„Homosexualität“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Wedding-chantelois-gomez.jpg|mini|Eine der ersten gleichgeschlechtlichen Eheschließungen in Kanada: Mathieu Chantelois und Marcelo Gomez in [[Toronto]] 2003]]
[[Datei:Lesbian married couple.jpg|mini|hochkant|alt=Zu sehen sind zwei Frauen die auf einer Straße in einer Menschenmenge Händchen halten. Beide tragen Röcke und ärmellose weiße Oberteile. Eine der Frauen links im Bild hat kurzes Haar, die andere langes. Die Kurzhaarige hält ein Schild hoch uf dem schlecht erkennbar die Worte „Married...“ zu lesen sind.|Verheiratetes Paar auf der ''[[San Francisco Pride]]'' (2004)]]
[[Datei:Lesbian family.jpg|mini|[[Lesbisch]]es Elternpaar mit seinen Kindern (2004)]]'''Homosexualität''' („Gleichgeschlechtlichkeit“; von {{grcS|ὁμός|homós}} „gleich“ und „[[Sexualität]]“) bezeichnet je nach Verwendung sowohl gleichgeschlechtliches [[sex]]uelles Verhalten, [[Erotik|erotisches]] und romantisches [[Begierde|Begehren]] gegenüber Personen des eigenen [[
▲'''Homosexualität''' („Gleichgeschlechtlichkeit“; von {{grcS|ὁμός|homós}} „gleich“ und „[[Sexualität]]“) bezeichnet je nach Verwendung sowohl gleichgeschlechtliches [[sex]]uelles Verhalten, [[Erotik|erotisches]] und romantisches [[Begierde|Begehren]] gegenüber Personen des eigenen [[Geschlechtsmerkmal|Geschlechts]] als auch darauf aufbauende [[Sexuelle Identität|sexuelle Identitäten]].
== Übersicht ==
Homosexuelles Verhalten, homosexuelles Begehren und die [[sexuelle Identität]] fallen nicht zwingend zusammen und werden deshalb in der Forschung unterschieden. In der Umgangssprache werden diese Aspekte jedoch häufig vermischt oder miteinander gleichgesetzt. Sexuelle Handlungen zwischen Männern und zwischen Frauen wurden in verschiedenen Epochen und Kulturen ganz unterschiedlich behandelt: teils befürwortet und toleriert, teils untersagt und verfolgt. Eine besondere Rolle spielen dabei die drei [[Abrahamitische Religionen|Abrahamitischen Weltreligionen]], deren Schriftgelehrte den sexuellen Verkehr zwischen Männern auf der Basis von [[Bibel]], [[Tora]] und [[Koran]] in der Regel als [[Sünde]] betrachteten, auch wenn liberale Strömungen mit dieser [[Biblische Exegese#Kontextuelle Exegese|exegetischen]] Tradition heute zunehmend brechen.
Gleichgeschlechtliche Liebe und Lust sind in allen Gesellschaften und historischen Epochen durch entsprechende Quellen nachweisbar. Dagegen gilt die Entstehung der sexuellen Identität – im Sinne einer klaren Festlegung des Individuums auf eine bestimmte [[sexuelle Orientierung]] – heute als das Resultat von Entwicklungen der modernen Gesellschaft. Diese setzten ungefähr im [[18. Jahrhundert
Die erste fundierte Verteidigung der Homosexualität schrieb mit ''Eros. Die Männerliebe der Griechen'' (1. Band 1836, 2. Band 1838) der Schweizer Modist und Tuchhändler [[Heinrich Hössli]]. Er begründete diese mit seiner Überzeugung, dass diese Veranlagung angeboren sei. Der Begriff Homosexualität wurde 1869 durch den österreichisch-ungarischen Schriftsteller [[Karl Maria Kertbeny|Karl Maria Benkert]] (Pseudonym: ''Karl Maria Kertbeny'') erfunden. Zuvor hatte [[Karl Heinrich Ulrichs]] (1825–1895) die Begriffe ''Uranismus'' (bzw. ''Urning'' für männliche Homosexuelle, ''Urninde'' für weibliche Homosexuelle) verwendet und bekannt gemacht. Ulrichs forderte 1867 erstmals öffentlich – auf dem [[Deutscher Juristentag|deutschen Juristentag]] in München vor 500 Mitgliedern – die Straflosigkeit homosexueller Handlungen. Es gab tumultartige Szenen, in denen seine Rede unterging.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts prägten Autoren aus dem Umfeld der modernen [[Sexualwissenschaft]]
{{Belege fehlen|Diese Zusammenhänge sind im Artikel über die [[Bisexualität]] nicht angesprochen; daher hier belegpflichtig}}
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Seit 1900 wurde als Alternative die deutsche Übersetzung [[Gleichgeschlechtlich]]keit ins Spiel gebracht, und zwar vor allem als [[Adjektiv]].<ref name="skinner" /> In juristischen und amtlichen Texten fand er häufig Verwendung. Auch in der Wissenschaft wird er vielfach angewandt. Da der Begriff „Homosexualität“ nämlich nicht nur eine sexuelle Praxis beschreibt, sondern auch eine spezifische Identität, die in Europa und Nordamerika ab dem 19. Jahrhundert als Konzept entstanden ist, wird für Epochen vor dem 19. Jahrhundert bzw. außerhalb Europas und Nordamerikas in der Wissenschaft meist von „gleichgeschlechtlich/same-sex“ gesprochen (z. B. bei [[Helmut Puff]]).
