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| 04-BEZEICHNUNG = [[Bipolare Störung|Bipolare affektive Störung]]
| 05-CODE = F32.–
| 05-BEZEICHNUNG = [[Depressive Episode]]
| 06-CODE = F33.–
| 06-BEZEICHNUNG = Rezidivierende depressive Störung
| 07-CODE = F34.-
| 07-BEZEICHNUNG = Anhaltende [[affektive StörungenStörung]]en
| 08-CODE = F41.2
| 08-BEZEICHNUNG = [[Angststörung|Angst]] und depressive Störung, gemischt
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|11-BEZEICHNUNG=Vorsätzliche Selbstbeschädigung|11-CODE=X60-X84}}
 
Die '''Depression''' ({{laS|depressio}} von {{laS|deprimere|de=niederdrücken}}) ist eine [[psychische Störung]]. Als [[Krankheit|Erkrankung]] wird sie von der [[Psychiatrie]] den [[Affektive Störung|affektiven Störungen]] zugeordnet. Typische Symptome einer Depression sind gedrückte [[Stimmung (Psychologie)|Stimmung]], häufiges [[Grübeln]], das Gefühl von [[Verzweiflung|Hoffnungslosigkeit]] und ein [[Antriebsschwäche|verminderter Antrieb]]. Häufig verloren gehen [[Lebensfreude|Freude]] und [[Lust]]empfinden, [[Selbstwertgefühl]], und das [[Interesse (Psychologie)|Interesse]] am Leben insgesamt. [[Belastbarkeit (Psychologie)|Leistungsfähigkeit]] und [[Lebensqualität]] sind dadurch oft beeinträchtigt. Die [[Ätiologie (Medizin)|Krankheitsursachen]] sind bislang wenig verstanden, vor allem der biologische [[Pathomechanismus]] (ursächlich wirkende Kausalkette von Körpervorgängen). [[Psychotherapie]] und [[Antidepressivum|Antidepressiva]] gehören zum standardmäßigen medizinischen Behandlungsangebot.
 
Die klinische Depression unterscheidet sich von [[Trauer]] oder einer vorübergehend niedergeschlagenen, [[deprimiert]]en [[Stimmung (Psychologie)|Stimmungslage]] ([[Dysphorie]]) durch eine unverhältnismäßig lange Dauer und Schwere. Als ernste, oft folgenreiche Erkrankung entzieht sie sich der Beeinflussung durch [[Willenskraft]] oder [[Selbstdisziplin]] des Betroffenen. Die Depression stellt eine wesentliche Ursache für [[Arbeitsunfähigkeit]] oder [[Frühverrentung]] dar und ist der Auslöser für rund die Hälfte der jährlichen [[Selbsttötung]]en in Deutschland.
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Eine [[Metaanalyse]] von 26 Studien mit Daten von 60.000 Kindern der Jahrgänge 1965–1996 ergab für die Altersgruppe unter 13 eine Prävalenz von 2,8 % und für die Altersgruppe 13–18 eine von 5,6 % (Mädchen 5,9 %, Jungen 4,6 %).<ref name="PMID17176381">E. Jane Costello, A. Erkanli, A. Angold: ''Is there an epidemic of child or adolescent depression?'' In: ''Journal of child psychology and psychiatry, and allied disciplines.'' Band 47, Nummer 12, Dezember 2006, S.&nbsp;1263–1271, [[doi:10.1111/j.1469-7610.2006.01682.x]]. PMID 17176381 (Review).</ref>
 
Die Krankheitslast durch Depressionen, etwa in Form von Arbeitsunfähigkeiten, stationären Behandlungen und Frühverrentungen, ist in Deutschland in den letzten Jahren stark angestiegen.<ref name="b72 bitzer11">E. M. Bitzer, T. G. Grobe u.&nbsp;a.: ''Barmer GEK Report Krankenhaus 2011.'' (= Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse. Band 9). Barmer GEK, 2011. S. 78, ISBN 978-3-537-44109-6. [{{Webarchiv |url=https://www.barmer.de/blob/36560/6409dd7c1f720b4a6db65afa38ce713e/data/pdf-krankenhaus-report-2011.pdf |text=barmer.de] |wayback=20211114125121 |archiv-bot=2023-12-10 16:50:34 InternetArchiveBot}} (PDF)</ref><ref>''Statistik des Rentenzugangs.'' Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.), Statistisches Bundesamt, 2012, gbe-bund.de</ref><ref>''Arbeitsunfähigkeit bei erwerbstätigen AOK-Mitgliedern.'' Statistisches Bundesamt, 2013. www.gbe-bund.de</ref> Es wird angenommen, dass sich die tatsächliche Krankheitshäufigkeit deutlich weniger gravierend verändert hat und das vermehrte Auftreten durch eine bessere Erkennung und weniger Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Störungen herrührt.<ref>D. Richter, K. Berger u.&nbsp;a.: ''Nehmen psychische Störungen zu? Eine systematische Literaturübersicht.'' In: ''Psychiatrische Praxis.'' 35, 2008, S. 321–330.</ref> Auch die mit der Zeit niedrigschwelliger gewordenen Diagnose-Kriterien für eine psychische Störung werden als Teilursache kritisch diskutiert.<ref name="b72 horwitz07">A. V. Horwitz, J. C. Wakefield: ''The Loss of Sadness. How Psychiatry Transformed Normal Sorrow Into Depressive Disorder.'' Oxford University Press, Oxford / New York 2007.</ref> Ergebnisse von [[Langzeit-Experiment|Langzeitstudien]] auf der anderen Seite sprechen jedoch eher für einen echten Anstieg, der mit verschiedenen gesellschaftlichen Einflussfaktoren in Zusammenhang gebracht wird.<ref>H. Spiessl, F. Jacobi: ''Nehmen psychische Störungen zu?'' In: ''Psychiatrische Praxis.'' 35, 2008, S. 318–320.</ref><ref>J. M. Twenge, B. Gentile u.&nbsp;a.: ''Birth cohort increases in psychopathology among young Americans, 1938–2007: A cross-temporal meta-analysis of the MMPI.'' In: ''Clin Psychol Rev.'' 30, 2010, S. 145–154.</ref><ref name="PMID22244375">B. H. Hidaka: ''Depression as a disease of modernity: explanations for increasing prevalence.'' In: ''Journal of affective disorders.'' Band 140, Nummer 3, November 2012, S.&nbsp;205–214, [[doi:10.1016/j.jad.2011.12.036]], PMID 22244375, {{PMC|3330161}} (Review).</ref>
 
