsumgebungen ==
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=== Konferenzen zur digitalen Kunstgeschichte ===
* Seit 1985 jährlich: CHART-Konferenzen (London) Computers and the History of Art<ref>{{Webarchiv |url=http://www.chart.ac.uk/ |wayback=20111204162320 |text=Archivierte Kopie |archiv-botwayback=201920111204162320 }}{{Abrufdatum |1=2024-04-06 18:23:55 InternetArchiveBot 10}}</ref>
 
* Seit 1990 alle zwei Jahre: EVA-Konferenzen: Elektronische Medien @ Kunst, Kultur, Historie, in Berlin seit 1996, in London seit 1990 The Electronic Information, the Visual Arts and Beyond (weitere Konferenzen in Florenz, Moskau und Jerusalem)<ref>http://www.eva-conferences.com/</ref>
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=== Einzelne Projekte ===
'''HyperImage''' – Bildorientierte e-Science-Netzwerke:<ref>{{Webarchiv|url=http://www.uni-lueneburg.de/hyperimage/hyperimage/ |wayback=20110810070316 |text=Archivierte Kopie }}{{Abrufdatum |1=2024-04-10}}</ref>. Mit HyperImage können beliebig viele Details innerhalb eines Bildes präzise markiert und beschrieben sowie Annotationen des Corpus untereinander verlinkt und über Indizes erschlossen werden. Zwischenergebnisse wie endgültige Fassungen lassen sich jederzeit als hypermediale online- oder offline-Publikation erstellen. Diese Technik ist als '''Meta-Image'''<ref>http://meta-image.de/</ref> mittlerweile Bestandteil von [[Prometheus (Bildarchiv)|Prometheus]]<ref>http://prometheus-bildarchiv.de/</ref>.
 
'''ARTigo''':<ref>http://www.artigo.org/</ref> Soziale Software vom Typ „games with a purpose“ zielt darauf ab, ein breites Publikum zu erreichen und das Wissen der Mitspieler nutzbar zu machen. Für die Kunstgeschichte wurde das Bildverschlagwortungsspiel ARTigo entwickelt, bei dem zwei Personen ein Bild via tags beschreiben, jedoch nur dann Punkte bekommen, wenn beide den gleichen Tag gewählt haben.
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'''Kunstgeschichte Open Peer Reviewed Journal'''<ref>http://www.kunstgeschichte-ejournal.net/</ref>
 
'''Artefakt. Zeitschrift für junge Kunstgeschichte und Kunst''':<ref>{{Webarchiv |url=http://www.artefakt-sz.net/ |wayback=20160107104747 |text=Archivierte Kopie |archiv-botwayback=201920160107104747 }}{{Abrufdatum |1=2024-04-06 18:23:55 InternetArchiveBot 10}}</ref>
 
== Literatur ==
* Tobias Blanke, Mark Hedges, Stuart Dunn: ''Arts and humanities e-science–current practices and future challenges'', in: ''Future Generation Computer Systems'' 25, 2009, S. 474–480., [[doi:10.1016/j.future.2008.10.004]].
* Marcus Frings (Hrsg.): ''Der Modelle Tugend. CADきゃど und die neuen Räume der Kunstgeschichte'', Weimar 2001.
* Hubertus Günther: ''Kritische Computer-Visualisierung in der kunsthistorischen Lehre'', in: Marcus Frings (Hrsg.): ''Der Modelle Tugend. CADきゃど und die neuen Räume der Kunstgeschichte'', Weimar 2001, S. 112–122.
* Canan Hastik, Philipp Hegel (Hrsg.): ''Bilddaten in den Digitalen Geisteswissenschaften'', Bd. 16, Episteme in Bewegung. Beiträge zu einer transdisziplinären Wissensgeschichte, Wiesbaden 2020, [[doi:10.13173/9783447114608]].
* Henrike Haug, Ann-Kathrin Hubrich, Henry Kaap, Yvonne Schweizer (Hrsg.): ''Kritische Kunstgeschichte und digitaler Wandel'' (= ''kritische berichte'' 48.2020,1), Ilmtal-Weinstraße 2020.
* [[Stephan Hoppe]], Georg Schelbert: ''Für ein verstärktes Engagement in den Digital Humanities. Der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte'', in: ''AKMB-news'' 2/2013, S. 40–42 [http://www.digitale-kunstgeschichte.de/wiki/Datei:AKMB_2-13_001-072_40-42.pdf Online-Version]
*[[Hubertus Kohle]] (Hrsg.): ''Kunstgeschichte digital. Eine Einführung für Praktiker und Studierende'', Berlin 1997.
* [[Hubertus Kohle]] (Hrsg.): ''Kunstgeschichte digital. Eine Einführung für Praktiker und Studierende'', Berlin 1997.
* Hubertus Kohle: ''Digitale Bildwissenschaft'', Glückstadt 2013. [http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/2185/1/Kohle_Digitale_Bildwissenschaften_2013.pdf Online-Version bei der UB Heidelberg]
* Hubertus Kohle, Katja Kwastek: ''Computer, Kunst und Kunstgeschichte'', Köln 2003.
* Piotr Kuroczyński;, Peter Bell;, Lisa Dieckmann (Hrsg.): ''Computing Art Reader. Einführung in die digitale Kunstgeschichte''. Heidelberg 2018 (= Computing in Art and Architecture, Band 1) [https://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/413 Open Access auf arthistoricum.net]
* Georg Schelbert: "Art History in the World of Digital Humanities. Aspects of a difficult relationship", in: ''kunsttexte.de'' (2017) [[doi: 10.18452/18694]]
* Georg Schelbert: "Digital Art History – Digitale Kunstgeschichte, Überlegungen zum aktuellen Stand”, in: ''Computing Art Reader. Einführung in die digitale Kunstgeschichte'', hg. v. Piotr Kuroczyński, Peter Bell, Lisa Dieckmann, Heidelberg 2018, S.40-57 40–57 [[doi:10.11588/arthistoricum.413]]
* [https://doi.org/10.11588/arthistoricum.493.c6550 Bry, François und Krysmanski, Bernd: ''Vier Gedanken zur digitalen Kunstgeschichte'']. In: Maria Effinger et al. (Hrsg.): ''Von analogen und digitalen Zugängen zur Kunst. Festschrift für Hubertus Kohle zum 60. Geburtstag''. arthistoricum.net, Heidelberg 2019, S. 433–443.
* [https://doi.org/10.11588/arthistoricum.493.c6660 Harald Klinke: ''Der Weg nach vorn - Die Kunstgeschichte am Scheideweg'']. In: Maria Effinger et al. (Hrsg.): ''Von analogen und digitalen Zugängen zur Kunst. Festschrift für Hubertus Kohle zum 60. Geburtstag''. arthistoricum.net, Heidelberg 2019, S. 455–462.
 
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Kunstgeschichte]]
[[Kategorie:DigitaleDigital WissenschaftHumanities]]