(Translated by https://www.hiragana.jp/)
„Erzählperspektive“ – Versionsunterschied – Wikipedia

„Erzählperspektive“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zusasa (Diskussion | Beiträge)
→‎Erzählperspektive bei Genette: Kleinschreibung Adjektiv
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung Erweiterte mobile Bearbeitung
 
(39 dazwischenliegende Versionen von 18 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:
Die '''Erzählperspektive''' eines erzählenden Textes ([[Epik]]) ist eine Antwort auf die Frage „Wo sieht und spricht der [[Erzähler]]?“ oder auch „Was kann der Erzähler wissen?“. In der [[Literaturwissenschaft]] gibt es, entsprechend den verschiedenen [[Erzähltheorie]]n, auch zahlreiche Modelle von Erzählperspektiven. Die Erzählperspektive kann von der [[Erzählhaltung]] unterschieden werden.
 
== Grundlagen ==
Erzählen ist für das menschlicheden [[ZusammenlebenMensch]]en eine grundlegende Form humanerder Wirklichkeitserfahrung. In jeder Erzählung wird ein Segment der Wirklichkeit zu einer Geschichte zusammengefügt und in perspektivierter Form, etwa als fiktionale [[Fiktives Universum|Realität]]<ref>Während die faktualen Erzählungen der Wirklichkeit, „Wirklichkeitserzählungen“, in ihrer textuell generierten Realität einen starken [[Referenz (Linguistik)|referentiellen]] Anspruch erheben, siehe [[Christian Klein (Literaturwissenschaftler)|Christian Klein]], [[Matías Martínez]] (Hrsg.): ''Wirklichkeitserzählungen. Felder, Formen und Funktionen nicht-literarischen Erzählens.'' J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-02250-9, S.&nbsp;6</ref>, wiedergegeben und damit im [[Sozialer Raum|sozialem Raum]] [[Transport|transportiert]], das bedeutet, dass die Auswahl und Darstellung des [[Geschehen]]s als den Teil der [[Wirklichkeit]] stets vom [[Metapher|metaphorisch]] gesprochenen „Blickwinkel“ bzw. der „Sicht“ oder die „Sichtweise“ sowie dem „Wissen“ der jeweiligen Erzählinstanz, dem versprachlichenden [[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]], abhängen müssen. Eine Wirklichkeitserfahrung, die versprachlicht [[Reproduzierbarkeit|reproduzierbar]] wurde, ist ohne Perspektive nicht denkbar.<ref>[[Christian Klein (Literaturwissenschaftler)|Christian Klein]], [[Matías Martínez]] (Hrsg.): ''Wirklichkeitserzählungen. Felder, Formen und Funktionen nicht-literarischen Erzählens.'' J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-02250-9, S.&nbsp;1</ref>
 
Der [[Autor]] kreiert einen Erzähler, der dem [[Lesen|Leser]] die Erzählung versprachlicht präsentiert. Dabei ist die [[Relation (Philosophie)|Beziehung]] des Erzählers zur erzählten Geschichte bedeutsam. In der deutschsprachigen Narratologie werden die Termini „Standpunkt“ oder „[[Blickpunkt]]“„Blickpunkt“ verwendet, durchgesetzt hat sich aber der Begriff „Erzählperspektive“.<ref>[[Wolf Schmid]]: ''Erzählperspektive.'' 3. März 2004 ([https://www.icn.uni-hamburg.de/sites/default/files/download/publications/w_schmid_erzaehlperspektive.pdf] auf icn.uni-hamburg.de) hier S.&nbsp;1</ref> Seit dem Beginn der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts findet der von [[Gérard Genette]] (1972)<ref>[[Gérard Genette]]: ''Figures III. Editions du Seuil.'' Paris 1972, ISBN 978-2-02-002039-8.</ref> geprägte Begriff der „[[Fokalisierung]]“ weite Verbreitung. [[Boris Andrejewitsch Uspenski]] (1970)<ref>[[Boris Andrejewitsch Uspenski]]: ''Poetik der Komposition. Struktur des künstlerischen Textes und Typologie der Kompositionsform.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-00673-8.</ref> entwarf für die Perspektive ein Stratifikationsmodell[[Stratifikation]]smodell, ein Modell, das die Perspektive sich auf mehreren Ebenen manifestieren lässt, etwa Ebene der Wertung und Ideologie, der Phraseologie, der raum-zeitlichen Charakteristik und der Psychologie.
 