Darüber hinaus findet auch '''Homotropie''' als Bezeichnung für das sexuelle, erotische und partnerschaftliche Hingezogensein zum eigenen Geschlecht (sehr selten) Verwendung<ref>Duden: Stichwort [https://www.duden.de/rechtschreibung/Homotropie Homotropie].</ref> (siehe auch [[Antonius M. J. M. Herman van de Spijker]]).
=== Englischsprachige Begriffe ===
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Während es bei ''Homosexualität'' um das [[Menschliche Geschlechtsunterschiede|Geschlecht]] des erotisch bevorzugten Partners geht, geht es bei Transpersonen um das Empfinden der eigenen [[Geschlechtsidentität]] (auch Transidentität, veraltend Transsexualität), die unabhängig von der [[Sexuelle Orientierung|sexuellen Orientierung]] ist. Beide sind aber Teile der mehrschichtigen [[Sexuelle Identität|sexuellen Identität]].
Beziehungen zu Personen gleichen Identitätsgeschlechts werden dabei als homosexuell empfunden, solche zu Personen eines anderen Identitätsgeschlechts als heterosexuell, wobei die Quote der homo- oder bisexuell empfindenden Transpersonen weit höher liegt als die von [[Cisgender]]-Personen; je nach Schätzung sind dies mindestens ein Drittel. In älterer Fachliteratur findet sich noch der Gebrauch von Homo- bzw. Heterosexualität relativ zum ursprünglich zugewiesenen Geschlecht, also würde beispielsweise eine mit einem Mann verheiratete [[trans Frau]] als homosexuell beschrieben, konträr zu ihrem Empfinden, ein schwuler [[trans Mann]] als heterosexuell. In der neueren Literatur nimmt diese Verwendung kontinuierlich ab, in hauptsächlich sozialwissenschaftlich geprägten Texten ist
Aufgrund der ursprünglichen, als abwertend empfundenen Verwendung und aufgrund der Schwierigkeiten, ''gleich'' und ''verschieden'' genau zu definieren, bevorzugen viele trans Personen anstelle von homo- und heterosexuell als Selbstbezeichnungen ''schwul, lesbisch, queer'' und andere. Selten werden die (für den Begehrenden geschlechtsneutralen) Begriffe „[[Gynäkophilie]]“ oder „[[Androphilie]]“ verwendet.
Dass Homosexualität oft mit Transgeschlechtlichkeit und manchmal auch [[Intersexualität|Intergeschlechtlichkeit]] in Verbindung gebracht wird, hat mehrere Gründe:
* Früher bestand keine genaue Abgrenzung zwischen Homosexualität – [[Transvestitismus]] – [[Travestie]] – [[Transsexualität]]. Hirschfeld verwendete selten, aber in für das breite Publikum verfasste Broschüren und Bücher, die Bezeichnung ''[[Drittes
* In verschiedenen individuellen Biographien von transgeschlechtlichen oder intergeschlechtlichen Personen finden sich immer wieder verschieden lange Zeitabschnitte, in denen vermutet wird, homosexuell oder Transvestit zu sein, bis dies wieder verworfen wird und sich die wahre Ursache herauskristallisiert. So beispielsweise bei dem als [[Pseudohermaphroditismus|Pseudohermaphrodit]] geborenen Skirennläufer [[Erik Schinegger]], der glaubte, lesbisch zu sein; [[Chaz Bono]], der 1990 ein [[Coming-out]] als ''lesbisch'' und 2008 als ''transgeschlechtlich'' hatte; und [[Christian Schenk (Politiker)|Christian Schenk]].
