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„Tahiti“ – Versionsunterschied – Wikipedia
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Tahiti wird aus zwei in nordwestlicher Richtung orientierten [[Schildvulkan]]en gebildet, die einst aus dem Society-Hotspot unter der [[Pazifische Platte|Pazifischen Platte]] entstanden sind. Die beiden bereits erloschenen Vulkane haben die Inselteile Tahiti Nui und Tahiti Iti ausgebildet, die parallel zum allgemeinen Trend der [[Hotspot (Geologie)|Hotspot]]-Strecke der Gesellschaftsinseln ausgerichtet sind. Sie zeigen aus der Luft die Form einer Acht und bestehen aus [[Magmatisches Gestein|magmatischen Gesteinen]], im Wesentlichen aus [[Basalt]]en und dem Basalt eng verwandten [[Vulkanit|Eruptivgesteinen]].<ref>Robert A. Duncan, Martin R. Fisk (et al.): ''Tahiti: Geochemical evolution of a French Polynesian Volcano.'' In: Journal of Geophysical Research, Volume 99, Dezember 1994, S. 341–357.</ref> Mit der Pazifischen Platte bewegt sich die Insel mit ca. 12,5&nbsp;cm pro Jahr in Richtung Nordwest.<ref>National Geographic Map: ''The earth’s fractured surface.'' Washington, D.C., Beilage zum Aprilheft 1995.</ref>
 
Tahiti gehört geologisch zur Kette der Gesellschaftsinseln (Society Island chain), einer Reihe teils submariner Vulkane, die sich von Nordwest nach Südost im Südpazifik erstreckt und zu der auch die Atolle [[Bora Bora]], [[Raiatea]], [[Huahine]], [[Moorea]] und [[Tetiaroa]] zählen. Die Inseln Tahiti und [[Mehetia]] sind, zusammen mit dem untermeerischen Vulkan [[Teahitia]], die jüngsten dieses Archipels.<ref>Q.C. Cheng, J.D. Macdougall, G.W. Lugmair: ''Geochemical studies of Tahiti, Teahitia and Mehetia, Society Island chain.'' In: Journal of Volcanology and Geothermal Research, Volume 55 (1–2), Februar 1993, S. 155–184</ref> Für die beiden Inselteile Tahitis wurde ein Alter von 0,5 bis 2 Millionen Jahre ermittelt, wobei Tahiti Iti deutlich jünger ist als Tahiti Nui.<ref>Valérie Clouard & Alain Bonneville: ''Ages of seamounts, islands and plateaus on the Pacific plate.'' In: Foulger, G. R., Natland, J. H., Presnall, D. C., and Anderson, D.L., (Hrsg.): ''Plates, plumes, and paradigms.'' Geological Society of America Special Paper No. 388 ([http://www.mantleplumes.org/WebDocuments/PacificSeamountAges.pdf PDF])</ref> Die Riffbildung des erdgeschichtlich recht jungen [[Atoll]]s ist noch nicht fortgeschritten, das [[Saumriff]] um die Insel noch nicht vollständig geschlossen.
 
=== Klima ===
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Zur Zeit der Kulturblüte, das heißt vor der europäischen Entdeckung, hatte Tahiti vermutlich 35.000 Einwohner.<ref>Douglas L. Oliver: ''Ancient Tahitian Society.'' University of Hawaii Press, Honolulu 1974.</ref> Zur Ernährung der Bevölkerung war ein ausgeklügeltes System der Landnutzung angelegt worden, dessen kunstvoll be- und entwässerte Anbauterrassen für [[Taro]] stellenweise heute noch archäologisch nachweisbar sind. Weitere bedeutende Kulturpflanzen waren die [[Brotfruchtbaum|Brotfrucht]], die [[Kokospalme]] und die [[Tahitikastanie]] (''Inocarpus fagifer'' aus der Familie der [[Hülsenfrüchtler|Fabaceae]]).
 
Im Gegensatz zu seiner heutigen Bedeutung war Tahiti vor der europäischen [[Okkupation]] nicht das politische und religiöse Zentrum der Gesellschaftsinseln. Diese Rolle fiel [[Raiatea]] zu, der mythischen Geburtsstätte des Kriegsgottes [[Oro (Gott)|Oro]], wo auch der [[Marae]] [[Taputapuatea]], die heiligste aller Kultplattformen Polynesiens, stand.
 