== Begriffe ==
Zeile 13 ⟶ 14:
Im Englischen wird die Erzählperspektive auch als ''point-of-view'' bezeichnet. Der ''point-of-view'' in der Literaturwissenschaft muss dabei aber deutlich vom filmischen [[Point-of-View-Shot]] unterschieden werden, denn jener bezeichnet eine Einstellung, die den Blick einer Figur wiedergibt, in der Literatur dagegen wird unter dem ''point-of-view'' die Perspektive für ganze Szenen oder den ganzen Text verstanden. Im Unterschied zur [[Beobachterperspektive]] fällt bei der Erzählperspektive das Augenmerk nicht nur darauf, was ein Beobachter wahrnimmt, sondern auch darauf, was er wie berichten will.
 
Der Begriff [[Perspektive]] ist eine [[Metapher]], denn in der Literatur wird tatsächlich nur mit Worten erzählt. Das Medium Literatur kann jedoch nicht nur „erzählen“ (''telling'' bzw. ''berichtende Darstellung''), sondern auch „zeigen“ (''showing'' bzw. ''szenische Darstellung'').<ref>Franz K. Stanzel: Theorie des Erzählens, Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen, 6. unveränderte auflageAuflage 1995, ISBN 3-8252-0904-0, S.&nbsp;70, 162f., 191ff., S. 204f</ref> Durch eine dialogische Darstellungsform oder eine detailgenaue Schilderung einer Umgebung kann also beim Leser der Eindruck bzw. die Illusion entstehen, als „sehe er es selbst“ oder nehme selber direkt am Geschehen teil ohne eine vermittelnde Erzählinstanz. [[Roland Barthes]] nennt dies den „Wirklichkeitseffekt“, Genette bezeichnet es als „[[Mimesis]]-Illusion“, da sich Mimesis nach Platon im eigentlichen Sinne nur auf die Nachahmung von wörtlicher Rede beziehen kann.<ref>[[Gérard Genette]]: ''Die Erzählung''. UTB, Stuttgart 1998, S. 118. Vgl. dazu auch die Ausführungen von [[Peter Freese]]: ''Zur Methodik der Analyse von Short Stories im Englischunterricht der Sekundarstufe II''. In: ders. et&nbsp;al., ''Die Short Story im Englischunterricht der Sekundarstufe II · Theorie und Praxis'', Schöningh Verlag, Paderborn 1979, S. 51.</ref>
 
Jedes Geschehen, also die chronologische Gesamtsequenz aller Geschehnisse und Ereignisse, wird von einer Erzählinstanz vermittelt. Sie nimmt den Erzählgegenstand unter bestimmten Wahrnehmungsbedingungen auf und gibt sieihn andann für den Leser dann in Form einer Geschichte, versprachlicht auf eine spezifische Art und Weise, wieder.<ref>[[Silke Lahn]], [[Jan Christoph Meister]]: ''Einführung in die Erzähltextanalyse.'' J.B. Metzler, Stuttgart 2008, 3., aktual. Aufl. 2016, ISBN 978-3-476-02598-2, S.&nbsp;115; 218</ref> Für diesen Gesamtkomplex aus [[Wahrnehmung|Wahrnehmen]] und versprachlichten Weitergeben benutzt [[Wolf Schmid|Schmid]] den Begriff der Erzählperspektive.
 