* Teile der lesbisch-schwulen Subkultur waren oft der einzige Ort, an dem Transmenschen in ihrem empfundenen Geschlecht sozial akzeptiert wurden. Ebenso konnten dort Transvestiten verkehren und mit der künstlerischen [[Travestie]] gibt es ebenfalls ein enges Verhältnis.
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[[Datei:Templar.jpg|mini|Unter dem Vorwurf der Sodomie wurden die Templer auf dem [[Scheiterhaufen]] verbrannt (Manuskript-Illustration, um 1350)]]
Eine jüngere Generation von lesbisch-schwulen Soziologen, Philosophen und Historikern wie Mary McIntosh (''The Homosexual Role'', 1968), [[Michel Foucault]] (''La Volonté de savoir,'' 1976), Alan Bray (''Homosexuality in Renaissance England,'' 1982) oder gegenwärtig insbesondere [[David M. Halperin]] (''How to do the History of Homosexuality,'' 2002) betrachtet Homosexualität nicht mehr als eine überzeitliche Essenz, sondern als eine Erfindung der europäischen Neuzeit. Damit ist nicht gemeint, dass Frauen und Männer an anderen Orten und zu anderen Zeiten keinen gleichgeschlechtlichen Sex gehabt hätten. Vielmehr beziehen die genannten Autoren die Position, dass
==== Sodomitisches Laster ====
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Die Schätzungen hinsichtlich der Zahl der schwulen Männer, die während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] in Konzentrationslagern ihr Leben lassen mussten, variieren erheblich. Die wohl verlässlichsten Zahlen stammen bis heute von [[Rüdiger Lautmann]]. Er schätzte die Zahl der in Konzentrationslager verschleppten homosexuellen Männer auf 10.000 bis 15.000.<ref>R. Lautmann, W. Grikschat, E. Schmidt: ''Der rosa Winkel in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern.'' In: R. Lautmann (Hrsg.): ''Seminar: Gesellschaft und Homosexualität.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 325–365.</ref> Von ihnen kamen etwa 53 % ums Leben. Der Grund für z. T. erheblich darüber hinausgehende Schätzungen liegt u. a. darin, dass nicht ermittelt werden kann, wie viele aus anderen Gründen ermordete Menschen homosexuell waren.
Einige Männer wurden trotz ihrer, dem NS-Regime bekannten Homosexualität geduldet. Zu nennen sind etwa Reichswirtschaftsminister Walther Funk, der 1946 wegen seiner Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, und der schwule Bildhauer Arno Breker, der von Adolf Hitler und Joseph Goebbels auf die [[Gottbegnadeten-Liste]] der wichtigsten Künstler aus NS-Sicht gesetzt wurde und dort sogar auf die Sonderliste der „unersetzlichen Künstler“ kam. John C. Fout zeigte für Hamburg, dass 90 Prozent der Homosexuellen, die in Konzentrationslager oder Heilanstalten kamen, Arbeiter waren; nur die übrigen 10 Prozent waren der bürgerlichen Gesellschaftsschicht zuzuordnen.<ref>B. Jellonnek, R. Lautmann
In Deutschland gab es, im Gegensatz zu Österreich, kein Gesetz gegen die [[Lesbe|lesbische]] Liebe, lesbische Frauen wurden daher – anders als homosexuelle Männer – in Konzentrationslagern nicht durch einen Rosa Winkel o. ä. gekennzeichnet und auch nicht systematisch verfolgt. Trotzdem sind Fälle lesbischer Frauen bekannt, deren Lebensentwurf Anlass zur Verfolgung bot, sie wurden meist als „Asoziale“ deklariert und mussten im Konzentrationslager den schwarzen Winkel tragen. Einzelfälle in den Zugangslisten des [[KZ Ravensbrück|Konzentrationslagers Ravensbrück]] kennzeichnen dies durch ergänzende Bemerkungen neben dem Haftgrund.<ref>Claudia Schoppmann: Nationalsozialistische Sexualpolitik und weibliche Homosexualität. 2. Auflage, 1997, ISBN 3-86226-853-5</ref>