Auch in Deutschland scheinen nach Krankenkassendaten jüngere Generationen gefährdeter zu sein, im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Störung zu leiden.<ref>''DAK-Gesundheitsreport 2011.'' Deutsche Angestellten-Krankenkasse, Hamburg 2011.</ref> Die durchschnittliche [[Arbeitsunfähigkeit]]sdauer der versicherten Erkrankten belief sich im Jahr 2014 laut Angaben der [[Techniker Krankenkasse]] auf 64 Tage (im Vergleich: bei allen Diagnosen durchschnittlich 13 Tage). Von den zehn Gruppen mit den höchsten Erkrankungsraten gehören sieben dem Berufsbereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung an. Mit Abstand führen Mitarbeiter in Callcentern die Liste an; gefolgt von Alten- und Krankenpflegern, Erziehern und Kinderbetreuern, Mitarbeitern der öffentlichen Verwaltung und Beschäftigten im Bewachungsgewerbe. Vergleichsweise wenig anfällig sind Hochschullehrer, Software-Entwickler und Ärzte. Frauen sind fast doppelt so oft betroffen wie Männer. Von 2000 bis 2013 hat sich die Zahl der verordneten Tagesdosen von Antidepressiva fast verdreifacht. In regionaler Hinsicht führen Hamburg (1,4 Arbeitsunfähigkeitstage pro versichertem Arbeitnehmer), Schleswig-Holstein und Berlin (je 1,3 Tage) die Liste an. In Hamburg sind 9,2 Prozent der gesamten Arbeitsunfähigkeitstage durch Depression bedingt. In Süd- und Ostdeutschland sind die Raten im Durchschnitt geringer.<ref>Daten nach Depressionsatlas der TK 2014; siehe Florian Staeck: [https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/878000/depressionsatlas-immer-fehltage-wegen-depressionen ''Immer mehr Fehltage wegen Depressionen.''] Ärzte Zeitung online, 28. Januar 2015.</ref> Bei Studierenden, die bisher als relativ gesunde Gruppe galten, sind inzwischen nach Angaben der [[Barmer GEK]] 17 Prozent (etwa 470.000 Menschen), vor allem ältere, von einer psychiatrischen Diagnose betroffen.<ref>[https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/89391/Depressionen-Vor-allem-aeltere-Studierende-sind-gefaehrdet ''Depressionen: Vor allem ältere Studierende sind gefährdet.''] Auf: ''aerzteblatt.de'' vom 22. Februar 2018.</ref>
 
== Anzeichen ==
 
=== Symptome ===
Im Jahre 2011 wurde von mehreren Fachgesellschaften wie der [[Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde|Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)]] eine [[Medizinische Leitlinie|Versorgungsleitlinie]] zum Thema Depression erarbeitet. Sie empfiehlt, zur Diagnose nach ICD-10 zwischen drei Haupt- und sieben Zusatzsymptomen zu unterscheiden.<ref name="DGPPN">DGPPN u.&nbsp;a.: ''Nationale VersorgungsLeitlinie – Unipolare Depression''. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-13103-5, S. 37 ({{Webarchiv |url=http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005l_Unipolare_Depression_2016-11.pdf |text=Langfassung |wayback=20170331030557}}).</ref>
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# gedrückte, [[Deprimiert|depressive Stimmung]]: Die Depression ist charakterisiert durch Stimmungseinengung oder bei einer schweren Depression (englisch ''major unipolar depression'') das „Gefühl der Gefühllosigkeit“ bzw. das Gefühl anhaltender innerer Leere.
# Interessensverlust und [[Anhedonie|Freudlosigkeit]]: Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer; Verlust der affektiven Resonanz, das heißt, die Stimmung des Patienten ist durch Zuspruch nicht aufzuhellen.
# [[Antriebsstörung|Antriebsmangel]] und erhöhte Ermüdbarkeit: Ein weiteres typisches Symptom ist die Antriebshemmung. Bei einer schweren [[Depressive Episode|depressiven Episode]] können Betroffene in ihrem Antrieb so stark gehemmt sein, dass sie auch einfachste Tätigkeiten wie Körperpflege, Einkaufen oder Abwaschen nicht mehr verrichten können.<ref name="ISBN 978-3-662-22357-4">[[Rainer Tölle]]: ''Psychiatrie.'' 2012, ISBN 978-3-662-22357-4, S. 238–239, [https://books.google.de/books?id=syL0BgAAQBAJ&pg=PA238#v=onepage&q&f=false Online].</ref>
 