Für [[Meinhard Mair|Mair]] (2016)<ref>[[Meinhard Mair]]: ''Erzähltextanalyse. Modelle, Kategorien, Parameter.'' ibidem Verlag, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8382-0719-3, S.&nbsp;167</ref> geht die Analyse der Erzählperspektive mit wesentlichen Fragestellungen an den erzählten Text einher, etwa:
Zeile 35 ⟶ 36:
* Introspektion
* Wertung.
Ihnen können attributiv qualitative Eigenschaften zugeordnet werden, etwa dem Blickpunkt externer oder intern, dem Blickwinkel breit oder eng, der Blickdistanz fern oder nah, der Wahrnehmung Erzähler oder Figur, dem Wissenshorizont unbeschränkt oder beschränkt, der Introspektion Außensicht oder InsichtInnensicht und der Wertung neutral oder nichtneutral.
Die Innenperspektive ist die Position des homodiegetischen (i.S. von Genette) oder diegetischen Erzählers (i.S. von Schmid), er erzählt und berichtet aus der Perspektive der Figur heraus, indem er Selbsterlebtes und Eigenes als nicht „Fremdes“ versprachtlicht.
Der heterodiegetische oder nichtdiegetische Erzähler (primär, sekundär etc.) erzählt in einer Außenperspektive „Fremdes“, also aus einer Position des nicht SelbsterlerbtenSelbsterlebten, des nicht Eigenem.<ref>[[Meinhard Mair]]: ''Erzähltextanalyse. Modelle, Kategorien, Parameter.'' ibidem, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8382-0719-3, S.&nbsp;172</ref>
 
== Ansätze ==
Zeile 46 ⟶ 47:
 
Ein konkretes Beispiel, das sich in Stanzels Typenkreis sehr nahe an dem idealtypischen Modell der Personalen Erzählung orientiert, wäre die [[erlebte Rede]], in der keine Erzählerstimme von der Figurenrede zu unterscheiden ist. Hier wäre der Erzähler zwar nicht mit der Figur identisch, wie in der Ich-Erzählung, hätte aber eine Innenperspektive.
[[Datei:Stanzels kleiner Typenkreis.png|mini|400px|Darstellung von [[Franz K. Stanzel]]s kleinem Typenkreis, modifiziert aus ''Theorie des Erzählens.'' (1995)<ref>[[Franz K. Stanzel]]: ''Theorie des Erzählens.'' (=UTB 904), 6. unveränderte Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-8252-0904-0, S.&nbsp;81</ref> <small>Die '''Konstituenten''' sind die kräftigeren Linien, welche die Kreissehnen bilden. „'''Es'''“„Es“ entspricht abgekürzt der „Erzählsituation“</small>]]
 
=== Unterschiedliche Erzählperspektiven ===
Zeile 52 ⟶ 53:
* Ich-Erzählsituation<ref>weist Ähnlichkeiten zu dem Modell von [[Gérard Genette]] auf, hier als [[Fokalisierung#Nullfokalisierung|Nullfokalisierung]]</ref>, lässt sich [[Paraphrase (Sprache)|paraphrasieren]] mit den [[Stichwort (Dokumentation)|Stichwörtern]]: Handlungsfigur, Erzähler steht im Vordergrund, nur begrenzte Perspektive, emotionale Nähe
* auktoriale Erzählsituation<ref>Ähnlichkeiten zum Modell von Gérard Genette, hier [[Fokalisierung#Interne Fokalisierung|Interne Fokalisierung]]</ref>, lässt sich umschreiben mit: gewissermaßen allwissend, distanziert, alle Zeitebenen, wendet sich an den Leser
* personale Erzählsituation, lässt sich umschreiben mit: [[Reflektor (Literatur)|Reflektorfigur]] steht im Vordergrund, ist innerhalb des Geschehens, keine Erläuterungen,
 
Für die ausführliche Beschreibung dieser Grundtypen: siehe [[typologisches Modell der Erzählsituationen]].<ref> Schema und [[Entscheidungsbaum]] (''decision tree'') im Sinne der Stanzelschen Terminologie [https://www.xn--prfung-ratgeber-0vb.de/wp-content/uploads/2013/05/erzaeler.png]</ref>
Zeile 59 ⟶ 60:
 