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Am 1. Mai 1970 machte schließlich die Gruppe ''Radicalesbians'' auf sich aufmerksam, indem sie in New York den Zweiten Jahreskongress zur Vereinigung der Frauen mit einem geplanten [[Happening]] unterbrach. Das dort verteilte ''Manifest der frauenidentifizierten Frau'' begründete das sich für die [[Frauenbewegung]] als einflussreich erweisende Konzept des ''politischen Lesbianismus:'' Lesbischsein wurde nicht als eine [[sexuelle Orientierung]], sondern als die einzig mögliche Strategie des Widerstands gegen [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchale]] Bevormundung und Unterdrückung aufgefasst.<!--BELEGE ?-->
In der Bundesrepublik Deutschland gilt vor allem die Uraufführung des Films ''[[Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt]]'' von [[Rosa von Praunheim]] im Jahr 1971 als Beginn der modernen deutschen [[Lesben- und Schwulenbewegung]]. Von Praunheim unterlegte die filmische Darstellung der Situation von Schwulen mit sozialkritischen Kommentaren und Texten. Die erste bundesweite Fernsehausstrahlung 1973 in der [[ARD]] wurde zum Skandal, unter anderem auch, weil sich der [[Bayerischer Rundfunk|Bayerische Rundfunk]] aus dem gemeinsamen Fernsehprogramm ausschaltete und den finnischen Spielfilm ''Benzin im Blut'' als Gegenprogramm ausstrahlte.<ref>{{cite web| url=https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42713585.html|title=Diese Woche im Fernsehen| publisher=[[Der Spiegel]]|date=1973-01-15|accessdate=2022-03-22}}</ref> Auch konservative, gesellschaftlich angepasste [[Homophilenbewegung|Homosexuelle]] lehnten den Film zum Teil ab. Die zunächst politisch linksorientierte, vor allem studentisch geprägte Emanzipationsbewegung schlug einen ganz neuen Kurs ein und setzte auf Sichtbarkeit in der Gesellschaft, um effektiver für ihre Rechte kämpfen und offener leben zu können. Das stand im Widerspruch zur [[Homophilenbewegung]], die als beendet betrachtet wurde und schon bald in sich zussammenfiel.<ref>{{Internetquelle |autor=Erwin In het Panhuis |url=https://www.queer.de/detail.php?article_id=41035 |titel=Ganz große Fernsehgeschichte: Wie man erfolgreich Schwule triggert |werk=[[Queer.de]] |datum=2022-01-31|abruf=2022-03-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://web.ard.de/ard-chronik/index/4917 |titel=Chronik der ARD |werk=[[ARD]] |datum=1973-01-15 |abruf=2022-03-22}}</ref> In diesem Zuge
Ähnlich wie in den USA trennten sich Lesben in der Bundesrepublik schon sehr früh von den männlich dominierten Schwulengruppen und engagierten sich stattdessen in der [[Frauenbewegung]], wo gleichgeschlechtliche Liebe oft nicht nur anerkannt, sondern sogar präferiert wurde.<!--BELEGE ?-->
In den 1980er und 1990er Jahren kam es zu einer breiten Ausfächerung, aber auch zu einer fortschreitenden Entpolitisierung der homosexuellen Emanzipationsbewegung. Gleichzeitig fand eine Wiederannäherung von Lesben und Schwulen statt. Seit etwa Mitte der 1980er Jahre veranstalten sie gemeinsam in fast sämtlichen europäischen und amerikanischen Metropolen alljährliche [[Demonstration]]en zur Erinnerung an den Stonewall-Aufstand. In den 1990er Jahren wurden daraus gewaltige Umzüge, die unter der Bezeichnung [[Christopher Street Day]] bzw. ''[[Gay Pride]] Parade'' in den Tagen zwischen Juni und Juli weltweit mehrere Millionen Menschen auf die Straße ziehen. Jedoch verbinden die Teilnehmer mit ihrer Anwesenheit nur noch selten eine konkrete politische Aussage. Entsprechende Gegenentwürfe zur Repolitisierung des CSD in Deutschland sind der [[Transgenialer CSD|Transgeniale CSD]] in [[Berlin-Kreuzberg]] und die [[Queerrr<!-- sic --> Street Days]] in [[Hamburg]].<!--BELEGE ?-->
