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„Franziskanische Orden“ – Versionsunterschied – Wikipedia

„Franziskanische Orden“ – Versionsunterschied

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# Der erste Orden, der auf die von Franziskus gegründeten Orden der Minderen Brüder zurückgeht, umfasst die heute [[Minoriten]] genannten Konventualen (OFMConv), die [[Franziskaner (OFM)]] und die [[Kapuziner]] (OFMCap). Bis zur Teilung des Ordens 1517 findet sich auch für den gesamten Orden die Bezeichnung ''Minoriten'' (''Ordo fratrum minorum'', „Minderbrüder“).
# Der zweite Orden besteht aus den [[Nonne]]n der verschiedenen Zweige der [[Klarissen]], der [[Colettinnen]] und der [[Kapuzinerinnen]], deren Regel auf die heilige [[Klara von Assisi]] zurückgeht.
# Der 1221 gegründete [[Dritter Orden|dritte Orden]] (Terziaren) bestand ursprünglich aus Menschen, die die franziskanischen Ideale außerhalb der [[Klausur (Kloster)|Klausur]] eines Klosters umsetzen wollten. In Deutschland ist der franziskanische Drittorden unter der Bezeichnung Franziskanische Gemeinschaft (FG) organisiert; seit 2012 nennt er sich ''[[Ordo Franciscanus Saecularis]]'' („franziskanischer Orden in der Welt“). Innerhalb des dritten Ordens bildeten sich besonders im 19. Jahrhundert eine Vielzahl neuer [[Kongregation (Ordensgemeinschaft)|Ordensgemeinschaften]], die in sogenannten regulierten„regulierten dritten OrdenOrden“ zusammengefasst sind, darunter praktisch alle Gemeinschaften der [[Franziskanerinnen]] sowie weitere männliche und weibliche Verbände wie die [[Amigonianer]], [[Elisabethinnen]], [[Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz]], [[Franziskusbrüder]] oder [[Liebfrauenschwestern]].
 
Auch in anderen Konfessionen gibt es franziskanische Gemeinschaften, so [[Anglikanische Gemeinschaft|anglikanische]] Franziskaner und evangelische [[Terziaren]].
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Regel und Leben der Minderen Brüder ist dieses, nämlich unseres Herrn Jesu Christi heiliges Evangelium zu beobachten durch ein Leben in Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit.
|Autor=''Regula bullata'', Kap. 1<ref>[https://franziskaner.net/bullierte-regel/ franziskaner.net: Bullierte Regel]</ref>}}
Für Franziskus und Klara setzte sich das Erlösungswerk Jesu Christi in der Feier der [[Heilige Messe|heiligen Messe]] und der Verehrung der Eucharistie fort, die in ihrer Frömmigkeit einen hohen Stellenwert einnahm. Franziskus selber war nicht [[Priester (ChristentumKatholizismus)|Priester]], und im Franziskanerorden hat der Aspekt der brüderlichen Gemeinschaft heute ein größeres Gewicht als die priesterliche Berufung der einzelnen Brüder. Krippenfrömmigkeit und die Kreuzverehrung, etwa beim [[Kreuzweg]], wurden durch Franziskaner und Klarissen weltweit gefördert und verbreitet.<ref>Horst von der Bey, Johannes-Baptist Freyer (Hrsg.): ''Die Franziskanische Bewegung.'' Band 1: ''Geschichte und Spiritualität.'' Mainz 1996, S.&nbsp;145ff., 157–180.</ref>
 
Von großer Bedeutung ist eine Haltung des Friedens. Franziskus beruft sich auf göttliche Weisung: „Der Herr hat mir geoffenbart, dass wir als Gruß sagen sollen: ‚Der Herr gebe dir den Frieden!‘“ (Testament, 23). Der „wahre Friede“ ist der Frieden, den Gott gibt, aber er ist vom Frieden mit den Menschen nicht zu trennen, und er entspringt wesentlich aus der Begegnung mit den Armen; Franziskus selber hatte am Beginn seiner Berufung [[Lepra|Aussätzige]] gepflegt. In Verbindung mit dem Armutsideal bedeutet das franziskanische Friedensverständnis den Verzicht auf Waffen und Gewalt sowie eine Haltung von Demut und Geduld gegenüber allen Menschen.<ref>Horst von der Bey OFM: ''Franziskanischer Friedensdienst.'' In: Horst von der Bey, Johannes-Baptist Freyer (Hrsg.): ''Die Franziskanische Bewegung. Band 1: Geschichte und Spiritualität.'' Mainz 1996, S.&nbsp;73–89.</ref>
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[[Datei:Barfuesser.jpg|mini|Darstellung eines Kapuziners (Schwäbisch Haller Chronik, um 1590)]]
 
Gegen diese Tendenzen einer Verwässerung des Armutsideals wandte sich eine Bewegung innerhalb des Ordens, die für eine Rückkehr zu einer strengeren Beachtung der ursprünglichen Ordensregel (''regularis observantia'', „Observanz“) eintraten. Ähnliche Bestrebungen gab es zu der Zeit auch in anderen Orden. Für die Franziskaner war die radikale Befolgung des Ideals von Bedeutung, die sich durch ein ungesichertes Leben, eine Abwendung von den Städten und die Niederlassung in Einsiedeleien am leichtesten verwirklichen ließ. Erste Gruppen entstanden etwa um die Mitte des 14.&nbsp;Jahrhunderts in Italien, wo Paul von[[Paolo Trinci]] aus [[Foligno]] seine Gefährten 1368 „Brüder von der Familie der Observanz“ nannte,<ref>[[Herbert Schneider (Franziskaner)|Herbert Schneider]]: ''Die Franziskaner im deutschen Sprachgebiet. Leben und Ziele.'' Dietrich-Coelde-Verlag, Werl 1988, S.&nbsp;18.</ref> bald aber auch in Spanien und Frankreich. Diese Gruppen, denen im 15.&nbsp;Jahrhundert beispielsweise [[Bernhardin von Siena]], [[Johannes von Capestrano]], [[Albert von Sarteano]] (1385–1450) und [[Jakobus von der Mark]] (1394–1476) angehörten, erfreuten sich regen Zulaufs und bildeten schon bald die Mehrheit im Minderbrüderorden.
 