* „Neutraler“ Erzähler („Neutrale Erzählform“)<ref>Ähnlichkeiten zum Modell von Gérard Genette, hier [[Fokalisierung#Externe Fokalisierung|Externe Fokalisierung]]</ref>, umschrieben mit: nicht wahrnehmbar, scheinbar nicht wertend, mit einem gewissen Grad an „Objektivität“
Der neutrale Erzähler tritt meistens in sachlichen Texten auf. Er kommentiert weder das aktuelle Geschehen, noch überblickt er Vergangenheit und Zukunft der dargestellten Welt. Ein neutraler Erzähler befindet sich meist in Texten, in denen die direkte Rede überwiegt (Beispiel: „Ich habe Ihnen aber doch gestern das Formular gegeben“, ''sagte er mit einem besorgten Gesicht.''). Weiterhin ist dieser Erzählertyp kein Teil der Figurenwelt und beschreibt lediglich, was äußerlich sichtbar ist. Eine solche Erzählsituation liegt in aller Regel im Drama vor. Durch seine große Zurückhaltung ist dieser Erzähler unauffällig und wird bei der Suche nach der Bedeutung einer Geschichte – gerade in der Dramatik – für weniger relevant erachtet.
 
=== Erzählperspektive bei Genette ===
{{HauptartikelSiehe auch|Erzähltheorie#AnalysekategorienDie Erzähltheorie nachGérard GenetteGenettes}}
 
{{Hauptartikel|Fokalisierung}}
[[Gérard Genette]] unterscheidet, im Gegensatz zu Stanzel, zwischen Modus (''Wer sieht?'') und Stimme (''Wer spricht?''). Die Begriffe Distanz und [[Fokalisierung]] beziehen sich dabei auf den Modus, der Begriff der [[Diegese]] auf die Stimme. Die Fokalisierung bezeichnet, was der Erzähler über die Figur und die Erzählteerzählte Welt weiß, die Distanz (oder Nähe) lässt sich von der Art der Rede (direkte Rede, indirekte Rede usw.) ableiten.
 
Der Erzähler kann nach Genette in der Handlung als Figur vorkommen, also Teil der Diegese sein, oder nicht. Beide Erzählsituationen können jeweils weiter unterschieden werden in „von innen-analysierte Ereignisse“ und „von außen beobachtete Ereignisse“:<ref>Gérard Genette: ''Die Erzählung''. UTB, Stuttgart 1998, S. 132</ref>
Zeile 85 ⟶ 86:
Mit der personalen oder figuralen Perspektive wird die Übernahme der Sichtweise einer oder mehrerer Figuren auf das zu erzählende Geschehen beschrieben, es wird damit zum Bericht aus deren persönlichen, individuellen und subjektiven Sicht auf die Welt.
 
Ein Vergleich zum Genetteschen Begriff der „internen Fokalisierung“ bietet sich an. In diesem Fall ist die Wahrnehmung auch an eine Figur gebunden, über den Erzähler werden Informationen zum „Innenleben“ der Figur gegeben. Damit nimmt der Erzähler ebenso viel oder genauso wenig wahr wie die präsentierte Figur. Im Schmidschen Sinne schließt die Übernahme der Sicht durch eine Figur, aber eine distanzierte Betrachtung aus. Bei einem intern fokalisierter Erzähler dagegen kann der Erzähler durchaus von der Möglichkeit Gebrauch machen, eine eigene Meinung zu haben, obwohl vom selben Wissensstand in Bezug auf die dargestellte Handlung auszugehen ist, wie in der Figur.<ref>Grafische Darstellung nach Wolf Schmid von Bert Egle auf teachSam - Arbeitsbereiche: Aspekte der narratorialen und figuralen Perspektive. Fachbereich Deutsch. Erzählende Texte. 5. Oktober 2020 ([http://teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/strukt/mmf/images/perspektiven%20der%20erzaehlinstanzen%20840.png] auf teachsam.de)</ref>
 
In der narrationalen Perspektive übernimmt der Erzähler nicht komplett die Sicht einer Figur. Die narrationale Perspektive ist immer anwesend, auch dann, wenn der Erzähler „objektiv“ zu sein scheint. Deshalb gibt es im Schmidschen Modell keine „neutrale Perspektive“.
 