Eine neue Erscheinung bildet der Wunsch nach territorialer Abgrenzung von der Hetero-Welt, der häufig als [[Queer Nationalism|Gay Nationalism]] bezeichnet wird. So wurde von einer Gruppe australischer Aktivisten am 14. Juni 2004 eine winzige Koralleninsel namens Cato besetzt und das ''[[Gay & Lesbian Kingdom of the Coral Sea Islands]]'' ausgerufen. Der neue Staat stellte sich ziemlich rasch als eine [[Mikronation]] unter vielen heraus, denn weder der Imperator [[Dale Parker Anderson]] noch sonst jemand war bereit, sich auf Cato niederzulassen. Die Unstimmigkeiten innerhalb der Führungsriege führten zur Zersplitterung der Bewegung in mehrere Gruppen.<!--BELEGE ?-->
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|Quelle=Übersetzt von Christian Michelides, Fettdruck aus dem Original übernommen}}
Aus der von der [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) herausgegebenen [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|International Classification of Diseases]] (ICD) wurde die Homosexualität (und deren Diagnoseschlüssel) erst mit der 1992 veröffentlichten ICD-10 entfernt (
In Psychoanalyse und Psychotherapie gibt es nach wie vor kontroverse Meinungen. Anhänger der [[Gay Affirmative Psychotherapy]], die die internationale Mehrheitsmeinung vertreten, versuchen, den Umgang mit Homosexualität möglichst in das Menschsein zu integrieren. Im deutschen Sprachraum äußerten sich 2000 zwei Standardwerke klar und deutlich: Im Mertens/Waldvogel konstatierte [[Udo Rauchfleisch]], dass Diskriminierung und Pathologisierung wissenschaftlich nicht vereinbar seien.<ref>Wolfgang Mertens, Bruno Waldvogel (Hrsg.): ''Handbuch psychoanalytischer Grundbegriffe.'' Kohlhammer, 2000, ISBN 3-17-014994-6.</ref> Im Stumm/Pritz verlangte [[Wolfgang Till]] von der Psychotherapie „eine nichtpathologisierende, vorurteilsfreie Haltung zur Homosexualität“.<ref>Gerhard Stumm, Alfred Pritz (Hrsg.): ''Wörterbuch der Psychotherapie'' Springer, Wien/New York 2000, ISBN 3-211-83248-3, S. 278.</ref> [[Johannes Cremerius]] nannte (schon 1992) ''die Pathologisierung der Homosexualität'' und die Weigerung, Homosexuelle zur analytischen Ausbildung zuzulassen, als einen der wesentlichen Gründe für die Krise der Psychoanalyse.<ref>Johannes Cremerius: ''Die Zukunft der Psychoanalyse.'' In: Kuster: ''Entfernte Wahrheit. Von der Endlichkeit der Psychoanalyse.'' Tübingen 1992, hier zitiert nach {{Webarchiv |url=http://www.bbpp.de/paris/ruhs.htm |text=August Ruhs |wayback=20071110061319}}</ref>
Dazu entgegengesetzt gibt es eine immer kleiner werdende Minderheit von Medizinern
<!--Anhänger einer dritten Ansicht treten ebenfalls zutage
Im Jahr 2013 veröffentlichte die Sexualwissenschaftlerin [[Sophinette Becker]] ihre Schrift ''Bisexuelle Omnipotenz als Leitkultur'' mit dem Untertitel ''Sexuelle Verhältnisse im gesellschaftlichen Wandel''.<ref>{{Literatur |Autor=[[Sophinette Becker]] |Titel=Bisexuelle Omnipotenz als Leitkultur. Sexuelle Verhältnisse im gesellschaftlichen Wandel |Sammelwerk=Psychoanalyse im Widerspruch |Band=25 |Nummer=49 |Datum=2013 |Seiten=7–25}}</ref> Sich auf Becker beziehend berichtete Hemma Rössler-Schülein 2021, eine „stumme bisexuelle Potenz“ ermögliche eine „stabil-flexible Geschlechtsidentität“. Das bedeute, „eine sichere Geschlechtsidentität, verbunden mit der Fähigkeit zur Identifikation mit dem anderen Geschlecht, ebenso wie eine stabil-flexible sexuelle Orientierung“, was beispielsweise „Heterosexualität ohne Homophobie“ ermögliche.<ref>{{Literatur |Autor=Hemma Rössler-Schülein |Titel=Übertragung und Homosexualität. Homosexualität und Übertragung |Sammelwerk=Forum der Psychoanalyse |Band=37 |Datum=2021 |Seiten=1–5 |DOI=10.1007/s00451-020-00420-7}}</ref>
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