Die Zusatzsymptome sind:<ref name="DGPPN" />
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* Gewichtsabnahme
* auch kann sich das sexuelle Interesse vermindern oder erlöschen ([[Libido]]verlust).
Depressive Erkrankungen gehen gelegentlich mit körperlichen Symptomen einher, sogenannten ''Vitalstörungen'', und [[Schmerz]]en in ganz unterschiedlichen Körperregionen, am typischsten mit einem quälenden Druckgefühl auf der Brust. Während einer depressiven Episode ist die [[Infektion]]sanfälligkeit erhöht. Beobachtet wird auch [[Soziale Isolation|sozialer Rückzug]], das [[Denken]] ist verlangsamt (Denkhemmung), sinnloses Gedankenkreisen ([[Grübeln|Grübelzwang]]), Störungen des [[Zeitempfinden]]s. Häufig bestehen Reizbarkeit und [[Angst|Ängstlichkeit]]. Hinzukommen kann eine [[Hyperakusis|Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen]].<ref>Birgit Borsutzky: [{{Webarchiv|url=http://www.swr.de/odysso/schmerzhaft-laut-wenn-geraeusche-zur-qual-werden/-/id=1046894/did=11185048/nid=1046894/18hwqtn/index.html |wayback=20140515143704 |text=''Schmerzhaft laut: Wenn Geräusche zur Qual werden''.] |archiv-bot=2023-12-10 16:50:34 InternetArchiveBot }} Bericht zur Sendung [[Odysso]] Auf: ''swr.de''.</ref>
 
Wie eine Übersichtsarbeit von 2019 hervorhebt, können zu den Beeinträchtigungen bei Depressionen zusätzlich zu affektiven Merkmalen auch kognitive Merkmale betroffen sein wie Kontrollvorgänge ([[Exekutive Funktionen|Exekutivfunktionen]]), Lernen, Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit. Der [[Fokus (Linguistik)|Fokus]] bei der Auseinandersetzung mit Depressionen liege jedoch in der Regel auf affektiven Merkmalen, obwohl insbesondere Aufmerksamkeitsstörungen sich sehr negativ auf das Funktionieren im Alltag auswirke. Im Gegensatz zu anderen Symptomen der Depression verbessere sich die Aufmerksamkeit bei den meisten Patienten durch aktuelle Behandlungsformen, insbesondere SSRIs, nicht. Medikamente, die hingegen auf [[Katecholamine]] abzielen (z.&nbsp;B. Dopamin, Noradrenalin), können einer verbesserten Aufmerksamkeitsspanne zugutekommen.<ref>{{Literatur |Autor=Arielle S. Keller, John E. Leikauf, Bailey Holt-Gosselin, Brooke R. Staveland, Leanne M. Williams |Titel=Paying attention to attention in depression |Sammelwerk=Translational Psychiatry |Band=9 |Nummer=1 |Datum=2019-12 |ISSN=2158-3188 |Seiten=279 |DOI=10.1038/s41398-019-0616-1 |PMC=6838308 |PMID=31699968}}</ref>
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{{Infobox ICD
| 01-CODE = F32.0
| 01-BEZEICHNUNG = Leichte [[depressive Episode]] (Der Patient fühlt sich krank und sucht ärztliche Hilfe, kann aber trotz Leistungseinbußen seinen beruflichen und privaten Pflichten noch gerecht werden, sofern es sich um Routine handelt.)
| 02-CODE = F32.1
| 02-BEZEICHNUNG = Mittelgradige depressive Episode (Berufliche oder häusliche Anforderungen können nicht mehr oder – bei Tagesschwankungen – nur noch zeitweilig bewältigt werden).
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Da die Depression eine sehr häufige Störung ist, sollte sie bereits vom [[Hausarzt]] erkannt werden, was aber nur in etwa der Hälfte aller Fälle gelingt. Manchmal wird die Diagnose erst von einem [[Psychiater]], von einem Arzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder von einem [[Psychologischer Psychotherapeut|psychologischen Psychotherapeuten]] gestellt. Wegen der besonderen Schwierigkeiten der Diagnostik und Behandlung von Depressionen im Kindesalter sollten Kinder und Jugendliche mit einem Verdacht auf eine Depression grundsätzlich von einem [[Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie#Facharztausbildung|Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie]] oder von einem [[Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut]]en untersucht werden.
 