Die personale und narrationale Perspektive treten sowohl im [[Erzähltheorie#SchmidsErzähltheorie KritikWolf zu den Annahmen von GenetteSchmids|diegetischen und nichtdiegetischen Erzählen]]<ref>die binäre Opposition entspricht in etwa der Genetteschen (G) Terminologie: „Heterodiegetisch“ (G), der Erzähler erscheint nicht in der erzählten Welt, entspricht dem Schmidschen (S) „nichtdiegetischen“ Erzähler. „Homodiegetisch“ (G), der Erzähler erscheint in der erzählten Welt, entspricht „diegetischem“ Erzählen (S), siehe [[Silke Lahn]], [[Jan Christoph Meister]]: ''Einführung in die Erzähltextanalyse.'' J.B. Metzler, Stuttgart 2008, (3., aktual. Auflage. 2016, ISBN 978-3-476-02598-2.) (Textauszug [https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-476-05056-4_4.pdf] auf link.springer.com) hier S.&nbsp;62</ref> (eine weitere binäre Opposition) auf, das heißt, sie können jeweils kombiniert werden. Das Ergebnis sind vier Kombinationsmöglichkeiten:
 
* Ein narrational nichtdiegetischer Erzähler entwickelt eine eigene Perspektive. Die Erzählinstanz kann durchaus in die Personen hineinschauen, was aber keine zwangsläufige Voraussetzung ist. Entscheidend ist, dass er nicht Teil der Diegese ist und seine Wiedergabe (idealerweise) unabhängig von der Wahrnehmung durch die Figuren bleibt.
Zeile 112 ⟶ 113:
* Perzeptive Perspektive: Wessen Sichtweise wird angenommen (im Sinne einer [[Perspektivenübernahme]])? Übernimmt der Erzähler die „Sicht“ eines Subjekts, einer Figur? Eine Beschreibung des „Inneren“ einer Figur kann aber nicht gleichgesetzt werden damit, dass der Erzähler die Sicht der Figur gänzlich übernimmt, also sie ebenfalls vertritt. Die perzeptive Perspektive zeigt nur, ob Erzähler und Figur dieselbe Meinung, Sicht- oder Denkweise auf die erzählte Welt haben oder eben nicht.
** Personal/figural: Die Sichtweisen von Erzähler und Figur sind identisch.
** Narratorial: Die Sicht des Erzählers weicht von der, der Figur ab.
* Ideologische Perspektive: Beobachtende Subjekte, die, der gleichen EreignissesEreignisse gewahr werden, nehmen es aufgrund ihres „Inneren“ unterschiedlich wahr.
** Personal/figural: Übernahme des Erzählers aus den Wertungen der Figur. Konsistenz der Werte- und Haltungen zwischen Figur und Erzähler.
** Narratorial: Der Erzähler entwickelt seine eigenen Wertungskriterien.<ref>[[Meinhard Mair]]: ''Erzähltextanalyse. Modelle, Kategorien, Parameter.'' ibidem, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8382-0719-3, S.&nbsp;164–165</ref><ref>Silke Lahn, Jan Christoph Meister: ''Einführung in die Erzähltextanalyse.'' J.B. Metzler, Stuttgart 2008. (3., aktual. Auflage. 2016, ISBN 978-3-476-02598-2, S.&nbsp;121–126)</ref>
 