Das [[Konzil von Konstanz]] erlaubte 1414 in seiner Konstitution ''Supplicationibus'' den Brüdern der strengen Observanz ''(stricta observantia regularis)'', sich in allen Provinzen des Ordens niederzulassen, reformwillige Ordensmänner aufzunehmen und eigene [[Vikar#Orden|General- und Provinzvikare]] zu wählen, wodurch in den Provinzen eine zweite, eigenständige Verwaltungsebene entstand. 1430 versuchte Papst [[Martin V.]] durch die [[Martinianische Konstitutionen|Martinianischen Konstitutionen]] einen Mittelweg zu eröffnen, den „martinianische“ Konvente als Lebensweise übernehmen konnten, jedoch konnte die Trennung des Ordens dadurch nicht aufgehalten werden.<ref>Dieter Berg: ''Die Franziskaner in Westfalen.'' In: ders.: ''Armut und Geschichte. Studien zur Geschichte der Bettelorden im Hohen und Späten Mittelalter.'' (=&nbsp;''Saxonia Franciscana'' Band 11.) Butzon & Bercker, Kevelaer 2001, ISBN 3-7666-2074-6, S. 307–334, hier S. 319ff.</ref><ref>Bernd Schmies, [[Volker Honemann]]: ''Die Franziskanerprovinz Saxonia von den Anfängen bis 1517: Grundzüge und Entwicklungslinien.'' In: Volker Honemann (Hrsg.): ''Von den Anfängen bis zur Reformation.'' (= ''Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinz von der Gründung bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts, Bd. 1'', hrsg. von der Sächsischen Franziskanerprovinz) Paderborn 2015, S. 21–44, hier S. 66.</ref> Zur Schwächung des ursprünglichen Stammordens, der so genannten Konventualen, trugen auch äußere Einflüsse bei, etwa der [[Hundertjähriger Krieg|Hundertjährige Krieg]], die in den Städten wütende [[Pest]] und das [[Abendländisches Schisma|Abendländische Schisma]].
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=== Deutschsprachiger Raum ===
* Eine 1221 errichtete ''Provincia Teutonia'' wurde 1230 geteilt in eine [[Sächsische Franziskanerprovinz|sächsische]] ''(Saxonia)'' und eine rheinische Provinz. Die rheinische Provinz teilte sich nach 1239 in eine niederdeutsche Provinz, die [[Kölnische Franziskanerprovinz|Kölner Provinz]] ''(Colonia)'', und eine oberdeutsche, die Straßburger Provinz ''(Argentina)''. Von der ''Saxonia'' wurden in derselben Zeit die ''Dacia'' (Dänemark) und die ''Bohemia'' (Böhmen) abgetrennt.<ref>Bayerische Franziskanerprovinz (Hrsg.): ''1625–2010. Die Bayerische Franziskanerprovinz. Von ihren Anfängen bis heute.'' Furth 2010, S. 6f.<br />Willibald Kullmann: ''Die Sächsische Franziskanerprovinz, ein tabellarischer Leitfaden ihrer Geschichte.'' Düsseldorf 1927, 9.14–20.</ref>
* Die ersten Klostergründungen im deutschsprachigen Raum ([[Augsburg]], [[Würzburg]], [[Regensburg]], [[Mainz]], [[Worms]] und [[Speyer]]) erfolgten im Jahre 1221 durch Brüder, die vom Ordensgründer selbst entsandt worden waren; 1222 kamen [[Straßburg]], [[Köln]], [[Franziskaner (Schwäbisch Gmünd)|Schwäbisch Gmünd]] und [[Haguenau|Hagenau im Elsass]] hinzu, 1224 [[Barfüßerkirche (Erfurt)|Erfurt]].<ref>auf www.franziskanerkloster-wuerzburg.de, Stand 2. Februar 2010. Ein Ansiedlungsversuch in Salzburg scheiterte zunächst, vgl. {{Webarchiv |url=http://franziskaner.members.cablelink.at/provinzarchiv/pa_anfaenge_salzburg.pdf |text=Vortragstext |wayback=20141220193627}} auf franziskaner.members.cablelink.at, abgerufen am 20. Dezember 2014.</ref>
* In Eisenach stiftete Landgräfin [[Elisabeth von Thüringen]] 1225 das [[Franziskanerkloster St. Paul]]. Die Franziskaner mussten 1525 Eisenach verlassen.
* Das Lübecker Katharinenkloster mit [[Katharinenkirche (Lübeck)|Katharinenkirche]] war von 1225 bis zur Reformation 1531 in Funktion. Der Gebäudekomplex gehört heute zum [[UNESCO-Welterbe|Weltkulturerbe]]. Von Lübeck aus wurde bald nach 1230 ein Konvent in [[Riga]] gegründet.