Verbreitete Verfahren zur Einschätzung des Schweregrades einer [[Depressive Episode|depressiven Episode]] sind die [[Hamilton-Skala|Hamilton-Depressionsskala]] (HAMD), ein Fremdbeurteilungsverfahren, das [[Beck-Depressions-Inventar]] (BDI), ein Selbstbeurteilungsverfahren, und das [[Inventar depressiver Symptome]] (IDS), welches in einer Fremd- und einer Selbstbeurteilungsversion vorliegt.
 
Mitunter wird eine Depression von einer anderen Erkrankung überdeckt und nicht erkannt. <!--Eine Depression kann sich auch vorwiegend durch körperliche Symptome – oft [[Schmerz]]en – äußern und wird dann als „[[larvierte Depression]]“ bezeichnet (die Depression versteckt sich hinter den körperlichen Symptomen wie hinter einer [[Larve (Maske)|Larve]]).-->
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=== Fragebogen ===
Laut S3-Leitlinie für [[Bipolare Störung|unipolare]] Depression werden als Screeningpsychometrische Tests zur Diagnostik und Wirkungsprüfung folgende Fragebögen empfohlen:<ref name="S3-2009/67,732022">{{Literatur |Hrsg=DGPPN, BÄK, KBV, AWMF, AkdÄ, BPtK, BApK, DAGSHG, DEGAM, DGPM, DGPs, DGRW |Titel=S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression – Langfassung (Langfassung Version 5) |Datum=2009 |Seiten=67 und 732022 |Online=[http://www.leitlinien.de/nvl/depression online]}}</ref>
* Fragebogen zum Wohlbefinden ([[WHO-5]])
* [[PHQ-D|Gesundheitsfragebogen für Patienten]] (PHQ-D)
* [[Allgemeine Depressionsskala]] (ADS).
* Eine weitere Möglichkeit der schnellen Erfassung einer möglichen depressiven Störung ist der so genannte [[Zwei-Fragen-Test]].
Folgende Fragebögen werden in der Leitlinie zur Verlaufsdiagnostik empfohlen, also um zu ermitteln, inwiefern die Therapie anspricht und die Symptomatik sich verbessert:<ref name="S3-2009/67,73" />
 
Fragebögen zur Selbstbeurteilung:
* [[PHQ-D]] mit dem Depressionsmodul [[PHQ-9]];
* der [[Depression Screening Questionnaire]] (DIA-DSQ);
* das [[Beck-Depressions-Inventar]] (BDI oder BDI-II);
* die [[Hospital Anxiety and Depression Scale]] (HADS);
* [[Geriatrische Depressionsskala]] (GDS);
* [[Fragebogen zur Depressionsdiagnostik nach DSM-IV]] (FDD-DSM-IV).;
* [[Allgemeine Depressionsskala]] (ADSCES-D).
 
Fragebögen zur Fremdbeurteilung:
* [[Hamilton-Skala|Hamilton-Depression-Rating-Skala]] (HDRS);
* [[Bech-Rafaelsen-Melancholie-Skala]] (BRMS);
* [[Montgomery–Åsberg Depression Rating Scale]] (MADRS).;
* [[Inventar depressiver Symptome]] IDS-C, Quick Inventory of Depressive Symptomalogy – clinician rated (QIDS-C)
 
=== Differentialdiagnostik ===
Depressive Symptome treten auch im Rahmen anderer psychischer Störungenund körperlicher Erkrankungen auf, die von der Depression (ICD-10 F32.--) als eigenständige Erkrankung [[Diagnose#Differentialdiagnose|differentialdiagnostisch]] abzugrenzen sind:
* [[Dysthymie]]
* [[schizoaffektive Störung]]
* [[Bipolare Störung]]
* [[Borderline-Persönlichkeitsstörung]]
* [[Anpassungsstörung]]
* [[Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom]]
* [[chronisches Erschöpfungssyndrom]]
* [[Abhängigkeitssyndrom durch psychotrope Substanzen]]
* [[Perniziöse Anämie]], [[Vitamin -B12-Mangel|Vitamin-B12]]B<sub>12</sub>-Mangel]]
* Erkrankung der [[Schilddrüse]]
* sonstige [[Anämie]]<ref>{{Cite web|url=https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/depression/expert-answers/vitamin-b12-and-depression/faq-20058077|title=Vitamin B-12 and depression: Are they related?|website=Mayo Clinic}}</ref><ref>{{Cite web|url=https://www.innovations-report.de/sonderthemen/veranstaltungsnachrichten/bericht-79613/|title=Experten untersuchen Viren als Auslöser psychischer Erkrankungen – Innovations Report|website=www.innovations-report.de}}</ref>
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== Unterschiedliche Formen ==
Gegenwärtig ist das Diagnose-Schema nach [[International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems|ICD-10]] in der medizinischen Praxis verbindlich. Die Schwere der Depression wird dort durch die Begriffe '''leichte, mittelgradige''' und '''schwere depressive Episode''' unterschieden, bei letzterer noch mit dem Zusatz mit oder ohne psychotische Symptome (siehe auch: [[#Diagnose|Diagnose]]). Mit der Einführung der ICD-11 wird bereits ab der mittelgradigen Episode unterschieden, ob diese mit oder ohne psychotische Symptome auftritt.<ref>{{Internetquelle |autor=WHO ICD-11 |url=https://icd.who.int/browse/2024-01/mms/en#187348663 |titel=6A71.1 Recurrent depressive disorder, current episode moderate, without psychotic symptoms |abruf=2024-04-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=WHO ICD-11 |url=https://icd.who.int/browse/2024-01/mms/en#419823765 |titel=6A71.2 Recurrent depressive disorder, current episode moderate, with psychotic symptoms |abruf=2024-04-15}}</ref>
 