Die Machtverhältnisse der Gesellschaftsinseln waren bis zum Eingreifen der Europäer weitgehend ausgeglichen, auf Tahiti gelang es zunächst keinem Stamm, die Oberherrschaft zu erringen.
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Am 17. August 1773 kehrte James Cook nach Tahiti zurück. In seiner Begleitung befanden sich die beiden naturwissenschaftlich gebildeten Deutschen [[Johann Reinhold Forster]] und [[Georg Forster]]. Die Berichte der frühen Entdecker bestimmten lange Zeit (und teilweise heute noch) das Bild der Europäer von der [[Südsee]].
 
Bougainvilles romantisch angehauchter Reisebericht ''Voyage autour du monde'' sowie Georg Forsters 1777 erschienene Reisebeschreibung ''A Voyage Round Thethe World''<ref>Georg Forster: ''Reise um die Welt'', 2007 als illustrierter Nachdruck erschienen im Eichborn Verlag, ISBN 978-3-8218-6203-3.</ref> schienen [[Jean-Jacques Rousseau]]s Menschenbild vom [[Edler Wilder|„Edlen Wilden“]] zu bestätigen, den die Europäer auf Tahiti gefunden zu haben glaubten.
 
[[Philibert Commerson]], der Botaniker der Bougainville-Expedition, war begeistert von der angeblich friedlich in [[Paradies|paradiesischerparadies]]ischer Natur zusammenlebenden Gesellschaft auf Tahiti, das er in einem Brief an den mit ihm befreundeten Astronomen [[Jérôme Lalande]] als das wirkliche „[[Utopie|Utopia]]“ bezeichnete. Commersons Korrespondenz wurde im November 1769 in der Zeitschrift [[Mercure de France]] veröffentlicht.<ref>John Dunmore: ''Chasing a Dream – The Exploration of the Imaginary Pacific''. Upstart Press, Auckland 2016, ISBN 978-1-927262-79-5, S. 110</ref>
 
Als Reaktion auf diese enthusiastischen Reiseberichte erschienen mehrere [[Roman]]e, die in der Zeit der [[Romantik]] das gern gesehene, aber völlig falsche Bild des „Paradieses Südsee“ schnell verbreiteten. Der französische Schriftsteller Nicolas Bricaire de la Dixmerie (1730?–1791) betonte – wie andere auch – besonders die [[Erotik|erotischen]] Seiten dieser elysischen Gesellschaft der „Wilden“. Er schrieb, diese Insel, auf der die Natur alle [[Ressource]]n zur mühelosen Verfügbarkeit des Menschen bereithalte, sei „ausschließlich der Verehrung der Liebe gewidmet“.<ref>Nicolas Bricaire de La Dixmerie: ''Le sauvage de Taïti aux Français: avec un Envoi au philosophe ami des sauvages.'' Lejay, Paris 1770</ref> Die Schriftstellerin Joséphine de Monbart bezeichnete in ihrem [[Sentimentalität|sentimentalen]] Briefroman ''Lettres Tahitiennes'' von 1781 Tahiti als „[[Archetyp (Philosophie)|Archetyp]] des Paradieses“ (archétype paradisiaque) und empfahl die Lebensweise der „Wilden“ als einen „neuen Weg zur Entdeckung des Glücks“.<ref>Joséphine De Monbart: ''Lettres Tahitiennes''. Christian Friedrich Himburg, Berlin 1781</ref><ref>Isabelle Tremblay: ''Les Lettres tahitiennes (1784) de Mme de Monbart ou l’éthique sentimentale''. In: ''Dans Fiction et morale au siècle des Lumières'' (2023), Seite 155–171</ref>
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Der dritte Besuch Cooks auf Tahiti dauerte von Mitte August bis September 1777. Auf Einladung eines Häuptlings nahm er an einer religiösen Zeremonie an einem Marae teil, die in einem Menschenopfer endete.
 
[[Datei:Hodges, Resolution and Adventure in Matavai Bay.jpg|mini|Cooks Schiffe ''[[Resolution (Schiff, 1771)|Resolution]]'' und ''[[HMS Adventure (Schiff, 1771)|Adventure]]'' in der Bucht von Matavai. (Gemälde von [[William Hodges]], 1776)]]
 