== Erzählperspektive im Medium Film ==
Der Film in seinem [[Überbegriff]] für das gesamte Lichtspielwesen, erzeugt durch die auf Bewegtbildmedien dargestellten Bildsequenzen beim Betrachter die Illusion einer (szenischen) Bewegung. Sie ist eine [[Kunstform]] die vermittels technischer Gerätschaften der Foto-, Kamera- und Tontechnik zur Produktion von [[Bewegte Bilder|bewegten Bildern]] führt und damit die Möglichkeit beinhaltet, eine Geschichte zu erzählen.
Die Geschichte kann durch eine mittelbare Darstellung („narrativer Modus“) oder durch eine unmittelbar erscheinende Darstellung („dramatischer Modus“) wiedergegeben werden.
Erzählen bedeutet auch im Medium des Films, dass es eine indirekte Präsentation der Geschehnisse bzw. Ereignisse gibt. Auch im Film tritt eine Instanz auf, die dem Rezipienten („Zuschauer“) das Geschehen vermittelt bzw. die Geschichte erzählt. Im Film tritt die Erzählinstanz entweder als:
* personalisierter Erzähler (figurengebundenes Erzählen) auf, der als Filmfigur mehr oder weniger deutlich in Erscheinung tritt. Der Erzähler ist sichtbar oder hörbar präsent, er kann Teil der Geschichte sein oder außerhalb von ihr stehen. Unabhängig davon führt er den Rezipienten durch das Geschehen. Durch die Erzählfigur (= Filmfigur) entsteht eine mittelbare Darstellung der Geschichte, die auch Kommentare und Reflexionen zum Geschehen mit beinhalten kann.
* Film kann aber seine Geschichte auch erzählen, ohne dass direkt auf die Perspektive einer konkreten Erzählerfigur geschlossen werden kann. Das Geschehen wird durch verschiedene Techniken, etwa der Schrifteinblendungen, durch die Kameraarbeit oder der Tontechnik, fokussiert und vermittelt. Auch hier findet eine narrative Ordnung des Geschehens statt, ohne jedoch einen identifizierbaren Erzähler einzusetzen.<ref>[[Werner Kamp]], [[Michael Braun (Literaturwissenschaftler)|Michael Braun]]: ''Filmperspektiven. Filmanalyse für Schule und Studium.'' Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2011, ISBN 978-3-8085-3781-7 (Leseprobe [https://www.europa-lehrmittel.de/downloads-leseproben/37817-1/175.pdf] auch europa-lehrmittel.de) hier S.&nbsp;8.</ref>
Mit dem Begriff der Diegese kann man das Verhältnis des Erzählers zur erzählten Welt erklären, also die Frage, wer erzählt. Beim homodiegetischen Erzähler der Teil der Filmerzählung ist, tritt er in der Geschichte als ein Hauptakteur, als eine Nebenfigur oder nur als Beobachter auf. Der heterodiegetische Erzähler steht außerhalb der erzählten Welt der Filmhandlung, er kann dadurch nicht ins Geschehen eingreifen. Mit der Kennzeichnung der Anwesenheit oder Abwesenheit des Erzählers in der Filmwelt, kankann die GenetteschGenettesche Unterscheidung von heterodiegetischen („Erzähler gehört nicht zur erzählten Filmwelt“), intradiegetischen („Erzähler ist Teil der erzählten Filmwelt“) und autodiegetischen Formen („Erzähler ist zugleich der Protagonist oder Hauptdarsteller“) angewendet werden.<ref>[[Hans Jürgen Wulff]]: ''Diegese.'' 20. Dezember 2012 ([https://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=122] auf filmlexikon.uni-kiel.de)</ref>
Der Begriff der Diegese eignet sich aber auch dazu, um Filme mit einer Rahmenerzählung zu beschreiben. Mit [[Voiceover]] wird die Tonaufnahme einer [[Menschliche Stimme|Stimme]] ({{enS|voice}}), die über ({{enS|over}}) eine andere Tonaufnahme oder über eine Filmszene gelegt wird, bezeichnet. Für den Rezipienten („Zuschauer“ und „Zuhörer“) wird sie als Erzählerstimme wahrgenommen, denn es ist jemand der von vergangenen oder gegenwärtigen Ereignissen spricht, diese erläutert, kommentiert und dabei mehr oder weniger klar einen [[Meinung|Standpunkt]] zum Ausdruck bringt. Es kann hierbei zwischen einer internen und externen Erzählperspektive unterschieden werden:
* bei der internen Erzählperspektive spricht eine Figur, die am Geschehen beteiligt (''homodiegetische Erzähler'') ist oder war.
Zeile 153 ⟶ 154:
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4070948-6|LCCN=sh85103919}}
 
{{SORTIERUNG:Erzahlperspektive}}
[[Kategorie:Literaturwissenschaft]]
[[Kategorie:ErzählungErzählforschung]]
[[Kategorie:Literarischer Begriff]]
[[Kategorie:Neologismus des 19. Jahrhunderts]]