Nach dem ICD-10-Diagnose-Schema wird die chronische Depression nach Schwere und Dauer eingestuft in '''Dysthymie''' oder '''rezidivierende (wiederholte) Depression'''. Hier ist das [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders|DSM-5]] genauer, da zu bestehenden chronischen depressiven Verstimmungen noch phasenweise zusätzliche Depressionen hinzukommen können. Innerhalb der DSM-5 wird dies dann „double depression“ genannt. Dort wurde jedoch auch der Ausschluss von Trauerreaktionen als Diagnosekriterium aufgehoben.<ref>{{Literatur |Autor=Anna M. Ehret |Titel=DSM-IV und DSM-5: Was hat sich tatsächlich verändert? (Review) |Sammelwerk=Verhaltenstherapie |Band=23 |Nummer=4 |Datum=2013 |Seiten=258–266 |Kommentar=Für Major Depression siehe S. 262 |DOI=10.1159/000356537}}</ref>
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=== Biologische Einflüsse ===
 
==== Genetik ====
Depressive Störungen treten familiär gehäuft auf. Das Risiko, selbst an einer Depression zu erkranken, ist bei Verwandten ersten Grades etwa 50 % höher als normal.<ref name="S3-nvl-005/24">{{Literatur |Autor=DGPPN, BÄK, KBV, AWMF |Hrsg=AWMF |Titel=S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression - Langfassung |Band=AWMF-Register-Nr.: nvl-005 |Nummer=5 |Auflage=2. |Datum=2015 |Seiten=24 |Online=https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005l_S3_Unipolare_Depression_2017-05.pdf}}</ref> Bei eineiigen Zwillingen ([[Zwillingsforschung|gleiche genetische Ausstattung]]) lag das Risiko, ebenfalls zu erkranken, bei 50 %, bei zweieiigen Zwillingen nur bei 15-20 %.<ref name="S3-nvl-005/24" /> Leidet die Mutter unter Depressionen ist das Risiko für das Kind, im Laufe seines Lebens ebenfalls an einer Depression zu erkranken, erhöht, wobei unklar bleibt, welchen Anteil hier die [[Genetik|Gene]] oder die innerfamiliären Umweltfaktoren haben.<ref name="S3-nvl-005/24" /> Ferner besteht zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren eine [[Gen-Umwelt-Interaktion]]. So können genetische Faktoren z.&nbsp;B. bedingen, dass ein bestimmter Mensch durch eine große Risikobereitschaft sich häufig in schwierige Lebenssituationen manövriert. Umgekehrt kann es von genetischen Faktoren abhängen, ob ein Mensch eine psychosoziale Belastung bewältigt oder depressiv erkrankt.<ref name="PMID103601202">K. S. Kendler, L. M. Karkowski, C. A. Prescott: ''Causal relationship between stressful life events and the onset of major depression.'' In: ''The American journal of psychiatry.'' Band 156, Nummer 6, Juni 1999, S.&nbsp;837–841, [[doi:10.1176/ajp.156.6.837]], PMID 10360120.</ref> Auch wird vermutet, dass Genvarianten, die von Neandertalern abstammen, die Ausprägung einer Depression beeinflussen können. Der Anteil solcher Gene liegt bei den heute in Europa lebenden Menschen bei 2,5 bis 4 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/zett/2017-10/menschen-mit-ausgepraegtem-neandertaler-gen-sind-eher-depressiv |titel=Wohlbefinden: Menschen mit ausgeprägtem Neandertaler-Gen sind eher depressiv &#x7c; ze.tt |werk=[[Die Zeit]] |abruf=2023-09-13}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Colin Barras|DOI=10.1126/science.aad2149|Online=https://www.newscientist.com/article/2077269-our-neanderthal-genes-linked-to-risk-of-depression-and-addiction/ |Titel=Our Neanderthal genes linked to risk of depression and addiction |Sprache=en-US |Abruf=2023-09-13}}</ref> Man geht davon aus, dass affektive Störungen auch durch nachträgliche ([[Epigenetik|epigenetische]]) Veränderungen auf verschiedenen Genen (mit-)verursacht werden.<ref name="PMID23756378">E. M. Byrne, T. Carrillo-Roa, A. K. Henders, L. Bowdler, A. F. McRae, A. C. Heath, N. G. Martin, G. W. Montgomery, L. Krause, N. R. Wray: ''Monozygotic twins affected with major depressive disorder have greater variance in methylation than their unaffected co-twin.'' In: ''Translational psychiatry.'' Band 3, 2013, S.&nbsp;e269, [[doi:10.1038/tp.2013.45]]. PMID 23756378, {{PMC|3693404}}.</ref> Bestimmte Genabweichungen, die für die Entstehung von Depression ausschlaggebend sind, konnten jedoch bislang trotz umfangreicher Suche nicht gefunden werden.<ref name="PMID224728762">S. Ripke u.&nbsp;a.: ''A mega-analysis of genome-wide association studies for major depressive disorder.'' In: ''Molecular psychiatry.'' Band 18, Nummer 4, April 2013, S.&nbsp;497–511, [[doi:10.1038/mp.2012.21]]. PMID 22472876, {{PMC|3837431}} (Review).</ref>
 