Die europäischen Schiffe steuerten in der Regel die Matavai-Bucht an. Die Bucht&nbsp;– Wallis nannte sie vorausschauend „Royal Bay“&nbsp;– gehörte zum Stammesfürstentum ''Pare'', dessen Ariki war [[Pomaré I.]] Er wurde daher von den Europäern als „König“ der gesamten Insel betrachtet, obwohl er nur einer von acht unabhängigen Stammesfürsten war. Da es für die europäischen Besucher zudem nützlich war, nur einen Ansprechpartner zu haben, unterstützten sie die [[Königreich Tahiti#Könige|Pomaré]]-Dynastie in ihren Stammesrivalitäten auch militärisch, sodass Pomaré&nbsp;I. um 1780 die gesamte Insel seiner Herrschaft unterwerfen konnte. Pomarés Eroberungskriege und die von den Europäern eingeschleppten Krankheiten führten zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang. Missionare schätzten 1804 die Bevölkerungszahl Tahitis nur noch auf 6.000 Menschen.<ref name="Mühlmann" />{{rp|198}}
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=== Neuzeit ===
Kurz nach Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]], am 22. September 1914, erschienen die deutschen Panzerkreuzer ''[[SMSScharnhorst (Schiff, 1907)|Scharnhorst]]'' und ''[[SMS Gneisenau (1906Schiff, 1908)|SMS Gneisenau]]'' vor Papeete, um Kohle aufzunehmen. Als ihnen das verweigert wurde und der französische Kommandant mit einer Küstenbatterie das Feuer eröffnen ließ, beschoss die Schiffsartillerie Papeete, zerstörte dabei einige Häuser und versenkte das im Hafen liegende [[Patrouillenboot]] ''Zelée'' sowie das deutsche Frachtschiff ''SS Walküre'', eine französische [[Prisenrecht|Prise]].<ref>[[Katherine Routledge]]: ''The Mystery of Easter Island.'' Sifton, Praed and Co., London 1919.</ref> Während des Krieges lief auch der legendäre „Seeteufel“ [[Felix Graf von Luckner]] mit seinem [[Hilfskreuzer]] ''[[SMS Seeadler (Schiff, 18781888)|Seeadler]]'' mehrere Male Tahiti an. Eine Kanone des Schiffes steht heute in einem kleinen Park vor dem Postgebäude von Papeete.
 
Im Verlauf des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurden die französischen Kolonien im Pazifik mit der Frage konfrontiert, ob sie sich dem kollaborierenden [[Vichy-Regime]] unterstellen oder die Bewegung für ein Freies Frankreich ([[Forces françaises libres]] – FFL) unter General [[Charles de Gaulle]] unterstützen sollten. Die französische und britische Residentur des [[Kondominium Neue Hebriden|Kondominiums der Neuen Hebriden]] votierte für die FFL, aber die Gouverneure der übrigen französischen Kolonien versuchten, eine Entscheidung hinauszuzögern. Im August 1940 gab es ein [[Plebiszit]] unter den Einwohnern von Papeete, die mit überwältigender Mehrheit für die FFL stimmten. Sie lösten das Problem im September 1940 schließlich mit einem unblutigen Putsch gegen den französischen Gouverneur und installierten eine französische Administration zugunsten der FFL.<ref>''The Cambridge History of the Pacific Islanders''. Cambridge University Press, Cambridge/New York/Melbourne 1997, S. 292.</ref>
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Größte Stadt ist Papeete im Nordwesten von Tahiti Nui, zugleich der Verwaltungssitz von Französisch-Polynesien, mit 25.769 Einwohnern. Außerdem gibt es auf Tahiti zwei weitere Kommunen mit über 20.000 Einwohnern: Faa’a und Punaauia.<ref name="ispf" />
 
Die Insel beherbergt etwa 70 % der Gesamtbevölkerung Französisch-Polynesiens. Das hängt wesentlich mit ihrer zentralen Funktion in Politik und Wirtschaft zusammen. Der Lebensstandard ist der höchste in der Region. Die Bevölkerung setzt sich aus 83 % Polynesiern, 11 % Europäern, 4 % Asiaten und 2 % MischlingenMenschen gemischter ethnischer Zugehörigkeit zusammen.
 
== Tahitianische Sprache ==
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Tahiti Nui ist von einer Fernverkehrsstraße umgeben, im Großraum Papeete und um den Flughafen sogar mit mehreren [[Fahrstreifen]]. Tahiti Iti ist bis Teahupoo im Süden und Tautira im Norden über befestigte Straßen erreichbar.
 
== Bildung ==
Tahiti ist auch das bedeutendste Bildungszentrum von Französisch-Polynesien. In dem Internat des staatlichen [[Lycée Paul Gauguin]] wohnen auch Schüler der kleineren Inseln, um ihr Abitur zu machen. Hinzu kommen zahlreiche private [[Lycée]]s. Die [[Universität Französisch-Polynesien]] befindet sich in [[Punaauia]] nahe Papeete.
 
== Sport ==
Im Jahr 2024 ist die Insel einer der Austragungsorte für die [[Olympische Sommerspiele 2024]]. Die [[Olympische Sommerspiele 2024/Surfen|Wettkämpfe im Surfen]] finden vor [[Teahupoʻo]] statt.
 
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references responsive />
 
{{Navigationsleiste Inseln der Gesellschaftsinseln}}