==== Neurophysiologie ====
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Depressive Syndrome können durch die Einnahme oder das Absetzen von Medikamenten oder [[Psychotrope Substanz|psychotropen Substanzen]] verursacht werden. Die Unterscheidung zwischen einer substanzinduzierten Depression und einer von Medikamenteneinnahme unabhängigen Depression kann schwierig sein. Grundlage der Unterscheidung ist eine durch einen Psychiater erhobene ausführliche [[Anamnese|Krankengeschichte]].<ref>Frank Block, Christian Prüter (Hrsg.): ''Medikamentös induzierte neurologische und psychiatrische Störungen.'' Springer-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-540-28590-3.</ref>
 
''Medikamente'', die am häufigsten depressive Symptome verursachen können, sind [[Antikonvulsiva]], [[Benzodiazepine]] (vor allem nach Entzug), [[Zytostatikum|Zytostatika]], [[Glucocorticoide]], [[Interferon]]e, [[Antibiotika]], [[Statin]]e, [[Neuroleptika]], [[Retinoide]], [[Sexualhormon]]e und [[Betablocker]]. Als Medikamente mit potentiell depressionsauslösender Wirkung wurden z.&nbsp;B. Diazepam, Cimetidin, Amphotericin B und Barbiturate identifiziert.<ref>Monika Keller: ''Depression.'' In: Eberhard Aulbert, Friedemann Nauck, [[Lukas Radbruch]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Palliativmedizin.'' Schattauer, Stuttgart 1997/, 3., aktualisierte Auflage 2012, ISBN 978-3-7945-2666-6, S. 1077–1095; hier: S. 1083.</ref>
 
Ein depressives [[Syndrom]] wird häufig auch als typische [[Entzugssyndrom|Entzugserscheinung]] nach Drogenkonsum beobachtet.<ref name="PMID22037449">T. Renoir, T. Y. Pang, L. Lanfumey: ''Drug withdrawal-induced depression: serotonergic and plasticity changes in animal models.'' In: ''Neuroscience and biobehavioral reviews.'' Band 36, Nummer 1, Januar 2012, S.&nbsp;696–726, [[doi:10.1016/j.neubiorev.2011.10.003]]. PMID 22037449 (Review).</ref> Auch beim Absetzen des Dopingmittels [[Anabole Steroide|Anabolikum]] im [[Kraftsport]] kann es zu einem depressiven Syndrom kommen. Da es sich dabei um illegalen Substanzgebrauch handelt, ist die Bereitschaft von Sportlern oft gering, sich beim Absetzen einem Arzt anzuvertrauen.<ref name="PMID23033230">E. J. Ip, D. H. Lu, M. J. Barnett, M. J. Tenerowicz, J. C. Vo, P. J. Perry: ''Psychological and physical impact of anabolic-androgenic steroid dependence.'' In: ''Pharmacotherapy.'' Band 32, Nummer 10, Oktober 2012, S.&nbsp;910–919, [[doi:10.1002/j.1875-9114.2012.01123]], PMID 23033230.</ref>
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=== Psychologische Einflüsse ===
 
==== Erlernte Hilflosigkeit ====
{{Hauptartikel|Erlernte Hilflosigkeit}}
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=== Evolutionsbiologische Ursachentheorien ===
{{Neutralität|1=Evoutionspsychologische Ursachentheorien - ausgewogen und verständlich}}
 
Das Risiko einer Depression ist weltweit so beträchtlich, dass für manche Vertreter der [[Evolutionäre Psychologie|evolutionären Psychologie]] eine nützliche [[evolutionäre Anpassung]] wahrscheinlicher erscheint als ein isoliertes Krankheitsgeschehen. Es wird diskutiert, ob Depressionen eine biologisch nützliche Anpassung im Laufe der Evolution sein könnten. Viele vorteilhafte Funktionen wie das Kommunizieren von Hilfebedarf, das Signalisieren von Unterordnung in einem Hierarchiekonflikt, das Loslassen unerreichbarer Ziele oder die Regulierung von Engagement werden angeführt. Als Beispiele werden Situationen genannt, in denen depressive Gestimmtheit ein Überlebensvorteil sein könne, etwa durch Vermeidungsreaktion in einer gefährlichen oder aussichtslosen Situation.<ref>R. M. Nesse: ''Is depression an adaptation?'' In: ''Archives Of General Psychiatry.'' Band 57, 2000, S. 14–20, [[doi:10.1001/archpsyc.57.1.14]].</ref><ref>{{Literatur |Autor=J. S. Price, R. Gardner u.&nbsp;a. |Titel=Territory, rank and mental health: the history of an idea |Sammelwerk=Evol Psychol |Band=5 |Datum=2007 |Seiten=531–554 |Online=[https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/147470490700500305 sagepub.com] |Format=PDF |KBytes=}}</ref><ref>P. J. Watson, P. W. Andrews: ''Toward a revised evolutionary adaptationist analysis of depression: the social navigation hypothesis.'' In: ''Journal of affective disorders'', Band 72, 2002, S. 1–14.</ref> Der zu beobachtende Anstieg von diagnostizierten Depressionen wurde auch mit neuzeitlichen Lebensbedingungen, speziell gesellschaftlichen Faktoren und Konkurrenz in Verbindung gebracht. Der evolutionäre Vorteil einer depressiven Reaktion könne auch in der Vermeidung von schädlicher Überforderung und Stressbelastung liegen.<ref>D. Bhugra, A. Mastrogianni: ''Globalisation and mental disorders. Overview with relation to depression.'' In: ''British Journal of Psychiatry.'' Band 184, 2004, S. 10–20.</ref><ref>Elisabeth Summer: ''Macht die Gesellschaft depressiv? Alain Ehrenbergs Theorie des „erschöpften Selbst“ im Licht sozialwissenschaftlicher und therapeutischer Befunde.'' Transcript, Bielefeld 2008.</ref><ref name="PMID22244375" />
 
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In der [[Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie|tiefenpsychologischen]] Behandlung sollen durch die Aufdeckung und Bearbeitung unbewusster psychischer Konflikte und verdrängter Erfahrungen die zugrundeliegenden Ursachen für die Erkrankung bewusst gemacht werden. Die im Laufe der Therapie für den Patienten wahrnehmbar werdenden, zugrundeliegenden Motive, Gefühle und Bedürfnisse sollen dadurch in das aktuelle Leben integrierbar werden.
 
Hinsichtlich der Unterschiede in der Wirksamkeit verschiedener Psychotherapien lassen sich keine pauschalen Empfehlungen geben, sodass hier die Präferenzen, Hauptbeschwerden und auslösende oder aktuell belastende Faktoren des Patienten bei der Auswahl des therapeutischen Verfahrens berücksichtigt werden sollten.<ref name="PMID23312024">M. L. van Hees, T. Rotter, T. Ellermann, S. M. Evers: ''The effectiveness of individual interpersonal psychotherapy as a treatment for major depressive disorder in adult outpatients: a systematic review.'' In: ''BMC psychiatry.'' Band 13, 2013, S.&nbsp;22, [[doi:10.1186/1471-244X-13-22]]. PMID 23312024, {{PMC|3558333}} (Review).</ref> Auch die aktuelle nationale Behandlungsleitlinie beinhaltet keine Empfehlung zu spezifischen Psychotherapieverfahren, sondern verweist auf Evidenztabellen mit unterschiedlichen Forschungsergebnissen.<ref name="S3-03/2017" /> Allerdings heißt es dort: „In spezifischen Reviews wurden psychotherapeutische Behandlungsverfahren, die speziell auf die Therapie der Depression abgestimmt sind (z.&nbsp;B. kognitive Verhaltenstherapie oder Interpersonelle Psychotherapie bzw. psychodynamische Psychotherapie), als gleich wirksam wie Antidepressiva beschrieben.“<ref>{{Literatur |Hrsg=DGPPN, BÄK, KBV, AWMF für die Leitliniengruppe Unipolare Depression |Titel=S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie. Unipolare Depression. Langfassung |Auflage=Version 5, 2. |Datum=2015 |Online=https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005l_S3_Unipolare_Depression_2017-05.pdf#page=94 |Format=PDF |KBytes=2700 |Abruf=2021-12-01 |DOI=10.6101/AZQ/000364}}</ref> Für die Akuttherapie gilt laut nachfolgendem Abschnitt ''Effektivität psychotherapeutischer Verfahren in der Akuttherapie'': „Die meisten Belege für eine psychotherapeutische Monotherapie liegen für leichte und mittelgradige depressive Störungen vor. Bei mittelschweren bis schweren [[Depressive Episode|depressiven Episoden]] ist eine Differenzialindikation erforderlich.“
 
=== Medikamente ===
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== Prognose ==
 
=== Depressive Grunderkrankung ===
Depressive Episoden klingen oft im Laufe der Zeit ab, unabhängig davon, ob sie behandelt werden oder nicht.<ref>{{Literatur |Autor=Michael A. Posternak, Ivan Miller |Titel=Untreated short-term course of major depression: a meta-analysis of outcomes from studies using wait-list control groups |Sammelwerk=Journal of Affective Disorders |Band=66 |Nummer=2-3 |Datum=2001-10 |ISSN=0165-0327 |Seiten=139–146 |DOI=10.1016/s0165-0327(00)00304-9}}</ref> Ambulante Patienten auf einer Warteliste zeigen innerhalb weniger Monate eine 10–15%ige Reduktion der Symptome, wobei etwa 20 % nicht mehr die Kriterien für eine depressive Störung erfüllen. Die [[median]]e Dauer einer Episode wurde auf 23 Wochen geschätzt, wobei in den ersten drei Monaten die Erholungsrate am höchsten war.<ref>{{Literatur |Autor=Michael A. Posternak, David A. Solomon, Andrew C. Leon, Timothy I. Mueller, M Tracie Shea |Titel=The Naturalistic Course of Unipolar Major Depression in the Absence of Somatic Therapy |Sammelwerk=The Journal of Nervous and Mental Disease |Band=194 |Nummer=5 |Datum=2006-05 |ISSN=0022-3018 |Seiten=324–329 |DOI=10.1097/01.nmd.0000217820.33841.53}}</ref> Zu einer Chronifizierung der Depression kommt es bei 15 bis 25 % der Patienten.<ref name="DiagnostikStufentherapie" />
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== Gesellschaftliche Dimension ==
 
=== Volkswirtschaftliche Relevanz ===
Im Jahr 2015 sind im Gesundheitswesen 8,7 Milliarden Euro Kosten entstanden (5,8 Milliarden für Frauen und 2,9 Milliarden für Männer).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Jahrbuch/jb-gesundheit.pdf?__blob=publicationFile |titel=Statistisches Jahrbuch 2019 |hrsg=Statistisches Bundesamt (Destatis) |seiten=154 |datum=2019-10 |format=PDF |abruf=2020-06-22}}</ref> Schätzungen aus dem Jahr 2008 ergeben Kosten in Deutschland von insgesamt zwischen 15,5 Milliarden Euro und 22,0 Milliarden Euro. Diese Kosten setzen sich aus den direkten Kosten im Gesundheitssystem und den indirekten Kosten wie „Verlust an Produktivitätspotential infolge von [[Morbidität]] und [[Mortalität]]“ zusammen.<ref>Florian Holsboer, Allianz Deutschland (Hrsg.): [https://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/sonstige/Allianz-Report-Depression.pdf rwi-essen.de] (PDF; 884&nbsp;kB) S. 24–29</ref> Im Jahr 2018 waren nur 12,1 % der Betroffenen, die sich in ambulanter Behandlung befanden, krankheitsbedingt arbeitsunfähig. Frauen und Männer sind im Mittel gleichhäufig betroffen. Menschen mit einer [[Depressive Episode|depressiven Episode]] fallen eher langfristig aus (mehr als sieben Kalenderwochen), wodurch die durchschnittliche Falldauer bei 12,9 Tagen pro Fall liegt und somit teilweise die Diagnosen bösartige Neubildungen ([[Krebs (Medizin)|Krebs]]) und [[Herz-Kreislauf-Erkrankung]]en übertrifft.<ref>{{Internetquelle |autor=F. Knieps |url=https://www.bkk-dachverband.de/fileadmin/publikationen/gesundheitsreport_2019/BKK_Gesundheitseport_2019_eBook.pdf |titel=BKK Gesundheitsreport 2019 |hrsg=H. Pfaff (Hrsg.) |seiten=S. 147 |datum=2019-11 |format=PDF |abruf=2020-06-22 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20200610184348/https://www.bkk-dachverband.de/fileadmin/publikationen/gesundheitsreport_2019/BKK_Gesundheitseport_2019_eBook.pdf |archiv-datum=2020-06-10 |offline=ja |archiv-bot=2023-12-10 16:50:34 InternetArchiveBot }}</ref>
 
=== Stigmatisierung ===
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* Anke Rohde: ''Postnatale Depressionen und andere psychische Probleme: Ein Ratgeber für betroffene Frauen und Angehörige.'' Kohlhammer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-17-022116-1.
* Larissa Wolkenstein, [[Martin Hautzinger]]: ''Ratgeber Chronische Depression. Informationen für Betroffene und Angehörige.'' Hogrefe, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8444-2516-1.
 
'''S3-Leitlinien'''
* ''Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression''. Programm für [[Nationale Versorgungsleitlinie]]n (NVL), Stand 16. November 20152022, [https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-005.html awmf.org].
* ''Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen''. [[Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie]] (DGKJP), Stand 1. Juli 2013, gültig bis 30. Juni 2018 [https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/028-043.html awmf.org]
<!-- * ''Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen''. [[Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde]] (DGPPN), Stand 25. Oktober 2012, gültig bis 25. Oktober 2017, [http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-020.htmlawmf.org awmf.org] -->